Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Schweden, Stockholm Aerial view over Riddarholmen Stockholm | © GettyImages/Remus Kotsell

Special Schweden Wege aus der Coronakrise

Beschränkungen kehren zurück

Schweden führt neue Beschränkungen ein. Grund sind die sich zuspitzende Infektionslage und die Ausbreitung der neuen Omikron-Variante.

Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Die Unternehmen holen die Verluste schneller auf als gedacht. Dadurch sinkt die Arbeitslosigkeit und der Konsum steigt, ebenso der Kurs der heimischen Währung. (Stand: 26. Oktober 2021)

    Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist zwischen April und Juni 2021 im Jahresvergleich real um über 10 Prozent gestiegen, berichtet das nationale Statistikamt SCB. Im 1. Quartal 2021 war es im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal noch um 0,5 Prozent zurückgegangen. Im gesamten Jahr 2020 betrug das Minus 2,8 Prozent.

    Konsumenten geben wieder mehr Geld aus

    Wichtiger Treiber für die jüngste Entwicklung war der Privatkonsum. Nach einem leicht rückläufigen Jahresanfang stiegen die Ausgaben der Haushalte im 2. Quartal 2021 um über 9 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Laut vorläufigen SCB-Daten konnte in den ersten acht Monaten 2021 der gesamte Einzelhandel von der neuentdeckten Konsumlust profitieren.

    Besonderer Beliebtheit erfreuen sich nach wie vor Produkte für das eigene Heim - von Baumaterialien über Einrichtungsgegenstände und Möbel bis zur Haushaltselektronik. Blumenhändler, Spielwarengeschäfte und die Gastronomie profitieren davon, dass die coronabedingten Einschränkungen weniger geworden sind. Die Modebranche kämpft infolge von Homeoffice hingegen mit einer verringerten Nachfrage.

    Gemischtes Bild im produzierenden Gewerbe

    In der Produktion von Mode scheinen die Vorbereitungen für neue Modelle noch zu stocken, auch wenn hier das Vorkrisenniveau fast wieder erreicht ist. Mit starken Rückgängen müssen Druckereien und Papierhersteller zurechtkommen. 

    Die Kfz-Industrie und Produzenten sonstiger Transportmittel haben volle Auftragsbücher. Wegen Zulieferengpässen können sie diese aber nicht abarbeiten und bleiben unter dem Vorkrisenniveau. Die Holzbranche profitiert stark von den vielen Renovierungen. Die Chemiebranche konnte auch gegenüber dem starken Vorjahr nochmals zulegen, vor allem die Kunststoffspezialisten freuen sich über gute Geschäfte. Insgesamt ist die verarbeitende Industrie auf einem guten Weg, die Pandemieverluste wettzumachen.

    Weiterführende Informationen zu ausgewählten Branchen bietet unser Branchencheck.

    Bessere Geschäfte sorgen für mehr Investitionen

    Die Investitionen der Industrie werden 2021 das Vorkrisenniveau voraussichtlich fast wieder erreichen. Gegenüber 2020 sollen sie laut dem staatlichen Konjunkturinstitutet um knapp 7 Prozent zulegen. Auch die alle drei Monate vom statischen Zentralamt SCB durchgeführte Investitionsumfrage zeigt, dass die verarbeitende Industrie wieder umfangreicher für die Zukunft plant. Sowohl die Ausgaben für Bauvorhaben als auch die für Maschinenkäufe werden der Erhebung zufolge deutlich zulegen. Besonders kräftig werden die Metallverarbeiter, die Petrochemie, die Kfz-Industrie sowie die Lebensmittelhersteller investieren.

    Doch nicht nur technologisch rüsten schwedische Unternehmen auf. Auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt scheint sich zu bessern. Lag die Arbeitslosenquote im 1. Halbjahr 2021 zeitweise noch im zweistelligen Bereich, betrug sie im September 2021 laut Eurostat noch 8,8 Prozent und somit etwa 2 Prozentpunkte mehr als im Vorpandemie-September 2019.

    Viele Importeure haben die Krise hinter sich gelassen

    Steigender Konsum und wachsenden Investitionen beflügeln die Importnachfrage. Zwischen Januar und Juli 2021 importierte Schweden laut SCB Waren im Wert von knapp 83 Milliarden Euro. Auf Basis der Landewährung ergibt das ein Plus von 13 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum und von immerhin 1 Prozent gegenüber den ersten sieben Monaten 2019. Die Einfuhren aus Deutschland erholen sich nicht ganz so schnell. Zwar ist die Dynamik im Jahresvergleich ebenfalls zweistellig. Um das Ergebnis der ersten sieben Monate 2019 zu erreichen, fehlten von Januar bis Juli 2021 noch knapp 56 Millionen Euro.

    Außer Lebensmitteln, Getränken und Treibstoffen konnten alle anderen Warengruppen bei den Importen nominell das Vorkrisenniveau erreichen. Besonders groß ist das Plus bei Tier- und Pflanzenölen. Die Importe sind in der ersten 7 Monaten 2021 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um 23 Prozent gestiegen. Bei Maschinen und Transportmitteln ergab sich insgesamt ein Plus von 18 Prozent im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. Insgesamt stiegen die Importe aus Deutschland in den ersten sieben Monaten 2021 aber nur um 12 Prozent, was hauptsächlich durch die weiterhin rückläufigen Verkäufe deutscher Metallbearbeitungsmaschinen und Transportmittel verursacht wurde.

    Schwedische Produkte kommen gut im Ausland an

    Schwedische Exporte können mit der diesjährigen Importdynamik nicht ganz schritthalten. Allerdings verzeichneten sie auch 2020 ein leichtes Wachstum. Begünstigt durch die Lage auf den Rohstoffmärkten stiegen in den ersten sieben Monaten 2021 unter anderem die Ausfuhren von Treibstoffen, Metallerzen und Holz stark. Die im letzten Jahr wesentlich weniger nachgefragten Tierfelle haben ihre Verluste ebenfalls doppelt wettgemacht. Sehr gut verkaufen sich im Ausland auch schwedische Straßenfahrzeuge (+29 Prozent gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum), elektrische Maschinen (+18 Prozent) sowie Industriemaschinen (+15 Prozent).

    Bemerkenswert ist auch die Aufwertung der schwedischen Krone. Seit dem Tiefpunkt im März 2020 hat sie bis Oktober 2021 gegenüber dem Euro über 10 Prozent gutgemacht. Zum ersten Mal seit Anfang 2018 ist 1 Euro keine 10 Kronen mehr wert.

    Lesen Sie die aktuelle Einschätzung der schwedischen Wirtschaftslage von Professor Hubert Fromlet, Senior Berater der Deutsch-Schwedischen Handelskammer.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    In der Staatskasse gibt es genug Mittel für zukunftsorientierte Programme. Die Coronahilfen stehen nicht mehr im Fokus. (Stand: 26. Oktober 2021)

    Die meisten in Zusammenhang mit Corona stehenden Hilfsprogramme sind bereits Ende September 2021 ausgelaufen. Bei manchen Programmen, wie der Fixkostenerstattung oder der Kompensation für Umsatzausfälle, können noch Anträge bis Ende Oktober beziehungsweise Ende November eingereicht werden. Auch fast alle der im Rahmen der Pandemie eingeführten Sonderkonditionen im Bereich Kurzarbeit gelten nicht mehr.

    Geblieben sind nur noch die auf 12 Monate verdoppelte Laufzeit der Starthilfe für Neugründer sowie gesenkte Sozialabgaben bei der Einstellung von Berufseinsteigern und der Schaffung zusätzlicher Stellen in Kleinstfirmen.

    Unternehmen, die weiterhin unter einer schlechten Auftragslage leiden, müssen sich mit den schwedischen Arbeitsrechtsbestimmungen vertraut machen, vor allem mit der flexibleren Auslegung des Arbeitsmangels als Kündigungsgrund.

    Seit dem 1. Oktober 2021 müssen Arbeitnehmer wieder ab dem 8. und nicht mehr ab dem 15. Krankheitstag eine Krankschreibung vorlegen. Zum gleichen Termin wurde die Rückerstattung für Krankenzahlungen, die "über den normalen Umfang" hinausgehen, von der Sozialversicherungsanstalt ausgesetzt.

    Gefördert werden Innovationen und Umweltschutz

    Trotz des Umfangs der akuten Hilfsmaßnahmen bleiben in der Staatskasse genug Mittel für zukunftsorientierte Programme. Für 2021 wurde ein Konjunkturpaket im Umfang von knapp 10 Milliarden Euro aufgelegt.

    Unternehmen und Forschungsinstitute bekommen Unterstützung für ihre Innovationstätigkeit. Es bestehen zahlreiche Förderprogramme in den Bereichen Klimaschutz, Verkehrs- und Bausektor. Um auch die allgemeine Investitionstätigkeit zu beschleunigen, erhalten Firmen zudem neue Abschreibungsmöglichkeiten für die Erneuerung des Maschinenparks. Die Unternehmen werden auch auf dem Weg zum „fossilfreien Schweden“ unterstützt. Die zentrale Bezuschussung der Gesundheitspflege wird sowohl in direkter Verbindung mit der Pandemiebekämpfung als auch in Bereichen wie Onkologie, notärztliche Hilfe oder Geburtshilfe eingesetzt.

    Zusätzliche Fördermittel sind auch im Haushaltsplan für 2022 festgeschrieben. So werden zum Beispiel die Förderprogramme Industriklivet und Klimatklivet für Maßnahmen zur Einsparung von Emissionen in der Industrie beziehungsweise der Gesellschaft aufgestockt. Ab 2022 sollen innerhalb von drei Jahren zudem knapp 200 Millionen Euro in den Ausbau von Biogaskapazitäten fließen. Weitere 100 Millionen werden im Rahmen der Prämie für Elektrobusse ausgezahlt, um die Mehrkosten bei der Anschaffung batteriebetriebener Busse auszugleichen. Etwa 20 Millionen Euro sind für die Unterstützung der Umstellung auf umweltfreundliche Lkw und strombetriebene Arbeitsmaschinen vorgesehen.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.