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Markets International 6/24 I USA I Luftverkehr

Viel Verkehr in der Luft

Vom wachsenden US-Luftverkehrsmarkt profitiert vor allem Airbus, während Boeing Probleme hat. Zulieferer können den Boom auf jeden Fall nutzen: etwa die Hersteller von Verbundwerkstoffen und Leichtbaulegierungen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

An den Check-in-Schaltern bilden sich lange Schlangen, in der Abflughalle herrscht geschäftiges Treiben, und auf den vollbesetzten Sitzbänken warten Geschäftsleute und Urlauber ungeduldig auf den Aufruf ihres Fluges – so geht es momentan an vielen amerikanischen Flughäfen zu. Am 7. Juli 2024 verkündete die Transportation Security Administration einen neuen Rekord: Erstmals passierten an einem Tag mehr als drei Millionen Flugpassagiere die Sicherheitsschleusen, ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Gute Voraussetzungen dafür, dass Nordamerika auch zukünftig ein führender Abnehmer von Passagierflugzeugen bleibt. 

Markets International Ausgabe 6/24

Markets International 05/24 Markets International 05/24 | © GTAI

Dieser Beitrag stammt aus der Zeitschrift Markets International, Ausgabe 6/2024. Erfahren Sie, welche weiteren Beiträge die Ausgabe für Sie bereit hält.

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Aber die Fluggesellschaften stehen auch vor Problemen: Zwar liegt das Passagiervolumen über dem Vor-Corona-Niveau – im Juni 2024 zählte das US-Bundesverkehrs­ministerium sieben Prozent mehr Passagiere als exakt fünf Jahre zuvor. Doch die Airlines leiden auch unter stark steigenden Betriebskosten, insbesondere im Personalbereich. Hinzu kommen technische Probleme bei Boeing-Maschinen. Die Passagiere sind äußerst preissensibel, sodass die Airlines die gestiegenen Kosten nicht eins zu eins weitergeben können. Infolgedessen sind ihre Margen unter Druck geraten. Nur wenige Marktteilnehmer seien nicht davon betroffen, berichtet unter anderem der US-amerikanische Nachrichtensender CNN. Für das zweite Quartal 2024 erwartet er einen durchschnittlichen Rückgang der Margen um ein Drittel. 

 

Inlandsflugverkehr der USA Inlandsflugverkehr der USA

Inlandsmarkt ist im Aufwind

Insbesondere auf Inlandsstrecken lassen sich dennoch gute Gewinne erzielen. Ein Flug von Washington in die rund zwei Flugstunden entfernten Städte Chicago oder Atlanta kostet in der Regel 300 bis 400 US-Dollar. Bei Auslandsstrecken ist es aufgrund der hohen Konkurrenz schwieriger, profitabel zu wirtschaften. Ein Flug über den Atlantik nach Europa ist bei den günstigen Budget-Airlines wie Icelandair oder Condor bereits ab rund 700 US-Dollar zu haben. Der internationale Wettbewerb macht es möglich. 

Auf dem von ausländischer Konkurrenz weitgehend abgeschirmten Inlandsmarkt gibt es sogar noch Luft nach oben. Airbus erwartet hier für die Jahre 2024 bis 2043 eine jährliche Steigerung der Passagierkilometer von zwei Prozent. Embraer, ein brasilianischer Hersteller von Regionaljets, sagt ein entsprechendes Plus von zweieinhalb Prozent voraus. Laut ­Boeing soll sich das Passagieraufkommen innerhalb Nordamerikas im vorliegenden Zeitraum nahezu verdoppeln. Für einen reifen Markt sind das erstaunlich gute Prognosen.

Die Folge: Nordamerika hat in den kommenden 20 Jahren voraussichtlich einen hohen Bedarf an neuen Jets. Boeing geht für 2024 bis 2043 von mehr als 9.000 Auslieferungen aus. Damit läge die Region knapp vor China. Airbus ist mit prognostizierten 7.000 Einheiten wesentlich vorsichtiger. Der Konkurrent aus Europa sieht im Reich der Mitte mit 9.500 Auslieferungen im Prognosezeitraum das größte Wachstumspotenzial. 

Boeing ist im Sinkflug

Beim Absatz dürfte Airbus die Nase vorn haben. Boeing hingegen kämpft mit einem erheblichen Sicherheits- und Imageproblem. Anfang 2024 verlor eine Maschine des Typs 737-9 Max während des Fluges eine Tür. In Internetforen berichteten Kunden, dass sie nicht mehr mit Boeing-Maschinen fliegen wollen. Kontrollen der US-Luftfahrtaufsicht FAA in den Werkshallen förderten etliche Qualitätsmängel zutage. 

Das blieb nicht ohne Folgen: Mehr als 170 Maschinen des Typs 737-9 Max wurden laut der Behörde überprüft und durften danach nicht mehr abheben. Dafür musste Boeing Kompensationen an die Fluggesellschaften leisten. Das Unternehmen steht auch weiterhin unter besonderer Beobachtung der FAA. Im Juli bekannte sich der Konzern vor einem Bundesgericht strafrechtlich für den Absturz von zwei 737-Max-Maschinen in Indonesien (2018) und Äthiopien (2019) schuldig und musste eine Geldstrafe zahlen. Der internationale Ruf ist ramponiert, was in dem sehr langlebigen Geschäft ernsthafte Konsequenzen haben dürfte.

Unabhängig davon, welcher Flugzeug­hersteller die besseren Geschäfte macht, verspricht der nordamerikanische Flugzeugmarkt umfangreiche Chancen für deutsche Zulieferer, berichtet ein Luftfahrtexperte im Gespräch mit Germany Trade & Invest. Er weist unter anderem auf die Bereiche Hochleistungsverbundwerkstoffe und fortschrittliche Leichtmetalllegierungen hin. Auch bei vorausschauenden Wartungslösungen böten sich Geschäftsmöglichkeiten – etwa für Anbieter, die mithilfe künstlicher Intelligenz Ausfallzeiten minimieren und die Flottenverwaltung optimieren. Zudem könnten deutsche Firmen mit der Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe die US-Airlines dabei unterstützen, ihre CO2-Emissionen zu senken. 

Flugzeugauslieferungen in Nordamerika, Prognose 2024-2043 Flugzeugauslieferungen in Nordamerika, Prognose 2024-2043 | © Adobe Stock/Verena Matl
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