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Cannabis boomt in Thailand

Thailand legalisiert als erstes Land in Südostasien medizinisches Cannabis. Viele Firmen investieren in den Megatrend. Ausländische Unternehmen dürfen nur ihr Know-how einbringen.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Das Klima in Thailand eignet sich hervorragend für den Anbau von Hanfpflanzen. Ein Cannabisgesetz aus dem Jahr 1934 und das Betäubungsmittelgesetz von 1979 hatten allerdings Anbau und Besitz verboten.

Die Partei Bhumjaithai forderte 2014, dass Anbau und Konsum entkriminalisiert werden. Ihr Parteivorsitzender Anutin Charnvirakul ist seit 2019 Gesundheitsminister und setzt schrittweise eine Liberalisierung durch.

Die thailändische Regierung erlaubte 2018 den Anbau von Hanf und Cannabis für die Forschung und Entwicklung. Im Februar 2019 trat ein liberaleres Betäubungsmittelgesetz in Kraft. Es machte den Weg für den kommerziellen Anbau und Vertrieb von medizinischem Cannabis sowie für die Produktion von Kosmetik, Nahrungsmitteln und Gesundheitsprodukten daraus frei.

Die Marktforschungsfirma Cannabis Catalysts prognostiziert für 2024 Branchenumsätze von mindestens 1,8 Milliarden US-Dollar (US$) in Thailand. Die investiven Ausgaben für Ausrüstungen oder Beratungen, die auch aus dem Ausland kommen, machen den größten Teil aus.

Thailands Umsatzprognosen in den Cannabismärkten 2024

Sparte

Umsätze in Millionen US$

Beschaffungen von Zubehör, Ausrüstungen, Software, Beratungsdienstleistungen

808 bis 1.000

Ausfuhren von medizinischem Cannabis

618

Verschreibungspflichtige Cannabisarzneien

311 bis 388

Großhandel Cannabisöle

46 bis 312

Cannabis im Medizintourismus

60

Quelle: Cannabis Catalysts

Die Government Pharmaceutical Organisation (GPO) eröffnete im Februar 2019 die erste Cannabis-Plantage des Landes. Das 4,3 Millionen US$ teure Gewächshaus wurde mit modernen Geräten zur kontrollierten Befeuchtung und Bewässerung und mit aktueller Sicherheitstechnik ausgestattet.

Das Staatsunternehmen hat seitdem eine Reihe medizinischer Produkte aus Cannabisextrakten entwickelt, die es an Gesundheitseinrichtungen vertreibt. Die GPO begann im Januar 2022 auch mit dem Ankauf der Hanfblüten von landwirtschaftlichen Genossenschaften.

Geschäftseinsteiger sind noch verwirrt

Die Regierung rief 2021 auch Haushalte auf, Hanfpflanzen zu kultivieren und damit ihre Einkommen aufzubessern. Organisationen und Privatpersonen, die Cannabis anpflanzen möchten, benötigen eine Lizenz des Gesundheitsministeriums und der Behörde Food and Drug Administration (FDA).

Branchenkenner meinen, dass für den aktuellen Bedarf genügend Cannabis angeboten werde. Es fehle aber an Betrieben, die den Rohstoff sachgemäß verarbeiteten. Die Umsetzungsvorschriften des Betäubungsmittelgesetzes und die Antragsformulare für Anbau, Verarbeitung, Vermarktung, Export und Import werden häufig geändert.

Eine Novelle des Betäubungsmittelgesetzes vom Januar 2022 sieht vor, dass nur Extrakte, die mehr als 0,2 Prozent des psychoaktiven Stoffs Tetrahydrocannabinol (THC) enthalten, weiterhin nicht erlaubt sind. Das Suchtstoffkontrollamt (Office of The Narcotics Control Board) veröffentlicht die Liste mit verbotenen Substanzen. Es warnt bereits, dass zu liberale Vorschriften gegen internationale Drogenkonventionen verstießen, die Thailand unterschrieben habe.

Ausländer bleiben außen vor

Die FDA vergibt Lizenzen für Herstellung, Verarbeitung und Vertrieb von Hanf und daraus hergestellten Produkten. Nur thailändische Personen oder Firmen, die im Land registriert sind und bestimmte Bedingungen erfüllen, dürfen die Gewächse kommerziell anbauen, verwerten und die Produkte vertreiben.

Die Einschränkungen für ausländische Unternehmen gelten zunächst bis zum Jahr 2024. Fachleute raten daher, sich an lokalen Firmen und Projekten zu beteiligen oder Know-how als Dienstleister einzubringen.

Cannabisindustrie im Aufbau

Die Firma Salus Bioceutical nahm Ende 2021 nach eigenen Angaben die größte Fabrik zur Herstellung von Cannabisdestillaten in Südostasien in Betrieb. Das Gemeinschaftsunternehmen, das MPX International aus Kanada gemeinsam mit Eigentümern aus Thailand gegründet hat, möchte seine Fertigung im nordthailändischen Chiang Mai ausbauen.

Siam Herbal Tech gab 2021 bekannt, dass sie erfolgreich Cannabinoide in Pulverform extrahiert hätten. Die Firma arbeitet mit dem Unternehmen MFUSED aus den USA zusammen. Die Aktiengesellschaft R&B Food Supply will 2022 eine Anlage zur Extraktion von Cannabidiol (CBD) in Betrieb nehmen.

Siam Queen Power, eine im März 2021 gegründete Firma, produziert und vertreibt bereits erfolgreich eine Palette an Produkten, die Cannabisöl enthalten. Das thailändisch-österreichische Joint Venture Apinya Medical baut eine Plantage und eine Fertigung von medizinischen Cannabisprodukten auf.

Das im Jahr 2020 gegründete Unternehmen Eastern Spectrum arbeitet mit Universitäten zusammen, um Anbaumethoden und Verarbeitungsprozesse zu entwickeln. Diese sollen in größerem Stil umgesetzt werden.

Das staatliche Thailand Center of Excellence for Life Sciences hat den Auftrag, die Cannabismedizin zu erforschen. Es kooperiert mit dem thailändischen Unternehmen Bio Genetech International. Die Hanfrohstoffe dafür liefern die Konjac Farming Community und die Genossenschaft Ban Thung Paem Organic Farming.

Großes Interesse an Cannabiskliniken

Das Gesundheitsministerium meldet ein großes Interesse von Einrichtungen, die medizinische Cannabisprodukte verabreichen möchten. Es legt fest, welche Krankheiten Ärzte mit Cannabis therapieren dürfen. Die Behörde für traditionelle Medizin (Department of Thai Traditional and Alternative Medicine) ist für die Schulung und Lizenzierung der Ärzte zuständig. Über 1.100 Gesundheitseinrichtungen haben schon die Lizenz erhalten und behandeln Patienten.

Die Gesundheitswirtschaft hofft auf gute Geschäfte. Die Kliniken wollen nicht nur inländische Kunden, sondern auch Medizintouristen versorgen. Thailand gehört zu den größten Märkten für Medizintourismus in Asien.

Das aktuelle Betäubungsmittelgesetz verbietet noch den freien Konsum von Marihuana. Bürger und Touristen benötigen eine ärztliche Verschreibung und eine Genehmigung der FDA, wenn sie es als Arznei erwerben und einnehmen möchten. Auch hier werden liberalere Gesetze diskutiert.

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