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Saudi Aramco steckt Milliarden in Petrochemiewerk in Südkorea
Der saudi-arabische Kronprinz bin Salman wurde Mitte November 2022 in Seoul mit allen Ehren empfangen. Beide Länder unterschrieben zahlreiche Kooperationsvereinbarungen.
20.12.2022
Von Frank Robaschik | Seoul
Das größte Vorhaben Saudi-Arabiens in Südkorea ist der Bau einer weiteren großen Petrochemieanlage in Ulsan. Diese will S-Oil von 2023 bis Mitte 2026 für 7 Milliarden US-Dollar (US$) errichten. Das Projekt gilt als die größte ausländische Investition in Südkorea. An S-Oil hält Saudi Aramco einen Anteil von 63,4 Prozent. Nach der Fertigstellung dieses Vorhabens soll die neue Anlage über einen Steam Cracker für 1,8 Millionen Tonnen Ethylen pro Jahr verfügen und bis zu 3,2 Millionen Tonnen petrochemische Produkte per annum herstellen können. Zuvor war das Projekt etwas kleiner dimensioniert. Errichten sollen die Anlagen im Rahmen eines EPC-Vertrags (Engineering, Procurement and Construction) die südkoreanischen Baufirmen Hyundai Engineering & Construction, Hyundai Engineering sowie Lotte Engineering & Construction.
S-Oil ist in Südkorea bisher primär mit Raffinerien vertreten. Daneben verfügte es im Juni 2022 nach Angaben der Korea Petrochemical Industry Association unter anderem über Kapazitäten zur jährlichen Produktion von 1,9 Millionen Tonnen Paraxylol, rund 1,4 Millionen Tonnen an Mischungen von Benzol, Toluol und Xylolisomeren (BTX) sowie 860.000 Tonnen Propylen. Hinzu kam die Fertigung von 405.000 Tonnen Polypropylen, etwa 300.000 Tonnen Propylenoxid und 200.000 Tonnen Ethylen pro Jahr.
Saudi-Arabien und Südkorea wollen engere Wirtschaftskooperation
Daneben unterzeichneten Saudi-Arabien und Südkorea nach Angaben des südkoreanischen Ministry of Trade, Industry and Energy (MOTIE) insgesamt 23 weitere Absichtserklärungen zur engeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Wie in der Vergangenheit gibt es Kooperationen in der chemischen Industrie. Daneben will sich Hyundai Rotem für die Lieferung von Schienenfahrzeugen in der Planstadt Neom sowie generell in Saudi-Arabien positionieren.
Für Südkorea ist das Königreich zudem interessant als Bezugsquelle für grünen Wasserstoff. Gleichzeitig wollen südkoreanische Firmen ihre Technologie in diesem Bereich auf dem saudi-arabischen Markt positionieren. Ein angestrebtes Vorhaben mit dem Public Investment Fund zielt auf eine Produktion von jährlich 1,2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs und Ammoniaks in Saudi-Arabien.
Vor allem hofft die Regierung auf weitere Bauaufträge aus Saudi-Arabien für Neom, Qiddiya und das "Red Sea"-Projekt. Das Königreich ist eines der Zielländer, wo Südkorea Kernkraftwerke errichten möchte. Vor diesem Hintergrund unterzeichneten die Regierungen der beiden Länder im November 2022 eine Vereinbarung zur Kooperation im Bereich der Kernenergie.
Bereich | Südkoreanischer Partner | Saudi-arabischer Partner |
---|---|---|
Eisenbahnen in der Stadt Neom | Hyundai Rotem | Ministry of Investment |
Chemische Industrie | Lotte Fine Chemical | Ministry of Investment |
Werk für synthetisches Öl | DL Chemical | Ministry of Investment |
Pharmazeutika | GL Rapha | Ministry of Investment |
Videospiele | Shift Up | Ministry of Investment |
Lösungen für intelligente Städte | YD&S | Saudi Data and Artificial Intelligence Agency |
Modulares Bauen | Samsung C&T | Public Investment Fund |
Grüner Wasserstoff | Samsung C&T, Korea Electric Power Corporation (KEPCO), Korea Southern Power, Korea National Oil Corporation, POSCO | Public Investment Fund |
Bereich | Südkoreanischer Partner | Saudi-arabischer Partner |
---|---|---|
Grüner Wasserstoff und Ammoniak | KEPCO | Acwa Power |
Projekte bei Erdöl, Erdgas, Petrochemie | Daewoo E&C | Alfanar |
Gasisolierte Schaltanlagen | Hyosung Heavy Industries | Alfanar |
Bau von Gieß- und Schmiedeanlagen | Doosan Enerbility | Alfanar |
Projekt in der Kraft-Wärmekopplung | KEPCO | Al Jomaih Energy |
Joint Venture bei Smart Farming | Kolon Global | FAIDH International Food |
Saudi-Arabien ist wichtiger Kunde für Südkoreas Auslandsbau
Im Auslandsbau erhalten südkoreanische Unternehmen regelmäßig größere Aufträge aus dem Nahen Osten, speziell auch aus Saudi-Arabien. Im Jahr 2022 war dies bisher vor allem Doosan Enerbility, früher als Doosan Heavy Industries & Construction bekannt. Im Februar 2022 verbuchte das Unternehmen einen Auftrag über rund 835 Millionen US$ zur Errichtung eines Gieß- und Schmiedewerkes bis 2025.
Hinzu kam im August 2022 ein Auftrag zum Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage im Wert von etwa 640 Millionen US$ für die Shuaibah Three Water Desalination Company, einem Tochterunternehmen von ACWA Power. Die Anlage mit einer Kapazität von 600.000 Tonnen Wasser pro Tag soll im Mai 2025 fertiggestellt werden. Im September 2022 folgte ein Unterauftrag für circa 385 Millionen US$ für ein Gas- und Dampfkraftwerk zur Stromversorgung des Jafurah-Gasfelds. Das Kraftwerk mit einer Kapazität von 320 Megawatt soll im 2. Halbjahr 2025 fertig sein.
Generell ist Saudi-Arabien einer der bedeutendsten Kunden für Südkoreas Auslandsbau. Von 2010 bis September 2022 erteilte das Land südkoreanischen Firmen addiert Bauaufträge in Höhe von fast 74 Milliarden US$. Damit steht das Königreich in diesem Zeitraum für 14,4 Prozent der gesamten Aufträge des südkoreanischen Auslandsbaus.
Bereich | Südkoreanischer Partner | Saudi-arabischer Partner |
---|---|---|
Produktion von Probiotika | Bifido | Jamjoon Pharma |
Produktion von Armaturen für Industrie | BMT | Industrial Systems Group |
Aufbau eines Recyclingwerks | Mecen IPC | NSK Consultants |
Joint Venture zur Produktion von Elektrokompressoren | Turbowin | Earth Reservoirs for Oil & Gas |
Übertragung von Technologie bei Vakzinen und Blutseren | EuBiologics | Arabio |
Engineering-Dienstleistungen, unter anderem bei U-Bahnen, Eisenbahnen und Umwelttechnik wie Wasserleitungen | Dongmyeong Engineering | Arabiah Consulting Engineers |
Start-up-Unterstützung | Korea Venture Investment Corporation | Saudi Venture Capital (SVC) |
Umwelttechnik | Chungsu Industry | Global Grand Group |
Fertigung von Nutzfahrzeugen | Zyle Motors | Al Yamaha |