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Thailand schreibt wieder Erneuerbare-Energie-Projekte aus. Diese gehen an thailändische Energieversorger. Ingenieurleistungen und Energietechnik kommen aber auch aus dem Ausland.
11.07.2024
Von Thomas Hundt | Bangkok
In Thailand herrschte beim Zubau von netzgebundenen erneuerbaren Energien seit dem Jahr 2018 eine Flaute. Gut dotierte Programme waren ausgelaufen. Investoren in Solar-, Wind- und Bioanlagen konnten damit gutes Geld verdienen. Das Energieministerium schwenkte um und ließ kaum noch größere Vorhaben ausschreiben.
Die Kapazitäten der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wuchsen dementsprechend von 2018 bis 2023 nur um 1,4 Gigawatt auf 12,6 Gigawatt. Dies wird sich ändern.
an Ausschreibungen von Erneuerbaren-Energien-Projekten.
Thailand hat 2022 Erneuerbare-Energie-Projekte mit einer Gesamtleistung von 5,2 Gigawatt ausgeschrieben. Bewerben durften sich nur Firmen, die in Thailand registriert waren. Ausländer durften nicht mehr als 49 Prozent der Firma besitzen. Das Interesse lokaler Investoren war sehr hoch. Die vorher festgelegten Vergütungen und Konditionen lockten viele Bewerber an.
Die zuständige Behörde Energy Regulatory Commission (ERC) wählte nach Qualifikationskriterien schließlich 175 Unternehmen aus, die Vorhaben mit einer Gesamtleistung von 4,8 Gigawatt, darunter hauptsächlich Solaranlagen, errichten werden. Die Gewinner schließen daraufhin Stromabnahmeverträge mit den staatlichen Netzbetreibern ab.
Ihre Anlagen werden von 2024 bis 2030 installiert und den Betrieb aufnehmen. Weil die Nachfrage nach Ökostrom zulegt, soll die ERC in der zweiten Jahreshälfte 2024 nochmal 3,7 Gigawatt an Erneuerbaren Energie-Projekten ausschreiben. Davon wird voraussichtlich wieder der Großteil auf Solaranlagen, zum Teil mit Batteriespeichern, entfallen. Solarmodule stammen in der Regel aus China. Zum Beispiel bei Wechselrichtern finden aber auch deutsche Modelle den Zuschlag.
Projektbezeichnung (Standort) | Leistung | Unternehmen | Status | Investitionsvolumen |
---|---|---|---|---|
Bau von 16 schwimmenden Solaranlagen | 2.725 | EGAT | Planung genehmigt, zwei Anlagen in Betrieb, 182 MW in Ausschreibung | k.A |
Bau von Solarparks, teilweise mit Batteriespeichern | 2.396 | Gulf | Inbetriebnahme 2024 bis 2029 | k.A. |
Bau von Solar- und Windkraftanlagen | 652 (Solar), 180 (Wind) | Gunkul Engineering | Inbetriebnahme 2026 bis 2029 | 636 |
Fünf Windparks (Nordost Thailand) | 436 | ACCIONA Energia (Spanien), The Blue Circle (Singapur) | Bauzeit 2024 bis 2030 | k.A. |
Solar Projekt (Provinz Saraburi) | 80 | INSEE B.Grimm Solar | Ankündigung | 53 |
Bau von Müllverbrennungsanlagen | 80 | Gulf, Earth Tech Environment | Inbetriebnahme 2026 | 417 |
Bau von vier Solarparks mit Batteriespeichern | 85 | WHA Utilities and Power | Inbetriebnahmen 2029 bis 2030 | k.A. |
Wirtschaft will Emissionen senken und benötigt dringend Ökostrom
Alleine Fabriken in Industriegebieten benötigen künftig eine Gesamtkapazität von 10 Gigawatt an Ökostrom, meint der staatliche Industrieparkbetreiber Industrial Estate Authority of Thailand (IEAT). Das europäische CO2-Grenzausgleichssystem (Carbon Border Adjustment Mechanism, CBAM) wirkt sich schon aus. Vom CBAM potenziell betroffene Ausfuhren in die EU beliefen sich 2022 auf rund 480 Millionen US$. Hauptsächlich sind dies Exporte von Eisen, Stahl und Aluminium.
Die thailändische Stahlindustrie sucht daher Lösungen, um grünen Stahl zu produzieren. Der Hersteller Meranti Green Steel aus Singapur kündigte Anfang 2024 beispielsweise an, dass er mit dem italienischen Anlagenbauer Danieli ein grünes Stahlwerk im IRPC Industriepark in Rayong errichten werde. Das Elektrostahlwerk soll ausschließlich Ökostrom einsetzen. Andere Stahlhersteller wie Sahaviriya Steel Industries oder Millcon Steel haben ebenfalls angekündigt, dass sie emissionsfrei produzieren wollen.
Auch die Zementindustrie stellt seit einiger Zeit von Kohle auf erneuerbare Energien um. Alleine der Branchenprimus Siam Cement Group will von 2022 bis 2027 rund 2,9 Milliarden US$ in seine grüne Transformation investieren.
Andere Branchen möchten ebenfalls klimaneutral produzieren und wirtschaften. Über 100 Unternehmen haben sich im Verband "RE100 Club" zusammengeschlossen und wollen nur noch grünen Strom verwenden.
Abfälle energetisch nutzen
Abfälle aus der Industrie, dem Gewerbe und den Haushalten sind ebenfalls ein oft ungenutzter Energieträger. Müll landet überwiegend auf Deponien. Kommunen und Betreiber von Industrieparks wie die IEAT und WHA wollen die Abfallstoffe energetisch nutzen. Sie lassen Müllverbrennungsanlagen errichten, die auch in Kooperation oder als Gemeinschaftsunternehmen mit internationalen Firmen wie der Suez aus Frankreich betrieben werden.
Der nach eigenen Angaben größte Betreiber von Waste-to-Energy (WTE)-Anlagen, die Aktiengesellschaft TPI Polene Power, die zum Baustoffhersteller TPI Polene gehört, baut ebenfalls neue Anlagen und hat von Kommunen Aufträge für weitere WTE-Projekte erhalten. Die thailändische Gesellschaft Earth Tech Environment gewann Anfang 2024 ebenfalls eine Ausschreibung von 10 WTE-Anlagen mit einer Gesamtkapazität von 80 Megawatt.
Chancen bestehen auch bei der Nutzung von Biomasse. Reisstroh oder Reste der Ernten von Zuckerrohr, Ölpalmen und Mais sowie Abfälle aus der Fleischwirtschaft werden in Biomasse- oder Biogasanlagen energetisch eingesetzt. Die Biogas-Anlagen werden in der Regel aber mit einfacher Technik aus dem Inland oder von asiatischen Zulieferern versehen.