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Wirtschaftsausblick | USA

US-Konjunktur weiter unter Volldampf

Entgegen allen Vorhersagen strotzt die US-Wirtschaft zum Jahresende 2024 vor Kraft. Donald Trumps geplante Zoll- und Migrationspolitik könnte die Inlandskonjunktur aber abwürgen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Topthemen: Börsen in Feier-, Konsumenten in Kauflaune

Die boomende US-Wirtschaft erhält nach der Wahl von Donald Trump zusätzlichen Rückenwind: Aktienkurse und US-Dollar (US$) stiegen kräftig an – und die Notenbank senkte abermals ihren Leitzins. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2024 laut Oktoberprognose des Internationalen Währungsfonds (IWF) um real 2,8 Prozent zulegen. Für 2025 rechnet der IWF mit einem Plus von 2,2 Prozent. Andere Institute sind etwas vorsichtiger, sagen aber einstimmig eine sehr weiche Landung voraus.

Die Konjunktur wird vom kräftigen Konsum getragen, der zu 70 Prozent zur BIP-Verwendung beiträgt. Im 3. Quartal 2024 legte er laut Aussagen des nationalen Statistikamtes um real fast 4 Prozent zum Vorjahr zu. Nach der Wahl soll er laut Medienberichten sogar noch an Fahrt gewonnen haben. Selbst Trump-Kritiker, die von seiner Politik Schlimmes erwarten, zeigten sich von der ausgabefreudigen Seite. Ökonomen sprechen vom "Frustkonsum".

Kehrseite der Vollbeschäftigung: Fachkräftemangel 

Die Erwerbslosigkeit lag im September und Oktober 2024 bei 4 Prozent, der magischen Grenze zur Vollbeschäftigung. Tatsächlich herrscht ein akuter Fachkräftemangel, der von deutschen Unternehmen in den USA in Umfragen der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) stets als das vordringliche Problem angesehen wird. 

Die Investitionen stagnierten im 3. Quartal 2024 nahezu. Die Unternehmen legten vor den US-Wahlen eine gewisse Investitionszurückhaltung an den Tag, die sich auch in den Kapitalgüterimporten widerspiegelte. Diese dürften sie aber rasch ablegen, insbesondere wenn Trump sein Wahlversprechen wahr macht und die Unternehmenssteuern senkt sowie auf Deregulierung setzt. 

Wirtschaftliche Entwicklung: Inflation könnte stark steigen

Die trumpsche Politik birgt allerdings erhebliche Risiken: Die in Aussicht gestellte Ausweisung von Illegalen würde den Fachkräftemangel verstärken sowie Löhne und Inflation in die Höhe treiben. Ebenso besitzen seine Zollpläne ein erhebliches Inflationspotenzial. Zusammen würden sie laut Berechnungen des Peterson Institute for International Economics die US-Inflation 2026 (im Basisszenario) auf 6 Prozent anstiegen lassen. Schlimmstenfalls wäre sogar eine Preissteigerung auf über 9 Prozent möglich. Ein Durchschnittshaushalt müsste dann mit einem Einkommensverlust von 2.600 US$ pro Jahr rechnen.

Zwar dürften die Zölle die Einnahmesituation verbessern, was aber durch Steuersenkungen konterkariert würde. Das Haushaltsproblem könnte sich verschlimmern. Dabei mussten bereits im (am 30. September geendeten) Fiskaljahr 2024 fast 30 Prozent aller Ausgaben mit Hilfe neuer Schulden finanziert werden. Bis 2029 werden die USA laut IWF bei der Schuldenquote (Gesamtverschuldung im Verhältnis zum BIP) mit Griechenland gleichziehen.

Auf der Ausgabenseite ist Trumps Gestaltungsfreiheit durch die großen Konjunkturprogramme von Joe Biden – den Infrastructure Investment and Jobs Act (ILJA), den Inflation Reduction Act (IRA) und den Chips and Science Act – stark eingeschränkt. Insbesondere der IRA, der vor allem Investitionen im Bereich Umwelt und Klimaschutz anregt, dürfte ihm ein Dorn im Auge sein. Dessen Aussetzung ließe sich aber schwer im Kongress durchsetzen, denn dafür sind die Mehrheiten zu knapp. Analysten haben errechnet, dass republikanisch regierte Bundesstaaten überdurchschnittlich stark vom IRA profitieren. Somit dürfte es bei Abstimmungen Abweichler geben.

Deutsche Perspektive: Hoffnung auf weiterhin gute Geschäfte

Gemäß der U.S. International Trade Commission stiegen die Einfuhren von "made in Germany" 2023 um 9 Prozent auf fast 160 Milliarden US$. Für die ersten drei Quartale 2024 ergab sich ein Plus von 1 Prozent zum Vorjahreszeitraum. Hier macht sich der statistische Basiseffekt bemerkbar: Die kräftigen Zuwachsraten der Vergangenheit lassen sich nicht unendlich lange fortsetzen. Auch die Investitionszurückhaltung vor den Wahlen dürfte eine Rolle gespielt haben. 

Trumps Zollpläne sorgen bei deutschen Unternehmen für große Unruhe. Er hat entsprechende Abgaben im Umfang von 10 bis 20 Prozent angekündigt. Für Waren chinesischen Ursprungs ist sogar ein Satz von 60 Prozent angedacht. Die wichtigste Frage bleibt, wer am Ende des Tages die Zeche zahlt. Bei Produkten, die die USA nicht selber herstellen können, dürften die Importeure die Abgaben weitgehend auf die amerikanischen Endkunden abwälzen. Das trifft auf viele Kapitalgüter zu. Im US-Maschinenbau etwa klaffen erhebliche Lücken.

Deutsche Kapitalgüter bleiben begehrt

Die deutschen Lieferungen von Maschinen- und Anlagen stiegen 2023 um 19 Prozent auf 37 Milliarden US$. Auch 2024 dürften sie dieses Niveau halten, wie die Zahlen für die ersten drei Quartale zeigen. Dieses Ergebnis ist umso erstaunlicher, weil Joe Biden bereits eine sehr protektionistische Politik machte. Im Rahmen seiner "Build America, Buy America"-Strategie wurden umfangreiche lokale Wertschöpfungsquoten ("domestic content") eingeführt. Dieses "Schwert" war jedoch oft stumpf.

Im Automobilbereich gibt es eine starke einheimische Konkurrenz. Doch unterhalten BMW, Mercedes und Volkswagen (sowie deren Zulieferer) Werke in den USA. Damit lässt sich der Zoll zwar umgehen, doch bestimmte Modelle werden immer noch importiert. Dafür ist der US-Automarkt vor der Konkurrenz von BYD & Co. sicher. Joe Biden hatte bereits einen Zoll von 100 Prozent auf E-Autos aus China eingeführt. Pläne von chinesischer Seite, einen Umweg über Mexiko zu nehmen, wird Trump mit Sicherheit vereiteln. Ebenso dürften deutsche Maschinenbauer vom 60-Prozent-Zoll auf andere chinesische Waren profitieren. Im Maschinenbereich ist die Volksrepublik ein Hauptwettbewerber auf dem US-Markt.

Weitere Informationen zu den USA finden Sie hier.

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