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Rund 18 Milliarden Euro für Serbiens Sprung in die Zukunft
Mit 18 Milliarden Euro will Serbiens Regierung ambitionierte Bauprojekte und die Expo 2027 finanzieren. Für deutsche Unternehmen eröffnen EU-finanzierte Vorhaben Chancen.
05.03.2024
Von Martin Gaber | Belgrad
Ein moderner Wolkenkratzer reiht sich an den nächsten. In Belgrad entsteht entlang des Flusses Save ein komplett neues Stadtviertel: Beograd na Vodi, also Belgrad am Wasser. Selbst das Messegelände wird dafür weichen. Das Projekt verändert das Stadtbild von Serbiens Hauptstadt seit einigen Jahren massiv. Doch dabei wird es nicht bleiben. Die Regierung hat jüngst ihr ambitioniertes Vorhaben "Serbien 2027" vorgestellt. Hintergrund ist die Weltausstellung Expo, die von Mai bis August 2027 in Belgrad stattfinden wird. "Sprung in die Zukunft" untertitelt die Regierung das Programm und hat umfassende Investitionen angekündigt.
Knapp 18 Milliarden Euro veranschlagt
"In den nächsten dreieinhalb Jahren planen wir insgesamt 17,8 Milliarden für diese Projekte", sagt Serbiens Präsident Aleksandar Vučić.
Im Zuge des Megaplans "Serbien 2027" sollen neue Krankenhäuser, Bildungs- und Forschungseinrichtungen und Sport- und Kulturstätten entstehen sowie eine moderne Verkehrsinfrastruktur. Für Serbiens Bauwirtschaft dürften die Großprojekte weiteren Schwung bedeuten. Nach einem schwächeren Jahr 2022 ging es 2023 wieder deutlich bergauf. Die abgeschlossenen Projekte legten in den ersten drei Quartalen um über 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, die beauftragten Arbeiten sogar um 44 Prozent, so Zahlen der Statistikbehörde.
Neben serbischen Unternehmen werden auch Banken und Unternehmen aus China Serbiens Pläne mitfinanzieren und -bauen. Serbien gilt in Chinas Neuer Seidenstraße als interessanter Partner, da das Land direkt vor den Toren der EU liegt. Jüngst haben beide Staaten ein Freihandelsabkommen unterzeichnet. Doch auch Partner aus Europa sind an den Projekten beteiligt. Gerade Vorhaben mit europäischer Finanzierung dürften Chancen für deutsche Unternehmen eröffnen.
Säule | Schwerpunkte |
---|---|
Lebensstandard der Bürger | Erhöhung Mindestlohn, Renten, Gehälter im öffentlichen Dienst |
Schnellere Modernisierung | Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Biotechnologie, Ausbildung |
Infrastruktur | Ausbildung, Verkehr, Gesundheit, Kultur und Sport |
Industrialisierung | Fabriken, Landwirtschaft, Energie, Bergbau, Umwelt |
Expo 2027 | Bau und Umsetzung der spezialisierten Weltausstellung |
Ganzheitliche Entwicklung | Städtische und ländliche Entwicklung |
Verkehrsinfrastruktur wird deutlich ausgebaut
Serbien hat sein Autobahnnetz über die vergangenen Jahre erneuert und erweitert. Die Autobahn "Miloš der Große" (Autoput Miloš Veliki) verbindet Belgrad mit Čačak. Das führt dazu, dass auch Standorte außerhalb der Metropolregionen Belgrad oder Novi Sad für Investoren interessanter werden. So haben sich auch deutsche Betriebe wie der Autozulieferer Vorwerk für den Standort Čačak entschieden. Im Zuge von "Serbien 2027" sind weitere 487 Autobahnkilometer geplant, ein Zuwachs von rund 50 Prozent. Auch die Anbindung an die Nachbarländer würde dadurch erleichtert. Neben Autobahnen fließt auch Geld in Land- und Bundesstraßen. So sind ein Drittel der Straßen und damit rund 6.000 Kilometer sanierungsbedürftig, so die Regierung. Mit 2 Milliarden Euro soll die Sanierung in den nächsten vier Jahren gelingen.
EU unterstützt bei der Modernisierung der Schienen
kostet alleine die Erneuerung der Strecke von Belgrad nach Niš.
Die marode Eisenbahninfrastruktur wird ebenfalls erneuert. Derzeit ist nur die Schnellstrecke zwischen Novi Sad und Belgrad eine Alternative zum Straßenverkehr. Der Rest der Strecke ab Novi Sad bis zur ungarischen Grenze befindet sich derzeit im Ausbau. Dieser ist Teil des hauptsächlich von China finanzierten Bahnprojekts Belgrad - Budapest. Ansonsten verkehren kaum Züge auf dem maroden Schienennetz oder nur mit niedrigen Geschwindigkeiten. So benötigen Personenzüge aktuell über sechs Stunden für die 208 Kilometer von Belgrad nach Niš.
Internationale Anschlüsse sind bis auf eine Verbindung nach Montenegro außer Betrieb. Der Plan der Regierung ist nun, rund 2.000 Schienenkilometer zu modernisieren oder neu zu bauen. Die EU und europäische Banken finanzieren die Erneuerung der Bahnstrecke von Belgrad nach Niš und weitere Projekte. Auch die Bahn-Tochter DB Engineering & Consulting ist an einigen Vorhaben beteiligt.
Milliarden für Kompetenzzentren, Sport und Kultur
Nicht nur die Verkehrsinfrastruktur soll sich verändern, auch in Kompetenzzentren, Kultureinrichtungen und neue Stadien soll Geld fließen. Als eines der Leuchtturmprojekte gilt dabei der Bio4Campus in Belgrad. Das über 400 Millionen Euro teure Projekt soll Kompetenzen im Bereich Biotechnologie bündeln und neben Wissenschaftlern und Studierenden auch Partner aus der Privatwirtschaft anziehen. "Das wird Serbiens größte Einzelinvestition im Bereich Wissenschaft", sagt die zuständige Ministerin Jelena Begović. Die Finanzierung kommt unter anderem von der Entwicklungsbank des Europäischen Rats. Absichtserklärungen wurden bereits mit Pharmaunternehmen wie Pfizer und Astra Zeneca unterschrieben, so ein Bericht von BalkanInsight.
Expogelände entsteht an Belgrads Stadtgrenze
Ins Rollen gebracht hatte den neuen Megaplan der Regierung der Zuschlag für die spezialisierte Weltausstellung Expo 2027. Dafür entsteht an Belgrads Stadtgrenze ein neues Messegelände inklusive zugehöriger Infrastruktur. Der Zeitplan dafür ist knapp: Nur rund drei Jahre hat Serbien Zeit das Projekt auf die Beine zu stellen. Um den Prozess zu beschleunigen, wird die Regierung auf öffentliche Ausschreibungen verzichten. Stattdessen soll mit einem Lex Specialis, also einem Sondergesetz, dafür gesorgt werden, dass Aufträge direkt vergeben werden und so der knappe Zeitrahmen eingehalten werden kann. Das steht in der Kritik, denn damit wird der Wettbewerb verzerrt.
Arbeitskräfte fehlen
Die neuen Megaprojekte bis 2027 dürften die Lage auf dem Arbeitsmarkt zuspitzen. Schon heute ist die Situation angespannt. Serbiens Bauindustrie fehlen bereits seit einigen Jahren die benötigten Arbeits- und Fachkräfte. "Serbien wird Arbeitskräfte importieren müssen", sagt Bauminister Goran Vesić im staatlichen Sender RTS. Demnach käme bereits jetzt rund ein Drittel aller Arbeitskräfte im Baugewerbe aus dem Ausland. Serbiens Arbeitslosigkeit sinkt seit Jahren, gleichzeitig setzen Abwanderung und mangelhafte Ausbildungsstrukturen dem Sektor zu. So helfen sich serbische Bauunternehmen, in dem sie Arbeitskräfte aus Asien nach Serbien holen. Teilweise haben sich dafür schon spezialisierte Agenturen gegründet.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Germany Trade & Invest | Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen | |
Serbische Regierung | Informationen zu aktuellen Projekten in Serbien |
Expo 2027 | Spezialisierte Fachausstellung 2027 in Belgrad |
Srbija 2027 | Entwicklungsprogramm für Serbien bis 2027 |
Belgrade Waterfront | Neues Stadtviertel in Belgrad mit zahlreichen Bauvorhaben |
Ministerium für Bau, Verkehr und Infrastruktur | Für viele Bauprojekte zuständiges Ministerium |
Baumesse Belgrad | Fachmesse für die Bauindustrie |