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Usbekistan erneuert und erweitert seine Verkehrsinfrastruktur
In dem Land an der Seidenstraße fließt besonders viel Kapital in die Modernisierung und den Ausbau der Transportinfrastruktur. Zahlreiche Projekte bieten Geschäftschancen.
18.04.2023
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Usbekistan investiert alljährlich im Schnitt gut als 1 Milliarde US-Dollar (US$) in den Verkehrswegebau. Die Gelder fließen sowohl in den Straßen- und Bahnverkehr als auch in Flughafenprojekte. Neue Vorhaben für den Bau von Mautautobahnen und Flughäfen lassen schon bald ein noch höheres jährliches Investitionsvolumen erwarten. Bei der Umsetzung dieser Projekte setzt das Land auf das Modell der öffentlich-privaten Partnerschaften (Public-Private Partnership/PPP) unter Beteiligung ausländischer Investoren.
Bahn elektrifiziert Trassen und schafft mehr rollendes Material an
Die Usbekischen Eisenbahnen AG (Oʻzbekiston Temir Yoʻllari AJ) haben schon viel in den Ausbau ihrer Infrastruktur investiert. Dennoch bleibt der Nachholbedarf groß. Von den in den nächsten drei bis vier Jahren fest geplanten Investitionen in Höhe von 1,8 Milliarden US$ sind für 2023 knapp 500 Millionen US$ veranschlagt. Darunter sind rund 300 Millionen US$ an Eigenmittel sowie 140 Millionen US$ ausländische Kredite und Investitionen.
Oben auf der Projektliste stehen die weitere Elektrifizierung und Rehabilitierung von Bahntrassen, der Kauf von Elektroloks und die Produktion von Güterwagen. Zum 1. Januar 2023 waren 1.934 Kilometer des 4.726 Kilometer umfassenden öffentlichen Bahnnetzes elektrifiziert. Das entspricht knapp 41 Prozent. Bis 2026 soll diese Quote auf 60 Prozent steigen.
Das staatliche Bahnunternehmen kann den wachsenden Bedarf an Güterwagen nicht decken. Allein in den kommenden fünf Jahren werden 7.000 zusätzliche Einheiten benötigt. Private Unternehmen im Schienengüterverkehr mit eigenen Güterwagen und Containern sollen helfen, die Lücke im Güterwagenangebot zu schließen. Diese Akteure kommen beim Import von rollendem Material bis Ende 2024 in den Genuss von Zollerleichterungen.
Projekt | Projektwert (in Mio. US$) 1) | Zeitraum der Realisierung/Anmerkung |
---|---|---|
Fertigstellung der Elektrifizierung der Trasse Pap - Namangan - Andischan (145 km) | 274 (47) | 2021/2022 bis 2024 (Kredit der ADB über 80 Mio. US$) |
Elektrifizierung der Trasse Buchara - Chiwa (662 km) | 452 (2023: 110) | 2022 bis 2024 (Kredite der ADB und AIIB über insgesamt 270 Mio. US$) |
Beschaffung vom Elektroloks (42 Einheiten) | 396 (2023: 37) | 2023 bis 2027 |
Rehabilitierung von Gleisanlagen auf mehreren Bahntrassen (900 km) | 240 (2023: 48) | 2023 bis 2027 |
Bau von Güterwagen (3.750 Einheiten) | 228 (2023: 40) | 2023 bis 2027 |
Programm für die Reparatur und Modernisierung von Reisezugwagen | k.A. | 2022 bis 2024 (durch Taschkenter Fabrik für Waggonbau und -reparatur) |
Im Straßenbau liegt der Fokus auf internationalen Korridoren und Mautautobahnen
Das Komitee für Straßenwesen (Avtomobil yo‘llari qo’mitasi) investiert im Jahr 2023 circa 320 Millionen US$ in seine Projekte, so die Prognose des Transportministeriums Usbekistans. Die Gelder fließen größtenteils in den weiteren Ausbau und die Modernisierung von mehreren Abschnitten des internationalen CAREC-Transportkorridors 2 (Autobahn 380/Ost-West-Magistrale Beineu/Grenze zu Kasachstan-Nukus-Buchara-Guzar).
In einer fortgeschrittenen Vorbereitungsphase befinden sich drei vielversprechende Projekte für den Bau und Betrieb von Mautautobahnen und -straßen. Detaillierte Informationen über diese PPP-Vorhaben können beim Transportministerium und/oder der staatlichen Agentur für die Entwicklung der öffentlich-privaten Partnerschaften (PPP Development Agency) eingeholt werden.
Projekt | Projektwert (in Mio. US$) | Zeitraum der Realisierung |
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Mautautobahn Taschkent - Andischan (circa. 350 km, 4 Spuren, Teilstrecken: Taschkent-Angren, Angren-Chanabad und Chanabad-Andischan) | 2.830 (vorläufig) | Erstellung der finalen Machbarkeitsstudie bis Ende 2023, Ausschreibung des PPP-Projekts: voraussichtlich 2024, Projektberatung durch die Weltbank, geplante Bauzeit: bis 2026/2027 |
Mautautobahn Taschkent - Samarkand (circa 296 km, 6 Spuren) | 1.370 (vorläufig) | finale Machbarkeitsstudie in Vorbereitung, Ausschreibung des PPP-Projekts: voraussichtlich 2024, Projektberatung durch die EBRD, geplante Bauzeit: bis 2026/2027 |
Mautautobahn Samarkand – Schachrisabs (66 km) und 4,4 km langer Tunnel über den Kamm Taxtakaracha | 484 (vorläufig) | gegenwärtig wird Beratungsunternehmen für die Umsetzung des Projekts gesucht, Ausschreibung des PPP-Projekts: voraussichtlich 2024, Projektberatung durch die IsDB |
Modernisierung mehrerer Abschnitte (circa 400 km) der Autobahn A380 (CAREC 2 Transportkorridor) | 894 | 2020 bis 2024/2025 (Kofinanzierung eines 87 km langen Abschnitts durch die ADB: 90 Mio. US$) |
Modernisierung von 106 km Straßen: Darband - Elbayon und Manguzor - Denov, Provinz Surchandarja | 184 | 2023 bis Mitte 2027 (Finanzierung durch die ADB) |
Ambitionierte Pläne für Neuausrichtung der Luftfahrt in Usbekistan
Der Präsidialerlass vom 27. November 2018 „Über Maßnahmen zur umfassenden Verbesserung der zivilen Luftfahrt“ markiert den Start für weitreichende Veränderungen in der zivilen Luftfahrt. Das Spektrum der Reformen reicht
- von der Schaffung transparenter, liberaler und vereinfachter Zulassungsbedingungen für Fluggesellschaften
- über Verbesserungen des Dienstleistungsangebotes in den Flughäfen
- bis hin zu einer spürbaren Senkung von Steuern und Abgaben für die Luftfahrtakteure.
Rund 7,9 Millionen Fluggäste starteten oder landeten im Jahr 2022 auf den Flughäfen in Usbekistan. Wie der Betreiber der Flughäfen, die Gesellschaft Uzbekistan Airports AJ, weiter mitteilt, lag das Fluggastaufkommen um 18 Prozent über dem Vorkrisenniveau von 2019 (6,7 Millionen Passagiere). Das liegt auch daran, dass immer mehr internationale Fluggesellschaften das Land an der Seidenstraße anfliegen. Im Jahr 2022 waren es 31 ausländische Airlines auf 69 Strecken. Etwa 20 weitere Fluglinien wollen Usbekistan 2023 in ihr Streckennetz aufnehmen, gab das Management der Gesellschaft Uzbekistan Airports AJ Anfang 2023 bekannt. Für 2023 werden 9,3 Millionen Fluggäste erwartet. |
Der Flughafen in der Hauptstadt Taschkent soll zu einem internationalen Luftverkehrsdrehkreuz ausgebaut werden. Der zentralusbekische Standort Nawoi will sich mehr als bisher als regionaler und internationaler Umschlagplatz für das Luftfrachtgeschäft etablieren. Die Flughäfen in Samarkand und Buchara entwickeln sich zu touristischen Hubs.
Die neu gegründete Gesellschaft Uzbekistan Airports verwaltet heute elf Flughäfen und ist für die Erneuerung und den Ausbau der Flughafeninfrastruktur zuständig. Sie hat 2021 und 2022 insgesamt rund 195 Millionen US$ in die Modernisierung der Flughäfen und die Beschaffung von IT-Ausrüstung investiert.
Mit den Geldern wurde auch die Low-Cost-Fluggesellschaft Silk Avia gegründet. Für diese wurden drei Regionalverkehrsflugzeugen des Typs ATR72-600 vom italienisch-französischen Flugzeughersteller Avions de Transport Régional angeschafft. Silk Avia soll künftig alle Inlandsflughäfen miteinander verbinden und insgesamt rund 40 Strecken im Land bedienen.
Im Transportministerium herrscht Einigkeit: Der heutige Hauptstadtflughafen stößt 2027/2028 an seine Kapazitätsgrenze. Die örtlichen Gegebenheiten lassen keine Erweiterung der Starts und Landungen mehr zu. Ein neuer Flughafen muss her. Er soll in der Provinz Taschkent errichtet werden. Erste Vorbereitungen für das Vorhaben mit geschätzten Kosten von 1 Milliarde US$ laufen bereits. Im Januar 2023 haben Uzbekistan Airports und Changi Airports International (Singapur) eine strategische Partnerschaft zu dem Projekt vereinbart. Zunächst soll eine Machbarkeitsstudie erstellt und später ein privater Partner für das PPP-Projekt gewonnen werden. |
Erster Flughafen wird bereits in öffentlich-privater Partnerschaft betrieben
Im Jahr 2023 will Uzbekistan Airports circa 190 Millionen US$ in seine Projekte stecken. Damit setzt die Gesellschaft schrittweise die mittelfristige Strategie für die Modernisierung der Flughäfen im Zeitraum 2022 bis 2026 um.
Die Erneuerung des Flughafens in Samarkand für 83 Millionen US$ wurde bereits 2022 abgeschlossen. Der Investor, die private Unternehmen Air Marakanda, realisiert in Kooperation mit Uzbekistan Airports das erste PPP-Projekt in der Flughafeninfrastruktur in Land. Gründer des Unternehmens Air Marakanda ist die in Zypern registrierte Drupola Holding Limited.
Projekt | Projektwert (in Mio. US$) | Zeitraum der Realisierung | Investor/Ansprechpartner |
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Programm für die Modernisierung und den Ausbau usbekischer Flughäfen (Taschkent, Nawoi, Samarkand, Urgentsch und Buchara) | 830 (2023 bis 2026: 540) 1) | 2021/2022 bis 2026 | |
Neuer zentraler Flughafen für das Ferganatal als Erstatz für drei kleine regionale Flughäfen | 260 (vorläufig) | Projektfrühstadium | |
Modernisierung und Betrieb des Taschkenter und einiger regionaler internationaler Flughäfen (geplantes PPP-Projekt) | 3.814 (vorläufig) 1) | Erörterung und Vorbereitung des Projekts in Kooperation mit der Weltbank | |
Modernisierung/Neubau und Betrieb der internationalen Flughäfen Buchara und Urgentsch (geplantes PPP-Projekt) | 200 (vorläufig) 1) | Projektvorbereitung, Ausschreibung möglicherweise noch 2023 | |
Modernisierung und Neubau von 6 kleinen Flughäfen in touristisch interessanten Regionen (Standorte Schachrisabs, Sariosiyo, Mujnak, Dschissach und Soch) | k.A. | Projektfrühstadium | |
Betrieb und weiterer Ausbau des Frachtterminals des Flughafens Nawoi | k.A. | zz. Erarbeitung einer Strategie für die Entwicklung des Frachterminals |