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Branchen | USA | Abfallentsorgung, Recycling

Neuartige Methoden können das Kunststoffrecycling revolutionieren

Chemische oder bioenzymatische Recyclingverfahren bieten große Potenziale. Immer mehr US-Bundesstaaten schaffen Anreize für die Rückgewinnung von Kunststoffen.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Ergänzend zum bisher üblichen mechanischen Recycling von Kunststoffen entwickeln viele Unternehmen neue Behandlungs- und Rückgewinnungsmethoden. So kommt bei gemischten Kunststoffabfallströmen immer häufiger chemisches Recycling zum Einsatz: Dabei werden Polymere so stark reduziert, dass sich aus ihnen neue Kunststoffe herstellen lassen.

Chemisches Recycling gewinnt an Bedeutung

So setzen zum Beispiel die US-Unternehmen ExxonMobil, Cyclyx International und Sealed Air zusammen mit der US-Niederlassung von Ahold Delhaize auf ein neues Recycling- und Kreislaufkonzept für Lebensmittelverpackungen: Dabei werden Kunststoffabfälle in ihre molekularen Bausteine zerlegt und über den sogenannten Massenbilanzansatz zu neuem Kunststoff für Lebensmittelverpackungen verarbeitet. Mithilfe der Massenbilanz sollen sich Menge und Nachhaltigkeitsgrad zirkulärer oder biobasierter Materialien in der Wertschöpfungskette und in jedem Prozessschritt nachverfolgen lassen.

Auch das US-Energieministerium (DOE) fördert die Weiterentwicklung chemischer Recyclingtechnologien. Einen weiteren Schwerpunkt legt es auf Technologien für biologisch abbaubare und biobasierte Materialien. Mit dem Ziel, vielversprechende neue Lösungen schnell an den Markt zu bringen, finanziert das DOE seit 2020 die Forschungsinitiative BOTTLE („Bio-Optimized Technologies to keep Thermoplastics out of Landfills and the Environment“). Beteiligt an der Initiative sind fünf nationale DOE-Labors und fünf Universitäten, darunter vier in den USA, sowie Industriepartner wie Amazon, Kraft Heinz und Patagonia.

Auch die Biotechnologie liefert vielversprechende Recyclingansätze

Eine dieser Technologien ist das enzymatische Recycling: Dabei werden Polymere unter Einsatz von Enzymen in ihre Grundbausteine zerlegt und dann zu neuem PET-Kunststoff aufbereitet, ohne Rückgriff auf neues Erdöl. Das französische Cleantech-Start-up Carbios ist dabei schon relativ weit fortgeschritten: Gemeinsam mit L'Oréal, Nestlé Waters, PepsiCo und Suntory Beverage and Food hat Carbios den Proof-of-Concept für ein Kunststoffflaschen-Biorecyclingverfahren erbracht und strebt nun eine Produktion in industriellem Maßstab an.

Covestro will ebenfalls zunehmend Mikroorganismen und Enzyme für seine Produkte und Verfahren nutzen; zusammen mit der US-Biotechfirma Genomatica hat der deutsche Werkstoffhersteller ein Verfahren entwickelt, ein Vorprodukt für Lack- und Klebstoffrohstoffe aus pflanzlichen Rohstoffen und mithilfe von Biotechnologie zu erzeugen.

US-Bundesstaaten fördern Recyclingtechnologien und untersagen Einwegplastik

Auf bundesstaatlicher und lokaler Ebene zielen immer mehr Maßnahmen darauf ab, den Kunststoffverbrauch zu reduzieren und moderne Recyclingtechnologien zu fördern. In den letzten fünf Jahren haben 20 US-Bundesstaaten Gesetze zur Förderung sogenannter fortschrittlicher Recyclingverfahren erlassen. Das gilt vor allem für „rote“ Bundesstaaten, das heißt solche, die mehrheitlich die Republikanische Partei wählen. So lassen sich zum Beispiel durch die Neueinstufung als Produktions- statt als Behandlungsanlagen für Festabfälle in einigen Regionen bundesstaatliche und kommunale Steuererleichterungen geltend machen. Iowa, Ohio und Texas erlauben auch die – umweltpolitisch umstrittene – thermische Verwertung wie Pyrolyse und Vergasung von Kunststoffen, die letztlich zur Bildung von Brennstoffen dient.

„Blaue“ Staaten dagegen, die überwiegend die Demokratische Partei wählen, verbieten vor allem Einwegplastikprodukte. In acht US-Bundesstaaten sind bereits Einwegplastiktüten untersagt, eine Reihe weiterer plant diesen Schritt. Auch Städte und Gemeinden führen Verbote ein, etwa von Plastikstrohhalmen (zum Beispiel Charleston, Miami Beach und Seattle) oder expandiertes Polystyrol (unter anderem Los Angeles, New York City und San Diego).

Laut dem National Caucus of Environmental Legislators (NCEL), einem landesweiten Netzwerk von Persönlichkeiten, die an der Gesetzgebung beteiligt sind, haben bisher erst 23 US-Bundesstaaten Gesetze zur Bekämpfung der Kunststoffverschmutzung eingeführt. Diese insgesamt 114 Vorschriften beziehen sich insbesondere auf die erweiterte Herstellerverantwortung, Polystyrolverbote, Kennzeichnungspflichten, Verbote oder Gebühren für Einwegplastik sowie Flaschenpfand.

Fünf US-Bundesstaaten – Kalifornien, Washington, New Jersey, Connecticut und Maine – haben Gesetze verabschiedet, die Mindestwerte für den Recyclinganteil bestimmter Einwegkunststoffe vorschreiben. Kalifornien ist der erste mit einem umfassenden Gesetz, das sowohl die Reduzierung von Kunststoffen als auch das Kunststoffrecycling umfasst.

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