Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Wirtschaftsumfeld | Südafrika | Außenhandel

BRICS: Was bringt das Staatenbündnis Südafrikas Wirtschaft?

Für die südafrikanische Regierung hat die Mitgliedschaft in der BRICS-Gruppe hohe Priorität. Dabei geht es um mehr als die Steigerung der gegenseitigen Im- und Exporte. 

Von Jenny Tala | Johannesburg

Südafrika will seine wirtschaftlichen Beziehungen zu den BRICS-Partnerländern intensivieren. Dies gilt sowohl für die Gründerstaaten Brasilien, China, Indien und Russland als auch für die neuen Mitglieder Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), die zum Jahresbeginn 2024 in das Bündnis aufgenommen wurden. 

Ein Drittel der Importe stammt aus BRICS-Staaten

Beim 15. BRICS-Gipfel, der im August 2023 unter dem turnusmäßigen Vorsitz Südafrikas in Johannesburg stattfand, betonte Präsident Cyril Ramaphosa die Bedeutung des Bündnisses für sein Land. Zumindest die Importzahlen belegen dies: Seit dem Beitritt Südafrikas 2010 sind die Einfuhren aus Brasilien, China, Indien und Russland um mehr als 10 Prozentpunkte gestiegen und machten 2023 fast ein Drittel der Gesamtimporte aus. Die Exporte hingegen stiegen nur um 3 Prozentpunkte auf 16,3 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland rangiert auf Platz 3 der wichtigsten Handelspartner Südafrikas mit einem Anteil von 8,1 Prozent an den Gesamtimporten und 6,9 Prozent an den Exporten. 

China ist mit Abstand Südafrikas wichtigster Handelspartner - 2023 kam ein Fünftel aller südafrikanischen Importe aus China, die Ausfuhren lagen bei 11,2 Prozent. Indien liegt bei den Importen auf Platz 4 (7 Prozent) und bei den Exporten auf Platz 7 (4,4 Prozent). Das Handelsvolumen mit Brasilien und Russland liegt auf konstant niedrigem Niveau unter 2 Prozent. 

Südafrika will Agrar- und Fleischexporte steigern 

Für China ist Südafrika vor allem ein wichtiger Lieferant von Rohstoffen wie Erz, Eisen und Kupfer sowie von Agrarprodukten. Im Rahmen des Gipfels 2023 unterzeichneten beide Länder gleich mehrere Abkommen, um die südafrikanischen Exporte nach China zu steigern. Ein Abkommen mit dem weltweit zehntgrößten Importeur von Avocados soll den boomenden südafrikanischen Avocadoanbau weiter ankurbeln. China ist zudem ein bedeutender Abnehmer von südafrikanischem Rindfleisch. Nach einem vorübergehenden Importstopp aufgrund von Ausbrüchen der Maul- und Klauenseuche in Südafrika wurde die Einfuhr im August 2023 wieder aufgenommen. In den kommenden Jahren dürften die Exporte weiter ansteigen: Allein im Jahr 2022 importierte China Rindfleisch im Wert von 17,8 Milliarden US-Dollar (US$), was einem Anstieg von über 40 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Mit dem Beitritt finanzstarker Länder wie den VAE und Saudi-Arabien ist zu erwarten, dass auch diese Länder ihre Aktivitäten in Südafrika ausbauen werden. Potenzielle Branchen sind Öl und Energie, Telekommunikation und Informationstechnologie, Landwirtschaft, Textilindustrie, Logistik, Luftverkehr, Tourismus und Medizin. Bislang ist das Handelsvolumen gering; einzig die Ölimporte aus Saudi-Arabien und den VAE fallen ins Gewicht.

Partnerländer sollen Südafrika aus der Energiekrise helfen

Die Direktinvestitionen der BRICS-Staaten konzentrieren sich auf die Sektoren Bergbau, Kfz, Transport, Energie, Finanzdienstleistungen und IT. Insbesondere in den Bereichen Energie, Wasser und Transportinfrastruktur benötigt Südafrika dringend Investitionen. Die Transportinfrastruktur ist marode und überlastet. Die anhaltende Energiekrise kostet die südafrikanische Wirtschaft Milliarden und hat sich zu einem handfesten Wachstumsrisiko entwickelt. 

Hauptursache für die Misere sind hoch verschuldete und ineffiziente Staatsunternehmen, die notwendige Investitionen jahrelang vernachlässigt haben. Da kommt die Unterstützung durch zahlungskräftige Partner gerade recht. In einer Erklärung der südafrikanischen Regierung heißt es, die BRICS-Staaten seien in der "einzigartigen Position", das Land bei der Überwindung der Energiekrise zu unterstützen. 

Neben Investitionen in erneuerbare Energien spielt auch die Kernenergie eine Rolle. Das Kernkraftwerk Koeberg in der Nähe von Kapstadt ist das einzige in Betrieb befindliche Kraftwerk auf dem afrikanischen Kontinent. Im Vorfeld des BRICS-Gipfels unterzeichneten die South African Nuclear Energy Corporation (Necsa) und das russische Unternehmen TVEL eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit bei der Herstellung von Kernbrennstoffen und deren Komponenten.

Entwicklungsbank finanziert Infrastrukturprojekte 

Als mit Abstand kleinste Volkswirtschaft innerhalb der BRICS-Gemeinschaft profitiert Südafrika zudem von der New Development Bank (NDB), die 2015 von den BRICS-Staaten als multilaterale Entwicklungsbank zur Finanzierung von Infrastruktur- und Entwicklungsprojekten gegründet wurde. Bis dato hat die NDB zwölf Projekte mit einem Gesamtvolumen von über 5 Milliarden US$ in Südafrika finanziert. Im Oktober 2023 veröffentlichten die NDB und die Development Bank of Southern Africa eine gemeinsame Pressemitteilung über ein Darlehen in Höhe von 100 Millionen US$, das in die "Entwicklung nachhaltiger Infrastruktur" in Südafrika fließen soll. Konkret sind Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien sowie soziale und digitale Infrastruktur geplant. 

Auch deutsche Unternehmen können sich an Projekten der NDB beteiligen: Die Bank veröffentlicht alle Ausschreibungen auf ihrer Internetseite

Ausgewählte Projekte der New Development Bank in Südafrika

Projekt

Umsetzung

Kreditvolumen NDB (in Millionen US$) *)

Status

Anmerkung/Beschreibung

Kommunale Wasserver- und AbwasserentsorgungDepartment of Cooperative Governance 

Bis zu 1.000

Vorhaben eingereichtBau/Sanierung von Wasserversorgungs- und Abwasserinfrastruktur, geplante Laufzeit: 2024 - 2026.

 

 

Verbesserung der Schienenlogistik

Transnet SOC Ltd.

Bis zu 1.068

Vorhaben eingereicht

Erneuerung der Schienennetzinfrastruktur, Instandsetzungsarbeiten, Erneuerung von Lokomotiven und Wagenpark, Ersatz veralteter Komponenten.

Projektbasis ist der fünfjährige Investitionsplan von Transnet zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Schienenlogistik in Südafrika.

Verwaltung mautfreier StraßenRepublik Südafrika

1.000

GenehmigtAusbau von Straßenabschnitten, Instandsetzung von Straßenbelägen, Bau neuer Straßen und/oder straßenbezogener Infrastruktur (darunter Brücken und Kreuzungen).
Verringerung der Treibhausgasemissionen und Entwicklung des EnergiesektorsDevelopment Bank of Southern Africa 

0,3

Im BauZweistufiges Darlehen für Projekte in den Bereichen Windkraft, Solarenergie und Biomasse, Projektlaufzeit: 2018 - 2033.
Lesotho Highlands Water - Phase IITrans-Caledon Tunnel Authority (TCTA), Lesotho Highlands Development Authority

0,2

Im BauTeil des Joint Ventures der Regierungen Südafrikas und Lesothos. Ziel ist die Verbesserung der Wasserversorgung im Einzugsgebiet des Vaal-Flusses, indem die verfügbare Wassermenge langfristig um 437 Millionen m3 erhöht wird. Phase II umfasst den Bau des Staudamms und des Wassertransfertunnels in Lesotho.
BatteriespeicherungEskom Holdings SOC, Ltd

0,4

Im BauBau von Batterie-Speicherkraftwerken zur Energiespeicherung an etwa 17 Standorten in vier Provinzen Südafrikas. Komponenten: 1.440 Megawattstunden dezentrale Batteriespeicher, 60 Megawatt Fotovoltaik-Anlagen und Anwendungssoftware zur Optimierung der Leistung der Batteriespeicher. 
Ausbau und Modernisierung des Containerterminals im Hafen von Durban

Transnet National Port Authority

0,3

In PlanungBeschaffung und Installation von modernen Kränen und Frachtumschlagsgeräten.
* Umrechnung aus Südafrikanischen Rand (ZAR) zum jeweiligen Jahresdurchschnitts-Wechselkurs: 1 US$=18,46 ZAR (2023); 16,38 (2022); 14,78 (2021); 16,44 (2020); 14,45 (2019); 13,25 (2018).Quelle: New Development Bank 2024; MEED Projects 2024

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

Bei der Planung und Umsetzung von Projekten schreiben Geberorganisationen Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Deutsche Unternehmen können an den Ausschreibungen teilnehmen, Aufträge gewinnen und mit ihrem Know-how einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität in Entwicklungs- und Schwellenländern leisten.

GTAI informiert tagesaktuell über Ausschreibungen.

BRICS-Erweiterung könnte innerafrikanischen Handel ankurbeln

Die BRICS-Erweiterung könnte aber auch Chancen für den innerafrikanischen Handel bieten. Die Umsetzung der panafrikanischen Freihandelszone (African Continental Free Trade Area, AfCFTA) erweitert die Exportmöglichkeiten für südafrikanische Produkte. Südafrika ist Teil der Guided Initiative, einem Pilotprojekt, bei dem ausgewählte Mitgliedsstaaten bestimmte Produkte untereinander handeln. 

Der erste AfCFTA-Export Südafrikas ging Ende Januar nach Ghana und wurde medienwirksam gefeiert. Gefragt sind unter anderem südafrikanische Geflügel- und Rindfleischprodukte. Diese dürften, neben vielen weiteren Produkten, auch für Ägypten oder Äthiopien von Interesse sein. Von den AfCFTA-Vorteilen können auch ausländische Unternehmen profitieren, sofern sie in Südafrika produzieren.

Beratungsgutscheine Afrika

Mit den "Beratungsgutscheinen Afrika" fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika externe Beratungsdienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, den Markteintritt in Afrika zu erleichtern.

Unternehmen können eine individuelle und bedarfsorientierte Beratung zu ihren wirtschaftlichen Vorhaben erhalten. Das Angebot gilt branchenunabhängig für jedes Zielland auf dem afrikanischen Kontinent.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.