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Südkoreas Start-ups erhalten mehr Finanzierungen
Die Finanzierung von Start-ups hat in Südkorea deutlich zugelegt. Der Staat spielt als Geldquelle eine große Rolle. Die Auswahl erfolgt vor allem über private Akteure.
12.10.2022
Von Frank Robaschik | Seoul
Start-ups erhielten 2021 in Südkorea fast doppelt so viel Finanzierungen wie vier Jahre zuvor. Der Anteil des Staates daran fiel zwar, war mit knapp 30 Prozent aber immer noch hoch. Wegen des großen staatlichen Anteils liegt der Fokus auf südkoreanischen Start-ups. Die Regierung des seit Mai 2022 amtierenden Präsidenten Yoon will Start-ups weiter unterstützen. Daher dürfte der Staat auch in Zukunft hohe Summen zur Verfügung stellen.
2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
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Insgesamt | 4,1 | 4,4 | 3,6 | 5,8 | 8,0 |
Anteil öffentlicher Fonds | 39,6 | 34,5 | 33,2 | 33,5 | 29,8 |
Ein wichtiges Förderprogramm ist das 2013 eingeführte Tech Incubator Program for Startup Korea (TIPS). Nach israelischem Vorbild kofinanziert dabei der Staat Investitionen privater Partner. Der Fokus liegt auf Forschung, Entwicklung und Kommerzialisierung. Die Regierung will TIPS weiter ausbauen und ab 2023 um einen zusätzlichen Fokus auf Deep-Tech ergänzen.
Auch ausländische Firmen erhalten Förderungen
Seit 2016 lädt Südkorea über das Accelerator-Programm K-Startup Grand Challenge ausländische Start-ups für dreieinhalb Monate ein, im Pangyo Techno Valley kostenlos Büros und Mentoring-Angebote zu nutzen. Junge Unternehmen, die sich erfolgreich bewerben, erhalten während dieser Zeit rund 10.000 US-Dollar zur Deckung ihrer Lebenshaltungskosten. Ein Teil der Start-ups bekommt nochmal eine Förderung für weitere dreieinhalb Monate. Zielgruppe sind Start-ups, die von Südkorea aus nach Asien expandieren möchten. Wenn sie sich für eine Niederlassung in Südkorea entscheiden, können sie finanzielle Unterstützung von der Regierung des Landes erhalten.
Das Korea Institute of Startup and Entrepreneurial Development (KISED) startete 2022 ein Förderprogramm für ausländische Technologie-Start-ups, die in Südkorea eine Firma gründen wollen. Zielgruppe sind Start-ups mit weniger als sieben Jahren Erfahrung. Das KISED bietet Mentoring für sechs Monate, ein Büro und Networking mit koreanischen Unternehmen.
Viele Kapitalgeber vor Ort
Zahlreiche Firmen und Institutionen unterstützen Start-ups finanziell. Inländische Risikokapitalgeber investieren bisher vor allem in frühen Stadien und weniger in den späteren. Daher sind bei südkoreanischen Start-ups mit einer Unicorn-Bewertung viele ausländische Kapitalgeber engagiert.
Art | Beispiele |
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Traditionelle Finanzinstitute und deren Tochterfirmen | Korea Investment Partners, KB Investment, Shinhan Asset Management, Korea Development Bank, Hana Financial Investment, Hanwha Investment & Securities |
Start-up-Finanzierer, Private-Equity-Firmen | IMM Investment, Capstone Partners, Falcon J Partners, Stonebridge Capital, TS Investment, Breeze Investment, MBK Partners, Hahn & Co., BNK Venture Capital, Seoul Investment Partners |
Wagnisfinanzierer großer Unternehmensgruppen | Samsung Venture Investment Corporation, LG Technology Ventures, SK Ventures, Posco Capital, KT Investment, Kolon Investment, Kakao Ventures, Samsung Venture Investment |
Wagnisfinanzierer großer Unternehmensgruppen mit Fokus auf Investitionen im Ausland | Samsung Next Ventures, Hyundai Cradle |
Ausländische Kapitalgeber | Softbank Ventures Asia, Qualcomm Ventures, Sequoia Capital, Altos Ventures, Goldman Sachs, Bain Capital, GIC*, HP Tech Ventures, Vertex Growth, Capstone |
Wagniskapitalgeber investieren auch im Ausland. Interessant sind auch Wagnisfinanzierer und Technologie-Scouting-Firmen großer Konglomerate mit Fokus auf dem Ausland wie Samsung Next Ventures und Hyundai Cradle. Beide haben Büros in Berlin. Hyundai Mobis arbeitet beim autonomen Fahren oft mit Start-ups aus dem Ausland zusammen. Auch andere Gruppen investieren in junge Unternehmen, beispielweise SK Telecom, KT, LG UPlus oder CJ. Der Fokus liegt aber oft in Südkorea.
Venture-Capital-Geber | Investitionen im Ausland |
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Softbank Ventures | 227,0 |
Korea Investment Partners | 147,6 |
KB Investment | 61,1 |
Mirae Asset Ventures | 60,8 |
KTB Network | 45,3 |
SV Investment | 35,4 |
Aju IB Investment | 29,5 |
Die Korea Business Angel Association betreibt seit 2012 im Auftrag des Ministry of SMEs and Startups ein Angelinvestment-Support-Center. Dieses dient unter anderem dem Aufbau von Netzwerken und der Bereitstellung von Matching-Fonds für Angelinvestitionen. Im August 2022 gab es nach Angaben des Verbands in Südkorea 253 Angelinvestitionsnetzwerke.
Auch deutsche Start-ups nutzen südkoreanische Unterstützung
Korea Investment Partners hält Anteile am Berliner Gaming-Start-up Armanda Interactive und an der Berliner Plattform für den Handel von Luxusarmbanduhren Watchmaster ICP. Mirae Asset Venture Investment hat über MPN Marketplace Networks in die Karlsruher Plattform für den Handel mit Luxusuhren Chrono24 investiert. Die Samsung Venture Investment Corporation beteiligte sich 2011 am Dresdner Spezialisten für OLED-Chemikalien Novaled. Seit 2013 ist Novaled eine 100-prozentige Tochter der Samsung-Gruppe. Beim K-Startup Grand Challenge kamen von 2017 bis 2022 mindestens fünf deutsche Firmen zum Zuge.
Firma | Fokus | Jahr |
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Altagram | Computerspielanpassung | 2017 |
Briefy | Fotografie, virtuelle Realität | 2017 |
Is it Fresh * | Smarte Sensoren zur Digitalisierung von Verpackung etwa bei Nahrungsmitteln und Pharmazeutika | 2017 |
Cynteract | Intelligenter Rehabilitationshandschuh | 2022 |
MotionsCloud | Künstliche Intelligenz | 2022 |
Deutsche Förderinstitutionen helfen
Das Programm German Accelerator unterstützt seit 2020 deutsche Start-ups auf dem koreanischen Markt. 2022 fand erstmals in Südkorea eine German Startup Night in Präsenz statt. Die Firmen waren auch als Aussteller auf der Start-up-Messe Nextrise vertreten. Das Programm hat nach eigenen Angaben zurzeit circa 40 Mentoren in Südkorea.
Schon deutlich länger unterstützt die AHK Korea deutsche Firmen beim Markteinstieg in Südkorea. Sie hilft unter anderem bei der Partnersuche, der Einstellung von Personal, beim Zugang zu Bonitätsbewertungen, vermietet Räume an deutsche Firmen und erstellt individuelle Marktstudien.
Die Deutsche Botschaft in Seoul hilft deutschen Unternehmen etwa gegenüber südkoreanischen Regierungsstellen. Sie setzt sich für bessere Marktzugangsbedingungen für deutsche Firmen ein. Generell fördert sie deutsche Wirtschaftsinteressen.
Germany Trade & Invest informiert deutsche Firmen über Auslandsmärkte, betreut das Markterschließungsprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und unterstützt die internationale Vernetzung der Digital Hubs in Deutschland.
BMW kooperiert über sein Technology Office und seine Startup Garage mit Start-ups in Korea und will diese zu Lieferanten und langfristigen Partnern entwickeln. Ähnlich angelegt ist die Startup Autobahn von Mercedes, die N15 für Mercedes in Korea umsetzt. SAP arbeitet ebenfalls mit jungen Unternehmen zusammen. Es lässt sie Produkte auf seinen Plattformen entwickeln und vernetzt sie mit potenziellen Kunden. Auch andere Firmen wie Boehringer Ingelheim, Volkswagen, Continental und Beiersdorf (Nivea Accelerator) arbeiten mit südkoreanischen Start-ups.
Vorübergehende Freistellung von Regulierungen möglich
Zum Ausprobieren neuer Technologien und Geschäftsmodelle gibt es seit 2019 sogenannte "Regulatory Sandboxes". In diesem Rahmen können Firmen vor allem in der Informations- und Kommunikationstechnik, in Grenzbereichen zwischen Industriezweigen, im Finanzwesen und im Bereich Mobilität Ausnahmen von bestehenden Regulierungen beantragen. Voraussetzung ist, dass diese sie in ihren Aktivitäten behindern. Ausnahmen können für zwei Jahre erteilt und danach verlängert werden. Die Antragsstellung kann seit 2020 auch bei der Korea Chamber of Commerce and Industry erfolgen.