Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Special | USA | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

USA - Technologieführerschaft und Klimaneutralität erklärtes Ziel

In den USA hat ein Umdenkprozess eingesetzt: Klimaschutz und Umweltprogramme sollen US-Unternehmen zu Technologieführern machen.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Klimastrategie: USA steuert grünes Zeitalter an

    Die USA verpflichteten sich zu einer nachhaltigen Senkung des CO2-Ausstoßes. Seither wurden zahlreiche Projekte angestoßen.

    Die Regierung Biden hat ihre Klimaschutzziele verschärft und mehrere Förderpakete verabschiedet. Allein durch den Infrastructure Investment and Jobs Act werden an Steuergutschriften und Zuschüssen 90 Milliarden US-Dollar (US$) für den öffentlichen Verkehr, 21 Milliarden US$ für Umweltprojekte, 7,5 Milliarden US$ für Elektrofahrzeuge und 65 Milliarden US$ für die Energieinfrastruktur gewährt.

    USA: Klimabilanz im Jahr 2021

    Indikator

    USA

    Deutschland

    Bevölkerung (in Mio.)

    332,0

    83,2

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    Rang: 52

    Punktezahl: 38,53

    Rang: 16

    Punktezahl: 61,11

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %) 2)

    11,7

    1,5

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t /Jahr)

    5.007

    675

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    14,9

    8,1

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 3))

    0,3

    0,2

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ4)/2017 US$ PPP5)) 2)

    4,51

    2,76

    1 2023, Rang von 63; 2 2919; 3 Bruttoinlandsprodukt; 4 Megajoule; 5 Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität).Quelle: U.S. Census Bureau; Climate Change Performance Index 2023; Global Carbon Atlas 2023; U.S. Energy Information Administration 2023; Center for Climate and Energy Solutions 2023; IEA 2023

    Generell haben sich die USA bis 2050 ein Netto-Null-Ziel gesetzt. Mit dem Beitritt zum Pariser Klimaschutzabkommen am 21. Januar 2021 hatte sich das Land nicht allein national, sondern auch auf internationaler Ebene dem Klimaschutz verpflichtet. Als Zwischenschritt sollen noch vor 2036 alle Kraftwerke vom Netz, die fossile Energieträger verbrennen. Auch wurde angekündigt, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um bis zu 52 Prozent (gegenüber 2005) zu senken. Zusätzlich werden mit öffentlicher Unterstützung 2,5 Milliarden Bäume gepflanzt.

    Seither ordnen sämtliche Bundesministerien ihre Arbeit dem Klimaschutz unter, was Beschaffungs- und Förderprogramme einschließt. Allein der Bund bezieht jedes Jahr Dienstleistungen und Waren im Gesamtwert von 600 Milliarden US$. Dadurch kann die öffentliche Hand direkt Impulse für die Entwicklung und Anwendung ressourcenschonender und klimafreundlicher Technologien setzen.

    Bild vergrößern

    Dass der CO2-Ausstoß 2021, im ersten Amtsjahr der Biden-Regierung im Vorjahresvergleich um 6 Prozent gestiegen war, lag einzig und allein am Herauffahren der wirtschaftlichen Aktivitäten nach den strikten Anti-Covid-Maßnahmen. Damit blieb der Emissionswert 2021 aber immer noch unterhalb des Vorpandemieniveaus von 2019.

    Bild vergrößern

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Klimaziele: US-Regierung nimmt Umweltschutz ernst

    Die USA sollen laut Planung bis 2050 ein klimaneutrales Land werden. Ausgehend davon fördert die öffentliche Hand die Entwicklung und Anwendung nachhaltiger Technologien.

    Neben der Verabschiedung von Grundsatzdokumenten zur Umwelt-, Klima- und Energiepolitik wurde die Biden-Regierung in den ersten Tagen ihres Bestehens um zwei Führungspositionen aufgestockt:

    • Die Präsidialverwaltung (U.S. Executive Office of the President) wurde um das Büro des Nationalen Klimaberaters (White House Office of Domestic Climate Policy) ausgeweitet, dem Ali Zaidi seit September 2022 vorsteht. Er wechselte vom Amt des stellvertretenden Ministers für Energie und Umwelt des Bundesstaates New York in das Weiße Haus.
    • Zusätzlich wurde das Büro des Spezialentsandten für Klima (United States Special Presidential Envoy for Climate) eingerichtet. Dieses Amt bekleidet John Kerry, der unter Präsident Obama das Außenministerium leitete.

    Mit der Einrichtung beider Führungsämter stärkte die US-Regierung ihre Umwelt- und Klimapolitik sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Zu den erklärten Zielen der US-Regierung gehören die Fortschreibung der Klimaschutz- und Umweltgesetzgebung sowie die Finanzierung entsprechender Maßnahmen, ebenfalls innerhalb und außerhalb der USA.

    Nach den schnellen Anfangserfolgen in der Umweltpolitik verspürt die US-Regierung inzwischen Gegenwind, unter anderem aus dem US-Kongress sowie aus einigen Bundesstaaten. So verfolgen einige Kongressabgeordnete lokale, aber auch parteipolitische beziehungsweise wahlkampftaktische Interessen.

    Besonders deutlich wurde das zu den sogenannten Midterm-Elections im November 2022, in deren Ergebnis die Demokratische Partei im Abgeordnetenhaus (House of Representatives) auf die Oppositionsbank wechselte. Im Senat konnte sie die hauchdünne Mehrheit dagegen retten. Für Präsident Joe Biden, selbst Demokrat, bedeutet der Verlust der Mehrheit im Parlament eine Umstellung, da er nun Kompromisse mit der Republikanischen Partei aushandeln muss, um Gesetze auf den Weg zu bringen.

    Die Bundesstaaten sind in ihrer Industrie-, Energie- und Umweltpolitik unabhängig. Je nach regionaler Wirtschaftsstruktur, etwa dem Vorhandensein fossiler Energieträger oder dem Ausmaß der Kohleverstromung, unterstützen einzelne Staaten die Initiativen der nationalen Regierung oder bremsen diese aus. Washington kann daher umweltbezogene Initiativen vor Ort vor allem mit überzeugenden Argumenten und Fördergeldern aus dem Bundeshaushalt voranbringen.

    Politik leistet Unternehmen Hilfestellung

    So vergeben die zuständigen Bundesministerien Forschungsaufträge an staatliche, halbstaatliche und private Labore und Universitäten. Die US-Regierung sieht die klimafreundliche Umstellung der Wirtschaft als eine Chance, die globale Wettbewerbsfähigkeit der USA zu festigen. Mit der Entwicklung fortschrittlicher Umwelt- und Klimatechnologien ist das Land nach Auffassung des Weißen Hauses in der Lage, die Exportfähigkeit der amerikanischen Industrie zu verbessern.

    Bild vergrößern


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Klimagesetze: Bundesstaaten sind unterschiedlich aktiv

    Die Gesetzgebung in Energie- und Umweltfragen liegt weitgehend im Kompetenzbereich der Bundesstaaten. Das Weiße Haus setzt jedoch den Rahmen.

    Präsident Joe Biden hat als eine seiner ersten Amtshandlungen am 21. Januar 2021 im Namen der USA das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet. Damit setzte er ein wichtiges Signal nach innen und nach außen. Fortan wird sein Land alle in dem Abkommen vereinbarten Verpflichtungen zur Senkung der Treibhausgasemission (National Determined Contributions/NDC) nachkommen.

    Die Unterschrift war nicht allein ein Signal an die Welt, sondern hatte vor allem Bedeutung für die Regierungsarbeit und Gesetzgebung in den USA: Alle Mitglieder der US-Regierung richten seither ihre Arbeit auf die Einhaltung der international vereinbarten Klimaziele aus. In kurzer Zeit hatte die US-Regierung die U.S. National Climate Strategy angenommen. Diese zielt auf die vollständige Umstellung der Energiewirtschaft auf klimafreundliche Technologien bis zum Jahr 2035 ab. Alle anderen Wirtschaftszweige, einschließlich die für den Klimawandel besonders kritischen Bereiche Transport und Gebäudewirtschaft, sollen ab dem Jahr 2050 klimaneutral aufgestellt sein.

    Nach Angaben des wissenschaftlichen Dienstes des US-Kongresses haben sich die Abgeordneten teilweise kontrovers zum Thema Klimawandel und vor allem darüber geäußert, wie die Treibhausgasreduktion durchzuführen sei. Gesetzgebungsvorschläge richteten sich unter anderem an die Preisgestaltung für Kohlenstoff (zum Beispiel Kohlenstoffbesteuerung oder Cap-and-Trade-Programme), weiterhin an Standards für saubere Energie in verschiedenen Industriezweigen, an die Forschungsfinanzierung oder auch an steuerliche Maßnahmen zur Technologieförderung mit dem Ziel, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Vorschläge wurden ebenfalls zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit eingebracht.

    Im Rahmen der Parlamentsdiskussion der vergangenen Jahre hatte sich herauskristallisiert, dass die USA kein Interesse an einer sektor- und branchenübergreifenden Kohlenstoffbepreisung haben. Abstimmungen zur Klimapolitik finden in beiden Kammern des Kongresses zudem selten statt. Verabschiedet wurden laut gleicher Quelle Steueranreize zur Förderung bestimmter erneuerbarer Energiearten, darunter Fotovoltaikanlagen, sowie gesetzliche Vorschriften zur Kohlenstoffabscheidung und Sequestrierung.

    Von internationaler Seite werden die USA teilweise kritisch in ihrer Umweltgesetzgebung betrachtet. So hätten einige Maßnahmen der US-Regierung keinen verbindlichen Charakter, zumal die Umsetzung teilweise schleppend erfolge. Als größtes Manko wird gesehen, dass die USA die heimische Förderung fossiler Brennstoffe nicht stoppen und einzelne Bundesstaaten die Förderung fossiler Brennstoffe subventionieren.

    Das darf aber nicht verwundern, gehören doch die USA zu den 20 Ländern mit den größten entwickelten Öl- und Gasreserven. In einigen US-Bundesstaaten spielen diese eine wichtige wirtschaftliche Rolle.

    Die USA gehören auch zu den neun Ländern, die für zusammengerechnet 90 Prozent der weltweiten Kohleproduktion verantwortlich sind. Nicht zuletzt planen einzelne Bundesstaaten, die Gas- und Kohleproduktion bis 2030 um mehr als 5 Prozent zu steigern. Mit dem Ziel, die Erderwärmung aufzuhalten, sind diese Maßnahmen nicht vereinbar. 

    In der globalen Klimapolitik spielen die USA dennoch eine außerordentlich wichtige Rolle zur Initiierung und Unterstützung internationaler Klimapartnerschaften, etwa dem Global Methane Pledge und der Just Energy Transition Partnership.

    Wichtige gesetzgeberische Schritte stellten der Infrastructure Investment and Jobs Acts (IIJA) sowie der Inflation Reduction Act (IRA) dar, die beide  von US-Umweltverbänden sowie Teilen der Industrie und Gewerkschaften für ihre umweltfreundliche Ausrichtung gefeiert werden. Beide Gesetzespakete setzen an unterschiedlicher Stelle Anreize für den Umbau der Wirtschaft hin zu klimaschonenderer Produktion und Energieversorgung. 

    In Europa wird diese Zielrichtung zwar ebenfalls unterstützt. Doch ist die Freude in Brüssel und in den anderen europäischen Hauptstädten nicht ungetrübt, wird doch die Sogwirkung kritisch gesehen, die allein der IRA auf in- und ausländische Investoren ausübt. Erste Projekte in den Bereichen Umwelt- und Speichertechnik werden in Europa bereits zugunsten von analogen Vorhaben in den USA zeitlich zurückgestellt.

    Kalifornien preschte bei der Umweltgesetzgebung voran

    Auf der Ebene der Bundesstaaten gibt es positive Ausreißer. Dazu gehört Kalifornien, das bereits 2013 ein Gesetz zur Begrenzung von Treibhausgasemissionen in der Elektrizitätswirtschaft und in ausgewählten Industriezweigen verabschiedete. Auch der Handel mit fossilen Brennstoffen ist in dem Bundesstaat reguliert. Dabei hat sich Kalifornien am Cap-and-Trade-Programm der kanadischen Provinz Quebec orientiert. Damit will Kalifornien die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 Prozent unter das Niveau von 1990 drücken.

    Elf Bundesstaaten nehmen an der Regional Greenhouse Gas Initiative (RGGI) teil. Dabei handelt es sich um ein Programm zur Begrenzung der CO2-Emissionen in der Stromwirtschaft, das seit 2009 existiert. Die RGGI-Bundesstaaten haben ihr Programm im Laufe der Zeit überarbeitet: Aktuell besteht das Ziel darin, die Emissionen des Stromsektors bis 2030 auf 30 Prozent unter das Niveau von 2020 zu senken.

    Dreißig Bundesstaaten, drei Überseeterritorien und der District of Columbia haben verbindliche Stromportfolio-Standards (Standards für saubere Energie oder Standards für erneuerbare Energie) beschlossen, die eine Mindestmenge an Strom aus erneuerbaren Quellen am Energiemix vorschreiben. Elf Bundesstaaten wollen fossile Energiequellen zur Stromerzeugung völlig verbieten. Entsprechende Gesetzesvorlagen befinden sich in den jeweiligen Parlamenten in der Vorbereitung.


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Investitionen: Wirtschaftlicher Erfolg an Umweltschutz gebunden

    Das gesellschaftliche Bewusstsein dreht sich in Richtung Klimaschutz. Steuererleichterungen sorgen für private Investitionen. Die Finanzmärkte ziehen mit.

    Die Investitionen in der Wirtschaft haben sich strukturell in den letzten Jahrzehnten gewandelt: Von einem rein renditegetriebenen Vorgehen wurde sichtbar Abstand genommen. Gleichzeitig erweiterte sich der Renditebegriff um die Schwerpunkte Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz. Selbst die Berichterstattung börsennotierter Unternehmen enthält ein Kapitel Nachhaltigkeit. Vorerst geschieht das freiwillig.

    Angefangen mit den frühen Initiativen des Club of Rome in den 70er-Jahren, über die medialen Aufklärungskampagnen des ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore in den späten 90er- und frühen 2000er-Jahren, bis hin zum Beitritt der USA zum Pariser Klimaschutzabkommens im Jahr 2021: Es war ein langer Weg, den die amerikanische Gesellschaft gegangen ist.

    Inzwischen ist Umwelt- und Klimaschutz im kollektiven Bewusstsein der Produzenten und Verbraucher in den USA angekommen, auch in konservativen Kreisen. Ein gutes Beispiel ist der Bundesstaat Texas. Traditionell republikanisch regiert, liegt Texas inzwischen auf Platz 1 unter den Bundesstaaten bei der installierten Kapazität von Onshore-Windkraft.

    Mit ökologisch ausgerichteten Wagniskapitalgebern, Private-Equity-Firmen, Corporate Venture Arms und grünen Investmentfonds hat sich innerhalb der Finanzwirtschaft ein neuer Zweig herausgebildet. Im Jahr 2030 sollen in diesem Geschäftsbereich den Voraussagen nach mindestens 470 Milliarden US$ bewegt werden. Dies ist kein Zufall, da die Investitionen in umweltfreundliche Technologien vollständig durch die Privatwirtschaft vorgenommen werden.

    Bild vergrößern

    Der Staat flankiert private Initiativen im Rahmen der Umwelt- und Energiegesetzgebung. Dazu gehören Zuschüsse, Steuervergünstigungen und Forschungsgelder zur Technologieentwicklung.

    Einen wichtigen Meilenstein auf der Bundesebene stellt der Infrastructure Investment and Jobs Act vom 17. November 2021 dar. Die US-Regierung geht hierbei in den finanziellen Vorlauf. So fließen im Laufe von fünf Jahren 1,2 Billionen US$ an Zuschüssen in die Wirtschaft. Ein Teil des Geldes wird in den Ausbau der Schiene, die Umstellung des ÖPNV auf Elektroantrieb und den Ausbau der öffentlichen Ladenetze für Elektrofahrzeuge investiert.

    Damit gibt der Staat auf Bundesebene sehr viele Mittel in das Wirtschaftssystem in der Annahme, dass zum einen die Bundesstaaten und großen Kommunen gesetzgeberisch nachziehen, zum anderen auch die Unternehmen mehr in umweltschonende Technologien investieren.

    Zusätzliche Mittel für den Umweltschutz stellt die US-Regierung im Rahmen des Mitte August 2022 verabschiedeten Inflation Reduction Act (IRA) of 2022 bereit. Dabei umfasst allein das Kapitel Klimaschutz einen Finanzierungsrahmen von 374 Milliarden US$. Aufgrund protektionistischer Bestimmungen bleiben die Geschäftschancen für exportorientierte Unternehmen aus dem Ausland aber begrenzt. Anders sieht es für ausländische Unternehmen aus, die in den USA eine Investition "auf der grünen Wiese" zur Produktion klimafreundlicher Produkte durchführen wollen. Sie können auf der Grundlage des IRA von großzügigen Steuererleichterungen profitieren. 

    Gleichzeitig erhöht die Wertpapier- und Börsenkommission SEC (U.S. Securities and Exchange Commission) den Druck auf gelistete Unternehmen, umweltfreundlicher und nachhaltiger zu wirtschaften. Sie schlug zum Beispiel im März 2022 vor, dass gelistete Firmen im Rahmen ihrer Berichtspflichten alle Umweltrisiken aufzählen, die mit ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit im Zusammenhang stehen.

    Dadurch können Aktionäre besser abwägen, ob sie ihre Firmenanteile im Bestand ihrer Wertpapierdepots halten. Auf der anderen Seite werden die Firmen gezwungen, den Umweltschutz als einen integralen Bestandteil ihrer Entwicklungsstrategie zu betrachten. Zu den geforderten Angaben sollen die direkten und indirekten Treibhausgasemissionen (Scope 1 and Scope 2-Emissionen) des Unternehmens gehören. Aber auch die Treibhausgasemissionen der Zulieferer und Kooperationspartner (Scope 3-Emissionen) sollen aufgelistet werden.


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz 2022

    USA

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 von der DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.


    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Erneuerbare werden unterschiedlich schnell ausgebaut

    Den Plänen zur Dekarbonisierung droht ein Tempoverlust. Widerstand kommt aus dem US-Kongress und einzelnen Bundesstaaten. Die Inflation sorgt für Finanzierungsprobleme. 

    Energieversorgung

    Die Energiewirtschaft stellt nach dem Transportsektor die zweitgrößte Emissionsquelle für Treibhausgase dar. Bis 2035 soll sich das ändern. Ab diesem Zeitpunkt werden ausschließlich CO2-freie Technologien zur Stromerzeugung angewendet, so die Planung der US-Regierung. Mit anderen Worten, sämtliche Kohle-, Öl- und Gaskraftwerke müssten bis 2035 abgeschaltet und durch erneuerbare beziehungsweise klimaneutrale Energiequellen ersetzt werden. Diesbezügliche Planungen beziehen grünen Wasserstoff ebenfalls ein.

    Für die deutsche Wirtschaft ergeben sich aus dieser Entwicklung zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten: Bei der Planung entsprechender Vorhaben und dem Betreiben von Anlagen der alternativen Stromgenerierung. Darüber hinaus bestehen Zulieferchancen etwa bei Fotovoltaikanlagen, Onshore- und Offshore-Windparks, Speicherlösungen, Smart Grids, dem Ausbau der Hochspannungsnetze oder bei der Elektrolyse von Wasserstoff

    Bundesstaatliche, regionale und kommunale Initiativen zum Herunterfahren umweltbelastender Energieträger sind seit Jahren zu beobachten. In einigen Bundesstaaten und großen Metropolen, etwa in New York City, haben die zuständigen Parlamente entsprechende Gesetze und Verordnungen erlassen. Demnach müssen die regionalen Stromversorger den Anteil der alternativen Quellen am Energiemix innerhalb vorgegebener Zeiträume hochfahren. Jedoch ist ein solches Vorgehen weder landesweit noch einheitlich zu beobachten. Einige Bundesstaaten preschen voran, andere bleiben aus verschiedenen Motiven heraus zurück, zumindest vorläufig.

    Schnell fallende Gestehungspreise für Wind- und Sonnenstrom begünstigen die Umsetzung lokaler Einspeiseverordnungen zugunsten der Erneuerbaren. Zudem hat sich die Verfügbarkeit von Technologie zur Wind- und Sonnenlichtverstromung ausgeweitet. Für Investoren und Betreiber sind die Anschaffungskosten dadurch gesunken. Zusätzlich wirkt sich die stetig steigende Kundennachfrage nach Strom aus sauberen Quellen positiv aus.

    Erste Rückschläge für Dekarbonisierungspläne

    Nach dem ursprünglichen Scheitern des umfangreichen Fiskalpakets "Build Back Better" im US-Senat drohen den ehrgeizigen Regierungsplänen zur Dekarbonisierung der Wirtschaft weitere Verzögerungen. Grund hierfür sind nicht allein wahltaktische Überlegungen beider im Kongress vertretener Parteien. Angesichts der stark gestiegenen Inflation beruht der parlamentarische Widerstand auch auf geldpolitischen Überlegungen. Die Kritiker sahen in den ursprünglich für das Paket geplanten Ausgaben von 1,75 Billionen US-Dollar (US$) eine problematische Ausweitung der im Umlauf befindlichen Geldmenge.

    Bild vergrößern

    Stromerzeugung

    Einige Prognoseinstitute, etwa die Economist Intelligence Unit (EIU), sehen den Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix im Jahr 2031 erst bei 14 Prozent - ohne Berücksichtigung der Wasserkraft. Sollte sich diese Vorhersage bewahrheiten, geriete die geplante vollständige Umstellung der Stromwirtschaft auf 100 Prozent klimaneutrale Energiequellen bis 2035, also nur vier Jahre später, in unerreichbare Ferne.

    Laut der EIU-Prognose steigt die installierte Kapazität bei Windkraft zwischen 2021 und 2031 von 133 Gigawatt auf 240 Gigawatt. Rund 30 Gigawatt des Zuwachses sollen dabei auf Offshore-Anlagen entfallen. Davon geht auch die US-Regierung aus. Bei Fotovoltaik (auf Dächern installierte Anlagen sowie Solarparks) wird im entsprechenden Zehnjahreszeitraum ein Anstieg von 92 auf 211 Gigawatt erwartet. 

    Der Ausbau der Wasserkraft befindet sich nicht in den Planungen der Energieunternehmen und der US-Regierung. Diesbezügliche Vorhaben betreffen lediglich Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an bestehenden Kraftwerken sowie die Installation kleiner Einheiten in fließenden Gewässern. Im Ergebnis vergrößert sich die installierte Kapazität bis 2031 praktisch nicht.

    Bild vergrößern

    Damit die Stromwirtschaft bis 2035 klimaneutral werden kann, muss auch sehr viel in den Netzausbau investiert werden. Dazu gehört unter anderem eine Nachrüstung der Netze mit Sensor- und nachgelagerter Analysetechnik, nebst umfangreichen Rechenkapazitäten und Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Auch rücken Strom- und Breitbandnetze technisch näher zusammen, zumal moderne Stromnetze ohne digitale Kommunikationsinfrastrukturen und Kontrollsysteme nicht mehr auskommen. Die Bundesministerien U.S. Department of Energy (DoE) sowie U.S. Department of Transportation (DoT) veröffentlichten im April 2021 zusätzliche Programme zum Netzausbau. 

    Schließlich muss sich die strukturelle Unterteilung der bestehenden Netze ändern: Experten schlagen die landesweite Einrichtung sogenannter Kleinnetze (Microgrids) vor. Diese wären mit den Verteilernetzen verbunden, verfügten jedoch über eine autonome Stromgenerierung, vorzugsweise basierend auf erneuerbaren Energiequellen. Im Normalbetrieb lässt sich über Wind- und Solartechnologie der Strombedarf aller Verbraucher in einem Microgrid decken. Netzunabhängige Wechselrichter gleichen kritische Lastschwankungen aus und sorgen dafür, dass stets genügend Strom abrufbar ist. Backup-Strukturen fungieren in diesem Zusammenhang als virtuelle Kraftwerke.


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Verkehr: Umweltsünder Nummer 1

    Transport und Verkehr sind die größten Quellen für Treibhausgasemissionen. Seit Jahren versuchen die verschiedenen US-Regierungen dagegen anzugehen.

    Trotz ernsthafter Bemühungen ist der politische und gesetzgeberische Einfluss der US-Regierung in den Bereichen Transport und Verkehr beschränkt. So befindet sich die Regulierung von Schadstoffemissionen von Fahrzeugen in der überwiegenden Entscheidungsbefugnis der Bundesstaaten. Die Bundesumweltbehörde EPA ist nur bedingt in der Lage, mit eigenen Verordnungen zur Verschärfung von Emissionsobergrenzen für Neufahrzeuge beizutragen.

    Die EPA hebt in ihrem Internetauftritt den Ausstoß von Treibhausgas durch den Transportsektor explizit hervor. Für folgende Untergruppen gelten eigene Schadstoffobergrenzen für Verbrennungsmotoren:

    1. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge (Nfz)
    2. schwere Nfz und Busse
    3. Flugzeuge
    4. Fahrzeugflotten der US-Regierung.  

    Angefangen hatte die Verschärfung der Treibhausgasemissionsstandards für Autos und leichte Nutzfahrzeuge unter der Obama-Regierung. Sie vermittelte 2010 eine entsprechende Vereinbarung zwischen 13 Herstellern, dem Bundesstaat Kalifornien und der Automobilarbeitergewerkschaft United Auto Workers.

    Die EPA erließ auf dieser Basis landesweite Emissionsobergrenzen und Kraftstoffverbrauchsstandards, einschließlich Übergangsregeln. Doch hatte EPA ihre eigenen Vorschriften während der Trump-Regierung gelockert. Gleichzeitig wurde ein Rechtsstreit gegen den Bundesstaat Kalifornien vom Zaun gebrochen, wo die schärferen Regeln in Kraft geblieben sind. 

    Kalifornien hatte mit der Obama-Regierung zusammengearbeitet, um den Kraftstoffverbrauch sowie die Treibhausgasemission von Fahrzeugen zu senken. Der Bundesstaat hatte Autohersteller verpflichtet, den Verkauf emissionsfreier Fahrzeuge anzukurbeln. 14 weitere Bundesstaaten und der District of Columbia hatten die kalifornischen Fahrzeugstandards übernommen.

    Den Rechtsstreit aus der Zeit der Trump-Regierung hatte Joe Biden im Februar 2021 auf Eis gelegt - aktuell wird an einer für alle Seiten tragbaren Lösung gearbeitet. Im April führte die EPA zum Beispiel wieder schärfere Regeln für Pkw und leichte Nfz ein. 

    Bundesstaaten treiben Einführung von E-Fahrzeugen voran

    Einige Bundesstaaten haben unterdessen eigene Schritte unternommen: Verkaufsanreize für Elektro- und Hybridfahrzeuge bieten bereits 45 Bundesstaaten sowie der District of Columbia an. Diese reichen von Steuergutschriften über Rabatte bis hin zu Flottenbeschaffungszielen, Befreiungen von Emissionstests für Hybridfahrzeuge sowie günstigen Stromtarifen.

    Sieben Bundesstaaten haben zudem Standards für kohlenstoffarme und alternative Kraftstoffe in Kraft gesetzt. Ein Anreiz über die Bundessteuer im Rahmen des "Build-Back-Better"-Pakets hängt dagegen im US-Senat mit unbekanntem Ausgang fest.

    Präsident Biden hatte per Erlass 14037 vom 5. August 2021 ein vorerst unverbindliches Ziel für die Elektrifizierung im Transportbereich festgelegt. Demnach sollen 50 Prozent aller ab dem Jahr 2030 verkauften Personenkraftwagen und leichten Nutzfahrzeuge emissionsfrei sein. Die EPA wurde angewiesen, übergangsweise Emissionsregelungen für Fahrzeuge zu entwickeln, die in der Zeit zwischen 2027 und 2030 gebaut werden.

    Weitere Bemühungen unternimmt die US-Regierung, um das Netz von Ladestationen für Elektrofahrzeuge landesweit auszubauen. Auch sollen alternative, weniger umweltschädliche Treibstoffe für Luftfahrzeuge gefördert und die Treibhausemissionen von Flughäfen reduziert werden.


    Informationen zu Schienenverkehr


    USA nimmt Modernisierungsbedarf des Bahntransports endlich ernst

    Chancen für deutsche Bahntechnik vergrößern sich in den USA


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Regierung kurbelt Dekarbonisierung der Industrie an

    Klimaschutz funktioniert in den USA durch die Zusammenarbeit der öffentlichen Hand mit der Privatwirtschaft: Behörden stellen Fördergelder bereit, die Industrie folgt dem Ruf. (Stand 05.04.2023)

    Die US-Regierung arbeitet unter Hochdruck an Programmen zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes (CO2). Schließlich soll das Land bis 2050 klimaneutral aufgestellt sein. Um dieses Ziel zu erreichen, nimmt die Regierung sehr viel Geld in die Hand, wie der Infrastructure Investment and Jobs Act mit einem Finanzierungsumfang von 1.200 Milliarden US$ sowie der Inflation Reduction Act im Umfang von 379 Milliarden US$ zeigen. Deutschen Unternehmen, die emissionsarme Technologie in die USA liefern beziehungsweise von dort US-Technologie importieren wollen, kommt die ökologisch ausgerichtete Förderpolitik des Weißen Hauses sehr entgegen.

    Einige Anfangsziele haben die USA schon erreicht: Die Industrie kauft jährlich 10 Millionen Tonnen Wasserstoff. Verbraucht wird der alternative Energieträger unter anderem in Ölraffinerien und zur Ammoniakproduktion. Auch kündigte das Gasunternehmen SolCaGas das Pipelineprojekt Angeles Link an, wodurch die Region Los Angeles mit grünem Wasserstoff versorgt werden soll. CF Industries Inc. nimmt wiederum einen Elektrolyseur in der Ammoniakproduktion in Betrieb und Air Products and Chemicals Inc. arbeitet an einer entsprechenden Anlage für Wasserstoff zum Fahrzeugantrieb (Hydrogen for Mobility).

    Bild vergrößern

    Für die deutsche Wirtschaft lohnt es sich zu verfolgen, welche Strategien zur Dekarbonisierung das federführende Energieministerium (DOE) auf Bundesebene entwickelt und für welche Technologiebereiche das DOE Fördergelder vergibt. Für die Industrie, den zweitgrößten Emittenten von Kohlendioxid nach dem Transportsektor, hat die Behörde eine Emissionsverringerungsstrategie mit der Bezeichnung "Industrial Decarbonization Roadmap" vorgelegt. Sie stellt eine Agenda für die Zusammenarbeit von Regierung, Industrie und Interessenvertretern dar. Deutsche Forschungseinrichtungen und Exportbetriebe können sich an dieser Roadmap orientieren, wenn sie sich an Projekten beteiligen wollen.

    Ökologisches Ziel der DOE-Strategie ist die beschleunigte Emissionsreduzierung. Sie verfolgt aber zugleich das strategische Ziel, die Wettbewerbsposition der USA zu stärken: Die breite Anwendung und Herstellung fortschrittlicher Klimaschutztechnologien sollen die USA zum Land mit der innovativsten Industrie machen. Noch ist die Industrie nach Angaben der Energieinformationsbehörde U.S. Energy Information Administration mit einem Jahresausstoß von 1.360 Millionen Tonnen aber für 30 Prozent aller primärenergiebezogenen CO2-Emissionen des Landes verantwortlich (Stand 2020).

    Branchen mit großem Einsparpotenzial erhalten Förderung

    Davon ausgehend konzentriert sich das Energieministerium auf die fünf Industriebranchen mit dem höchsten Treibhausgasausstoß: die Petrochemie, die Chemie, die Eisen- und Stahlindustrie, die Zementherstellung sowie die Nahrungsmittelverarbeitung. Diese Branchen verursachen zusammen 52 Prozent der industriellen CO2-Emissionen beziehungsweise 15 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes.

    Bild vergrößern

    Chemie- und Petrochemie sollen elektrifiziert und effizienter werden

    Um die Netto-Null-Ziele in der Chemieindustrie zu erreichen, fördert das DOE Forschungsarbeiten zur Senkung des Energiebedarfs in der Prozesswärmeerzeugung. Konkret handelt es sich dabei um Katalysatoren und Reaktoren sowie um die Elektrifizierung der Produktionsprozesse unter Nutzung von Wasserstoff und Biomasse. 

    In Raffinerien verursachen das Hydrocracken, das katalytische Cracken, die atmosphärische Destillation, die Methandampfreformierung sowie die regenerative katalytische Reformierung die meisten Schadstoffemissionen. Um diese auf ein Minimum zu senken, drängt die Behörde auf mehr Energieeffizienz sowohl in den Prozessen als auch bei der innerbetrieblichen Dampf- und Stromerzeugung.

    Der CO2-Fußabdruck der chemischen und petrochemischen Industrie soll zudem durch die Verwendung kohlenstoffarmer fossiler oder gar kohlenstofffreier Energiequellen verringert werden. Dafür empfiehlt das DOE Strom aus alternativen Quellen, grünen Wasserstoff und Biokraftstoffe, aber auch Wärme und Elektrizität aus Nuklearreaktoren.

    Grüne Energieträger sollen Prozesswärme liefern

    In der Eisen- und Stahlindustrie sorgen der Einsatz von Kokskohle als Energieträger sowie die chemische Reduktion von Eisenoxid für hohe Treibhausgasemissionen. Um die Netto-Null-Ziele zu erreichen, unterstützt das DOE die Umstellung der Stahlkocher auf kohlenstoffarme beziehungsweise kohlenstofffreie Brennstoffe, darunter grünen Wasserstoff, sowie die Prozesselektrifizierung. Auch investieren Stahlkocher bereits in transformative Technologien die U.S. Steel Corp sowie die Nucor Corp errichten zum Beispiel Kleinhütten mit emissionsarmen Lichtbogenöfen. Damit wird mehr auf Klasse und weniger auf Masse gesetzt. 

    In der Lebensmittel- und Getränkeindustrie fördert das Energieministerium die Elektrifizierung der Prozesswärmeerzeugung, aber auch die Elektrifizierung der Verdampfungs- und Pasteurisierungsprozesse.

    In der Zementindustrie entfallen 60 Prozent des Treibhausgasausstoßes allein auf die prozessbedingten CO2-Emissionen aus der Kalzinierung. Die anschließende Zementherstellung ist generell sehr energieintensiv, wobei die Wärme aus der Verbrennung von Kohle und Petrolkoks etwa 88 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in diesem Sektor ausmacht. 

    Die Bundesbehörde fördert hier unter anderem die Technologieentwicklung zur Abfallreduzierung, einschließlich der Einführung von Elementen der Kreislaufwirtschaft im Betonbau. Weiterhin gehört dazu der Einsatz kohlenstoffarmer Bindemittel und natürlicher Zementzusatzstoffe. Dadurch wird die Kohlenstoffintensität von Klinkern und festen Materialien, die zur Herstellung von Zement verwendet werden, minimiert.

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Gebäude: Effizienz am Bau wird Mainstream

    Washington will die schwache energieeffiziente Bautätigkeit ankurbeln. Durch das geringe technische Knowhow vor Ort ergeben sich Geschäftschancen für deutschen Anbieter.

    Bereits seit Jahren verfügen Immobilien im Bundesbesitz verpflichtend über das grüne Zertifikat Leadership in Energy and Environmental Design (LEED). Entwickelt wurde das Zertifikat 1998 vom U.S. Green Building Council. Partnerorganisation dieser Nichtregierungsorganisation in Deutschland ist die German Green Building Association e.V.

    Das Zertifikat in seiner aktuell gültigen Version trägt die Bezeichnung LEED v4. Die Green Business Certification Inc. führt das Prüfverfahren in den USA durch. Bei der Zertifizierung von Gebäuden nach LEED werden verschiedene Zertifizierungsklassen je nach erreichter Punktzahl vergeben. Maximal können 110 Punkte erreicht werden. Die Ergebnisse werden in vier Kategorien unterteilt:

    • Zertifiziert: 40 bis 49 Punkte
    • Silber: 50 bis 59 Punkte
    • Gold: 60 bis 79 Punkte
    • Platin: 80 bis 110 Punkte

    Keine einheitlichen Baunormen

    Standards und Normen im Bau, einschließlich des Baugesetzes und der begleitenden Bauverordnungen, gelten jeweils nur innerhalb eines Bundesstaates oder sogar nur innerhalb einer Metropole. Es existieren keine landesweit einheitlichen Vorschriften. Die Ausgestaltung der gesetzlichen Bauverordnungen liegt in der alleinigen Entscheidungsbefugnis von Bundesstaaten und Verwaltungen großer Kommunen.

    Daher werden lediglich Gebäude im Bundesbesitz zwingend nach LEED zertifiziert. Doch greifen private Investoren aus Marketinggründen gelegentlich und völlig freiwillig auf das LEED-Zertifikat zurück. Damit wollen sie umweltbewusste Mieter in ihre Gebäude locken, zumal ein hoher Leerstand zu verzeichnen ist. Zudem profitieren Hausverwaltungen und Besitzer von LEED-zertifizierten Gebäuden von den vergleichbar niedrigen Energie- und Unterhaltskosten.

    Auf das gesamte Land bezogen handelt es sich aber erst um einen Anfangstrend. Es gilt abzuwarten, ob sich LEED als grünes Zertifikat in der Zukunft außerhalb des öffentlichen Sektors durchsetzen kann oder ob sich nicht andere Zertifizierer mit eigenen Standards nach vorn schieben.

    Wie wenig sich energieeffiziente Gebäude bislang am Markt durchgesetzt haben, zeigt allein schon der Sachverhalt, dass Bau- und Architekturfakultäten amerikanischer Hochschulen erst seit Kurzem Wissen zum Bau von Passiv- oder gar Aktivhäusern vermitteln. Bislang haben vorrangig ausländische, darunter deutsche Architekten und Bauingenieure in den USA energieeffiziente Häuser geplant und gebaut.

    Auf der einen Seite war die Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden gering. Auf der anderen Seite sind Architekten auch nur in dem Bundesstaat zeichnungsbefugt, in dem sie sich akkreditiert, das heißt niedergelassen haben. Eine landesweite Ausweitung ihrer Planungsdienstleistungen ist aus diesem Grund nur in Zusammenarbeit mit Partnerbüros in anderen Bundesstaaten möglich.

    Der Planungsprozess wird dadurch erschwert und die Gewinnmargen fallen durch das Zwischenschalten fremder Büros geringer aus. Ein weiteres Problem stellt der Bezug von Baustoffen für Aktiv- und Passivhäuser vor Ort dar. Falls diese im Inland verfügbar sind, müssen dafür hohe Preise bezahlt und gelegentlich lange Lieferzeiten eingeplant werden. Für deutsche Anbieter geeigneter Baumaterialien eröffnen sich im Umkehrschluss vielfältige Geschäftsmöglichkeiten.

    Kostensenkung in Gebäuden als Ziel

    Mittel- bis langfristig sollte die Nachfrage nach energieeffizienten Gebäuden spürbar steigen. So zwingen überbordende Energiepreise selbst den amerikanischen Mittelstand zur Energieeinsparung. Ebenfalls verschärfen Landes- und Kommunalparlamente die Baunormen und Standards in dieser Hinsicht. Mit dem fortschreitenden Umweltbewusstsein in der Bevölkerung interessieren sich auch mehr und mehr Bauherren für nachhaltige Lösungen im Bereich von Einfamilienhäusern.

    Das nationale Energieministerium (DoE) arbeitet seit dem Amtsantritt von Präsident Biden verstärkt an der Entwicklung und am Einsatz von Lösungen, die zur Senkung der Energiekosten in Gebäuden beitragen. Dafür hat die Behörde die Better Buildings Initiative ausgerufen. Auf dieser Grundlage arbeitet sie mit der Wirtschaft zusammen und fördert Forschungsarbeiten mit dem Ziel, bestehende Verfahren zur Energieeinsparung zu verfeinern. Das Weiße Haus trat mit einer eigenen Initiative zur Energieeffizienz von Gebäuden an die Öffentlichkeit.

    Die U.S. General Service Administration legte ebenfalls Richtlinien für Treibhausgasemissionen in gewerblich genutzten Gebäuden fest. Darüber hinaus entwickelte die Umweltschutzbehörde (EPA) eine Initiative zu Public-private-Partnerships zur Verringerung von Treibhausgasemissionen in Gebäuden.

    In diesem Zusammenhang hat das DoE auch das Büro für Gebäudetechnologien sowie das Better Buildings Solution Center gegründet. Beide Einrichtungen fördern die Einführung kosteneffizienter Technologien, Werkzeuge und Dienstleistungen für den Bau neuer Immobilien beziehungsweise zur Modernisierung von Bestandsobjekten.

     

    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Land- und Forstwirtschaft: Digitalisierung hilft dem Klimaschutz

    Der Ressourcenschutz wird in der Land- und Forstwirtschaft per Digitalisierung der Erzeugerverfahren erzielt. Der Staat unterstützt mit Forschungsleistungen.

    Selten war die Landwirtschaft in den USA in einer so kritischen Transformationsphase. Bundesstaaten und Landkreise sowie Lebensmittelunternehmen reagieren gemeinsam mit der Agrarindustrie auf die Bedrohungen des Klimawandels. Die Landwirte versuchen, die Risiken zu mindern, die sich aus der Klimaveränderung ergeben. Dazu gehören schwere Regenfälle, Dürreperioden und Wasserknappheit sowie ein erhöhter Schädlings- und Unkrautbefall.

    Agrarfirmen erstellen zusammen mit Forschungseinrichtungen und Technologiefirmen Daten und Pläne, um die Nachhaltigkeit der landwirtschaftlichen Produktion zu erhöhen. Experten sehen aber Reserven. So sollen Farmer alles daransetzen, Teil einer Klimalösung zu werden, denn sie können sowohl Treibhausgasemissionen reduzieren als auch Kohlenstoff speichern.

    Auch Lebensmittelunternehmen wollen ihren ökologischen Fußabdruck verringern. So hat Nestlé zum Beispiel einen Fahrplan für eine Netto-Null-Emission von Treibhausgasen bis 2050 aufgestellt. Ein integraler Bestandteil dieser Strategie ist die Landwirtschaft.

    Digitalisierung und Automatisierung der Landwirtschaft sind für die Treibhausgasreduktion unabkömmlich. Um sie zu ermöglichen, bauen die USA Breitbandverbindungen auf dem Land massiv aus, unter anderem mittels mobiler 5G-Technologie. Die US-Regierung stellt auf der Grundlage des Infrastructure Investment and Jobs Act dafür 65 Milliarden US-Dollar (US$) bereit.

    GPS-gesteuerte Traktoren, Sensoren zur Feuchtigkeitsmessung, Pflanzengenetik und automatisierte Viehzucht tragen dazu bei, die Produktion und Rentabilität der Farmen um ein Mehrfaches zu erhöhen. Gleichzeitig wird der Einsatz von Dünger und von Pflanzenschutzmitteln verringert.

    Informationen zur Forstwirtschaft finden sich hier.


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Fachkräfte für den Klimaschutz: Reformbedarf im Ausbildungssystem

    Fehlende technische Fachkräfte sind ein Problem in allen Industriezweigen. Die Umwelt- und Energiebranchen bilden dabei keine Ausnahme. 

    Um alle vereinbarten Ziele aus dem Pariser Klimaschutzabkommen zu erreichen, bedarf es nicht allein umfangreicher Investitionen in innovative Technologien. Ebenso wichtig ist ein Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt und im Bildungssystem. Für eine Reihe von Arbeitsplätzen im Umwelt- und Energiebereich steht die Berufsausbildung inhaltlich und strukturell erst am Anfang.

    Im Bereich erneuerbarer Energien waren 2020 laut dem US-Amt für Arbeitsstatistik (Bureau of Labor Statistics) etwa 420.000 Menschen beschäftigt. Um aber die gesamte Wirtschaft komplett klimaneutral auszurichten, müssen etwa 6 Millionen neue Stellen entstehen. Es wird Jahre dauern, bis diese Anzahl von Fachkräften ausgebildet ist.

    Beschäftigtenzahl in der US-Stromwirtschaft (Stand: 2020)

    Bereich

    Anzahl

    Gasverstromung

    251.402

    Solarstrom, davon...

    231.474

      Installation und Wartung von Aufdach- und Stromspeicheranlagen, Betreiben und Wartung kommunaler Fotovoltaikanlagen

    118.250

      Installation und Wartung von Solarfeldern, nachgelagerter Netzstruktur

    46.493

    Kohleverstromung

    131.841

    Windstrom

    116.801

    Energiespeicher

    66.749

    Ölverstromung

    11.685

    Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics 2021

    Die Arbeitsplätze in der Solarbranche konzentrieren sich regional mit 36 Prozent auf Kalifornien. Zu den übrigen Staaten mit vielen Solararbeitsplätzen gehören Massachusetts, New York, Texas und Florida. Gerechnet nach der Anzahl der Solararbeitsplätze pro Kopf der Bevölkerung ist aber eine annähernd gleichmäßige Verteilung auf den Westen, Südwesten und Nordosten der USA feststellbar.

    Texas vereint mit 22 Prozent die meisten Beschäftigungsverhältnisse in der Windenergie auf sich. Es folgen Illinois mit 8 Prozent und Colorado mit fast 7 Prozent. Auf den nachfolgenden Plätzen befinden sich Indiana und Kalifornien.


    Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK USA

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Department of Energy

    Bundesenergieministerium

    Department of Transportation

    Bundestransportministerium

    Environmental Protection Agency

    Bundesumweltbehörde

    Department of Agriculture

    Bundeslandwirtschaftsministerium

    National Climate Task Force

    Klimaarbeitsgruppe auf Bundesebene

    American Association of State Climatologists

    Verband zur Klimaforschung

    Center for Climate and Energy Solutions

    Forschungsorganisation für Klima- und Energielösungen

    Climate Leadership Council

    Forschungsrat

    Environmental and Energy Study Institute

    Institut für Umwelt- und Klimastudien

    National Climate Assessment

    Forschungseinrichtung für Klimafragen

    EUEC | Energy, Utility & Environment Conference

    Fachmesse (27. bis 29. Februar 2024 in Dallas, Texas)

    Clean Power

    Fachmesse (6. bis 9. Mai 2024 in Minneapolis, Minnesota)

    Inside Climate News

    Fachzeitschrift

    Sustainability

    Fachzeitschrift

    Grist

    Fachzeitschrift

    EPA-Climate Change

    Internetportal

    National Centers for Environmental Information (NOAA)

    Internetportal

  • Angebote der AHK

    AHK USA

    Die vielfältigen Energie- und Klimathemen in den 50 Bundesstaaten der USA decken die fünf Auslandshandelskammern (AHK) mit regionalen Schwerpunkten ab und unterstützen deutsche Unternehmen beim Einstieg in den Markt. Die AHK USA-Chicago fokussiert sich auf Energieeffizienz in Gebäuden und in der Industrie, auf smarte Infrastruktur und Wassertechnologie sowie Mobilität. Die AHK USA-New York legt einen Fokus auf die Themen Offshore Wind, Energieeffizienz in Gebäuden & Infrastruktur sowie Smart Grids & Energiespeicherung. Im Westen bearbeitet die AHK-USA San Francisco die Themen Grüner Wasserstoff, Bioenergie, Energieeffizienz in Gebäuden, Energiespeicher und Smart City mit einem Fokus auf Mobilität wie Elektromobilität und Autonomes Fahren. Die AHK USA-Süd deckt vor allem die Bereiche Solar- und Windenergie, grüner Wasserstoff und nachhaltige Mobilität ab.

    Die Delegation der Deutschen Wirtschaft ist Kontakt- und Beratungsstelle für deutsche Unternehmen, die an der Wirtschaftsregion USA und am Standort Washington unter anderem im Bereich Klima und Energie an der Schnittstelle von Politik und Wirtschaft interessiert sind. Im Jahr 2021 wurde die Klima- und Energiepartnerschaft von der US- und deutschen Regierung ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt der Initiative liegt auf den Bereichen Offshore-Wind, Wasserstoff, Elektromobilität und Zusammenarbeit mit Drittländern. Die AHK USA betreut diese Kooperation aus dem German Support Office in Chicago.


    Kontakt

    AHK USA – New Yorck


    Telefon:
    +1 212 974 8830

    E-Mail:
    info@gaccny.com

    Homepage:

    http://www.gaccny.com
    http://www.ahk-usa.com


    AHK USA - Chicago


    Telefon:
    +1 312 644 26 62

    E-Mail:
    info@gaccmidwest.org

    Homepage:

    http://www.gaccmidwest.org
    http://www.ahk-usa.com


    AHK USA – San Francisco


    Telefon:
    +1 415 248 1240

    E-Mail:
    info@gaccwest.com

    Homepage:

    http://www.gaccwest.com
    http://usa.sanfrancisco.ahk.de


    AHK USA - Atlanta


    Telefon:
    +1 404 586-6800

    E-Mail:
    info@gaccsouth.com

    Homepage:

    http://www.gaccsouth.com
    http://www.ahk-usa.com


    AHK USA – Washington


    Telefon:
    +1 202 967-5495

    E-Mail:
    schemionek@washington.ahk.de

    Homepage:

    https://washington.usa.ahk.de/ 


nach oben
Feedback

Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.