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Branchen | Südafrika | Energiespeicherung, Batterien

Südafrika will die Batterieproduktion ankurbeln

Die Nachfrage nach Batterien in Südafrika steigt rasant. Eine große Chance für das rohstoffreiche Land, sich als Produzent von Speichertechnologien und Komponenten zu etablieren. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Südafrikas Regierung hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: In nur wenigen Jahren will sich das Land als Fertigungsstandort für Batterien und Batteriezellen etablieren. Der Grund: Die bereits jetzt hohe Nachfrage nach Batterien wird massiv steigen. Die Weltbank schätzt, dass der südafrikanische Batteriemarkt bis 2030 auf bis zu 15.000 Megawattstunden wachsen könnte -  im Vergleich zu 270 Megawattstunden im Jahr 2020. 

Bis dato speist sich der Batteriebedarf vor allem aus der Energiekrise im Land. Da der staatliche Stromversorger Eskom seit Jahren nicht in der Lage ist, Südafrika mit ausreichend Strom zu versorgen, haben viele Firmen und Privathaushalte in die Selbstversorgung investiert. Das hat die Nachfrage nach Solarpanels, Wechselrichtern und Speichermedien in die Höhe getrieben. Im Jahr 2023 - dem schlimmsten Jahr der Stromkrise - wurden Lithium-Ionen-Batterien im Wert von 1,75 Milliarden US-Dollar importiert. Das ist doppelt so viel wie im Vorjahr.

Automobilindustrie treibt Batterienachfrage in die Höhe 

Künftiger Wachstumstreiber für die Batterienachfrage ist jedoch ein anderer: die Elektromobilität. Die Kfz-Industrie ist eine der wichtigsten Branchen in Südafrika, alle großen deutschen Hersteller sind mit eigenen Werken vor Ort. Von den im Jahr 2023 über 630.000 im Land produzierten Fahrzeugen wird fast die Hälfte nach Europa und in das Vereinigte Königreich exportiert, wo Verbrennungsmotoren spätestens ab 2035 verboten sind. Während 2020 nur ein Prozent des Batteriebedarfs auf Elektrofahrzeuge entfiel, werden es 2030 bereits 69 Prozent sein, schätzt die Weltbank. 

Südafrikas Regierung will den Local-Content-Anteil in der Kfz-Produktion auf 60 Prozent erhöhen. Dies kann nur erreicht werden, wenn die Batterien für die Elektroautos vor Ort produziert werden. Das Ende 2023 veröffentlichte E-Mobility White Paper des Ministeriums für Handel, Industrie und Wettbewerb setzt vier Schwerpunkte:

  • Rohstoffveredelung und Produktion von Batteriematerialien und -komponenten in Südafrika
  • Entwicklung von Ansätzen für die Batteriezellenproduktion in Südafrika
  • Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette für Batterien in der SADC-Region (Southern African Development Cooperation) 
  • Sicherstellung der lokalen Nachfrage nach Batterien für E-Fahrzeuge

Große Mangan- und Vanadiumvorkommen

Doch wie realistisch ist eine zeitnahe Produktion von Batteriekomponenten oder gar -zellen in Südafrika zu wettbewerbsfähigen Preisen? Zwar verfügt das Land am Kap über viele der für Batterien benötigten Rohstoffe - darunter Nickel, Kupfer, Eisen und die weltweit größten Vorkommen an Platinmetallen. Auch knapp ein Drittel der globalen Mangan- und 16 Prozent der Vanadiumvorkommen lagern in Südafrika. Bislang werden diese jedoch größtenteils direkt exportiert - bei Mangan etwa sind es 93,7 Prozent (2022). Der wichtigste Abnehmer ist China, der Weltmarktführer in der Batterieproduktion.

Die südafrikanische Manganese Metal Company (MMC) etwa produziert jährlich 28.000 Tonnen Elektrolyt-Mangan-Material (EMM), ein hochreines Kathoden-Vorprodukt für Batterien. 95 Prozent der Produktion werden exportiert. Eigenen Angaben zufolge ist MMC der einzige Produzent von hochwertigem EMM außerhalb Chinas. Im Mai kündigte MMC an, künftig auch Mangansulfat produzieren zu wollen - ein wichtiger Schritt beim Aufbau einer lokalen Batteriewertschöpfungskette. 

Erste Vorhaben zur Zellfertigung in der Pipeline

In ihrer Studie "South Africa & Southern Africa Battery Market & Value Chain Assessment Report" untersucht die Weltbank das Potenzial Südafrikas für die Batteriefertigung. Der Studie zufolge wäre die Herstellung von Zellen grundsätzlich möglich. Eine kosteneffiziente Produktion würde jedoch massive Investitionen, technologisches Know-how und staatliche Unterstützung erfordern. 

Einige Unternehmen stehen bereits in den Startlöchern - doch es fehlt an Kapital oder Abnahmeverträgen. Einen Durchbruch könnte die Metair Investments Gruppe erzielen, die Automobilkomponenten und Energiespeichersysteme sowie - über ihre rumänische Tochterfirma - auch Lithium-Ionen-Batteriezellen produziert. In Kooperation mit der University of Western Cape betreibt Metair die derzeit einzige Pilotanlage zur Herstellung der Zellen in Südafrika. 

Das Unternehmen Afrivolt sucht Investoren für den Bau einer Lithium-Ionen-Zellen-Gigafabrik in der Sonderwirtschaftszone Atlantis in Kapstadt. Dort sollen Anoden, Kathoden und Lithium-Ionen-Batterien für stationäre Speicheranwendungen und mittelfristig auch für Elektrofahrzeuge hergestellt werden.

 Die Megamillion Group of Companies hat ein Konzept zum Bau einer Pilotanlage mit chinesischer Technologie im Industriepark Coega (Eastern Cape) entwickelt. Auf der Energiekonferenz Enlit Africa im Mai kündigten die Consultingfirma COENG und EnergyTech Africa die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Fertigung von Batteriezellen in Südafrika an. Die Ergebnisse sollen Ende 2025 veröffentlicht werden. 

Weiterverarbeitung von Rohstoffen ist ausbaufähig

Die Weltbank empfiehlt Südafrika, sich zunächst auf die Weiterverarbeitung von Rohstoffen und den Zusammenbau von Batteriepacks und -speichersystemen zu fokussieren. Eine ganze Reihe von Unternehmen ist bereits in diesem Bereich aktiv - deutsche Firmen sind bislang nicht darunter. Geschäftschancen gibt es jedoch in verschiedenen Bereichen entlang der Wertschöpfungskette, so auch im Bereich der Aus- und Weiterbildung, in dem deutsche Unternehmen gut aufgestellt sind. 

Analysten der Weltbank gehen davon aus, dass durch eine stärkere Lokalisierung der Batterieproduktion zwischen 25.000 und 58.000 neue Arbeitsplätze entstehen könnten. Mehr als die Hälfte davon wären Fachkräfte, insbesondere Software- und Elektroingenieure, an denen es in Südafrika mangelt. Es bestünde daher "eindeutig ein Bedarf an akkreditierten Bildungs- und Ausbildungsprogramme in Zusammenarbeit mit internationalen Institutionen und Bildungsanbietern für Fachkräfte im Bereich der Energiespeichertechnik.“ 

Produzenten von Batterien und Speichersystemen in Südafrika (Auswahl)
UnternehmenDetails und Projekte
BalancellEntwicklung und Herstellung von Batterien und Batteriemanagementsystemen für gewerbliche und industrielle Anwendungen. Produktion von etwa 100 Batterien im Monat im eigenen Werk in Kapstadt. Im Ranking 2024 der am schnellsten wachsenden Unternehmen Afrikas von Financial Times und Statista belegt das Unternehmen Platz 1 im verarbeitenden Gewerbe. Expansion nach Europa geplant.
Blue NovaProduktion von Lithium-Ionen-Energiespeichersystemen für Privathaushalte, Industrie und Energieversorger mit Fabriken in Somerset West (Westkap) und in Centurion bei Pretoria (Gauteng).
Freedom WonFreedom Won ist nach eigenen Angaben der größte Hersteller von Energiespeichersystemen in Afrika. Ende 2023 beschäftigte das Unternehmen 500 Mitarbeiter und produzierte fast 65 Megawattstunden Speicherkapazität pro Monat. Das Unternehmen hat mehrfach expandiert, zuletzt in eine 5.000 Quadratmeter große Fabrik in Honeydew (Gauteng). 
Hubble EnergyHubble Energy (ehemals Hubble Lithium) entwickelt und produziert Lithium-Ionen-Batterien für die Industrie im Bereich erneuerbare Energien und Notstromversorgung. Das Unternehmen ist seit 2023 Teil der Bud-Gruppe.
Maxwell+SparkIn Durban ansässiger Produzent von Lithium-Ionen-Batterien und -Systemen, der nach eigenen Angaben 2018 das weltweit erste Lkw-Kühlaggregat mit Lithium-Ionen-Technologie hergestellt hat. 2023 Eröffnung eines neuen, 3.000 Quadratmeter großen Produktionsstandorts in Westmead (KwaZulu-Natal). 
Polarium South AfricaSeit 2022 Betrieb einer Lithium-Ionen-Batterieanlage in Kapstadt, in der jährlich 300.000 Einheiten mit Nickel-Mangan-Kobalt-Technologie zusammengebaut werden. Tochtergesellschaft des schwedischen Energiespeicherkonzerns Polarium.
Solar MDSolar MD entwickelt und produziert Lithium-Ionen-Batteriespeicher für private, gewerbliche und versorgungstechnische Anwendungen. Derzeit Bau eines neuen Werks in Richmond Park (Kapstadt) zur Erweiterung der Produktion von 120 auf 300 Batterien pro Jahr. Geplante Eröffnung 2024, Verdoppelung der Beschäftigtenzahl auf 240. Export in zahlreiche afrikanische Märkte. 
1-G3NIm Zuge der Energiekrise 2018 gegründetes, südafrikanisches Start-up, das Lithium-Ionen-Batteriespeichersysteme für Privathaushalte, Büros sowie Elektrofahrzeuge entwickelt und herstellt. 
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

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