Branchen | Thailand | Augenoptik
Gute Geschäfte mit Augenoptik
Die Alterung der Bevölkerung und Modetrends treiben in Thailand die Nachfrage nach Augenoptik. Die lokale Produktion von Brillengläsern legt zu.
25.07.2022
Von Thomas Hundt | Bangkok
Die Pandemie hatte die Nachfrage nach Augenoptik nur kurzfristig eingetrübt. Thailändische Geschäfte verkauften 2021 Augenoptik im Wert von 457 Millionen US-Dollar (US$). Dieser Umsatz entsprach nach Angaben des Portals Statista wieder dem des Jahres 2019.
Die Nachfrage expandiert
Der Markt legte in der letzten Dekade um über 40 Prozent zu und dürfte bis 2025 nochmal um ein Drittel steigen. Sonnenbrillen stellen das größte Segment in dem tropischen Land. Der Einzelhandel setzte 2021 annähernd 9 Millionen Sonnenbrillen im Wert von 156 Millionen US$ ab.
Auch Kontaktlinsen verkaufen sich gut – deren Absatz dürfte nach Ansicht von Fachleuten stark zulegen. Marktforscher von Euromonitor benennen in diesem Segment Bausch & Lomb als größten Anbieter.
Touristen sind eine wichtige Kundengruppe. Im Jahr 2019 besuchten circa 40 Millionen das Land des Lächelns. Der Fremdenverkehr lag in den beiden nachfolgenden Jahren bedingt durch Covid am Boden. Experten erwarten für 2022 ungefähr 8 Millionen ausländische Gäste, die wieder zahlreiche Brillen und Sonnenbrillen kaufen werden. Die Konsumlaune der thailändischen Verbraucher scheint 2022 allerdings gedämpft, die Inflation mindert ihre reale Kaufkraft.
Anteil älterer Menschen an Gesamtbevölkerung steigt
In Thailand lebt die zweitälteste Bevölkerung Südostasiens. Die Menschen sind im Mittel 40 Jahre alt. Jeder fünfte der 70 Millionen Einwohner ist derzeit älter als 60 Jahre, im Jahr 2040 wird es jeder Dritte sein.
Augenkrankheiten und Sehschwächen werden also mit großer Wahrscheinlichkeit zunehmen. Staatliche Gesundheitszentren und Krankenhäuser behandeln die Gering- und Normalverdiener des Königreiches. Durch das öffentliche Standardprogramm Universal Coverage Scheme erhalten 47 Millionen Menschen, also zwei Drittel der Bevölkerung, Sehtests. Auch Augenleiden werden versorgt oder operiert. Brillen müssen aber selbst angeschafft werden. Wohlfahrtsorganisationen verteilen die Sehhilfen an besonders Bedürftige. Zudem verkaufen Supermärkte und Drogerien einfache Brillen für umgerechnet 2 bis 4 US$.
Das Gesundheitsministerium will die Früherkennung ausweiten. Schulen sollen künftig bei allen Erstklässlern Sehtests durchführen. Dafür fehlt allerdings Personal. Augenärzte sind nur in 200 von 38.000 Gesundheitseinrichtungen zu finden. Das zuständige Ministerium zählt landesweit etwas über 1.200 Augenärzte, in Deutschland sind es knapp 8.000. Jeder dritte Ophthalmologe ist in Bangkok registriert. Die medizinische Versorgungsdichte in ländlichen Regionen ist entsprechend dünn.
Wohlhabende Einheimische leisten sich Brillen als Accessoire
Ein thailändischer Durchschnittshaushalt mit circa 3 Personen erwirtschaftete 2021 ein Monatseinkommen von 850 US$. Die Einkünfte sind sehr ungleich verteilt. Die Weltbank stellt fest, dass die unteren Einkommen sogar schrumpfen, während wohlhabende Bürger mehr Geld zur Verfügung haben.
Betuchte Selbstzahler, Medizintouristen und privatversicherte Personen lassen ihre Augen in privaten Gesundheitseinrichtungen untersuchen und behandeln. Diese arbeiten profitorientiert und werben mit modernen Untersuchungsmethoden und -techniken. Das Privatkrankenhaus Bumrungrad verfügt beispielsweise über ein Augenzentrum. Auch das Bangkok Hospital, das Samitivej und viele private Kliniken bieten Augenuntersuchungen, -behandlungen und -operationen an.
Dabei kauft die wohlhabende Bevölkerung Brillen nicht nur aus medizinischen Gründen. Die Menschen erwerben regelmäßig modische Brillen und lassen sich dabei insbesondere von asiatischen Trends inspirieren. Brillen von koreanischen Pop-Stars und Schauspielern finden schnell Anklang, denn Jugendliche folgen auf Social-Media-Kanälen den Modestilen der Superstars.
Digitale Plattformen bieten sich daher für eine Vermarktung an. Thailänder verbringen 3 Stunden pro Tag mit den sozialen Medien und insgesamt 9 Stunden im Internet. Auch das könnte ein Grund für die zunehmenden Sehschwächen sein.
Der Marktführer liegt sehr weit vorne
Die Kette Top Charoen ist mit rund 2.000 Geschäften der größte Einzelhändler der Branche. Die Firma wies 2021 Einnahmen von 134 Millionen US$ aus. Das zweitplatzierte Unternehmen KT Optic kommt auf 200 Filialen und verzeichnete im selben Jahr einen Umsatz von 21 Millionen US$. Die Firma Glass Tower betreibt 104 Geschäfte bei Einkünften von 23 Millionen US$ im Jahr 2021. Andere Händler wie Waltz Vision oder Better Vision Optical konzentrieren sich auf das Luxussegment und platzieren ihre Geschäfte in teuren Einkaufszentren.
Der Onlinehandel mit augenoptischen Produkten ist noch ausbaufähig. Der Anteil des E-Commerce an den Umsätzen verdoppelte sich zwar von 2017 bis 2021 von 3,5 auf 7,8 Prozent, liegt aber weit unter dem weltweiten Durchschnitt von 23 Prozent. Der stationäre Handel bietet seine Brillen ebenfalls auf firmeneigenen Webseiten oder über soziale Medien an und kann so vom E-Commerce-Trend profitieren.
Renommierte Konzerne fertigen vor Ort
In Thailand hat sich in den letzten Jahrzehnten eine starke augenoptische Industrie entwickelt. Die Verfügbarkeit von günstigen und relativ gut ausgebildeten Arbeitskräften ist ein Vorteil. Im Leitfaden der Behörde Thailand Board of Investment (BOI) wird beschrieben, dass Investitionen in Fertigungen von Brillengläsern oder –fassungen unter gewissen Bedingungen für drei Jahre von der Körperschaftsteuer befreit sein können. Das BOI genehmigt zudem – ebenfalls unter bestimmten Voraussetzungen – eine zollfreie Einfuhr von Maschinen und Vorprodukten.
Neben internationalen Branchengrößen ist die Thai Optical Group (TOG) der größte thailändische Hersteller. Die Aktiengesellschaft verzeichnete 2021 einen Zuwachs ihres Umsatzes um 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. TOG exportiert 95 Prozent ihrer Gläser in 50 Länder.
Firmenname | Herkunftsland | Einnahmen 2021 (in Mio. US$*) | Produkte |
---|---|---|---|
Japan | 575 | Einstärkengläser, Gleitsichtgläser, Brillenglasbeschichtungen, phototrope Gläser, Sonnenbrillen, getönte Gläser | |
Frankreich | 280 | Brillengläser und –fassungen; zwei Werke für Serienfertigung | |
USA | 183 | Brillengläser | |
Thailand | 74 | Brillengläser | |
Deutschland | 67 | Brillengläser und -fassungen | |
Thailand | 1,6 | Brillengläser; Hersteller und Händler |
Die Betriebe produzierten 2021 rund 296 Millionen Brillengläser, ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Drei Viertel der Produktion gehen in den Export.
Warenbezeichnung (HS-Zolltarif) | Exporte | Importe | Importe aus Deutschland |
---|---|---|---|
Kontaktlinsen (900130) | 17.918 | 25.181 | 146 |
Brillengläser aus Glas (900140) | 438 | 90 | 4 |
Brillengläser aus anderem Material (900150) | 1.048.998 | 296.299 | 1.639 |
Fassungen aus Kunststoffen (900311) | 23.739 | 64.954 | 50 |
Fassungen aus anderem Material (900319) | 12.936 | 46.641 | 1.417 |
Teile von Fassungen (900390) | 33 | 5.101 | 792 |
Sonnenbrillen (900410) | 9.907 | 34.689 | 611 |
Brillen (900490) | 121.125 | 15.215 | 261 |