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Branchen | USA | Energieeffizienz

Immer mehr US-Unternehmen wollen ihren CO2-Fußabdruck verringern

Dank neuer staatlicher Förderanreize investieren energieintensive US-Industrien stärker in klimafreundliche Produktionsverfahren - eine gute Chance für innovative, grüne Start-ups.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Steel Dynamics wird in Columbus, Indiana, mehrere neue Anlagen bauen, unter anderem ein Flachwalzwerk, das große Mengen als Aluminiumschrott verarbeiten soll. Eine weitere Anlage dient der Verarbeitung organischer Abfälle wie Holz zu Biokohlenstoff, um damit künftig Koks und Kohle bei der Befeuerung der Lichtbogenöfen in einem nahegelegenen Stahlwerk zu ersetzen. Der Bundesstaat im Mittleren Westen der USA fördert das 2,5 Milliarden US-Dollar (US$) teure Projekt mit rund 250 Millionen US$.

Das Vorhaben wird nicht das einzige eines energieintensiven US-Unternehmens bleiben, um seinen CO2-Fußabdruck in den nächsten Jahren zu verkleinern. Im Herbst 2021 legte der Branchenverband Portland Cement Association (PCA) eine Roadmap vor, mit der die US-Zementindustrie bis 2050 klimaneutral werden soll: Sie umfasst die gesamte Wertschöpfungskette, von der Zementherstellung bis zur Verwendung von Beton. Internationale Forscherteams tun sich bereits zusammen: So wollen mehrere US-Hochschulen und -Industrieverbände gemeinsam mit fünf europäischen Institutionen, darunter den Technischen Universitäten in Dresden und Berlin, einen Beton entwickeln, der CO2 aufnehmen und speichern kann.

Mit staatlichem Wohlwollen im Rücken stärker in CCS-Technologien investieren

Die Regierung unter Joe Biden hat einen Fahrplan aufgestellt, der branchenübergreifend allen Sektoren mit hohem Energieverbrauch dabei helfen soll, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Kernelemente sind dabei Elektrifizierung, kohlenstoffarme Kraftstoffe sowie die Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoff (CCS).

Das Klimapaket im Rahmen des Mitte August verabschiedeten Inflation Reduction Act of 2022 (IRA) sieht unter anderem Anreize für Investoren und Entwickler vor, ihre CO2-Emissionen abzuscheiden und zu speichern. Einige Stahl- und Zementhersteller, Raffinerien, Stromerzeuger und Unternehmen aus anderen schwer zu dekarbonisierenden Sektoren haben bereits darauf reagiert: So will der US-Mineralölkonzern ExxonMobil einen Großteil der für Initiativen zur Senkung der Treibhausgasemissionen vorgesehenen 15 Milliarden US$ in CCS-Projekte investieren. Laut der Internationalen Energieagentur wurden in den USA bis Herbst 2022 rund 80 CCS-Projekte gestartet, die bis 2030 in Betrieb gehen sollen.

Auch deutsche Firmen wollen ihr US-Geschäft mit dem Klimaschutz ausbauen

Steueranreize in Milliardenhöhe sieht das Klimapaket darüber hinaus vor allem für den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und die Wasserstoffproduktion vor. Das japanische Joint Venture JERA und die deutsche Uniper haben daher beschlossen, zusammen mit ConocoPhillips Projekte für den Export von sauberem Ammoniak von der US-Golfküste aus entwickeln. Und der US-Ableger des deutschen Energiekonzerns RWE will noch tiefer ins US-Wind-, -Solar- und -Batteriespeichergeschäft einsteigen und sich dafür den New Yorker Solaranlagenentwickler und -betreiber Con Edison Clean Energy Businesses für 6,8 Milliarden US$ einverleiben.

Auch für die Installation von Solarzellen, Induktionsherden und Wärmepumpen können im Rahmen des Klimapakets Subventionen und Steuerabzüge beantragt werden. Erst vor wenigen Tagen kündigte der Kälte- und Klimatechnikanbieter Trane Technologies an, künftig Stahl mit niedrigem Kohlenstoffgehalt von Nucor und U.S. Steel einzusetzen, unter anderem auch für Wärmepumpen. Um die Energieeffizienz in Wohn- und Gewerbegebäuden zu verbessern, will die US-Regierung außerdem 250 Millionen US$ im Rahmen des im November 2021 beschlossenen Infrastrukturplans bereitstellen. Die Bundesstaaten sollen damit Darlehen und Zuschüsse für Energieaudits, Modernisierungen und Nachrüstungen vergeben können.

Klimatechnologie-Start-ups schauen besonders gespannt auf den großen US-Markt

Das Klimapaket zieht auch immer mehr innovative Jungfirmen im Bereich Climate-Tech in die USA - zum Beispiel das saarländische Start-up Kraftblock, das thermische Energiespeichersysteme herstellt. Das Ziel: industrielle Gaskessel und Feuerungen durch grüne Wärme ersetzen und somit CO2-frei produzieren.

„Wir erwarten durch das neue Klimagesetz in den USA einen Energiespeicherboom, was uns große Chancen eröffnen würde“, sagt Geschäftsführer Martin Schichtel. Denn ohne Speicher lässt sich die Energieversorgung nicht vollständig auf erneuerbare Energien umstellen: „Nur in Kombination beider Technologien - grüne Energieerzeugung und Energiespeicherung - lässt sich CO2-Ausstoß vermeiden. Somit profitieren sowohl Energieerzeuger als auch Industriebetriebe von den neuen Steuergutschriften.“

Klimaschutz bleibt auf der politischen Agenda

Die US-Demokraten behalten nach den US-Zwischenwahlen im November 2022 die Mehrheit im Senat. Für die zweite Kongresskammer, das Repräsentantenhaus, zeichnete sich zu Redaktionsschluss eine republikanische Mehrheit ab. Damit dürfte Biden zwar etwas geschwächt in die zweite Hälfte seiner Amtszeit gehen, doch bei weitem nicht so gelähmt, wie im Vorfeld des Urnengangs befürchtet wurde. Die Gefahr, dass es in den nächsten zwei Jahren zu einer kompletten Blockade der US-Regierung kommen wird, scheint zumindest gebannt. Damit lebt auch die Hoffnung weiter, dass der US-Präsident wichtige Klimaschutzinitiativen wird umsetzen können.

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