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Wirtschaftsumfeld | USA | Lieferketten

Der Containerrückstau an den US-Häfen verlagert sich nach Osten

Vor allem die Seehäfen von Savannah, New York und Houston meldeten in den letzten Monaten Engpässe. Die Containerraten sind immer noch deutlich höher als vor der Coronapandemie.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Noch im Frühjahr 2022 lagen Containerschiffe an großen Pazifikhäfen wie Los Angeles und Long Beach mitunter bis zu acht Wochen, bevor sie entladen werden konnten. Viele Einzelhändler und Hersteller leiteten ihre Waren seither an Häfen an der Ost- und Golfküste um. Nun stauen sich vor allem im Hafen von Savannah die Containerschiffe. Der Atlantikseehafen erweitert daher seine Umschlagkapazitäten.

Auch die Häfen von New York und Houston melden Engpässe. Um diese zu mindern, richtete der Hafen New York ein Zwischenlager für 110.000 leere Container ein. Auch Houston, das offenbar immer mehr Schiffe aus Asien via Panamakanal ansteuern, baute seine Kapazitäten aus, kann aber ebenfalls nicht mit der Nachfrage Schritt halten.

Zahlreiche Probleme für die nachgelagerte Logistik

Dadurch ergeben sich weitere Probleme für die Logistik in den USA. "Einige Containerterminals in den Häfen sind so überfüllt, dass Speditionen die Frachtbehälter erst mit großer Verzögerung dort abholen können", meint Lori Fellmer vom Chemieunternehmen BassTech. "Und die Reedereien verlangen von den Verladern Verspätungszuschläge, wenn sie die vollen Container nicht schnell genug abholen und leer wieder zurückbringen." Umgekehrt verlangen Häfen von den Reedereien Verwaltungsgebühren für Leercontainer, die lange im Hafen stehen und nicht abgeholt werden. Für den Export werden bereits verstärkt Massengutfrachter eingesetzt, die weniger effizient seien als Containerschiffe, verlautet es ferner aus Branchenkreisen.

Erholung der Frachtraten ist nicht in Sicht

Die Containerschiffe, die Reedereien zu Beginn der Coronakrise aus dem Markt genommen hatten, scheinen alle wieder auf den Weltmeeren unterwegs zu sein. Die Frachtraten sind aber weiterhin hoch: "Die Kosten für einen 20-Fuß-Standardcontainer von Asien an die US-Pazifikküste lagen im Herbst 2022 im Schnitt immer noch mindestens fünf bis sechs Mal über dem Vorkrisenniveau", sagt Merlin Dow von der US-Niederlassung des Logistikunternehmens Gebrüder Weiss in Illinois. "Für die Strecke zwischen Asien und der US-Ostküste sind sie zwei bis vier Mal höher als in der Vor-Corona-Zeit." Das Phänomen dürfte uns noch eine Weile weiterverfolgen und die Containerraten könnten sich auf einem dauerhaft deutlich höheren Niveau einpendeln als vor der Krise.

Ausgang der Tarifverhandlungen an den Pazifikhäfen noch offen

Neben den Staus ist die Furcht vor Streiks ein weiterer Grund für die Verschiebung der Transporte hin zur Ost- und Golfküste. Als der Tarifvertrag für mehr als 22.000 Hafenarbeitende in 29 US-Pazifikhäfen Anfang Juli 2022 auslief, erklärten die Gewerkschaft der Dockarbeiter und die Arbeitgeber zwar gemeinsam, den Hafenbetrieb aufrechtzuerhalten. Bei der letzten Tarifrunde, im Juli 2014, kam es aber zu Arbeitsniederlegungen und Aussperrungen, die zu massiven Staus in den Docks führten, und ein neuer Tarifvertrag kam erst nach gut neun Monaten zustande. Das hätte diesmal angesichts der fortbestehenden Logistikprobleme in den Häfen noch weitreichendere Folgen.

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