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Wirtschaftsausblick | Moldau

Moldau erwartet moderates Wachstum

Trotz externer Risiken könnte die Wirtschaft 2025 um gut 3 Prozent wachsen, stimuliert durch Konsum und Investitionen. Die EU verspricht Finanzmittel. 

Von Dominik Vorhölter | Chisinau

Top-Thema: Die Zukunft hängt von der EU ab

Die Republik Moldau bemüht sich um eine Integration in die Europäische Union (EU). Schon heute profitiert das Land von Finanzhilfen aus Brüssel. Um Mitglied der EU zu werden, muss Moldau Reformen umsetzen und nationale Gesetze an die EU-Regelungen anpassen. Die derzeitige Regierung tut dies in einem beachtlichen Tempo, und weckt damit Zuversicht bei Investoren. Doch besteht die Möglichkeit, dass sich der Reformprozess stark verlangsamt, wenn bei der Parlamentswahl im Juni 2025 Parteien gewählt werden, die eine weniger auf die EU-Integration ausgerichtete Wirtschaftspolitik verfolgen.

Ein politisches Umschwenken würde auch den Zufluss an Geldern internationaler Geber in Frage stellen, die zuletzt deutlich aufgestockt wurden. So erhöhte die EU im Oktober 2024 ihre Finanzhilfen von 295 Millionen auf 1,8 Milliarden Euro. Die Mittel stehen bis 2027 bereit, unter anderem für den Ausbau der Verkehrs- und Energienetze, für die Beschaffung von Energie und Energieträgern sowie die Einführung des EU-Roaming in der Telekommunikation.

Wirtschaftsentwicklung: Externe Risiken beeinflussen den Aufschwung

Obwohl der Krieg im Nachbarland Ukraine, häufigere Dürreperioden sowie die starke Abhängigkeit von Energieimporten einen nachhaltigen Aufschwung in Moldau bremsen, erwartet das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) für 2025 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 3,3 Prozent. Für 2026 gehen die Analysten von einem Plus von 3,5 Prozent aus.

Das 1,8 Milliarden Euro große EU-Finanzpaket kurbelt die öffentlichen und privaten Investitionen an. Noch stärker befeuert der private Verbrauch das BIP-Wachstum. Dafür sorgen die weiterhin starken Rücküberweisungen von im Ausland lebenden moldauischen Arbeitskräften.

Steigende Energiepreise befeuern erneut Inflation

Mittelfristig dürften die Energiepreise steigen und damit die zuvor rückläufige Inflation wieder befeuern. Hierbei spielt eine Rolle, dass die Ukraine Anfang 2025 den Transfer russischen Erdgases eingestellt hat. Das trifft die abtrünnige Region Transnistrien, aber auch die gesamte Republik Moldau, denn das Gaskraftwerk MGRES in Cuciugan (Transnistrien) deckte bislang 80 Prozent des Strombedarfs des gesamten Landes. Jetzt wird das Kraftwerk im Notbetrieb mit Kohle befeuert, allerdings mit einer deutlich niedrigeren Kapazität.

Das Energieministerium von Moldau ist bereit, Transnistrien mit kurzfristig zugekauftem Erdgas aus Europa über die Trans-Balkan-Pipeline zu versorgen, um die Krise zu lösen. Die deutlich höheren Preise des so beschafften Gases sind momentan das kleinere Problem. Vor allem lehnen die pro-russischen Kräfte in Transnistrien diese Lösung aus politischen Überlegungen ab. Bevor der angekündigte Ausbau erneuerbarer Energien Früchte trägt, wird Moldau damit mehr teureren Strom aus Rumänien beziehen müssen. Deswegen spricht die Zentralregierung in Chisinau nicht von einer Energiekrise in Transnistrien, sondern einer nationalen Sicherheitskrise.

Staat unterstützt Unternehmen bei Modernisierung

Der Staat wird 2025 Förderprogramme für die Modernisierung kleiner und mittelständischer Unternehmen und der Landwirtschaft fortsetzen. Prioritär fließen Fördermittel in Vorhaben, die Energieeffizienz und Wärmedämmung von Gebäuden steigern.

Der IT-Sektor bleibt ein Magnet für ausländische Direktinvestitionen. Ein Grund hierfür ist, dass sich Unternehmer der Branche nicht dauerhaft im Land aufhalten müssen. Zusätzlich bietet der Staat einen vergünstigten pauschalen Steuersatz von 7 Prozent an. Der Gesetzgeber erlaubt es, ein IT-Unternehmen mit steuerlicher Ansässigkeit in der Republik Moldau über die moldauischen Botschaften im EU-Ausland zu gründen.

Unternehmen knüpfen neue Handelsbeziehungen mit EU-Partnern

Der Außenhandel wird sich weiter erholen, aber dennoch empfindlich auf äußere Einflüsse wie Ernteausfälle und den Krieg in der Ukraine reagieren. Die Ausfuhren könnten 2025 um 4,3 Prozent wachsen und somit den leichten Rückgang des Vorjahres ausgleichen. Die Importe werden aufgrund der Binnennachfrage 2025 voraussichtlich um 2,1 Prozent steigen, prognostiziert das wiiw.

Die Republik Moldau exportiert hauptsächlich Wein und Obst. Wichtige Abnehmerländer sind Rumänien und Tschechien. Für die Zukunft sieht die moldauische Exportförderagentur Deutschland und Polen als strategische Partner für den Ausbau der Lebensmittelexporte in die EU. Moldauische Firmen werden weiterhin ihre Handelsbeziehungen von Russland und den GUS-Staaten entkoppeln und Lieferketten enger mit der EU verknüpfen. Dafür hat Moldau nationale Zollvorschriften an die der EU angepasst. 

Deutsche Perspektive: Der Krieg bleibt größtes Risiko

Für deutsche Unternehmen in der Republik Moldau bleibt der Krieg in der Ukraine das größte Geschäftsrisiko. Im Ernstfall müssen deutsche Unternehmer ihre Produktionsstätten räumen. Darauf seien die deutschen Firmen vor Ort vorbereitet, heißt es in Unternehmerkreisen. Die meisten von ihnen könnten Mitarbeiter schnell ins nähere EU-Ausland schicken und wären in der Lage, beispielsweise von Rumänien aus weiter zu produzieren. Außerdem können deutsche Unternehmen ihre Investition mit einer Investitionsgarantie des Bundes absichern.

Generell wächst das Interesse an der Republik Moldau als Sourcingmarkt, etwa für Produkte der Elektroindustrie oder für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Jedoch leiden moldauische Unternehmen, die für deutsche Firmen Aufträge erledigen, aktuell unter einem geringen Auftragsbestand.

Die aktuell schwache Konjunktur in Deutschland ist nur ein Grund dafür. Zusätzlich leidet die Konkurrenzfähigkeit moldauischer Unternehmen unter den schwer einschätzbaren Transportzeiten. Bedingt durch den russischen Angriffskrieg nutzen viele ukrainische Unternehmen die moldauisch-rumänische Grenze als Tor zur EU. Die Wartezeiten für Lkw-Fahrer an der Zollgrenzen werden entsprechend immer länger.

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