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Neues Förderprogramm für Ungarns Hausbesitzer

Bei der Sanierung von Einfamilienhäusern ist eine Erstattung von bis zu 50 Prozent der Kosten möglich. Die ungarische Bauwirtschaft erwartet eine Belebung des Geschäfts.

Von Kirsten Grieß | Budapest

Ungarns Regierung will die energetische Sanierung von Einfamilienhäusern finanziell fördern. Am 1. Juli 2024 veröffentlichte das ungarische Wirtschaftsministerium (NGM) die Ausschreibung für das lang erwartete Home Renovation Program. In dessen Rahmen stehen für den Anfang umgerechnet 280 Millionen Euro zur Verfügung. Der maximale Förderanteil pro Antrag beläuft sich auf etwa 15.400 Euro, bestehend aus zinsfreien Darlehen und nicht rückzahlbaren Zuschüssen. Letztere können bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten abdecken. Etwas mehr als 14 Prozent beträgt der minimale Eigenbetrag. Förderfähig ist eine maximale Investitionssumme von knapp 18.000 Euro. 

Förderfähige Sanierungsarbeiten sind vorgegeben

Gefördert werden nur Modernisierungsmaßnahmen an Einfamilienhäusern, die vor Ende 1990 erbaut wurden. Das sind hauptsächlich die in Ungarn ab den 1960er Jahren beliebten Würfelhäuser, die nach dem damaligen Ministerpräsidenten János Kádár auch als Kádárhäuser bekannt sind. Neben dem Gebäudetyp definiert die Ausschreibung auch Art und Umfang der Renovierungsarbeiten.

Voraussetzung für die Förderung ist, dass durch die Sanierungsmaßnahmen eine Energieeinsparung von mindestens 30 Prozent erzielt wird. Zu den förderfähigen Maßnahmen zählen Gebäudeisolierungen, der Austausch von Türen und Fenstern, sowie die Modernisierung der Warmwasseraufbereitung und der Heizsysteme. Nicht förderfähig sind Eigenleistungen und die damit verbundenen Materialkosten. Alle Arbeiten müssen von professionellen Dienstleistern ausgeführt werden, wobei sowohl die Kosten für Arbeit und Material als auch der Aufwand für Sachverständige und Planungsleistungen gefördert werden.

Öffentliche Listen für Baustoffe und Dienstleister

Der Einsatz von Baustoffen und Dienstleistern ist ebenfalls reguliert. Hersteller oder Händler müssen umweltzertifizierte Bauprodukte und -materialien auf der Internetseite der staatlichen Agentur ÈMI registrieren. Internationale Anbieter sind von der Förderung nicht ausgeschlossen und können sich direkt oder über ungarische Vertriebspartner anmelden. Die öffentliche Liste wurde bereits freigeschaltet und umfasste Ende Juli 2024 knapp 2.000 Bauprodukte und über 300 Wärme- und Warmwasseranlagen. Berater und professionelle Bauunternehmen sollten sich auf einer separaten Liste eintragen. Geschieht dies nicht, wird der gewährte Vorschussbetrag reduziert. Das Programm sieht vor, dass nach Bewilligung des Antrags bis zu 75 Prozent des Gesamtfinanzierungsbetrags unmittelbar an Auftragnehmer überwiesen werden.

Der ungarische Gebäudebestand ist gerade in ländlichen Regionen hochgradig modernisierungsbedürftig. Hausbesitzer und die Bauwirtschaft fordern seit Langem ein gezieltes Förderprogramm. Fachleute kritisieren jedoch das zu niedrige Gesamtbudget der aktuellen Ausschreibung. Die umgerechnet 280 Millionen Euro reichen für maximal 20.000 Sanierungsprojekte, obwohl geschätzte 1,5 Millionen Häuser die Kriterien erfüllen. Weniger als 1 Prozent könnten somit saniert werden. Das Programm läuft derzeit bis Ende 2025, dürfte jedoch deutlich früher ausgeschöpft sein.

Die ungarische Bauwirtschaft sieht steigende Nachfrage

Der Nationale Verband der Bauunternehmer (ÉVOSZ) zeigt sich optimistisch, dass nach einem erfolgreichen Start weitere Mittel folgen werden. Schon die aktuelle Fördersumme sollte die Bauwirtschaft beleben. Die Nachfrage nach speziellen Baustoffen werde dabei voraussichtlich ansteigen. Da Eigenleistungen ausgeschlossen sind, können vor allem kleinere Unternehmen auf neue Aufträge hoffen. ÉVOSZ zufolge könnte das Programm den Bauunternehmen einen zusätzlichen Umsatz von etwa 510 Millionen Euro einbringen. Erwartet wird, dass Fensteraustausch und Fassadendämmung zu den häufigsten Renovierungsarbeiten zählen werden.

Ob eine Finanzierung über 2025 hinaus möglich ist, bleibt fraglich. Der ungarische Staatshaushalt ist stark belastet und wird es auch mittelfristig bleiben. Die jetzt ausgeschriebenen Fördermittel stammen aus dem REPowerEU-Kapitel des europäischen Wiederaufbaufonds, konkret aus den 920 Millionen Euro, die Ungarn als maximale Vorfinanzierung erhalten hat. Weitere knapp 8 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten hält die Europäische Kommission aufgrund von Verstößen Ungarns gegen Rechtsstaatsprinzipien und europäische Grundwerte weiterhin zurück.

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