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Laser, schneiden aus Metall Metallverarbeitung: Laser, schneiden aus Metall | © GettyImages/prescott09

Special | Slowakei | Beschaffung

Slowakische Metallverarbeiter bieten großes Produktspektrum an

Die Metallindustrie hat eine starke Position in der Slowakei. Das Land ist deshalb ein interessanter Lieferant von Metallerzeugnissen für die deutsche Wirtschaft.

Von Gerit Schulze | Bratislava

Metallerzeugung und -bearbeitung sind ein wichtiger Wirtschaftszweig in der Slowakei. Ihr Anteil an der Bruttowertschöpfung betrug 2022 immerhin 3,9 Prozent. Damit ist die Branche sogar bedeutender als der Fahrzeugbau (3,6 Prozent).

Es gibt große Stahlwerke, Aluminiumhütten und Gießereien, aber auch viele spezialisierte Metallverarbeiter. In der Branche sind rund 100.000 Menschen tätig.

Boom der Autoindustrie sorgte für Rückenwind

Besonders das starke Wachstum der slowakischen Automobilindustrie hat die Metallverarbeiter des Landes in den letzten zwei Jahrzehnten beflügelt. Sie mussten ihre Qualitätsstandards verbessern, die Kapazitäten erhöhen und die Produktvielfalt vergrößern. Die slowakische Investitionsfördergesellschaft SARIO zählt die hochqualifizierten, produktiven und kostengünstigen Arbeitskräfte zu den wichtigsten Standortvorteilen für die Metallverarbeitung. Das Produktivitäts- und Qualifikationsniveau sei im europäischen Kontext sehr wettbewerbsfähig, teilte die Agentur auf Anfrage von Germany Trade & Invest mit.

Allerdings leidet der Industriezweig seit Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine unter den hohen Energiepreisen und steigenden Produktionskosten. Außerdem stagniert die Auslandsnachfrage, weshalb die Gewinne vieler Metallverarbeiter 2023 einbrachen.

Hohe Energiepreise belasten die Betriebe

Der größte Aluminiumhersteller des Landes, Slovalco, musste seine Primärproduktion Anfang 2023 einstellen. Derzeit ist nur noch die Recyclinganlage in Betrieb, die Aluminiumschrott mit geringerem Energieeinsatz umschmelzt. Das Werk im mittelslowakischen Žiar nad Hronom gehört zur Hälfte der norwegischen Norsk Hydro.

Auch andere ausländische Unternehmen sind in der slowakischen Metallindustrie aktiv. U.S. Steel kaufte im Jahr 2000 das Stahlwerk Košice. Der US-Konzern wird voraussichtlich bis Jahresende 2024 von der japanischen Nippon Steel übernommen, womit sich auch der Eigentümer der Fabrik in der Ostslowakei ändert. Das Werk in Košice hat eine Jahreskapazität von 4,5 Millionen Tonnen Stahl und produziert warm- und kaltgewalzten Stahl, feuerverzinkten Stahl, organisch beschichteten Stahl, Produkte aus Weißblech, Elektroblech und spiral geschweißte Rohre.

Košice ist wichtiges Cluster der Metallverarbeitung

Rund um das Stahlwerk in Košice haben sich spezialisierte Metallverarbeiter angesiedelt. Die italienische CLN Group schneidet dort Blechbandwickel (Coils), Trapeze und metallische Oberflächen für Industriekunden wie Škoda, Matador und Indesit zu.

Die Thüringer Silbitz Group betreibt auf dem Gelände von U.S. Steel die größte slowakische Gießerei Eurocast Košice. Dort werden Gussteile gefertigt, die an Bahn- und Antriebstechnik, Maschinenbau und Windkraftausrüster gehen.

Die schwäbische Schüle-Gruppe fertigt in Poprad nahe der Hohen Tatra Präzisionsgussteile aus Aluminiumlegierungen. Handtmann, ebenfalls aus Schwaben, hat zwei Standorte in Kechnec und in Košice und produziert unter anderem Aluminium-Druckgussteile. Die bayerische STEELAG betreibt ein Werk in Bánovce bei Trenčín, das spezialisiert ist auf elektrogeschweißte Bauteile und Bewehrungen für Beton, auf Stahldrähte und Stützkörbe.

Ausländische Investoren mit starker Position

ArcelorMittal und Gonvarri haben ein Gemeinschaftsunternehmen in der Slowakei. Sie verarbeiten in Nitra und Senica flachgewalzte Stahl- und Aluminiumrollen zu Blechen, Trapezzuschnitten und Stanzteilen für Hersteller von Fahrzeugen, Haushaltsgeräten und für die Bauindustrie. In Senica fertigt ArcelorMittal Construction Metallkomponenten für Dächer, Fassaden und Verbunddecken, vor allem Trapezprofile und C-Träger.

Der spanische Aluminiumverarbeiter Cortizo ist mit einem Werk im mittelslowakischen Nová Baňa vertreten. Die Fabrik ist mit Strangpressen, Anlagen zur Pulverbeschichtung und zum Eloxieren (Oxidschicht auf Aluminium auftragen) sowie mit CNC-Bearbeitungszentren ausgestattet.

Der belgische Stahlkonzern Bekaert produziert in Sládkovičovo und Hlohovec bei Trnava Stahlcord- und Stahldrahtprodukte für die Automobil-, Energie- und Bauindustrie sowie für Konsumgüterhersteller.

Die österreichische Miba AG betreibt zwei Werke in der Slowakei. In Dolný Kubín östlich von Žilina fertigt sie Reibbelags-Technologien für Getriebe, Achsen und Bremsen in Bau- und Landmaschinen sowie Komponenten für Allradfahrzeuge. In Vráble bei Nitra werden Stahllamellen produziert.

Additive Fertigungsverfahren auf dem Vormarsch

Der armenischstämmige Luftfahrtingenieur Artur Gevorkyan gründete 1996 bei Banská Bystrica den nach eigenen Angaben führenden europäischen Hersteller im Bereich Pulvermetallurgie. Gevorkyan kombiniert Sinter- und Einspritztechniken mit heißisostatischen Pressen. Außerdem produziert das Unternehmen Metallprodukte mit Hilfe additiver Fertigungsverfahren (3D-Druck). Es produziert mehr als 2.000 verschiedene Komponenten aus Eisen, Edelstahl, Bronze, Kupfer, Silber und Messing und beliefert Hersteller von Autos, Handwerkzeugen, Sicherheitssystemen, Land- und Baumaschinen, Kompressoren und Medizintechnik.

Liefermengen und -fristen

Große Liefermengen und enge Fristen sind mit Auftragnehmern genau vorab zu klären. Die Agentur SARIO rät, Lieferfristen im Vertrag ausdrücklich festzulegen. Bei langfristig gewünschter Kooperation kann es sich lohnen, das slowakische Unternehmen beim Kapazitätsausbau zu unterstützen. Laut slowakischem Handelsgesetzbuch muss man Warenlieferungen innerhalb von 60 Tagen nach Rechnungsstellung begleichen.

Deutschland kauft ein Drittel der Metallexporte

Im Jahr 2023 exportierte die Slowakei Metallerzeugnisse im Wert von rund 3,7 Milliarden Euro. Der überwiegende Teil davon verbleibt in Europa. Deutschland nimmt fast ein Drittel der Lieferungen ab. Wichtigste Exportposition sind "Waren aus unedlen Metallen" (SITC-Nummer 699), wozu Beschläge, Ketten, Halbwaren und Bleche gehören. Dahinter folgen Metallkonstruktionen wie Türen, Profile, Rohre und Verkleidungen.

Slowakische Exporte von Metallwaren nach Deutschlandin Millionen Euro; Veränderung in Prozent
SITC - Warenbezeichnung

2013

2019

2023

Veränderung 2023/2022

69 Metallwaren

573

669

1.001

11,2

691 Konstruktionen und Konstruktionsteile

75

108

237

33,8

692 Transport- oder Lagerbehälter aus Metall

24

32

70

37,0

693 Drahterzeugnisse, Gitter und Geflechte

24

16

16

7,7

694 Nägel, Schrauben, Bolzen, Muttern, Nieten und ähnliche Waren, aus Eisen,
Stahl, Kupfer oder Aluminium

42

39

70

19,7

695 Hand- und Maschinenwerkzeuge

16

32

41

12,8

696 Messerschmiedewaren

1

1

4

145,7

697 Haushaltsartikel aus unedlen Metallen

18

30

49

13,0

699 Waren aus unedlen Metallen

373

412

514

-0,7

Quelle: Eurostat 2024

Auch mit Maschinenprodukten aus Metall betreibt die Slowakei einen regen Außenhandel. So exportierte sie 2023 Wälzlager für über 600 Millionen Euro. Auch davon ging rund die Hälfte nach Deutschland. Bei Armaturen, Dampfkesseln und Metallbehältern betrug das Exportvolumen 2023 rund 144 Millionen Euro.

Neben Deutschland sind die Nachbarländer Tschechien, Polen und Ungarn wichtige Abnehmerländer für Metallerzeugnisse. Außerhalb der EU verkauft die Slowakei viele Produkte in China, Indien, in der Ukraine und der Türkei.

Slowakische Exporte von Metallbearbeitungsmaschinen nach Deutschlandin Millionen Euro; Veränderung in Prozent
SITC - Warenbezeichnung

2013

2019

2023

Veränderung 2023/2022

73 Metallbearbeitungsmaschinen

78

120

107

2,5

731 spanabhebende Werkzeugmaschinen

16

33

39

38,2

733 Werkzeugmaschinen zum spanlosen Bearbeiten von Metallen

2

7

12

6,7

735 Teile und Zubehör

46

62

40

-23,1

737 Metallbearbeitungsmaschinen

15

18

16

23,3

Quelle: Eurostat 2024

Über 1.000 Unternehmen in der Branche tätig

Laut Eurostat gab es 2022 in der Slowakei rund 1.000 Unternehmen, die in der Sparte Metallerzeugung und ersten Bearbeitungsschritten tätig waren (NACE-Code 24). Dazu zählen Stahl- und Walzwerke, Gießereien und Röhrenhersteller.

Deutlich differenzierter ist das Bild bei der Herstellung spezieller Metallerzeugnisse wie Drähte, Schneidwaren, Schrauben und Behältern (NACE-Code 25). Hier verzeichnete Eurostat sogar über 34.000 Unternehmen, wobei auch Einzelunternehmer dazu gerechnet werden, die zum Beispiel als Selbstständige Schweißdienstleistungen anbieten. 

Potenzielle Lieferanten und Tipps zur Kontaktaufnahme

Führende Metallverarbeiter in der Slowakei Umsätze mit eigenen Waren und Dienstleistungen in Millionen Euro, Veränderung in Prozent
Unternehmen, StandortTätigkeitsbereiche

Umsatz 2022

Umsatz 2023

Veränderung 2023/2022 *)

Železiarne Podbrezová, PodbrezováNahtlose Stahlröhren

424

313

-26,2

Nemak Slovakia, Ladomerská VieskaAluminium-Teile

222

238

7,1

Miba Steeltec, VrábleTeile für Baumaschinen, Traktoren und Fördertechnik, Maschinenbearbeitung für Kfz- und Flugzeugbauindustrie, Werkzeugproduktion

121

124

2,6

Miba Sinter Slovakia, Dolný KubínPulvermetallurgische Komponenten für die Kfz-Industrie

83

99

18,8

Gevorkyan, VlkanováPulvermetallurgische Komponenten für die Kfz-Industrie, Handwerkzeuge, Schlösser, Ölindustrie, Land- und Baumaschinen, Kompressoren, Medizintechnik

59

76

30,3

Andritz Slovakia, Humenné Teile für Tierfutterproduktion, Wasserkraftwerke, Papierproduktion

66

68

2,8

GU Slovensko, Lužianky Fenster-, Türentechnik und -antriebe

58

65

11,0

SAM Industries, Bratislava Teile für Chemie-, Petrochemie-, Gas-, Energie- und Lebensmittelindustrie

74

62

-15,3

MEVIS Slovakia, Šamorín Metallteile für die Automobilindustrie, Elektromechanik und Haushaltsgeräte

37

50

37,1

Booster Precision Components (Belusa), BelušaKfz-Teile, Brennstoffzellen-Teile, hydraulische Teile

45

48

6,8

* auf Basis der nicht aufgerundeten Werte.Quelle: Finstat 2024; Wirtschaftsmagazin Trend 2024; Register der Jahresabschlüsse 2024; Unternehmensangaben 2024

Hinweise zum Qualitätsmanagement

Slowakische Produktionsbetriebe, die im Exportgeschäft tätig sind, haben in der Regel alle notwendigen Zertifikate gemäß der EU-Regularien, erklärt die Wirtschaftsförderagentur SARIO. Die Hersteller arbeiten eng mit Zertifizierungsstellen und Regulierungsbehörden der EU und internationaler Organisationen zusammen. Sie orientieren sich an den wichtigsten Normen zum Qualitätsmanagement. Dazu gehören:

  • ISO 9001 (Anforderungen zur Zertifizierung von Qualitätsmanagementsystemen)
  • ISO 14001 (Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem)
  • ISO 3842-2 (Internationaler Standard für Straßenfahrzeuge)
  • IATF 16949 (Qualitätsmanagementsystem für Zulieferer der Automobilindustrie)
  • OHSAS 18001 (Zertifizierungsgrundlage für Managementsysteme zum Arbeitsschutz)
  • VDA 6.X (Standards für die Serienfertigung von Produktionsmaterialien für Straßenfahrzeuge)
  • TÜV-Produktzertifizierung

Auswahl potenzieller LieferantenSlowakische Metallverarbeiter mit hohem Exportanteil
Unternehmen, Ort (Region)Produkte
Švec a Spol, Vráble (Nitra)Produkte aus Edelstahl und Aluminium, Stanzwerkzeuge, Blechbaugruppen, Prototypen, geschweißte Bauteile
KOPS, Kriváň (Banská Bystrica)Bauteile für hydraulische und pneumatische Systeme, Automobilindustrie, Baumaschinen und Landtechnik, überwiegend Stahlkomponenten nach Kundenwunsch bis zur Toleranzklasse IT5
HERN, Námestovo (Žilina)Einzelteile und Schweißteile für Traktoren, Baumaschinen, Mähdrescher und andere Maschinen, jährlich rund 3,3 Millionen Einheiten
Metales, Dolný Kubín (Žilina)Serienproduktion von Profilen, Rohren und Blechen mit mittlerer bis hoher Kapazität; Schneiden, Formen, CNC-Bearbeitung, Schweißen, Oberflächen- und Wärmebehandlung; 90 Prozent Exportquote
IMC Slovakia, Považská Bystrica (Trenčín)Metall- und Blechbearbeitung, Oberflächenbehandlung (Sand-, Kugelstrahlen, Pulverbeschichtung), Schweißen, CNC-Fräsen mit Genauigkeiten von bis zu 0,01 Millimetern
Klimstahl, Myjava (Trenčín)Komponenten für Gasindustrie, Wasserwirtschaft und Fahrzeugbau, unter anderem aus Edelstahl, Messing, Aluminium, Gussteilen; auch Verzinkung und Verzinnen, Eloxieren, Pulverbeschichtung
Heneken, BratislavaHandel mit Aluminium und Aluminiumlegierungen, Magnesium, Metallschrott, Blei, Ferrotitan, Ferrolegierungen, Zinklegierungen; Produktion von Vorlegierungen auf Aluminiumbasis; drei Produktionsstätten in der Slowakei sowie in Südafrika, Kanada und der Türkei
1st Prešov Machine Shop, PrešovFormbau für Metall- und Kunststoffteile mit einem Gewicht bis 10 Tonnen; Einsatz von 3D-Metalldruckern; Herstellung komplexer Metallteile durch Lasersintern; Biegen von Drähten und Rohren
Quelle: Investitionsagentur SARIO 2024, Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Transport und Logistik in der Slowakei

Die Wege in der dünn besiedelten Slowakei sind lang und das Autobahnnetz nicht besonders engmaschig ausgebaut. Zwischen den beiden größten Städten Bratislava und Košice gibt es noch keine durchgehende Schnellverbindung. Wirtschaftliches und logistisches Zentrum ist Bratislava. Von hier aus führen Autobahnen nach Ungarn, Österreich und Tschechien.

Für Autos bis 3,5 Tonnen Gewicht gilt auf den Autobahnen eine Vignettenpflicht. Für größere Fahrzeuge muss je nach Fahrtstrecke eine Mautgebühr bezahlt werden, deren Höhe sich nach Gewicht, Emissionsklasse und Anzahl der Achsen richtet.

Entlang der Donau liegen einige Häfen, über die Fracht aus und Richtung Mitteleuropa transportiert werden kann. Größter Umschlagplatz ist Bratislava. Daneben gibt es kleinere Donauhäfen in Komárno und Štúrovo an der Grenze zu Ungarn. Betreiber ist der Staatsbetrieb Verejné prístavy.

Wichtige deutsche und europäische Logistikdienstleister sind in der Slowakei vertreten. Bei der AHK Slowakei tauscht sich eine Arbeitsgruppe "Transport und Logistik" alle zwei Monate über aktuelle Probleme in der Branche aus.

Wie finde ich slowakische Lieferanten?

Kontaktadressen
BezeichnungAnmerkung
AHK SlowakeiAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
Združenie zlievarní a kováční SlovenskaVerband der Gießereien und Schmieden der Slowakei
Zväz strojárskeho priemyslu Slovenskej republikySlowakischer Maschinenbauverband
Zväz hutníctva, ťažobného priemyslu a geológie SRVerband für Metallurgie, Bergbau und Geologie
Medzinárodný strojársky veľtrhMaschinenbau-Fachmesse in Nitra; nächster Termin: 20. bis 23. Mai 2025
Slovenská agentúra pre rozvoj investícií a obchodu (SARIO) Slowakische Förderagentur für Investitionen und Handel
StrojárstvoFachportal und -zeitschrift für den Maschinenbau
Žilinská univerzita v Žiline - Kompetenčné centrum pre priemyselný výskum a vývoj v oblasti ľahkých kovov a kompozitovKompetenzzentrum für industrielle Forschung und Entwicklung von Leichtmetallen und Verbundstoffen
Industry Innovation ClusterCluster und Plattform für Innovationen in der Industrie

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