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Südkorea senkt Abhängigkeit von China bei Batterierohstoffen
Südkorea bezieht viele seiner Rohstoffe für Batterien aus China. Diese Abhängigkeit will das Land unter anderem durch Projekte in Drittländern reduzieren.
15.12.2022
Von Frank Robaschik | Seoul
Bei Rohstoffen für Batterien versucht Südkorea, unabhängiger von China zu werden. Bisher ist das Land vor allem bei NCM-Präkursoren, Graphit, Kobalt und Lithiumhydroxid stark von China abhängig. Bei den Bezugsquellen für Nickel ist Südkorea dagegen breiter aufgestellt. Der Hauptlieferant ist hier Australien.
Beschleunigt werden die Pläne auch durch den Inflation Reduction Act (IRA) der USA. Danach müssen kritische Materialien und Batteriekomponenten von Elektroautos (EV), die in den USA in den Genuss der Vorteile des IRA kommen wollen, ab 2023 zu vorgegebenen Anteilen aus den USA stammen oder aus Ländern, mit denen die USA ein Freihandelsabkommen haben. Diese Anteile steigen jedes Jahr.
Gemäß einer Investitionsstrategie vom November 2022 soll die staatliche Korea Mine Rehabilitation and Mineral Resources Corporation (KOMIR) ein Überwachungssystem für Reserven, Produktion und Handel von zentralen Rohstoffen für die Batterieindustrie aufbauen. Darüber hinaus soll KOMIR aktiv nach neuen Projekten suchen. Südkorea hat 2022 mit wichtigen Rohstoffpartnern wie Australien, Kanada und Chile Absichtserklärungen zur Zusammenarbeit unterzeichnet.
Posco-Gruppe will in Argentinien Lithium fördern
Bereits vor der Strategie vom November 2022 liefen Projekte in diesem Bereich. So erschließt die Posco-Gruppe ein Lithiumvorkommen in einem argentinischen Salzsee und ist an Blackrock Mining beteiligt. Das Unternehmen besitzt eine Graphitmine in Tansania. Mit der australischen Pilbara Minerals baut Posco in Südkorea eine gemeinsame Lithiumhydroxid-Fertigung auf.
In Argentinien will Posco Lithiumcarbonat produzieren, das in Südkorea zu Lithiumhydroxid weiterverarbeitet wird. Für Kapazitäten von jährlich 25.000 Tonnen Lithiumhydroxid plant Posco Investitionen in Argentinien und in Südkorea in Höhe von 1,1 Milliarden US$. Später sollen die Kapazitäten auf 100.000 Tonnen steigen. Im Jahr 2030 will Posco aus verschiedenen Quellen jährlich 300.000 Tonnen pro Jahr produzieren können. Darüber hinaus begann Posco im Oktober 2022 mit dem Bau einer Raffinerie für hochreinen Nickel für Akkus mit einer Kapazität von 20.000 Tonnen pro Jahr. Die Anlage in Gwangyang in der Provinz Süd-Jeolla soll im 2. Halbjahr 2023 fertiggestellt sein.
LGES schließt Lieferverträge mit Australien und Kanada
Daneben sind LG Energy Solution (LGES) und Posco an Queensland Pacific Materials aus Australien beteiligt. Das Unternehmen soll ab Ende 2023 Nickel und Kobalt an Posco liefern. LGES bezieht langfristig Lithium unter anderem aus Kanada, Chile, Australien, den USA und Brasilien. Hinzu kommen Kobalt aus Australien und Kanada sowie Nickel aus Australien, Kanada und China. Bei der Entscheidung von LGES, eine Batteriezellfertigung in Indonesien aufzubauen, dürfte die dortige Verfügbarkeit von Rohstoffen wie Nickel eine wichtige Rolle gespielt haben. LGES hat sich 2021 zudem mit 4,8 Prozent an dem chinesischen Hersteller von Nickel und Kobalt Greatpower beteiligt.
LG Chem erwarb im Juli 2022 einen Anteil von 8,8 Prozent am chinesischen Lithiumproduzenten Tianqi Lithium, um seine Versorgung mit Lithium zu stabilisieren.
Firma | Land | Zeitpunkt Vertragsabschluss | Inhalt |
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Syrah Resources | Australien | 10/2022 | 2.000 Tonnen Graphit aus den USA im Jahr 2025; steigende Volumina in den Folgejahren |
Electra | Kanada | 09/2022 | ab 2023 über drei Jahre 7.000 Tonnen Cobaltsulfat |
Avalon | Kanada | 09/2022 | ab 2025 fünf Jahre lang jährlich 11.000 Tonnen Lithiumhydroxid |
Snowlake | Kanda | 09/2022 | ab 2025 zehn Jahre jährlich 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid |
Compass Minerals | USA | 06/2022 | ab 2025 über sieben Jahre 40 Prozent des von Compass Minerals produzierten Lithiumcarbonats und Lithiumhydroxids |
Vulcan Energy | Deutschland | 01/2022 | ab 2025 über fünf Jahre insgesamt 45.000 Tonnen Lithiumhydroxid |
Liontown | Australien | 01/2022 | ab 2024 über fünf Jahre insgesamt 700.000 Tonnen Spodumen2 |
Li-Cycle | Kanada | 12/2021 | ab 2023 über sieben Jahre insgesamt 20.000 Tonnen Nickel aus Recycling |
Australian Mines | Australien | 08/2021 | ab 2024 über sechs Jahre insgesamt 71.000 Tonnen Nickel und 7.000 Tonnen Kobalt |
Queensland Pacific Metals | Australien | 06/2021 | ab 2023 zehn Jahre lang jährlich 7.000 Tonnen Nickel und 700 Tonnen Kobalt |
Sigma Lithium | Kanada | 01/2021 | ab 2022 über sechs Jahre insgesamt 690.000 Tonnen Spodumen2 aus Brasilien |
Greatpower | China | 01/2021 | ab 2023 über sechs Jahre insgesamt 20.000 Tonnen Nickel |
SPM | Chile | 12/2020 | ab 2021 über neun Jahre insgesamt 55.000 Tonnen Lithiumcarbonat und Lithiumhydroxid |
SK On sichert sich Rohstoffe aus Australien, Chile und Indonesien
SK On will nach einer Absichtserklärung vom September 2022 unter anderem mit Global Lithium aus Australien zusammenarbeiten. Im Oktober 2022 schloss SK On zudem eine Vereinbarung mit Lake Resources aus Australien. Danach will SK On einen Anteil von 10 Prozent an Lake Resources übernehmen. Der australische Partner soll ab dem 4. Quartal 2024 Lithium an SK On liefern. Im ersten und im zweiten Jahr geht es um Lieferungen von jeweils 15.000 Tonnen. Vom dritten bis zum fünften oder gar bis zum zehnten Jahr sollen jeweils 25.000 Tonnen pro Jahr geliefert werden.
Im November 2022 schloss SK On einen Vertrag mit dem chilenischen Anbieter SQM. Danach soll SQM ab 2023 innerhalb von fünf Jahren insgesamt 57.000 Tonnen Lithiumhydroxid an SK On liefern. Die staatliche Export-Import Bank of Korea stellte im September 2022 SQM einen Kredit in Höhe von 55 Millionen US$ und eine Garantie in Höhe von 45 Millionen US$ zur Verfügung. Mit dieser Finanzierung geht eine Verpflichtung von SQM einher, zehn Jahre lang Lithium im Wert von etwa 470 Millionen US$ an südkoreanische Firmen zu liefern.
Weitere Projekte sind in Indonesien und Deutschland geplant
Ebenfalls im November 2022 unterzeichnete SK On eine Vereinbarung mit dem südkoreanischen Hersteller von Batteriechemikalien EcoPro und der chinesischen Firma Green, Eco and Manufacture (GEM). Danach wollen die drei Firmen in Indonesien eine Produktionsgesellschaft für Nickel-Zwischenprodukte gründen. Laut Plan sollen die Unternehmen ab dem 3. Quartal 2024 im Industriekomplex Morawali auf der Insel Sulawesi in Indonesien über Produktionskapazitäten für Nickel-Zwischenprodukte für umgerechnet 30.000 Tonnen reinen Nickel verfügen.
EcoPro schloss im September 2022 einen Vertrag mit dem deutschen Unternehmen AMG Lithium. Danach soll AMG ab 2024 jährlich 5.000 Tonnen Lithiumhydroxid aus einem neuen AMG-Werk in Bitterfeld-Wolfen an ein Kathodenmaterialwerk der EcoPro BM, einer EcoPro-Tochter, in Debrecen in Ungarn liefern.
Indong Advanced Materials schloss im November 2022 einen Vertrag mit dem US-Unternehmen Green Energy Global (GEGI). Danach erhält Ildong von GEGI Konzessionsrechte zum Abbau von Lithium und anderen Mineralien in einem Salzsee in Bolivien. Meldungen der südkoreanischen Presse zufolge geht es dabei um etwa 1,2 Millionen Tonnen Lithium.