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Usbekistan fördert mehr Uran und erschließt Seltene Erden
Die Republik Usbekistan will zur Spitze in der weltweiten Uranerzförderung aufsteigen. Noch viel ungenutztes Geschäftspotenzial besteht in der Sparte Seltene Erden.
19.01.2023
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Mit seinen vielfältigen Bodenschätzen hat Usbekistan gute Chancen, sich zu einem vielversprechenden Lieferanten von Rohstoffen und Halbwaren zu entwickeln. Das gilt sowohl für Kupfererzeugnisse und Edelmetalle als auch für Seltene Erden und das Schwermetall Uran, dem wichtigsten Rohstoff für die Atomwirtschaft.
Verdoppelung der Uranproduktion geplant
Usbekistan strebt bis 2030 an, die Produktion von Natururan auf 7.100 Tonnen zu verdoppeln, gegenüber 3.526 Tonnen im Jahr 2021. Das Land könnte somit auf Rang 2 der weltweit größten Uranproduzenten aufrücken. Die zentralasiatische Republik belegte 2021 nach Angaben der World Nuclear Association Platz 5 und stand für 7,2 Prozent der weltweiten Produktion des Schwermetalls.
Usbekistan reagiert auf die weltweit steigende Nachfrage nach Seltenen Erden
Das Land investiert verstärkt in die Erkundung und Gewinnung von Seltenerdmetallen. Projektpartnerschaften mit ausländischen Unternehmen sind willkommen, um diese noch wenig entwickelte Bergbausparte auszubauen.
Die in den vergangenen zwei bis drei Jahren intensivierten Erkundungsarbeiten tragen erste Früchte. Mehrere neue Vorkommen wurden entdeckt oder die Ressourcen bekannter Lagerstätten aufgestockt (Molybdän, Wolframtrioxid, Scandium, Selen und andere Metalle). Auch im Lösungsbergbau, darunter in der Uranerzförderung, sollen Seltenerdmetalle mehr als bisher als Nebenprodukt gewonnen werden. Moderne, nachhaltige Technologien sind hierfür gefragt.
Das Geschehen in der Sparte Seltenerdmetalle prägen bislang kleinere Projekte des Bergbau- und Aufbereitungskombinates Olmaliq (AGMK). Das in der Provinz Taschkent ansässige Unternehmen fördert und verarbeitet vor allem Kupfererze.
Branchenprimus steckt gut 300 Millionen US-Dollar in Uranprojekte
Der einzige usbekische Uranproduzent ist das neu gegründete Staatsunternehmen Navoiyuran DK. Das Volumen der Modernisierungs- und Ausbauprojekte summierte sich zu Jahresbeginn 2023 auf einen Gesamtwert von knapp 400 Millionen US-Dollar (US$). Etwa 80 Millionen US$ sind schon in die Vorhaben geflossen.
2021 (Ist) | 2024* | 2027* | 2030* | |
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Natürliches Urankonzentrat (in Tonnen) | 3.526 | 3.800 | 5.500 | 7.100 |
Ammoniumperrhenat (in Kilogramm) | 2.515 | 2.600 | 3.200 | 3.700 |
Das Gros der für 2023 und die beiden Folgejahre geplanten Investitionen entfällt auf Erneuerung und Erweiterung des Maschinen- und Ausrüstungspark sowie der Transporttechnik in bestehenden Gruben (Uchquduq, Konimex und Nurobod). Außerdem sollen neue Minen an diesen Standorten erschlossen und geologische Erkundungen an weiteren Orten vorgenommen werden.
Projekt | Projektwert (in Mio. US$) | Zeitraum der Realisierung |
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Ausbau des Maschinen- und Anlagenparks für die Erzförderung und -aufbereitung sowie Beschaffung von Transportausrüstungen für den Bedarf bestehender Gruben (Landkreise Uchquduq, Konimex und Nurobod) | 149 | 2022/2023 bis 2030 |
Beschaffung und Installation von Bergbau- und Erzverarbeitungsanlagen für neue vielversprechende Erzfelder (Landkreise Uchquduq, Konimex und Nurobod) | 79 | 2023 bis 2030 |
Erneuerung der Förder-, Aufbereitungs- und Transportanlagen für den Bedarf der Mine Zafarabad | 60 | 2021/2022 bis 2028 |
Erweiterung des Ausrüstungsparks und der Transportausrüstungen für die geologische Erkundung | 48 | 2023 bis 2030 |
Erschließung der Uranerzfelder Nord- und Süd-Jingeldi | 46 | 2023/2024 bis 2030 |
Ausbau der Kapazitäten für die jährliche Produktion von Schwefelsäure von rund 600.000 Tonnen (2022) auf 915.000 Tonnen (2025), später auf 1,7 Millionen Tonnen (Prognose für 2030) | 27 | 2023 bis 2025 |
Modernisierung der Förder- und Verarbeitungskapazitäten im Produktionsgebiet Uchquduq | 23 | 2020 bis 2026 |
Das Hauptquartier von Navoiyuran befindet sich in Navoiy, der Hauptstadt der gleichnamigen zentralusbekischen Provinz. Das Unternehmen betreibt gegenwärtig rund 20 Lagerstätten in den Uran-Bergbauzentren Uchquduq (Provinz Nawoi/Navoiy), Zafarabad (Provinzen Nawoi und Buxoro/Buchara) sowie Nurabad (Provinz Samarkand).
Umstrukturierung rückt Uranförderung in den Fokus
Navoiyuran hegt gemeinsam mit dem Staatlichen Komitee für Geologie und mineralische Ressourcen (Uzgeolcom) Erkundungspläne für den Zeitraum 2022 bis 2030. Mehr als 50 potenzielle Felder sollen geologisch untersucht werden. In dieser Zeit ist geplant, weitere 68.000 Tonnen an mineralischen Uran-Rohstoffvorräten nachzuweisen und sie somit auf 140.000 Tonnen zu erhöhen.
2021 (Ist) | 2024* | 2027* | 2030* | |
---|---|---|---|---|
Förderfähige Uranerzvorräte, insgesamt | 4.761 | 7.500 | 8.300 | 10.500 |
Bestehende Minen | 2.404 | 3.100 | 1.600 | 1.860 |
Perspektivische Minen (laut vorhandener Studien) | 1.956 | 3.400 | 2.900 | 2.900 |
Neue Minen und geplante Investitionsprojekte | 401 | 1.000 | 3.800 | 5.740 |
Die Ausbaupläne fußen auf einem umfassenden Programm für die Neuaufstellung des Erzbergbaus. Federführend ist seit Anfang 2022 Navoiyuran. Zuvor war die Uranförderung- und -verarbeitung bei dem Bergbau- und Aufbereitungskombinat Navoiy (NGMK) angesiedelt. Der Industriegigant NGMK ist eigentlich auf die Produktion von Edelmetallen spezialisiert.
Neben der Erschließung neuer Erzvorkommen umfasst der Tätigkeitsbereich von Navoiyuran folgende Geschäftsfelder:
- Förderung von Natururan,
- Verarbeitung zu Uranoxid (U3O8),
- Export von Uranoxid (Abnehmer: USA, Kanada, Frankreich, China und Indien),
- Gewinnung von Rhenium als Nebenprodukt (aus der In-situ-Auslaugung) für die Herstellung von Ammoniumperrhenat (NH4ReO4),
- geologische Erkundung und industrielle Nutzung von Seltenen Erden.
Klarer Fahrplan für die wirtschaftliche und digitale Transformation
Das Entwicklungsprogramm für die Uranbranche sieht vor, Navoiyuran zu einem offenen, transparenten und verantwortungsvollen Unternehmen umzustrukturieren. Auf der Projektliste stehen:
- die Einführung internationaler Bilanzierungs- und Rechnungslegungsstandards,
- die Etablierung eines ERP-Systems (Enterprise Resource Planning) zur Optimierung von Geschäftsprozessen,
- die Einführung des international anerkannten australischen JORC-Standards für die Ressourcenschätzung.
Regierungsangaben zufolge sollen im Jahr 2023 etwa 10 bis 15 Prozent der Aktien von Navoiyuran platziert werden. Bis Ende 2024 strebt das Unternehmen ein Kreditrating an. Die ersten Vorbereitungen hierfür sind angelaufen.
Die DMT Group aus Essen unterstützt Navoiyuran dabei, internationale Standards bei der Ermittlung der Uranvorräte zu implementieren. Die zur G.E.O.S. Ingenieurgesellschaft mbH gehörende Wisutec Umwelttechnik GmbH, Chemnitz, erbringt Dienste in den Bereichen Projektmanagement und Bauleitung bei der Sanierung ehemaliger Uranbergbaustandorte. Hier geht es vorrangig um die Schließung von Schächten, den Abriss von kontaminierten Verarbeitungsanlagen und Gebäuden sowie um die Verlagerung von Halden für radioaktive Abfälle. Auftraggeber ist das Staatliche Komitee für Ökologie und Umweltschutz der Republik Usbekistan (SCEEP).