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Special | Spanien | Energiesicherheit und -preise

Mehr erneuerbare Energien für höhere Energiesicherheit

Erneuerbare Energien und grüner Wasserstoff sind die großen Zukunftsthemen in Spanien. Das Vertrauen in deutsche Technik ist groß, die Preisorientierung aber ebenfalls.

Von Oliver Idem | Madrid

Spanien sichert die künftige Energieversorgung - vor allem durch mehr erneuerbare Energien. Diese standen 2021 für 47 Prozent der Stromerzeugung. Bei der Wärmegewinnung betrug der Anteil nur circa 20 Prozent. Zur Energiesicherheit tragen auch die Stromleitungen nach Frankreich, Marokko und Portugal bei. So konnte Spanien im Sommer 2022 Frankreich und Portugal bei Energieknappheit helfen. Mit Portugal bildet Spanien außerdem einen gemeinsamen Strommarkt.

Spanien und Frankreich sind durch Gaspipelines im Baskenland und Navarra vernetzt. Die neue Mittelmeerpipeline H2med soll 2030 kommen und dann von Portugal bis Frankreich reichen. Bei Erdöl und Erdgas ist Spanien auf Importe angewiesen. Dabei stammt Gas vor allem aus Algerien, den USA und Russland. Die Erdölversorgung ist breit diversifiziert. 

Zur Verarbeitung von Öl und Gas existieren Raffinerien, sechs Regasifizierungsanlagen, großzügig angelegte Gasspeicher sowie ein ausgedehntes Erdgasnetz. Aufgrund der schwankenden Energiepreise seit Anfang 2022 ist ein Preisvergleich schwierig. Eine Orientierung und den Vergleich mit Deutschland liefert das Internetportal Global Petrol Prices mit dem Stand März 2023:

  • Strom: etwa halb so teuer für Haushalte und Wirtschaft wie in Deutschland
  • Flüssiggas: etwa 15 Prozent billiger
  • Erdgas: für Unternehmen etwa gleich teuer, für Haushalte etwas teurer
  • Kraftstoffe: Benzin und Diesel rund 10 Prozent unter dem deutschen Preisniveau

Für deutsche Unternehmen spielen die Energiepreise in Spanien mittlerweile keine dramatische Rolle mehr. Laut dem Herbstbarometer 2023 der AHK Spanien betrachten nur noch 31 Prozent diese als großes Risiko. Ein Jahr zuvor waren es 64 Prozent. Allgemein geht der Trend hin zur Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien beziehungsweise zu Stromabnahmeverträgen.

Überblickstabelle zu wichtigen Energiemarktindikatoren (2020)
 

Spanien

Deutschland

Bevölkerung (in Mio.)

47,6

83,2

Energieproduktion (PJ)

1.443

4.045

Stromverbrauch (TWh)

241,0

550,7

Nettoenergieimporte (PJ)

3356

7916

Pro-Kopf-Verbrauch (GJ/Kopf)

96,3

144,9

CO2 Emissionen (Mio. t)

194

622

Strompreis Industrie (US$/MWh)

246,45

221,17

Strompreis Endverbraucher (US$/MWh)

349,04

380,05

PJ=Petajoule; GJ=Gigajoule.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest; IEA World Statistics

 

Strom- und Gaspreisbremse gegen Energiekrise

Der Markt- und Wettbewerbskommission CNMC zufolge setzt sich der Strompreis aus folgenden Komponenten zusammen:

  • Energiekosten, Marge des Energieversorgers, Zählermiete
  • "Zugangstarif" bestehend aus Netzabgabe, Abgabe zur Förderung erneuerbarer Energien, Abgabe für höhere Erzeugungskosten auf den Inseln, Abgabe wegen früherer Tarifdefizite
  • Steuern (Mehrwertsteuer und Stromsteuer)

Der aktuellen Energiekrise begegnete die Regierung durch eine Palette von befristeten Gegenmaßnahmen. Bis September 2022 summierten sich die Kosten laut der Wirtschaftszeitung Cinco Días bereits auf 35,5 Milliarden Euro. Unter anderem führte die Regierung eine Strom- und Gaspreisbremse ein. Es wurde auch Gas verbilligt, das zur Stromproduktion bestimmt war. Hinzu kam eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Strom sowie Gas, Holz und Pellets. Zeitweise galt ein allgemeiner Tankrabatt von 20 Cent pro Liter, der später nur noch für bestimmte Wirtschaftszweige beibehalten wurde.

Im Juli 2023 wurden für energieintensive Unternehmen 450 Millionen Euro Hilfen beschlossen. Eine Kreditlinie von 500 Millionen Euro unterstützt bei Liquiditätsengpässen. Durch eine hohe Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen entspannt sich die Lage zusehends. Im November 2023 erreichten Wind- und Wasserkraft einen Anteil von 63 Prozent zu einem Durchschnittspreis von 62 Euro pro Megawattstunde.

Zubau von Windkraft- und Solaranlagen

Um eine günstige und sichere Versorgung zu schaffen, zielt die Regierung auf noch mehr erneuerbare Energien ab. Ein Entwurf des Energie- und Klimaplans PNIEC wird noch mit der EU abgestimmt. Allein von 2024 bis 2026 sollen insgesamt 10,24 Gigawatt Zubau mit Schwerpunkt auf Wind und Sonne durch staatliche Ausschreibungen angestoßen werden. Hinzu kommen privatwirtschaftlich umgesetzte Vorhaben.

Um Energie effizienter zu nutzen, setzt die spanische Regierung EU-Fördermittel ein. In der Industrie umfasst ein Strategieplan zur Dekarbonisierung auch Hilfen für mehr Effizienz. Für den Gebäudesektor befindet sich ein Programm im Wert von 5,8 Milliarden Euro in der Umsetzung. Damit sollen eine halbe Million Wohneinheiten saniert werden.

Spanien bietet der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft große Chancen, weil so viele erneuerbare Energiequellen genutzt werden können. Angekündigte und erste umgesetzte Projekte summieren sich bereits auf 26 Milliarden Euro.

Derzeit werden in Spanien etwa 600.000 Tonnen Wasserstoff auf fossiler Basis pro Jahr verwendet. Umstellungspotenzial besteht zum Beispiel bei Raffinerien. Die umweltfreundliche Variante ist allerdings noch vier- bis fünfmal so teuer wie Wasserstoff auf Gasbasis. Perspektivisch soll grüner Wasserstoff auch exportiert werden. Im künftigen Produktionsstandort Andalusien richtet sich der Blick dabei verstärkt auf Deutschland. 

Chancen für deutsche Unternehmen bei der Transformation des Energiesektors

Die Transformation des Energiesektors braucht zunächst Ausrüstung für Projekte im Bereich der Wind- und Solarenergie. Mit schwimmenden Windparks will die Regierung künftig auch das Offshore-Potenzial anzapfen.

Was die Technologie für Wasserstoffprojekte betrifft, werden deutsche Expertise und Produkte geschätzt. Die Konkurrenz ist jedoch erheblich und der Preis oft entscheidend.

Alternative Kraftstoffe dürften bald in Spanien in größerer Menge produziert werden. Dabei tun sich bislang die Petrochemiekonzerne Cepsa und Repsol sowie die Reederei Maersk besonders hervor.

Trotz reichlich vorhandener Rohstoffe fristete Biomasse lange ein Schattendasein. Nun machen sich Unternehmen und internationale Geldgeber daran, die Ressourcen zu verwerten.

Energieeffizienzlösungen, Eigenverbrauchsanlagen und neue Energiequellen für energieintensive Betriebe bilden ein weiteres Zukunftsfeld. Relevante Zweige wie die Nahrungsmittel- und Chemieindustrie, Papierherstellung und weitere Industrien besitzen hohe Einsparpotenziale.

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