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Wirtschaftsumfeld | USA | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten

Lohnkosten

Die Gehaltsunterschiede zwischen Regionen und Qualifikationsstufen sind enorm. Viele Lohnnebenkosten werden auf freiwilliger Basis gezahlt. Hier wird 2024 der Rotstift angesetzt. 

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Löhne und Gehälter 

Nachdem die Löhne während der Pandemie stark gestiegen waren, erreichten sie im Sommer 2023 ein Plateau. Die Unternehmen versuchen, die Arbeitskosten wieder in den Griff zu bekommen. In der Durchschnittsbetrachtung dürften die Arbeitsentgelte 2024 kaum zulegen, jedoch kann es zwischen den verschiedenen Branchen und Qualifizierungsstufen erhebliche Unterschiede geben.

Entwicklung der durchschnittlichen Bruttowochenlöhne (Angaben jeweils zum 1. Quartal)
 

2019

2020

2021

2022

2023

nominal (in US$)

1.183

1.221

1.288

1.374

1.465

nominale Veränderung zum Vorjahresquartal (in %) 

2,7

3,2

5,5

6,7

6,6

Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics, September 2023

Bei wenig qualifizierten Kräften gibt es erste Berichte über Kürzungen, von denen allerdings angestammte Arbeiter in der Regel nicht betroffen sind. So änderte etwa der Einzelhandelsriese Walmart Mitte Juli 2023 die Lohnstrukturen bei Neueinstellungen. In bestimmten Filialen werden nur noch die unternehmensinternen Mindestlöhne, die bei 14 US-Dollar (US$) pro Stunde liegen, bezahlt.

Solche Maßnahmen rufen in der Regel keine konzertierten Aktionen von Arbeitnehmerseite hervor. Nur ein Zehntel aller Angestellten und Arbeiter war 2022 gewerkschaftlich organisiert, so das US-Arbeitsministerium. Tarifeinigungen werden ausschließlich für Gewerkschaftsmitglieder und auch nur im Rahmen einzelner Unternehmen getroffen.

Durchschnittliche Bruttojahreslöhne nach Branchen (Mai 2022, in US-Dollar) *)
Bauwirtschaft

63.770

Bergbau, Öl und Gas

69.570

Verarbeitendes Gewerbe

55.570

Großhandel

63.770

Einzelhandel

40.180

Hotel und Gastronomie

33.600

Transport und Lagerhaltung

55.850

Telekommunikation

72.870

Finanzwesen, Banken, Versicherungen

85.340

Gesundheits- und Sozialwesen

63.430

* Absolventen von MINT-Fächern sind nicht in den Zahlen enthalten.Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics (National Occupational Employment and Wage Estimates), September 2023

Durchschnittliche Bruttojahreslöhne in der Produktion (Mai 2022, in US-Dollar)

Arbeiter in der Nahrungsmittelverarbeitung

36.300

Arbeiter in der Produktion oder Montage (allgemein)

38.860

Arbeiter in der Elektronik/Elektrotechnik

41.890

Arbeiter in der Metall- oder Kunststoffverarbeitung

47.020

Arbeiter in der Motorenmontage

51.980

Maschinenführer

51.430

Werkzeugmacher

59.390

Schichtführer

69.100

Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics (National Occupational Employment and Wage Estimates), September 2023


Im Durchschnitt erhalten ungelernte Arbeiter einen Stundenlohn von 13 bis 25 US$. Facharbeiter kommen auf einen Satz von 35 bis 45 US$. Es gibt allerdings einige Berufsgruppen, die überdurchschnittlich viel verdienen. Lkw-Fahrer beispielsweise bringen teilweise mehr als 100.000 US$ pro Jahr nach Hause. Damit können ihre Gehälter diejenigen von Ingenieuren übersteigen. 

Durchschnittliche Bruttojahreslöhne nach ausgewählten Positionen (2023, in US-Dollar)
Geschäftsführerin einer größeren Niederlassung *)

200.000 bis 400.000

Geschäftsführerin eines kleinen bis mittleren Unternehmens

200.000 bis 300.000

Vertriebs-/Produktionsleiterin

um 150.000

Ingenieurin

90.000 bis 130.000

Programmiererin, Softwareentwicklerin

um 120.000

Sekretärin mit Fremdsprachenkenntnissen

40.000 bis 90.000

Buchhalterin

um 50.000

Kraftfahrerin

40.000 bis 110.000

* zur besseren Lesbarkeit wird in dieser Tabelle bei den Berufsbezeichnungen die jeweilige Begrifflichkeit sowohl für die männliche als auch die weibliche Form verwendet.Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics 2023; TH Bender 2023

Zwischen den einzelnen Bundesstaaten und Städten gibt es enorme Lohnunterschiede. Am höchsten fallen die Löhne in den Metropolen an der Ost- und Westküste aus. In San Francisco etwa bewegten sich die durchschnittlichen Wochengehälter im 1. Quartal 2023 bei rund 3.600 US$, meldet das U.S. Bureau of Labor Statistics. Das entspricht einem Monatsgehalt von etwa 15.000 US$.

In einigen Regionen in Texas und Tennessee, Idaho, Missouri, Nebraska oder Mississippi hingegen liegt der entsprechende Wert bei nur rund 600 US$ pro Woche. Allerdings sind die Gehälter in den weniger entwickelten Bundesstaaten zuletzt stärker gestiegen als in den Hochlohnregionen.

Durchschnittliche Bruttowochenlöhne im Privatsektor nach Bundesstaaten (Angaben für das 1. Quartal 2023)
Hochlohnregion

Bruttowochenlohn in US$

Veränderung *)

District of Columbia (Washington)

2.341

5,1

New York

2.015

2,1

Massachusetts

1.917

5,0

Kalifornien

1.735

5,5

Connecticut

1.817

5,9

Niedriglohnregion  
Mississippi

944

7,2

West Virginia

1.062

9,6

Montana

1.079

9,3

South Dakota

1.084

7,0

Idaho

1.084

10,1

* nominale Veränderung 1. Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal.Quelle: U.S. Bureau of Labor Statistics, September 2023

Weitere Lohnbestandteile

Eine Arbeitsstunde kostete im Juni 2023 durchschnittlich 43 US$ in der Privatwirtschaft. Gut 70 Prozent davon entfielen auf den Basislohn. Die Nebenkosten machten knapp 30 Prozent aus. Sie bestehen zu einem großen Teil aus freiwilligen Zahlungen. Viele Arbeitgeber, insbesondere größere Firmen, zahlen ihren Angestellten eine private Krankenversicherung. Die Kosten sind zwischen 2020 und 2023 laut Mercer und Willis Towers Watson jährlich um 5 bis 6 Prozent gestiegen. Für 2024 zeichnet sich eine Steigerung von über 6 Prozent ab. Damit ist für immer mehr Unternehmen die Schmerzgrenze überschritten. Infolge werden die Arbeitnehmer einen höheren Selbstbetrag zahlen oder auf Leistungen verzichten müssen. 

Die berufliche Position, die Firmengröße sowie die Jahre der Betriebszugehörigkeit entscheiden über die Länge des bezahlten Urlaubs. Im Durchschnitt werden in der Privatwirtschaft nach einem Jahr Tätigkeit acht bis zwölf Tage gewährt. Nach fünf Jahren steigt der Anspruch in der Regel auf 13 bis 16 Tage. Führungskräfte können mit 18 bis 28 Tagen rechnen.

Es gibt keinen landesweit geltenden gesetzlichen Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dieser kann aber auf bundesstaatlicher und/oder kommunaler Ebene bestehen. In der Regel zahlen Arbeitgeber freiwillig nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit durchschnittlich für sieben und nach fünf Jahren für acht Krankheitstage. Gemäß dem "Family and Medical Leave Act" haben Arbeitnehmer unter bestimmten Bedingungen das Recht, jährlich bis zu zwölf Wochen unbezahlten Urlaub zu nehmen (siehe Abschnitt Arbeitsrecht).

Sozialversicherungsbeiträge 

Die Aufwendungen zur Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversicherung (Old-Age, Survivors and Disability Insurance - OASDI), dem Kernbestandteil der "Social Security", teilen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils zur Hälfte. Da die staatliche Altersversorgung beträchtliche Versorgungslücken aufweist, zahlen Firmen ihren Mitarbeitern in der Regel freiwillige Zuschüsse zu einer privaten Vorsorge.

Durchschnittlich gezahlte Sozialbeiträge in der Privatwirtschaft (2023, in Prozent der Bemessungsgrundlage)

Lebensversicherung

0,1

Krankenversicherung

7,6

Kurzzeitinvalidität

0,2

Langzeitinvalidität

0,1

Altersversorgung und vermögensbildende Leistungen

5,1

Gesetzliche Leistungen (u.a. Social Security und Medicare)

7,1

Arbeitslosenversicherung auf der Bundesebene

0,1

Arbeitslosenversicherung auf bundesstaatlicher Ebene

0,3

Unfallversicherung (workers’ compensation)

1,1

Quelle: Bureau of Labor Statistics (Employer Costs for Employee Compensation), Mai 2023

Für Medicare, eine gesetzliche Krankenversicherung für Rentner und Bedürftige, zahlen Arbeitgeber und Arbeitnehmer jeweils 1,45 Prozent vom Bruttolohn. Besserverdienende müssen darüber hinaus eine "Additional Medicare Tax" von 0,9 Prozent überweisen, die auf den Teil des Einkommens Anwendung findet, der eine Obergrenze überschreitet (bei Alleinstehenden 200.000 US$). Eine Beitragsbemessungsgrenze für Medicare gibt es nicht.

Eine weitere Pflichtversicherung, die Arbeitgeber, außer in Texas, für ihre Beschäftigten abschließen müssen, ist die sogenannte "Workers' Compensation". Dabei handelt es sich um eine Unfallversicherung. Die Beitragshöhe hängt von der Lohnsumme des Versicherten und der Risikoeinstufung ab. Von der grundsätzlichen Versicherungspflicht gibt es zahlreiche Ausnahmen.

In einigen Bundesstaaten - darunter Kalifornien und New York - sind Arbeitgeber verpflichtet, für ihre Angestellten eine "Short-Term-Disability-Insurance" abzuschließen. Diese gewährt Lohnersatzleistungen bei kurzzeitiger Erwerbsunfähigkeit. Beiträge für die Arbeitslosenversicherung werden sowohl vom Bund als auch von den meisten Bundesstaaten erhoben. Die Zahlung erfolgt ausschließlich durch den Arbeitgeber. Hinzu kommen die Zahlungen für die "State Unemployment Tax" des jeweiligen Bundesstaats.

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