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Branchen | Thailand | Biokraftstoffe

Hersteller von Biokraftstoffen suchen nach Alternativen

Die Nachfrage nach Biodiesel und -ethanol in Thailand wird mittelfristig sinken. Die Produzenten haben schon neue Vorhaben im Blick.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Thailand war im Jahr 2021 der weltweit siebtgrößte Hersteller von Biokraftstoffen. Umgerechnet in Öläquivalente wurden durchschnittlich etwa 6,4 Millionen Liter pro Tag produziert. Die Hersteller steigerten ihren Output seit 2008 um das Vierfache.

Die heimische Produktion deckt die komplette Nachfrage ab. Ein- und Ausfuhren spielen für Biokraftstoffe in Thailand keine Rolle.

Erfolgsgeschichte von Bioethanol neigt sich dem Ende zu

Eigentlich sollte die Herstellungsmenge gemäß dem "Nationalen Plan für alternative Energien" aus dem Jahr 2018 inzwischen bei 7,5 Millionen Liter Ethanol und 8,0 Millionen Liter Biodiesel pro Tag liegen. Die Nachfrage wuchs aber nicht so stark wie prognostiziert.

Das Energieministerium erstellt derzeit neue Pläne für alternative Energien und geht davon aus, dass mittelfristig noch weniger Biokraftstoffe benötigt werden. Der Kraftstoffabsatz für Verbrenner dürfte im Jahr 2027 seinen Höhepunkt überschreiten.

Elektrofahrzeuge werden auch in Thailand Verbrenner verdrängen, meinen Experten. Die Regierung möchte, dass 2030 rund 30 Prozent der in Thailand hergestellten Fahrzeuge emissionsfrei sind. Sie will damit die Emissionen von Kohlendioxid (CO₂) senken und das Land zum führenden Produktionszentrum für Elektrofahrzeuge in der Region machen.

Bis zu einer emissionsfreien Fahrzeugflotte ist es aber ein weiter Weg. Ende 2022 waren 43,4 Millionen Kraftfahrzeuge registriert, davon waren nur knapp 32.000 vollelektrische Modelle.

Benzinmischungssätze werden überarbeitet

Ein Regierungskomitee passt die Mischungssätze von Bioethanol und Benzin an. Dabei berücksichtigen die Experten auch die Versorgungslage des Landes mit den beiden Rohstoffen Melasse und Maniok. Ungefähr zwei Drittel des Bioethanols wird aus Melasse, einem Nebenerzeugnis der Zuckerproduktion, erzeugt. Der Rest wird aus Maniok gewonnen.

Im Jahr 2024 sollen Mischungen mit 10 Prozent (E10) und 85 Prozent (E85) Ethanol auslaufen und nur das E20-Benzin bestehen bleiben. Die Absatzmengen an Bioethanol dürften mit der Beendigung von E85 zurückgehen.

Das Energieministerium berichtet, dass Ende 2022 in Thailand 27 Bioethanol-Anlagen über eine Gesamtkapazität von etwa 6,6 Millionen Litern pro Tag verfügten.

Kapazitäten der Bioethanol-Hersteller in Thailand im Jahr 2022

Unternehmen

Kapazität in Liter pro Tag

GGC KTIS Bioindustrial

600.000

Mitr Phol Biofuel

500.000

Ubon Bio Ethanol

400.000

E85

385.000

Thai Agro Energy

350.000

UP Ventures

340.000

Mitr Phol Biofuel Kuchinarai

320.000

Sonstige

3.675.000

Insgesamt

6.570.000

Quelle: Department of Alternative Energy Development and Efficiency, Ministry of Energy 2023

Bioplastik als Alternative

Einige Hersteller wollen nun in neue Verfahren wie die Herstellung von Biokunststoffen investieren. Der thailändische Konzern SCG Chemicals und die Firma Braskem aus Brasilien prüfen beispielsweise, ob sie in eine Bioethanol-Dehydrationsanlage in Thailand investieren. Diese könnte zur Herstellung von Bioethylen und biobasiertem Polyethylen dienen. Braskem ist einer der weltweit größten Hersteller von Biopolymeren.

Palmöl speist Biodiesel

Thailand stellt seit 2007 außerdem Biodiesel her. Die Hersteller verwenden als Rohstoff Palmöl. Ungefähr die Hälfte der Palmölernte fließt in die Produktion von Biodiesel. Dieser wird dann dem Standarddiesel beigemischt.

Die Regierung ändert je nach Bedarf die Mischverhältnisse, um die Produktion der Biovariante an die Verfügbarkeit und Preise von Palmöl anzupassen. Die Erntemengen schwanken je nach Wetterbedingungen erheblich.

Der Beimischungsanteil startete bei 2 Prozent. Im Jahr 2012 wurde der Satz auf 5 Prozent und 2014 dann auf 7 Prozent erhöht. Das Energieministerium führte 2019 eine Beimischung von 10 Prozent (B10) und eine Variante mit 20 Prozent (B20) für Nutzfahrzeuge ein. B10-Biodiesel soll nach den aktuellen Plänen als einziger Standard bestehen bleiben.

Die insgesamt 15 Hersteller von Biodiesel haben ihre Kapazitäten seit 2020 von 8,5 Millionen auf über 10 Millionen Liter pro Tag erweitert. Im Jahr 2022 waren sie jedoch zu weniger als 40 Prozent ausgelastet. Ihr Produkt wird vollständig im Inland verbraucht. Auch Einfuhren spielen keine Rolle und würden eine Genehmigung benötigen.

Kapazitäten der Biodiesel-Hersteller in Thailand im Jahr 2022

Unternehmen

Kapazität in Liter pro Tag

Global Green Chemical

1.927.962

Patum Vegetable Oil

1.800.000

New Biodiesel

1.300.000

BBGI Bio Diesel

1.000.000

AI Energy

722.222

Energy Absolute

650.000

PPP Green Complex

630.000

Sonstige

2.230.000

Insgesamt

10.260.184

Quelle: Department of Energy Business, Ministry of Energy 2023

Umstellung auf nachhaltiges Flugbenzin

Auch die CO₂-Emissionen des Luftverkehrs sollen sinken. Daher erarbeitet eine Arbeitsgruppe des Energieministeriums derzeit Richtlinien für Produktion und Absatz von nachhaltigem Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuel, SAF).

Flugzeuge tankten 2022 in Thailand ungefähr 3,3 Milliarden Liter Kerosin. Der Verbrauch dürfte spätestens 2024 wieder das Niveau vor Corona von mehr als 7 Milliarden Litern erreichen. Dann sollen die Flugzeuge auch mit SAF betankt werden.

Der internationale Markt für SAF gilt als vielversprechend. Allein die Europäische Kommission plant eine Beimischung von SAF in Kraftstoffe, die an EU-Flughäfen geliefert werden. Die Mindestanteile des nachhaltigen Kraftstoffs sollen schrittweise von 2 Prozent im Jahr 2025 auf 63 Prozent im Jahr 2050 erhöht werden.

Die Internationale Zivilluftfahrtorganisation legt genaue Nachhaltigkeitskriterien für erneuerbare Biomasse als Ausgangsstoff für SAF im Rahmen ihres "Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation" fest. So sollen Ausgangsstoffe, die sich auch für die Herstellung von Nahrungsmitteln eignen, nicht eingesetzt werden. Das SAF aus Thailand muss diese Kriterien erfüllen, um zertifiziert zu werden.

Die Aktiengesellschaft Bangchak kündigte im Dezember 2022 an, dass sie SAF aus gebrauchtem Speiseöl gewinnen möchte. Der Raffineriebetreiber gründet dafür ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Biokraftstoffhersteller BBGI und dem Pflanzenölverwerter Thanachok. Die Anlage soll über eine Kapazität von 1 Million Litern an SAF pro Tag verfügen und Ende 2024 den Betrieb aufnehmen.

Mehrere Unternehmen des nationalen Öl- und Gaskonzerns PTT untersuchen, ob sie SAF aus Ester, Fettsäuren oder Alkohol erzeugen können. Die thailändische Firma Energy Absolute möchte eine Biodieselerzeugungsanlage auf nachhaltige Kraftstoffe für Flugzeuge umstellen. Die neue Technologie soll das Unternehmen Sulzer Chemtech aus der Schweiz implementieren.

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