In Usbekistan winken PPP-Projekte für 14 Milliarden US-Dollar

Die Bandbreite der Vorhaben ist groß. Sie reicht von der Energiewirtschaft über den Ausbau von Flughäfen und die Errichtung von Mautstraßen bis hin zum Wasser-, Abwasser- und Abfallmanagement. Betreibermodelle halten ebenso Einzug in das Gesundheits- und Bildungswesen.

In den Jahren 2019 bis Anfang 2022 wurden schon mehr als 300 PPP-Projekte mit interessierten in- und ausländischen Partnern vereinbart - darunter 183 im Jahr 2021. Deren Investitionsvolumen beträgt 3,9 Milliarden US$. Erste Projekte werden bereits realisiert, andere befinden sich in einer fortgeschrittenen Vorbereitungsphase oder im Ausschreibungsverfahren. Für viele neue Vorhaben werden Konzepte erstellt und Investoren gesucht.

Informationen über alle PPP-Vorhaben können bei der staatlichen Agentur für die Entwicklung der öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP Development Agency) eingeholt werden. Bei der Vorbereitung und Umsetzung prioritärer Projekte, die mit ausländischen Investoren umgesetzt werden, kooperieren usbekische Behörden mit Geberbanken (ADB, EBRD, Weltbank/IFC) und internationalen Beratungsgesellschaften (EY/Ernst & Young, PwC/Price Waterhouse Coppers, Synergy Consulting Inc., Tribe Infrastructure Group, Cranmore Partners Limited und andere).

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Internationale Geber unterstützen etwa 15 Projekte mit Beratungsleistungen im Rahmen der Programme Scaling Solar (IFC; avisiertes Projektvolumen: 1.000 Megawatt), Solar (ADB; 1.000 Megawatt) und Wind (EBRD und IFC, 1.000 und 500 Megawatt).

Usbekistan will im Jahr 2026 Photovoltaikparks mit einer installierten Leistung von 5 Gigawatt und Windparks mit 3 Gigawatt betreiben. Bis 2026 sollen in der öffentlichen Stromerzeugung unter Einschluss konventioneller Kraftwerke 20 PPP-Projekte mit einem Wert von 12 Milliarden US$ auf den Weg gebracht werden. Hinzu kommen Vorhaben von Unternehmen, die ihre Stromversorgung auf Solarenergie umstellen wollen.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Ein erstes PPP-Großprojekt mit einem wertmäßigen Volumen von 1,4 Milliarden Euro hat Usbekistan im September 2021 mit dem französischen Unternehmen Veolia S.A. vereinbart. Es betrifft die Modernisierung und den Betrieb der zentralen Wärmeversorgung in Taschkent.

Modernisierung des Gasleitungsnetzes bietet Geschäftschancen  

Gut die Hälfte der Gasleitungen in Usbekistan (45.000 Kilometer) werden seit mindestens 30 Jahren genutzt und müssen dringend erneuert werden. Ein Fünftel des Gases geht heute auf dem Transportweg zum Endabnehmer verloren. Das Leitungsnetz soll in den kommenden Jahren zusammen mit privaten Akteuren grundlegend modernisiert werden.

In Dschissach, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, steht der Start eines Pilotprojektes in Kooperation mit dem türkischen Unternehmen Aksa Doğalgaz bevor. Das lokale Gasnetz umfasst 767 Kilometer Gasleitungen, 6 Gasverteilungsstationen und 1.600 Gasverteilerstellen. Alle alten Leitungen und Gasverteiler werden demontiert.

Das neue Netz umfasst eine Länge von 1.500 Kilometern und 22 effektive Gasverteilerstationen. Die Verlustquote des durchgeleiteten Gases soll von 22 Prozent auf 0,1 Prozent sinken. Ein analoges zweites Projekt ist in der Stadt Gulistan (Provinz Syrdarja) vorgesehen. Modernisierungsvorhaben in allen anderen Städten und Provinzen Usbekistans sollen folgen. Hauptansprechpartner ist das staatliche Gastransportunternehmen O´ztransgas AJ. 

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Im Transportsektor wurden bisher fünf Projekte vereinbart.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die Vorhaben basieren auf der Umsetzung ambitionierter mittel- und langfristiger Branchenprogramme. Allein in der Wasserwirtschaft wurden 2020/2021 gut 100 Projekte auf direktem Wege mit privaten Partnern vereinbart. Der Gesamtwert betrug rund 20 Millionen US$

Bei größeren regionalen und lokalen Vorhaben setzt das Land in allen vier genannten Branchen auf ausländische Investoren. Internationale Ausschreibungen sind geplant. Allein das Investitionsvolumen für ein angekündigtes Großprojekt im Abfallmanagement in der Hauptstadt Taschkent und der gleichnamigen Provinz wird auf circa 300 Millionen US$ veranschlagt.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Besonders hervor ragen die rund 30 mit Investoren vereinbarten und teils schon gestarteten PPP-Vorhaben für die Errichtung und den Betrieb von Dialysekliniken. Die Gesellschaft Nephroplus (Indien) nahm im April 2022 die erste Klinik in Betrieb. Drei weitere sollen noch 2022 eröffnet werden.   

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die Einbeziehung privater Unternehmen in den Ausbau der Infrastruktur im Bildungswesen fußt auf der „Initiative für eine beschleunigte Inbetriebnahme von 100 allgemeinbildenden Schulen, 100 Vorschuleinrichtungen (Kindergärten) und 100 Studentenheimen“. Das geplante Investitionsvolumen der 2019 bis 2021 im Bildungssektor gestarteten beziehungsweise vereinbarten 36 PPP-Projekte beträgt 16 Millionen US$ (unter Einschluss von Sportobjekten und eines Testzentrums für Lehrkräfte). Für eine Reihe neuer größerer Projekte setzen die zentralen Planer auf das Interesse ausländischer Investoren.  

Partner für den Bau von Studentenwohnheimen gesucht

Bis 2025 sollen in Usbekistan 228 neue Wohnheime für 91.200 Studenten im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften (PPP) errichtet werden. Etwa 40 sollen noch im Jahr 2022 ihre Pforten öffnen, während in den drei Folgejahren jeweils circa 60 Wohnheime errichtet werden sollen. Der Staat gewährt den privaten Unternehmen finanzielle Zuschüsse pro geschaffenen Wohnheimplatz, eine freie Vereinbarung der Miete für einen Teil der Wohnheimplätze sowie die Möglichkeit, Verpflegungseinrichtungen und Geschäfte in den Herbergen zu eröffnen.

An den usbekischen Hochschulen studieren mehr als 570.000 junge Menschen. Die Anzahl der Studenten steigt von Jahr zu Jahr. Wohnheime aber sind Mangelware. In der Hauptstadt Taschkent beträgt die Unterbringungsquote gerade einmal knapp 13 Prozent. Usbekische Unternehmen errichten gegenwärtig erste Objekte für den Bedarf von etwa 5.000 Studenten. Die Akteure sind auf langfristige Darlehen angewiesen. Aufgrund strenger Regeln stößt die Kreditvergabe zunehmend auf Schwierigkeiten. Ab 2023 sollen die geplanten Vorhaben verstärkt in Kooperation mit interessierten ausländischen Investoren umgesetzt werden. Ausschreibungsverfahren werden zurzeit vorbereitet.

Partner der PPP-Projekte ist das Ministerium für Hoch- und Fachschulbildung Usbekistans. Die Behörde vermittelt auch den Kontakt zu geeigneten usbekischen Unternehmen, die die Bauausführung der Objekte übernehmen können. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) wollen die Projektvorbereitung und voraussichtlich auch die Finanzierung der Vorhaben unterstützen.

Von Uwe Strohbach | Taschkent