Special | Slowakei | EU-Förderung
Förderung aus dem Modernisierungsfonds
Mit dem Modernisierungsfonds ebnet Brüssel den Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Die Slowakei kann bis 2030 mit 2,15 Milliarden Euro aus diesem Fördertopf rechnen.
18.10.2023
Von Miriam Neubert, Gerit Schulze | Bratislava
Der Modernisierungsfonds der EU fördert in zehn Mitgliedsländern Mittel- und Osteuropas bis 2030 den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft. Er soll komplementär zu anderen Förderprogrammen wirken. Auch die Slowakei kommt in den Genuss der Mittel.
Die Gelder stammen aus dem europäischen Emissionshandel (EU-ETS), aus dem im Zeitraum 2021 bis 2030 2 Prozent der Zertifikatsmenge zur Verfügung stehen. Mindestens 70 Prozent der erlösten Einnahmen müssen Projekten in fünf vorrangigen Bereichen zufließen.
|
In der Slowakei sollen sich die Projekte, die Unterstützung aus dem Modernisierungsfonds bekommen, auf drei Bereiche verteilen (Stand: September 2023):
- Modernisierung der Wärmeerzeugung und -verteilung: 1.000 Millionen Euro
- Dekarbonisierung der Industrie: 750 Millionen Euro
- Stromerzeugung aus regenerativen Quellen: 400 Millionen Euro
Große Investitionsprojekte in der Pipeline
Das Interesse der unter Dekarbonisierungsdruck stehenden Energiewirtschaft und Industrie ist groß. Schon in der Vorbereitungsphase, als es darum ging, die Investitionsstrategie zu erstellen, erhielt das für den Modernisierungsfonds zuständige Umweltministerium 124 Projektvorschläge. Der Gesamtwert der geplanten Investitionen beträgt 4 Milliarden Euro. Eine Kommission stellte daraus eine Liste zusammen, die sie an die Europäische Investitionsbank (EIB) sandte. Eine solche Übersicht ist jährlich zu übermitteln, um daraus die Investitionspläne des Landes für die folgenden zwei Kalenderjahre ablesen zu können.
Umbau der Wärmeerzeugung mit smarten Leitungen
Die Modernisierung der Wärmeerzeugung zielt vor allem auf das Fernheizungssystem der Slowakei. Hier sollen der Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung verstärkt und Smart-Grid-Lösungen für die Wärmeübertragung genutzt werden. Auch Technologien zur Energiespeicherung sowie zur Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen sind förderfähig. Zuschüsse gibt es außerdem für die Beschaffung von Software, digitalen Systemen, Mess- und Steuertechnik, für intelligente Wärmeverteilung und Cybersicherheit. Einzelheiten enthält das im Handelsanzeiger veröffentlichte Förderschema für den Heizkraftsektor. Zuständiges Ressort ist das Umweltministerium, die Abwicklung übernimmt der Umweltfonds. In einem ersten Projektaufruf wurden 2022 Fördermittel in Höhe von 149,5 Millionen Euro vergeben. Eine vom Umweltministerium veröffentlichte Liste umfasst 19 Projekte im Heizkraftsektor. Dazu gehören die großen Fernwärmeversorger in Bratislava, Košice, Martin und Zvolen.
Industrie soll Ausstoß von Treibhausgasen senken
Bei der Dekarbonisierung der Industrie geht es darum, Energieeffizienzmaßnahmen durchzuführen, den Einsatz fossiler Energieträger und damit den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken. In einer ersten Runde konnten Unternehmen bis Ende Juni 2023 ihre Förderanträge einreichen. Sieben große Produzenten haben bislang eine Finanzierungszusage bekommen, darunter Betriebe der Stahl-, Chemie-, Papier- und Mineralölindustrie. Das Förderschema für Unternehmen, die ihren Treibhausgasausstoß senken wollen, hat das Umweltministerium zusammengefasst.
Empfänger | Projektbezeichnung | Investitionssumme (Mio. Euro) |
---|---|---|
U. S. Steel Košice | Ökologisch nachhaltige Verarbeitung von Flüssigstahl beim Gießvorgang | 300,0 |
Duslo | Grüner Ammoniak | 58,4 |
Mondi SCP | Dekarbonisierung eines Kalkofens | 28,9 |
Rona | Dekarbonisierung der Glasproduktion | 28,6 |
Slovnaft | Technologische Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen | 24,2 |
Slovnaft | Erhöhung der Energieeffizienz und Senkung der CO2-Emissionen bei der Ethylenproduktion | 20,0 |
Danucem Slovensko | Dekarbonisierung der Zementproduktion | 9,6 |
Geld für Einsatz erneuerbarer Energiequellen
Der dritte Pfeiler der Förderung aus dem Modernisierungsfonds regelt die staatlichen Beihilfen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen. In diesem Bereich hat die Slowakei noch Nachholbedarf. Im Jahr 2021 lag der Anteil erneuerbarer Energiequellen an der Gesamterzeugung bei 17 Prozent, während der EU-Durchschnitt 22 Prozent betrug.
Ursprünglich sollten erneuerbare Energien durch Auktionen einen neuen Schub bekommen. Doch dann kam der Modernisierungsfonds als Quelle für Investitionshilfen der Regierung gelegener.
Um die Fördermittel bewerben können sich kleine und mittlere Unternehmen ebenso wie Großunternehmen, selbstversorgende Betriebe und Kommunen. Es geht dabei um die Energiequellen Wasser, Sonne, Wind, Geothermie (auch in der kombinierten Produktion von Strom und Wärme) und bei der Stromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung auch um feste Biomasse, Biogas, Deponiegas und Kläranlagengas.
Pro Jahr sollen durchschnittlich 40 Millionen Euro vergeben werden. Für die Umsetzung des Programms ist das Wirtschaftsministerium zuständig. Einzelheiten enthält das im Handelsanzeiger veröffentlichte Förderschema für die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen.
Modernisierungswelle eröffnet Geschäftschancen
Für deutsche Technologieanbieter im Energiesektor ergeben sich durch den Modernisierungsfonds in der Slowakei eine ganze Reihe von Geschäftschancen. Sie reichen von hochwirksamen Blockheizkraftwerken über Speichersysteme bis hin zu Software oder Mess- und Regeltechnik. Technologien zur Erhöhung der Energieeffizienz in der Produktion und zur Senkung von klimaschädlichen Gasen werden gefragt sein. Slowakische Tochtergesellschaften deutscher Unternehmen wiederum können prüfen, ob sich diese Förderquelle für ihre Energie-, Effizienz- oder Emissionseinsparungsprojekte eignet.