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Special | USA | Krieg in der Ukraine

USA nehmen mit Russlandsanktionen wirtschaftliche Risiken in Kauf

Der Krieg in der Ukraine und die daraufhin verhängten Sanktionen gegen Russland wirken sich vor allem mittelbar auf die US-Wirtschaft aus.

Von Ullrich Umann | Washington, D.C.

Die Sanktionen gegen Russland verursachen in der US-Wirtschaft vor allem steigende Groß- und Einzelhandelspreise für mineralische Brennstoffe, Mineralöle und Erzeugnisse daraus. In dieser Produktgruppe lag die Russische Föderation 2021 mit einem Lieferwert von 17,6 Milliarden US-Dollar (US$) unter den ausländischen Bezugsquellen der USA auf Platz zwei. Insgesamt machte der Anteil Russlands am US-Außenhandel 2021 aber nur knapp 0,8 Prozent aus.

Durch den am 8. März 2022 verhängten Einfuhrstopp auf Energieträger aus Russland und das Investitionsverbot in die russische Energiewirtschaft wird es in den Vereinigten Staaten zu keinen mengenmäßigen Engpässen kommen. Dazu fielen diese Importe zu gering aus. Erste Vorkehrungen, diese Liefermengen aus anderen ausländischen Quellen, etwa Venezuela, zu beziehen, sind bereits getroffen worden. Doch schlagen die gestiegenen Weltmarktpreise bei Energieträgern auf den offenen US-Markt direkt und ohne Verzögerung durch.

Galoppierende Preise gefährden Wachstum

Der bei Energieträgern ausgelöste Verteuerungseffekt auf die Gesamtwirtschaft wird die Inflation antreiben. Der Konsumentenpreisindex ist im Februar gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat um 7,9 Prozent auf ein Rekordhoch gestiegen - zuletzt war ein solcher Wert vor 40 Jahren gemessen worden. Die höheren Weltmarktpreise werden sich auch bei anderen strategischen Rohstoffen und Waren negativ bemerkbar machen.

US-Einfuhren aus der Russischen Föderation (Stand: 2021, Wert in Milliarden US-Dollar)

HS-Nummer

Bezeichnung

Wert

Gesamt

29,7

27

mineralische Brennstoffe, Mineralöle und Erzeugnisse daraus

17,6

71

echte Perlen oder Zuchtperlen, Edelsteine und Schmucksteine

3,0

72

Eisen und Stahl

2,7

03

Fische, Krebstiere, Weichtiere

1,2

31

Düngemittel

1,2

28

chemische Erzeugnisse, Wasserstoff, Edelgas, Seltene Erden, radioaktive Materialien

0,9

76

Aluminium und Erzeugnisse daraus

0,6

44

Holz und Erzeugnisse daraus

0,5

Gerundete WerteQuelle: U.S. International Trade Commission, 2022

Maßnahmen gegen die Rekordinflation hatte die Zentralbank Fed zwar schon im Januar, also noch vor Ausbruch des Ukraine-Konflikts, für den Monat März angekündigt. Doch dürfte die Fed aufgrund der aktuellen Ereignisse jetzt noch energischer vorgehen, als ursprünglich geplant - das Wirtschaftswachstum würde dadurch zusätzlich verlangsamt.

Die Investmentbank Goldman Sachs senkte ihre Wachstumsprognose für das Jahr 2022 auf 2,9 Prozent. Die Gründe seien höhere Beschaffungskosten für Rohstoffe und Energieträger, aktuelle Verwerfungen in den Lieferketten sowie Anpassungen der Transportrouten an das Sanktionsszenario. Vor Beginn des Krieges gingen die Analysten für 2022 noch von einem realen Wachstum des US-Bruttoinlandsprodukts um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.

US-Ausfuhren in die Russische Föderation (Stand: 2021, Wert in Milliarden US-Dollar)

HS-Nummer

Bezeichnung

Wert

Gesamt

5,5

84

Kernreaktoren, Kessel, Turbinen, Verbrennungsmotoren, Triebwerke, Pumpen, Öfen

1,0

87

Straßen- und Schienenfahrzeuge

0,9

88

Luft- und Raumfahrzeuge, Teile davon

0,9

90

optische und Messgeräte, medizinische Instrumente

0,5

85

Elektrische Geräte, Geräte zur Ton- und Videoaufzeichnung

0,3

30

pharmazeutische Produkte

0,3

33

ätherische Öle, Duftstoffe

0,2

39

Kunststoffe und Erzeugnisse daraus

0,2

Gerundete WerteQuelle: U.S. International Trade Commission, 2022

Risiko einer Rezession ist gestiegen

Ebenfalls hat Goldman Sachs das Rezessionsrisiko von 20 auf 35 Prozent angehoben. Sorge bereitet unter anderem, dass die USA immer neue Sanktionen erlassen müssten. Die Preise für Energieträger und strategische Rohstoffe könnten weiter steigen. Auch gravierende Versorgungsengpässe, etwa bei Düngemitteln, Nickel, Titan, Palladium, Neon, Grafit oder Uran, die bisher aus Russland bezogen wurden, könnten länger anhalten. Zudem ziehe die angesichts höherer Transport- und Energiekosten sinkende Konsumneigung der amerikanischen Bevölkerung für den Jahresverlauf Konjunkturrisiken nach sich.

Umfangreiche Abschreibungen müssen US-Unternehmen vornehmen, die sich aus Russland zurückgezogen haben. Einige von ihnen, darunter der Hersteller von Land- und Tiefbautechnik Deere sowie der Hersteller von Bau- und Bergbaumaschinen Caterpillar, gehörten zu den wichtigsten Anbietern auf dem russischen Markt. Bei der Förderung von Öl und Gas hatte sich ExxonMobil stark engagiert, in der Nahrungsmittel- und Getränkebranche waren Coca-Cola, McDonald’s und Starbucks stark, in der Finanzwirtschaft Visa und Mastercard, sowie in der IT-Wirtschaft Cisco, Apple, Dell, Amazon, Alphabet und Microsoft. Insgesamt haben 330 US-Firmen ihre wirtschaftliche Tätigkeit in Russland zum 11. März 2022 eingestellt.

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