Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche | Taiwan | Elektronik

Taiwanische Chipindustrie wächst trotz Risiken weiter

Taiwans Chipproduktion behauptet sich als die wichtigste Branche der Insel. Gegenwind kommt vom weltweit abklingenden Chipboom und den Spannungen zwischen den USA und China.

Von Alexander Hirschle | Taipei

Die taiwanische Halbleiterindustrie setzt 2022 ihre Erfolgsgeschichte fort. Das Forschungsinstitut Itri (Industrial Technology Research Institute) prognostiziert für das laufende Jahr ein Produktionswachstum um 15,6 Prozent auf knapp 150 Milliarden US-Dollar (US$). Dieser Wert würde fast 18 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der Insel und nahezu einem Viertel des Chipweltmarkts entsprechen. Auch für 2023 sind die Analysten mit der Vorhersage eines Wachstums um 6,1 Prozent noch relativ positiv gestimmt. Unter anderem soll der Kfz-Sektor die Nachfrage nach Halbleitern ankurbeln. 

Als weitere Wachstumsmotoren nennt Itri Investitionen in Bereichen wie 5G-Kommunikation, künstlicher Intelligenz und High-Performance-Computing (HPC). Allerdings sieht das renommierte taiwanische Institut am Horizont auch Risiken für die Branche. Diese könnten im Jahr 2023 in ein negatives Wachstum münden. So wird als ein Knackpunkt genannt, dass sich der im Zuge der Pandemie eingesetzte Digitalisierungsboom dem Ende zuneigt. Dieser hatte in den vergangenen Jahren vor allem die weltweite Nachfrage nach Kameras, Laptops und PC massiv befeuert. Die taiwanischen Exporte von Elektronik und Halbleitern hatten aus diesem Grund zuletzt enorm hohe Wachstumsraten vorzuweisen.

Weltmarkt für Halbleiter wird 2023 schrumpfen

Derzeit hat die Branche hingegen mit der rückläufigen Nachfrage nach Konsumerzeugnissen wie etwa Smartphones zu kämpfen. Die Branchenanalysten von IC Insights gehen davon aus, dass die globalen Umsätze der Halbleiterindustrie im kommenden Jahr um 6 Prozent schrumpfen werden. Andere Institute prognostizieren für 2023 einen Rückgang der Verkäufe der Chip-Auftragsfertiger um 2 bis 3 Prozent. Die Experten von IC Insights sehen eine Erholung des Halbleitermarkts frühestens im zweiten Quartal 2023 voraus.

Sorgen bereiten dem Sektor auch die Spannungen zwischen den USA und China. So gingen die Aktien des taiwanischen Chip-Giganten TSMC (Taiwan Semiconductor Manufacturing Co.) Anfang Oktober 2022 zwischenzeitlich auf Talfahrt. Zuvor hatte die US-Regierung neue Sanktionen gegen den chinesischen Halbleitersektor verhängt. Die Regierung in Taipei bemühte sich derweil, die Auswirkungen auf die taiwanische Halbleiterindustrie herunterzuspielen.

Wirtschaftsministerin Wang Mei-Hua mahnte im Oktober in der Presse zu mehr Besonnenheit. Die Folgen für taiwanische Chiphersteller seien überschaubar, da die Sanktionen keine Konsumerzeugnisse umfassten, sagte Ministerin Wang. United Microelectronics Corporation (UMC), der weltweit drittgrößte Auftragsfertiger von Halbleitern, bestätigte diese Sichtweise in der lokalen Presse.

Internationale Firmen setzen auf den Standort Taiwan

Auch Großinvestor Warren Buffett scheint von den Zukunftsperspektiven der taiwanischen Halbleiterindustrie überzeugt. Im November erwarb Buffetts Fonds Berkshire Hathaway Inc ein 4,1 Milliarden US$ schweres TSMC-Aktienpaket. Von Analysten wurde diese Transaktion als gewichtiges Statement für den Halbleiterstandort Taiwan gewertet.

Hierfür sprechen auch Pläne des Unternehmens Nvidia. Der Chipdesigner aus den USA will Presseinformationen zufolge sein Logistikzentrum von Hongkong nach Taiwan verlagern. Wenige Tage zuvor hatte auch der niederländische Hersteller von Halbleiterausrüstungen ASML die Ausweitung seiner Kapazitäten auf der Insel verkündet. So werden die Niederländer ab Mitte 2023 im Linkou District von New Taipei City neue Produktionseinheiten aufbauen.

TSMC selbst sieht hingegen Auswirkungen der US-Sanktionen auf die Halbleiterindustrie Asiens. Neben China seien Südkorea, Japan und auch Taiwan hiervon betroffen. Um den Chipsektor auf der Insel zu schützen, müssten die lokalen Zulieferfirmen noch wettbewerbsfähiger werden, äußerte sich TSMC-Chairman Mark Liu in der lokalen Presse. TSMC wolle sie auf ihrem Weg dorthin unterstützen. Neben Investitionen in Forschung und Entwicklung unterstrich Liu dabei, dass Taiwan "grüne" Lieferketten aufbauen müsse.

Taiwan weitet Förderung für Halbleiterfirmen aus

Die Regierung sei gefordert, eine langfristige Strategie zu entwickeln, um den Branchenfirmen ausreichend Zugang zu Land, Wasser und Elektrizität zu gewährleisten. Im November 2022 stimmten die Verantwortlichen in Taipei einem Änderungsentwurf für das Förderregime im Halbleitersektor zu. Demzufolge sind künftig unter anderem höhere Steuervergünstigungen bei Forschungs- und Entwicklungsausgaben sowie bei der Anschaffung von Kapitalgütern vorgesehen.

Die Branchenfirmen begrüßten die Initiative, die dafür sorgen soll, dass die Insel auch künftig die fortschrittlichsten Chip-Technologien entwickelt und produziert. Damit der Entwurf in Kraft treten kann, muss ihn die Legislative noch absegnen. Als voraussichtlicher Termin hierfür wurde Januar 2023 genannt.

nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.