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Wirtschaftsausblick | Südafrika

Südafrikas neue Regierung muss das Wachstum ankurbeln

Die südafrikanische Wirtschaft wächst 2024 kaum. Um die Konjunktur zu beleben, braucht es Investitionen und Reformen. Keine leichte Aufgabe für die neue Mehrparteienregierung.

Von Jenny Tala | Johannesburg

Top-Thema: Große Aufgaben für Südafrikas neue Regierung

Bei den Parlamentswahlen Ende Mai hat die Regierungspartei African National Congress (ANC) zum ersten Mal seit 30 Jahren die absolute Mehrheit verloren. Künftig wird Südafrika von einer Mehrparteienkoalition regiert, bestehend aus dem ANC, der zweitstärksten Kraft Democratic Alliance (DA) sowie vier kleineren Parteien: Inkata Freedom Party (IFP), Patriotic Alliance (PA), GOOD und Pan Africanist Congress of Azania (PAC). Im Gegensatz zum ANC sind die Koalitionspartner überwiegend dem liberalen (DA, GOOD) und konservativen (IFP, PA) Spektrum zuzuordnen. 

Die Koalition hat sich auf eine Reihe gemeinsamer Leitlinien geeinigt. Angesichts der zum Teil massiven inhaltlichen Differenzen zwischen den Parteien bleibt abzuwarten, wie diese in der Praxis gelebt werden. Eine Herausforderung ist die außenpolitische Positionierung: Für den ANC ist das Staatenbündnis BRICS, dem auch Russland angehört, von großer Bedeutung. Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hat Südafrika bis heute nicht offiziell verurteilt. Die DA hingegen steht klar auf der Seite der Ukraine. Auch der Gaza-Krieg sorgte bereits für Verwerfungen zwischen den Parteien. 

Die Finanzmärkte reagierten positiv auf die Koalition. Wirtschaftspolitisch spricht sich die Koalition für ein "schnelles, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum" aus. Dazu soll der unter Präsident Ramaphosa eingeleitete Reformprozess fortgesetzt und beschleunigt werden, insbesondere im Infrastrukturbereich. Der Privatsektor soll dabei eine zentrale Rolle spielen. 

Wirtschaftsentwicklung: Schwaches Wachstum, aber Besserung in Sicht

Angesichts einer schwachen Binnennachfrage und zahlreicher angebotsseitiger Wachstumshemmnisse wird die südafrikanische Wirtschaft 2024 weniger stark wachsen als noch zu Jahresbeginn erwartet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose auf 0,9 Prozent gesenkt, Standard & Poor's und die Economist Intelligence Unit (EIU) rechnen mit 1,1 Prozent. Für 2025 erwartet der IWF einen realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 1,2 Prozent und bis 2029 um durchschnittlich 1,4 Prozent. Im regionalen Vergleich schneidet Südafrika damit schlecht ab: In Subsahara-Afrika erwartet 2024 nur Äquatorialguinea ein geringeres Wachstum.

Der Kern des südafrikanischen Wachstumsproblems ist die jahrelange Unterinvestition in kritische Infrastruktur (Transport, Energie, Wasser). Deloitte Africa hält Infrastrukturausgaben für das beste Mittel, um das Wachstum anzukurbeln. Diese müssten jedoch mindestens verdoppelt werden - von derzeit 15 auf 30 Prozent des BIP.

Das Investitionsumfeld bleibt aufgrund hoher Produktionskosten und Logistikproblemen schwierig, dürfte sich aber ab der zweiten Jahreshälfte durch mehr politische Planbarkeit, bessere globale Wachstumsaussichten und stabilere Rohstoffpreise verbessern. Während EIU für 2024 einen Zuwachs der Bruttoanlageinvestitionen um 4,5 Prozent erwartet, rechnet die südafrikanische Nedbank nur mit 0,5 Prozent. 

Verbrauchervertrauen und -nachfrage leiden unter der anhaltenden Inflation, schrumpfenden Realeinkommen und hohen Zinsen. Dennoch dürften die Konsumausgaben der privaten Haushalte nach einem schwachen Jahr 2023 wieder stärker zulegen, so EIU. Rund 60 Prozent des südafrikanischen BIP entfallen auf privaten Konsum. Die Inflation ist nicht mehr so hoch wie 2023, liegt aber weiterhin leicht über dem Ziel der südafrikanischen Zentralbank von 4,5 Prozent. Ab Mitte des Jahres werden Zinssenkungen erwartet. Der Leitzins soll von derzeit 11,75 Prozent bis Ende 2024 auf 11,00 Prozent sinken. 

Arbeitslosigkeit, Korruption und Kriminalität nehmen zu

Strukturelle Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und Kriminalität beeinträchtigen zunehmend die Wirtschaftsleitung. Die Weltbank hat errechnet, dass die Auswirkungen der Kriminalität Südafrika jährlich mindestens 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts kosten. Im Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International verlor das Land am Kap in den letzten Jahren mehrere Plätze und erreichte 2023 nur noch 41 von 100 Punkten. Die ohnehin hohe Arbeitslosenquote von 32,1 Prozent Ende 2023 wird laut IWF weiter steigen.

Finanzsektor muss transparenter werden

Positiv zu bewerten sind die Bemühungen Südafrikas, härter gegen Finanzkriminalität vorzugehen. Die internationale Financial Action Task Force (FATF) hatte Südafrika 2023 auf eine "graue Liste" von Ländern gesetzt, deren Maßnahmen zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung einer besonderen Prüfung unterzogen werden. Im Mai folgte die Europäische Kommission und setzte Südafrika auf ihre Liste der "Hochrisiko-Drittländer".

In ihrer einjährigen Zwischenbilanz bestätigte die FATF, dass fünf der insgesamt 22 identifizierten Schwachstellen (weitgehend) behoben wurden. Südafrika hofft, bei der nächsten Überprüfung der FATF im Jahr 2025 von der Liste gestrichen zu werden. 

Deutsche Perspektive: Stabile Wirtschaftsbeziehungen

Südafrika ist Deutschlands wichtigster Handelspartner in Afrika. Mehr als ein Drittel des gesamten deutschen Außenhandels mit Afrika entfällt auf Südafrika, in Subsahara-Afrika sind es sogar 60 Prozent. In der Rangliste der wichtigsten Exportziele Deutschlands liegt das Land auf Platz 30, bei den Importen auf Platz 26. 

Von großer Bedeutung ist der Kfz-Sektor: Deutschland ist sowohl Südafrikas größter Abnehmer von Kfz als auch wichtigster Zulieferer von Kfz-Komponenten. Alle großen deutschen Automobilhersteller produzieren vor Ort. Weitere wichtige Exportprodukte deutscher Unternehmen sind Maschinen, beispielsweise für die Nahrungsmittelverarbeitung, und chemische Produkte, darunter Dünger. Südafrika beliefert Deutschland - neben Kfz - vor allem mit Rohstoffen (2023: 19,1 Prozent der Gesamtimporte) und Nichteisenmetallen (13,1 Prozent), 5 Prozent entfielen auf Kohle.

Weitere Informationen zu Südafrika erhalten Sie auf der GTAI-Länderseite.

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