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Ljubljana - Slowenien (Kirche und Fluss Ljubljanica) Ljubljana - Slowenien (Kirche und Fluss Ljubljanica) | © GettyImages/TomasSereda

Special Slowenien Wege aus der Coronakrise

Die Wirtschaft erholt sich wieder

Impulse kommen vom privaten Verbrauch, den Investitionen und den Ausfuhren sowie den Maßnahmen der Regierung.

Von Waldemar Lichter | Ljubljana

  • Konjunktur und wichtigste Branchen

    Das Coronavirus hat sich rasch im Land ausgebreitet. Die stark in Europa integrierte offene slowenische Volkswirtschaft erholt sich vom heftigen Einbruch. (Stand: 26. Oktober 2021)

    Die Coronakrise hatte sich schnell in der Wirtschaft bemerkbar gemacht. Einer Befragung der slowenischen Wirtschaftskammer GZS vom Frühjahr 2020 zufolge kämpften 93 Prozent der Unternehmen mit ernsthaften Problemen aufgrund der geringeren Nachfrage aus dem In- und Ausland. Hinzu kamen unterbrochene Lieferketten. Die Unternehmen erlitten massive Umsatzeinbußen.

    Konjunktureinbruch 2020

    Einige bedeutende Industrieunternehmen mussten bereits zu Beginn der Pandemie in Slowenien wochenlange Produktionsstopps verordnen. Dazu gehörte beispielsweise der Automobilhersteller Revoz (Novo mesto), ein Tochterunternehmen des französischen Renault-Konzerns. Temporäre Schließungen ihrer Werke in Slowenien verfügten ferner die Haushaltsgerätehersteller Hisense Gorenje und BSH Hišni Aparati sowie Elan (Sportwaren), Alpina (Schuhe) und Magna Steyr (Lackiererei). Die meisten von ihnen haben inzwischen ihre Produktion wieder aufgenommen. Gearbeitet wird aber zum Teil noch mit deutlich reduzierten Kapazitäten.

    Die Auswirkungen der Pandemie auf die Industrie und den Dienstleistungssektor (vor allem Handel und Tourismus) haben die Wirtschaftsleistung 2020 stark einbrechen lassen. Nach Angaben des Statistikamtes in Ljubljana ging das Bruttoinlandsprodukts (BIP) um real 5,5 Prozent zurück. Zu Beginn der Krise wurde von Fachleuten ein weitaus größerer Einbruch befürchtet.

    Seit Jahresanfang 2021 erholt sich die Konjunktur. Impulse kommen vom starken Wachstum des privaten Verbrauchs, der Investitionen und der Ausfuhren. Gestützt wird das durch Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung der Wirtschaft und der Beschäftigung. Aufgrund der guten Konjunkturentwicklung im 1. Halbjahr 2021 wurden die meisten Wachstumsprognosen deutlich nach oben korrigiert.

    So rechnet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW) für 2021 mit einer realen BIP-Zunahme von 5,2 Prozent (nach zuvor nur 3,6 Prozent). Die slowenische Wirtschaftsleistung habe bereits das Vorkrisenniveau erreicht, so WIIW-Experten. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schraubte seine Prognose für 2021 noch deutlicher von 3,9 auf nun 6,3 Prozent hoch.

    Die günstige Entwicklung werde vor allem auf verbesserte konjunkturelle Aussichten auf wichtigen Auslandsmärkten zurückzuführen sein und negative Auswirkungen der Pandemie auf exportorientierte Branchen der slowenischen Wirtschaft verringern. Gleichzeitig rechnen Experten mit einer Zunahme der Investitionen, insbesondere der staatlichen im Infrastrukturbereich und im Wohnungsbau. Ein Risiko stellen allerdings die unterbrochenen Lieferketten sowie der Mangel an Chips und manchen Rohstoffen dar.

    Reales Wirtschaftswachstum in Slowenien *)

    Jahr

    Bisheriges BIP-Wachstum

    Winterprognose 2020 (Februar 2020)

    Sommerprognose 2021 (Juli 2021)

    2016

    3,2

    2017

    4,8

    2018

    4,4

    2019

    3,2

    2020

    2,7

    -5,5

    2021

    2,7

    5,7

    2022

    5,0

    *) reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in ProzentQuelle: Europäische Kommission 2021

    Deutsche Unternehmen schätzen lokale Zulieferer

    Die Krise hat auch die in Slowenien tätigen deutschen Unternehmen von Beginn an in Alarmbereitschaft versetzt, wie aus Umfragen der Deutsch-Slowenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Slowenien) hervorging. So gaben im Frühjahr 2020 über 60 Prozent der Betriebe an, unter gesunkener Nachfrage zu leiden. Mehr als ein Drittel von ihnen gab an, bestehende Investitionspläne überdenken und teilweise reduzieren zu müssen.

    Als größte Herausforderungen sahen die Unternehmen Engpässe bei der Liquidität, gefolgt von stornierten Aufträgen und Reisebeschränkungen sowie Problemen in den Lieferketten, sagt Gertrud Rantzen, Geschäftsführerin der AHK Slowenien. Die AHK Slowenien informiert auf einer Sonderseite zur Coronakrise über die Entwicklung im Land.

    Dennoch könnte Slowenien nach Einschätzung von Rantzen auch von der Krise profitieren. "Die Nachfrage nach neuen Lieferantenbeziehungen hat in letzter Zeit zugenommen", so Rantzen. Slowenien gilt als verlässlicher, termintreuer, flexibler und spezialisierter Partner der deutschen Wirtschaft. Das Land genießt als qualifizierter Zulieferer einen guten Ruf. Deutsche Unternehmen schätzen auch die hohe Qualität der slowenischen Zulieferbetriebe.

    Von Waldemar Lichter | Ljubljana

  • Konjunktur- und Hilfsprogramme

    Die slowenische Regierung hat mit einem breit gefächerten Hilfsinstrumentarium tiefgreifende Auswirkungen des Lockdowns auf die Wirtschaft abgefedert. (Stand: 26. Oktober 2021)

    Seit dem Ausbruch der Pandemie im Frühjahr 2020 hatte die Regierung acht Rettungspakete im Gesamtwert von 8,7 Milliarden Euro verabschiedet. Schwerpunkte waren die Sicherung der Arbeitsplätze und der Liquidität von Unternehmen. Mitte 2021 folgte ein hauptsächlich auf den Fremdenverkehr ausgerichtetes Hilfspaket über 287 Millionen Euro.

    Vielzahl von Hilfsmaßnahmen läuft aus

    Da die Notlage Mitte Juni 2021 offiziell aufgehoben wurde, erlosch die Auszahlung staatlicher Lohnbeihilfen für Arbeitnehmer, die vorübergehend nicht arbeiten. Auf diese Maßnahme entfielen knapp 42 Prozent der bislang ausbezahlten Coronahilfen.

    Ebenso abgeschafft wurden Ende Juni 2021 die Gewährung von Einkommenshilfen für Soloselbstständige und die staatliche Teilerstattung fixer Betriebskosten, etwa von Miet- oder Energiekosten. Auch Anträge auf Stundungen und Ratenzahlungen von Steuern können nicht mehr gestellt werden. 

    Kurzarbeit wird weiterhin subventioniert

    Unternehmen können nach wie vor eine Entschädigung für Kurzarbeit beanspruchen. Diese war am 1. Juni 2020 eingeführt worden. Sie kann für Vollzeitbeschäftigte voraussichtlich bis zum Jahresende 2021 geltend gemacht werden. Weiterhin wird die zum Jahresanfang 2021 verabschiedete Steigerung des Mindestlohns vom Staat anteilig subventioniert.

    Ende Juni 2021 lief zudem ein staatliches Garantieschema für Liquiditätskredite aus. Förderfähig waren Darlehen zur Durchführung neuer oder bestehender Investitionsprojekte sowie zur Finanzierung des Betriebskapitals. Dabei hat der Staat bei Mikro-, Klein- und mittelständischen Unternehmen für 80 Prozent der Kreditsumme gehaftet, bei Großunternehmen für 70 Prozent. Nach seiner holprigen Umsetzung hat dieses Hilfsinstrument nur ein mageres Ergebnis vorzuweisen - von den eingeplanten 2 Milliarden Euro wurden an Unternehmen Bürgschaften über 114 Millionen Euro vergeben.   

    Beendet wurde auch die allererste Coronamaßnahme, die gleich nach Ausrufung des Notstandes im Frühjahr 2020 zur Stärkung der Liquidität getroffen worden war. Demnach konnten Unternehmen und private Personen bei Banken ein zwölfmonatiges Moratorium auf Tilgungen und Zinsen gegen eine Staatsbürgschaft beantragen.

    Zur Bewältigung von Liquiditätsengpässen stehen angeschlagenen Unternehmen Kreditlinien der staatlichen Export- und Entwicklungsbank SID Banka zur Verfügung. Für kleine und mittlere Unternehmen bieten schließlich der slowenische Unternehmensfonds sowie der slowenische Fonds für regionale Entwicklung Darlehen an. In den Genuss der Hilfsmaßnahmen kommen alle in Slowenien registrierten Unternehmen, einschließlich Tochterfirmen deutscher Unternehmen.

    Maßnahmen zur wirtschaftlichen Wiederbelebung

    Das Mitte Juli 2021 verabschiedete Interventionsgesetz hat dem Bedarf der Touristikwirtschaft nur teilweise entsprochen. Anders als ursprünglich geplant wurde keine Einmalzahlung zum Ausgleich der ausgefallenen Umsätze beschlossen. Dafür gibt es aber die Teilerstattung von Organisationskosten für ausgefallene Veranstaltungen sowie Zuschüsse für Skiliftbetreiber und Heilbäder.

    Wie auch im Vorjahr wurden zusätzliche 192 Millionen Euro für Reisegutscheine an die Einwohner zur Verfügung gestellt. Diese Maßnahme kostete 2020 rund 365 Millionen Euro. Die Voucher konnten ausschließlich in Unterkünften im Land eingelöst werden. Jetzt dürfen auch Gastronomie und begleitende Touristiksparten davon profitieren. Dem Sektor wurden bisher ferner 160 Millionen Euro an zinsgünstigen Krediten für Betriebskapital und Investitionen zugeführt. Für 2021 sind weitere 200 Millionen Euro eingeplant.

    Auch in Kroatiens Resilienz- und Aufbauplan 2021 bis 2023 sind 180 Millionen Euro für die Förderung von Touristikinvestitionen vorgesehen. Der Plan ist Voraussetzung für den Erhalt von Geldern aus der Aufbau- und Resilienzfazilität der Europäischen Union (EU). Für die Wirtschaft insgesamt sieht der Plan einen Fördertopf von 930 Millionen Euro vor. Vorgezogen werden außer im Tourismussektor Investitionen in Forschung und Entwicklung, Energieeffizienz, Holzbearbeitung sowie Digitalisierung.

    Öffentliche Verschuldung steigt

    Die Pandemie hat ein tiefes Loch in die öffentlichen Haushalte gerissen. Der Umfang der Hilfen wurde von der Europäischen Kommission auf 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geschätzt. Der Staatshaushalt hat 2020 mit einem Defizit von 8,4 Prozent des BIP abgeschlossen. Der Schuldenstand stieg bis Mitte 2021 auf rund 80 Prozent des BIP.

    Die Ratingagentur Fitch bestätigte im Juni 2021 das langfristige Kreditrating des Landes mit A und stabilem Ausblick. Dank der Verringerung der externen Ungleichgewichte und einer vorsichtigen Haushaltspolitik in den letzten Jahren werde Slowenien in der Lage sein, den temporären Schock durch die Coronapandemie zu überstehen, heißt es.

    Sloweniens Impfplan

    Bis Mitte Oktober 2021 wurden in Slowenien 64,1 Prozent der Erwachsenen einmal und 59,6 Prozent zweimal geimpft. Damit hinkt das Land laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) bei der Vollimpfquote hinter dem Durchschnitt der Europäischen Union stark hinterher (EU: 74,3 Prozent). Das in der Impfstrategie der Regierung angepeilte Ziel, bis Jahresmitte 2021 mindestens 60 Prozent der Erwachsenenbevölkerung zu impfen, wurde verfehlt.

    Seit Mitte Mai 2021 können sich alle Bewohner unabhängig vom Alter für die Impfung über eine spezielle Internetplattform anmelden. Es sind insgesamt 61 Impfstellen im Rahmen der regionalen Grundversorgungseinrichtungen sowie 14 weitere in den Krankenhäusern organisiert. Es gibt zudem mobile Impfteams. Angelaufen ist auch die Immunisierung der Jugendlichen ab 12 Jahren. Angesichts eines tödlichen Verdachtsfalls wurde die Impfung mit dem Präparat von Janssen vorübergehend ausgesetzt.

    Von Waldemar Lichter | Budapest

  • Einschränkungen im Personen- und Warenverkehr

    Für Einreisen nach Slowenien sowie im öffentlichen Leben gibt es keine Einschränkungen mehr. (Stand: 23. Februar 2022)

    Seit dem 19. Februar 2022 unterliegen Einreisen aus Ländern der Europäischen Union und des Schengen-Raums keiner Nachweis- oder Quarantänepflicht. Nur bei Angehörigen von Drittstaaten werden weiterhin die Reiseempfehlungen der Europäischen Union angewandt.

    Aktuelle Informationen zu Einreisebeschränkungen

    Der Grenzübertritt ist grundsätzlich nur über ausgewählte Grenzübergänge möglich. Kleinere Übergangsstellen können in der Regel von Einwohnern der jeweiligen Nachbarstaaten genutzt werden. Beim slowenischen Innenministerium gibt es ein interaktives Servicetool, das Informationen über aktuelle Einreisebedingungen bietet.

    Der internationale Bus-, Bahn- und Luftverkehr ist erlaubt. Die Güterbeförderung verläuft reibungslos. Für die Benutzung des öffentlichen Personennahverkehrs gibt es seit dem 21. Februar 2022 keine Nachweispflicht (3G - geimpft, getestet oder genesen) mehr.

    Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum größtenteils aufgehoben 

    Am 21. Februar 2022 hat die Regierung die bis dahin geltende 3G-Nachweispflicht abgeschafft. Diese werden nur noch im Gesundheitswesen und in Altersheimen verlangt. Im Gastgewerbe gelten wieder Regelöffnungszeiten. Nachtclubs und Discos können erneut öffnen.

    Für Einzelhandels- und Dienstleistungsbetriebe wurden die bisherigen Vorgaben über eine maximale Besucherzahl abgeschafft. Versammlungen im öffentlichen Raum sind wieder erlaubt. Schulen führen Präsenzunterricht durch. Das Tragen einer chirurgischen oder einer FFP2-Maske ist in Innenräumen sowie auf öffentlichen Außenflächen, wo kein Abstand eingehalten werden kann, verpflichtend.

    Aktuelle Informationen zu Bewegungsbeschränkungen in Slowenien

    Von Waldemar Lichter | Ljubljana

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