Wirtschaftsumfeld | Südkorea | Außenhandel, Struktur
Im- und Exporte erklimmen neue Höhen
Südkoreas Außenhandel wuchs 2021 stark. Banken und Verbände erwarten für 2022 eine geringere Zunahme. Für die einzelnen Branchen zeigen sich Unterschiede.
04.02.2022
Von Frank Robaschik | Seoul
Südkoreas Exporte stiegen 2021 im Vorjahresvergleich nominal um 25,7 Prozent auf 644,4 Milliarden US-Dollar (US$). Die Importe legten nominal um 31,5 Prozent auf 615,0 Milliarden US$ zu. Die Ergebnisse liegen deutlich über den bisherigen Rekordwerten des Jahres 2018. Für 2022 rechnet die Bank of Korea (BOK) nur noch mit einer Zunahme der Exporte um nominal 1,1 Prozent und der Importe um 1,3 Prozent. Für 2023 erwartet sie sogar einen leichten Rückgang. Andere südkoreanische Institutionen und Banken erwarten für 2022 ebenfalls eine nominale Zunahme der Ex- und Importe um maximal zwei bis drei Prozent.
Vorläufige Angaben für das nominale Wachstum der Importe im Januar 2022 fallen deutlich höher aus. Laut dem südkoreanischen Zoll gab es bei den Exporten ein Plus von 15,2 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres. Bei den Importen waren es sogar 35,5 Prozent mehr. Hauptgrund für die höheren Einfuhrwerte sind deutlich gestiegene Ausgaben für Rohstoffe.
Inflation treibt Ex- und Importwerte
Ein signifikanter Teil der Zunahme des südkoreanischen Außenhandels im Jahr 2021 geht auf höhere Preise zurück. So sind beispielsweise Halbleiter, das wichtigste Exportgut Südkoreas, deutlich teurer geworden. Gleiches gilt für Rohstoffe, die das Land importieren muss. Die Warenexporte wuchsen daher 2021 im Vorjahresvergleich nach vorläufigen Angaben der BOK real um 9,8 Prozent. Die Warenimporte legten real um 11,8 Prozent zu.
Dafür fallen in realen Werten die Prognosen für Südkoreas Außenhandel höher aus: Die BOK rechnet für 2022 bei den Exporten mit einem realen Plus von 2,6 Prozent und bei den Importen von 3,1 Prozent. Im Jahr 2023 sollen es dann real 2,5 Prozent und 2,6 Prozent sein.
Ausfuhr vieler Warengruppen übertrifft bisheriges Hoch von 2018
Die Exporte aller großen Warengruppen waren 2021 höher als 2018. Das gilt auch für die Elektronik. Die Halbleiterexporte fielen laut Statistik nach der üblichen Abgrenzung geringer aus. Unter Einschluss von SSD-Laufwerken dreht sich das Bild jedoch. Die Hälfte des gesamten Zuwachses der Ausfuhren von 2018 bis 2021 entfällt auf chemische Erzeugnisse. Südkorea exportiert inzwischen mehr als doppelt so viele Pharmazeutika wie noch 2018. Signifikant stiegen auch die Ausfuhren von Pkw.
Warengruppe | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|
Elektronik, SSD-Laufwerke | 162,8 | 134,0 | 141,3 | 179,6 |
Halbleiter | 115,8 | 84,3 | 87,7 | 114,3 |
SSD-Laufwerke | 2,1 | 4,7 | 10,1 | 12,3 |
Chemische Erzeugnisse | 80,6 | 74,0 | 74,2 | 101,0 |
Pharmazeutika | 3,8 | 4,3 | 7,2 | 8,8 |
Kfz, -Teile | 60,6 | 62,2 | 53,5 | 66,1 |
Elektrotechnik | 41,1 | 33,5 | 34,0 | 39,8 |
Eisen und Stahl | 28,1 | 26,1 | 22,2 | 30,9 |
Schiffe | 20,3 | 18,9 | 18,7 | 22,0 |
Maschinen | 19,5 | 19,0 | 15,8 | 19,3 |
Importzuwächse in allen größeren Segmenten
Südkorea musste 2021 etwa 65 Milliarden US$ mehr für Rohstoffe bezahlen als im Vorjahr. Gegenüber 2018 gab es jedoch fast keinen Anstieg. Im Vergleich zu diesem Basisjahr legten vor allem die Bezüge von Halbleitern kräftig zu. Daneben stieg die Einfuhr chemischer Erzeugnisse einschließlich Pharmazeutika, von Maschinen sowie Nahrungs- und Genussmitteln. Die Importe von Kfz- und Kfz-Teilen sowie von Mess- und Regeltechnik wuchsen um jeweils knapp 20 Prozent. Bei Medizintechnik betrug der Zuwachs knapp 25 Prozent auf 4,9 Milliarden US$.
2018 | 2019 | 2020 | 2021 | |
---|---|---|---|---|
Rohstoffe | 178,1 | 157,3 | 115,5 | 180,5 |
Elektronik, SSD-Laufwerke | 72,8 | 78,0 | 81,4 | 97,6 |
Halbleiter | 39,2 | 40,7 | 45,5 | 56,7 |
Chemische Erzeugnisse | 55,2 | 52,1 | 51,0 | 65,6 |
Pharmazeutika | 7,1 | 7,7 | 8,6 | 11,0 |
Maschinen | 48,5 | 40,1 | 46,1 | 56,8 |
Nahrungs- und Genussmittel | 28,8 | 28,7 | 28,9 | 34,2 |
Elektrotechnik | 24,2 | 24,1 | 24,7 | 30,3 |
Textilien, Bekleidung, Schuhe | 19,6 | 19,6 | 18,6 | 21,1 |
Kfz, -Teile | 16,7 | 16,6 | 18,1 | 20,0 |
Mess- und Regeltechnik | 10,2 | 9,4 | 10,2 | 12,2 |
Insgesamt positiver Ausblick für wichtige Branchen
Bei den Prognosen diverser Institutionen für die Exportentwicklung nach Branchen gibt es für 2022 zum Teil deutliche Unterschiede. Einigkeit besteht in der Einschätzung, dass die Ausfuhren von Halbleitern, Gesundheitsprodukten und Autos nochmal zulegen werden. Die höchste Zunahme erwarten die meisten Institute bei Batterien für Elektroautos. Auch für Mineralölerzeugnisse und Handys sind die Aussichten demnach positiv. Unklar sind die Aussichten dagegen etwa in der Petrochemie, bei Displays, Kfz-Teilen, Elektrohausgeräten und Stahl. Diese könnten wachsen oder auch schrumpfen. Trotz deutlich gestiegener Auftragseingänge überwiegt im Schiffbau dagegen die Erwartung geringerer Ausfuhren.
Bei den Importen erwartet das Korea Institute for Industrial Economics & Trade (KIET) höhere Lieferungen unter anderem bei Akkus, Gesundheitsprodukten, Autos, Maschinen und Halbleitern.