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Regierung will Kernenergie und Erneuerbare ausbauen

Südkoreas Stromerzeugung erfolgt bisher vor allem aus Kohle, Kernenergie und Erdgas. Erneuerbare Energie soll in den nächsten zehn Jahren einen ähnlich hohen Stellenwert einnehmen.

Von Frank Robaschik | Seoul

Die Regierung des bis Mai 2022 amtierenden Präsidenten Moon hatte erklärt, keine neuen Kernkraftwerke mehr bauen zu wollen. Zur Reduzierung der Feinstaubbelastung wollte sie zudem alte Kohlekraftwerke früher abschalten und eine Reihe von Anlagen in Flüssiggaskraftwerke umwandeln. Gleichzeitig förderte die Regierung den Export von Kernkraftwerken. Vor allem aber propagierte sie die Förderung erneuerbarer Energiequellen.

Regierung will Kernkraftanteil von mehr als 30 Prozent bis 2030

Die seit Mai 2022 amtierende Regierung von Präsident Yoon will die Erneuerbaren ebenfalls ausbauen. Der Hauptfokus ihrer Politik liegt aber auf dem Ausbau der Kernenergie. Dafür hat sie explizit das Ziel ausgegeben, den Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung bis zum Jahr 2030 auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen (laut Grundplan 32,4 Prozent). Beides hilft Südkorea, das ausgegebene Ziel der Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen.

Für Gaskraftwerke sieht der zehnte Grundplan zur Entwicklung von Stromangebot und -nachfrage von Anfang 2023 nochmal leicht höhere Zielwerte bis zum Jahr 2034 vor als der neunte Grundplan von Ende 2020. Wie die Vorgängerregierung will die Regierung Yoon nicht mit dem Bau neuer Kohlekraftwerke beginnen.

Erneuerbare Energien nehmen bisher nur geringen Anteil ein

Erneuerbare Energien haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, spielen aber immer noch nur eine untergeordnete Rolle. Den Anteil erneuerbarer Energien am Primärenergieverbrauch in Südkorea weist die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) für 2021 mit 2,1 Prozent aus. Der Wert liegt weit unter dem OECD-Durchschnitt von 11,6 Prozent und ist sogar geringer als beispielsweise der Anteil für Russland von 2,7 Prozent. Angekündigte Ziele zum Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien wurden unter vorangegangenen Regierungen immer wieder nach hinten verschoben.

Im Unterschied dazu blieb die Regierung von Präsident Moon bei erneuerbaren Energien insgesamt im Rahmen der Vorgaben ihrer Roadmap 2030 von Ende 2017. Gemäß der Roadmap sollte der Anteil neuer und erneuerbarer Energie am Strommix von 7 Prozent im Jahr 2016 auf 20 Prozent im Jahr 2030 nach oben geschraubt werden. Verzögerungen bei Vorhaben in der Windenergie glich das Land dabei durch mehr Zubau in der Photovoltaik aus. Die Definition neuer und erneuerbarer Energie in Südkorea umfasst Strom aus Sonne, Wind, Wasser, Bio- und Meeresenergie, Abfällen, Geothermie, Brennstoffzellen und Kombi-Prozessen mit integrierter Vergasung (Gas- und Dampfkraftwerke). Damit ist die Kategorisierung breiter angelegt als in anderen Ländern.

Nach Daten der Korea Energy Agency stellten erneuerbare Energien in Südkorea 2021 einen Anteil von 7,1 Prozent an der Stromerzeugung. Mit 2,2 Prozent war Solarenergie die wichtigste erneuerbare Stromquelle, gefolgt von Bioenergie mit 1,9 Prozent sowie Wasserkraft und Windenergie mit jeweils 0,5 Prozent.

Ziel von 20 Prozent Erneuerbarer an Stromerzeugung bis 2031

Der zehnte Grundplan zur Entwicklung von Stromangebot und -nachfrage von Januar 2023 gibt bei neuen und erneuerbaren Energien ein Ziel von 21,6 Prozent für 2030 und mehr als 30 Prozent bis zum Jahr 2036 vor. Stellt man nur auf die erneuerbaren Energien Solarenergie, Wind- und Wasserkraft sowie Meeres- und Bioenergie ab, dann liegen die Ziele bei 18,6 Prozent bis zum Jahr 2030 und 26,7 Prozent bis 2036. Geothermie spielt in Südkorea nur eine untergeordnete Rolle. Die 20-Prozent-Marke für Erneuerbare in der Stromerzeugung dürfte diesen Plänen zufolge etwa um das Jahr 2031 erreicht werden.

Der Anteil der Kernenergie soll bis 2030 auf knapp ein Drittel der Stromerzeugung ansteigen. Die Bedeutung und damit der Anteil von Kohle soll bis dahin auf unter 20 Prozent und bis 2036 auf weniger als 15 Prozent fallen. Künftig soll außerdem ein Teil des Stroms aus Wasserstoff und Ammoniak erzeugt werden.

Um die steigende Stromnachfrage decken zu können, will Südkorea seine Stromerzeugungskapazitäten von 139 Gigawatt Ende 2022 auf knapp 239 Gigawatt im Jahr 2036 erhöhen. Konkret plant das Land einen Nettozubau in der Solarenergie von fast 44 Gigawatt, in der Windkraft von 32 Gigawatt, bei Flüssiggas von 23 Gigawatt sowie bei Kernenergie von 7 Gigawatt. Gleichzeitig sollen die Kapazitäten bei Kohlekraftwerken um knapp 11 Gigawatt sinken.

Geplante Stromerzeugungskapazitäten in Südkorea aus ausgewählten Energieträgern (in Gigawatt)

Energieträger

2022

2026

2030

2034

2036

Gesamt

139,2

169,1

198,0

227,7

239,0

Flüssiggas

41,3

52,4

58,6

63,6

64,6

Kohle

38,1

37,6

31,7

28,1

27,1

Kernkraft

24,7

28,9

28,9

31,7

31,7

Solar

22,1

34,3

46,5

59,3

65,7

Wind

1,9

4,4

19,3

30,0

34,1

Quelle: MOTIE 2023

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