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Branchen | Taiwan | Kfz-Teile, Zulieferindustrie

Taiwan importiert 2024 deutlich mehr Fahrzeuge aus Deutschland

Taiwans Kfz-Branche ist im Umbruch. Die Elektromobilität und mit ihr der Trend zu mehr Elektronik im Auto sind die Treiber. Deutsche Importautos schneiden weiterhin gut ab.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Taiwans Kfz-Markt soll 2025 moderat wachsen. "Eine kürzere Haltedauer von Pkw und das steigende Produktangebot schieben den Absatz an", so Rahil Ansari, CEO and Chairman der Volkswagen-Gruppe Taiwan. "Sowohl in- als auch ausländische Kfz-Firmen werden mehr Modelle mit Elektroantrieben in den Markt einführen." 

Nach starken Ausschlägen nach unten und oben in den Vorjahren stabilisiert sich Taiwans Automobilindustrie im Jahr 2024. So liegen die wertmäßige Produktion und der Absatz seit Jahresbeginn auf Vorjahresniveau. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Kfz-Importen: Nach einem deutlichen Anstieg im Jahr 2023 stagnieren sie in den ersten neun Monaten des Jahres. 

Allerdings wuchsen deutsche Kfz-Lieferungen nach Taiwan deutlich. Die Kfz-Einfuhr aus Deutschland stieg in den ersten neun Monaten 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum wertmäßig um 11,3 Prozent und mengenmäßig um 18,6 Prozent. Insgesamt wird sich der Markt für Importautos weiter gut entwickeln. Dabei bleiben auch Kfz mit Verbrennungsmotoren nachgefragt.

Wenn Elektroauto, dann noch meist Hybrid

Zwar hat der Verkauf von Fahrzeugen mit vollelektrischen Antrieben im Jahr 2023 gegenüber 2022 um 54 Prozent und von Hybrid-Kfz um knapp 26 Prozent zugelegt. Jedoch hat der Anteil von vollelektrischen Fahrzeugen an den Neuregistrierungen (ohne Zweiräder) im Jahr 2023 lediglich circa 5,3 Prozent erreicht, so die Statistik des Ministry of Transportation and Communications. Zum Vergleich: Der Anteil von Hybridantrieben belief sich auf 21 Prozent. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil der rein elektrisch angetriebenen Pkw an den Neuzulassungen auf 30 Prozent wachsen. Bis 2035 will die Regierung den Anteil dann auf 60 Prozent verdoppeln. Schließlich sollen ab 2040 nur noch Elektroautos im Land verkauft werden.   

Um diese Ziele zu erreichen, muss der Verkauf von Elektrofahrzeugen an Fahrt gewinnen. Die Verbraucher auf der Insel stehen dem Elektrotrend jedoch noch zurückhaltend gegenüber: Sie zögern angesichts des hohen Anschaffungspreises, der geringen Reichweite und des schnellen Wertverlusts von E-Autos. Beim Preis kommt die Regierung ihnen jedoch entgegen und fördert den Absatz von E-Autos seit 2021 mit einer Kaufprämie. Diese ist vorerst bis Ende 2025 garantiert. Zudem ist der Import von E-Autos zollfrei.

Intensiver Wettbewerb bei Pkw

Taiwans Pkw-Segment ist ein sehr wettbewerbsintensiver Markt. Mehr als 30 in- und ausländische Markenanbieter buhlen auf dem Archipel um Kunden. Während sich Marken aus China vor allem im Elektrosegment international Marktanteile sichern, sind diese in Taiwan so gut wie gar nicht vertreten. Mit strengen Anforderungen an den Lokalisierungsanteil von Kfz-Teilen, will die Regierung den Import aus China zukünftig weiter einschränken. Bisher können chinesische Kfz ckd (completely knocked-down), also komplett zerlegt, nach Taiwan eingeführt werden. Damit sollen auch die einheimischen Kfz-Teileproduzenten vor chinesischen Preiswettbewerb geschützt werden.

Elektrofahrzeuge haben spezifische Teile. Um diesen geänderten Bedarf zu bedienen, müssen Taiwans Teilehersteller ihr Produktportfolio erweitern. Gleichzeitig müssen sie wegen Garantieverpflichtungen bislang verbaute Teile für Kfz mit Verbrennungsmotoren ebenfalls noch über viele Jahre vorhalten. Viele taiwanische Kfz-Teilehersteller liefern als OEM (Original Equipment Manufacturer) ausländischen Automobilproduzenten zu. Hierzu müssen sie deren Standards und Dekarbonisierungsvorgaben erfüllen. 

Um den kleinen und mittleren Unternehmen bei der Umstellung wie auch bei der Dekarbonisierung zu helfen, finanziert das Wirtschaftsministerium das Transformationsprogramm „Industrial Technology Upgrading and Transition“. Firmen können hierbei zinsgünstige Darlehen von bis zu 30 Millionen New Taiwan Dollar (NT$, circa 935.000 US-Dollar) erhalten.

Elektromobilität zieht Investitionen nach sich

Mit dem globalen Trend hin zu Electric Vehicles (EV, E-Autos) steigt auch die Nachfrage nach Elektronik in den Automobilen. Laut einer Schätzung des Ministry of Economic Affairs soll der Umsatz taiwanischer Anbieter automobiler Elektronik von 400 Milliarden NT$ (circa 12,5 Milliarden US$) im Jahr 2023 auf mehr als 900 Milliarden NT$ (circa 28 Milliarden US$) im Jahr 2028 steigen. 

Daher hat der deutsche Halbleiterhersteller Infineon im Sommer 2024 angekündigt, ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Taiwan einzurichten. Hier will Infineon innovative Chips entwickeln und diese dann im Land produzieren lassen. Für das Infineon Advanced Automotive and Wireless Communication Semiconductor R&D Center sind Investitionen von 37 Millionen US$ vorgesehen.

Infineon kooperiert bereits mit mehreren Elektronikunternehmen Taiwans, darunter Foxconn (Hon Hai). Beide Firmen haben im Mai 2023 eine langfristige Zusammenarbeit im Bereich automobiler Elektronik vereinbart. Diese bezieht sich auf SiC (Silicon Carbid)-Entwicklungen. Zudem ist Infineon im gleichen Jahr Partnerschaften mit Delta Electronics und dem Chip-Auftragsunternehmen UMC eingegangen.

Investitionen in neue Testanlagen

Mit der Elektromobilität halten u.a. auch smarte Cockpits, Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren Einzug in die Autos. Diese Systeme brauchen neue Prüfmethoden. Dafür hat die deutsche Prüfgesellschaft DEKRA in New Taipei City im Oktober 2024 ein modernes Testlabor eingeweiht. Es wird sich unter anderem mit Technologien in smarten und vernetzten Automobilen befassen. 

In die gleiche Richtung zielt auch eine ebenfalls im Oktober 2024 unterschriebene Absichtserklärung des Automotive Research & Technology Center (ARTC), das mit dem TÜV SÜD kooperieren will. Dabei geht es beispielsweise um Cybersicherheit für Fahrzeuge, die immer stärker Software-basiert interagieren. ARTC baut gegenwärtig für eine Milliarde NT$ (rund 31 Millionen US$) in Changhua eine entsprechende Testanlage auf.

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