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Taiwan setzt bei medizinischer Biotechnologie auf KI und Auftragsproduktion

Taiwan will steigenden in- und ausländischen Bedarf an Medikamenten bedienen. Vom Ausbau der Produktion und Forschung können auch deutsche Firmen profitieren.

Von Jürgen Maurer | Taipei

Für deutsche Unternehmen aus dem Bereich Arzneimittel und Produkte der medizinischen Biotechnologie ist Taiwan bereits ein guter Absatzmarkt. Denn die Insel importiert den Großteil ihres Bedarfs an pharmazeutischen Erzeugnissen, laut der Research Plattform BMI mehr als 80 Prozent der im Markt verkauften Medikamente. Dabei ist Deutschland seit Jahren der größte Lieferant von Pharmazeutika. Diese Stellung konnte die Bundesrepublik ebenso 2024 behaupten, auch wenn die taiwanischen Pharmaimporte aus Deutschland gegenüber 2023 um 16,7 Prozent auf rund 1,3 Milliarden US-Dollar (US$) schrumpften.

Auf lange Sicht wird die Nachfrage nach oben zeigen. Dafür sorgen zunehmende Gesellschaftskrankheiten sowie der demografische Wandel Taiwans. Die Insel wird ab 2025 den Status einer "super-aged society" einnehmen. Damit steigt das Absatzpotenzial für Pharmazeutika wie auch für medizinische Biotechnologie. BMI prognostiziert bis 2028 ein durchschnittliches jährliches Importwachstum für Arzneimittel von 9,1 Prozent berechnet auf US$-Basis.

Taiwan will Auftragsproduktion ausbauen

Daher will Taiwans Regierung bei nieder- und großmolekularen Substanzen die vorhandenen Erfahrungen mit Auftragsproduktion, Forschung und klinischen Test weiter fördern. Dabei soll künstliche Intelligenz als Mittel zur Effizienzsteigerung unterstützen. Das Ziel lautet nicht nur "made in Taiwan", sondern auch "created in Taiwan". Daher unterstützt die Regierung die Entwicklung heimischer Firmen als CDMO (Contract Development and Manufacturing Organization) wie auch als CRO (Contract Research Organization).

CDMO und CRO kurz erklärt

Ein Auftragshersteller (Contract Development and Manufacturing Organisation - CDMO) bietet umfassende Dienstleistungen zur Arzneimittelentwicklung und -herstellung und hilft Pharmaunternehmen, neue Medikamente effizient und kostengünstig auf den Markt zu bringen.

Ein Auftragsforschungsinstitut (Contract Research Organization - CRO) übernimmt Aufgaben bei der Planung, Durchführung und Überwachung klinischer Studien für Arzneimittel und Medizinprodukte sowie der Analyse der Ergebnisse. Es kann nahezu die gesamte Verantwortung für Pharma- und Medizinprodukteunternehmen schultern.

Kooperationen sind dabei ein grundlegender Pfeiler. Beispielsweise haben im Januar 2024 die taiwanische Mycenax Biotech und die deutsche Merck eine Vereinbarung unterzeichnet, Mercks innovatives Herstellungsverfahren "BioContinuum" in die CDMO-Fertigung von Mycenax Biotech zu integrieren. Im Februar 2024 haben zudem die Taiwan Bio-Manufacturing Corporation und die US-Firma National Resilience eine Partnerschaft vereinbart. Die Technologieplattform von National Resilience soll mit der Automatisierungsexpertise von TBMC kombiniert werden, um gemeinsam CDMO-Aktivitäten anzubieten.

CDMO-Sektor in Taiwan boomt

Das Geschäft für Taiwans CDMOs (bio-)pharmazeutischer Produkte bietet gute Perspektiven. Die Auftragsherstellung durch CDMOs machte 2023 etwa 70 Prozent des Produktionswertes an Pharmazeutika in Taiwan aus, so das lokale Wirtschaftsministerium. Mitte 2024 verzeichnete das Ministerium 211 CDMOs auf der Insel.

Als ein Wachstumssegment für CDMO-Aktivitäten will das Wirtschaftsministerium die Erzeugung von niedermolekularen Wirkstoffen stärker entwickeln. Medikamente, die auf kleinen chemischen Molekülen basieren, sollen in den nächsten Jahren eine kontinuierlich wachsende Nachfrage erleben. Ein Bericht von Future Market Insights prognostiziert bis 2034 weltweit einen Umsatzanstieg auf über 124 Milliarden US$. Dies entspräche zwischen 2024 und 2034 einem durchschnittlichen Wachstum von 5,2 Prozent pro Jahr.

KI soll Effizienz und Innovation vorantreiben

Bei der Weiterentwicklung der Biotechnologiebranche soll auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) helfen. Denn hier eröffnen sich effizienzsteigernde Möglichkeiten, wie etwa das Auffinden neuer Therapien. Das nationale Gesundheitssystem in Taiwan kann eine breite Datenbasis zur Verfügung stellen, worauf KI-Anwendungen angewiesen sind.

KI soll die Entwicklung neuer Arzneimittel und klinische Tests beschleunigen und verbessern. Mit diesem Ziel arbeiten ASUSTeK Computer, Nvidia und das National Health Research Institutes (NHRI) in Taiwan zusammen, um mittels eines Supercomputers KI-Anwendungsprogramme für die biomedizinische Forschung und Entwicklung hervorzubringen. Unternehmen sollen die Rechenleistung dann für ihre Forschung anmieten können, um etwa Datenmining, Screening, Analyse und Simulationen zu betreiben. 

KI-Einsatz ist nicht ganz neu

Das Potenzial der KI-basierten Lösungen ist groß und Taiwan kann in der noch jungen Technologieentwicklung eine Rolle spielen, wie Unternehmensbeispiele zeigen. So hat das amerikanische Start-up Insilico Medicine, das bereits Mitte der 2010er Jahre KI zur Arzneimittelinnovation einsetzte, seit 2018 in Taiwan sein Asian A.I. R&D Center eingerichtet. Dabei war das vom Wirtschaftsministerium unterstützte Development Center for Biotechnology (DCB) als Inkubator mit von der Partie. 

Das DCB baut seine Aktivitäten in der Unterstützung innovativer KI-Anwendungen zur Arzneimittelentwicklung aus. Ende 2024 hat das DCB mit dem amerikanischen Unternehmen Vizuro hierzu eine Absichtserklärung unterzeichnet, gemeinsam eine KI-Plattform zur Entdeckung neuer Wirkstoffe und neuer Anwendungsgebiete bereits bekannter Arzneimittel zu entwickeln. 

Infrastrukturelles Umfeld vorhanden 

An Programmen für die Unterstützung der Biotechnologie und der künstlichen Intelligenz fehlt es nicht. Zudem bestehen bereits spezialisierte Forschungsparks, die weiter ausgebaut werden, wie etwa der National Biotechnology Research Park oder der Hsinchu Biomedical Science Park. In diesen Parks sind infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen, um Forschung und Entwicklung wie auch Produktion zu unterstützen. Hier gibt es spezialisierte Forschungsinstitute, Laboratorien, Zentren für klinische Studien, Start-up Inkubationszentren und CRO/CDMO-Anbieter. Nicht zuletzt sind auch Flächen für neue produzierende Unternehmungen vorhanden.

Zur Förderung der Biotech- und Pharmaindustrie stellt die Regierung in- und ausländischen Branchenfirmen umfangreiche Steueranreize und Abschreibungsmethoden für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen wie auch für die Anschaffung von Produktionsmaschinen, Ausrüstung und Systemen bereit. Dies wird im “Act for the Development of Biotech and Pharmaceutical Industry” ausgeführt, der seit Ende 2021 in Kraft ist.

Taiwans Fachmesse für Biotechnologie

BIO Asia-Taiwan Exhibition findet jährlich im Taipei Nangang Exhibition Center statt. 

Veranstaltungstermin: 23. bis 27. Juli 2025

BIO Asia–Taiwan 2025 亞洲生技大會

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