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Fachkräfteanwerbung aus Usbekistan

Usbekistan treibt eine geordnete Entsendung von Fachkräften voran und unterstützt Bewerbende bei Sprach- und Bildungskursen. Deutschland ist einer der Wunschpartner der Initiative.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Die usbekische Regierung hat eine Kehrtwende in der Arbeitsmigration eingeleitet. Sie setzt mittlerweile auf eine geordnete und sozial abgefederte Entsendung von Fachkräften. Somit sollen die Arbeitsaufnahme im Ausland und die Gewinnung neuer Mitarbeiter für ausländische Arbeitgeber attraktiver gestaltet werden. Die unorganisierte Arbeitsmigration soll eingedämmt werden.

Neue Agentur für Migration steuert Entsendungen

Die Agentur für Migration ist regierungsseitig zuständig für Fragen der Entsendung von Fachkräften ins Ausland. Sie ist im Herbst 2024 aus einer Vorläuferorganisation, der Agentur für externe Arbeitsmigration, hervorgegangen und organisatorisch unmittelbar beim Ministerkabinett Usbekistans angesiedelt. Geografisch im Fokus stehen EU-Länder, Industriestaaten in Asien und Russland.

Kernaufgaben der Agentur für Migration

  1. Regulierung der Arbeitsmigration;
  2. statistische Erhebungen;
  3. Lizenzvergabe an privater Vermittleragenturen;
  4. Abstimmung mit ausländischen Partnern;
  5. Vorbereitung von Sprach- und Berufsbildungskursen;
  6. Kostenlose Beratung für die Arbeitsaufnahme im Ausland.

Vermittlung von Fachkräften nimmt deutlich zu

Nach Angaben der Agentur wurde die Beschäftigung usbekischer Arbeitskräfte mittlerweile mit rund 370 ausländischen Partnern in mehr als 30 Ländern vereinbart. Das damit verbundene Stellenaufkommen beläuft sich auf etwa 160.000 mit monatlichen Bruttolöhnen von bis zu 2.500 US-Dollar (US$).

Offiziell entsandte Arbeitskräfte werden vorab im In- und/oder Ausland weitergebildet. Fachlich wird dabei der Bedarf der ausländischen Arbeitgeber berücksichtigt. Vor der Entsendung sind zudem Sprachkurse mit einer Abschlussprüfung vorgesehen.

Die Zahl der offiziell ins Ausland vermittelten Arbeitskräfte steigt – sind es 2022 noch etwa 22.000 gewesen, könnten es 2025 bereits 200.000 sein. Die Bereitschaft in der usbekischen Bevölkerung ist hoch, bei einem attraktiven Arbeitsangebot ins Ausland zu gehen. Laut der Jobvermittleragentur HeadHunter konnten sich im Herbst 2024 etwa 31 Prozent aller Arbeitssuchenden einen solchen Schritt vorstellen - noch ein Jahr zuvor waren es nur 13 Prozent.

Deutschland ist einer der Wunschpartner

Mit deutschen Arbeitgebern bestanden Ende 2024 bereits 25 Vereinbarungen über die Beschäftigung oder duale Ausbildung von rund 60.000 usbekischen Bürgern. Der monatliche Durchschnittslohn betrug dabei umgerechnet 2.100 US$. Die offerierten Stellen betrafen vor allem das Gesundheitswesen und die Altentenpflege, das Speditionsgewerbe und das Hotel- und Gaststättenwesen. Bei der Entsendung nach Deutschland handelt es sich um ein langfristig angelegtes Win-Win-Projekt für beide Seiten, so der Leiter der Agentur für Migration, Bekhzod Musaev, im Gespräch mit Germany Trade & Invest.

Die Agentur offerierte Ende 2024 nahezu 53.000 Stellen im Ausland auf ihrer Internetseite und über ihren Telegram-Kanal. Diese betrafen hauptsächlich Angebote aus Deutschland (31.800), Russland (18.400) und der Schweiz (2.000).

Neuer Ansatz für einen schnellen Kontakt zu ausländischen Arbeitgebern

Für 2025 stellte der Agenturchef zudem organisatorische Änderungen für die Vermittlung in Aussicht. So wird sich die Agentur schrittweise aus der Auswahl und der Entsendung der Arbeitskräfte ins Ausland zurückziehen. Diese Aufgaben werden private Anbieter im Bereich Arbeitsvermittlung übernehmen, die künftig zudem auch die vorgeschalteten Berufsbildungs- und Sprachkurse organisieren sollen.

Auch will die Agentur schon bald Informationen zu an sie gemeldete offene Stellen im Ausland zeitnah über ihre elektronischen Verbreitungswege zugänglich machen. Interessierte Personen sollen dort auch ihre Unterlagen hochladen und sich direkt auf veröffentlichte Stellen im Ausland bewerben können.

Migrationsabkommen erleichtert Fachkräftezuwanderung nach Deutschland

Deutschland und Usbekistan vereinbarten im September 2024 eine Migrations- und Mobilitätspartnerschaft. Sie sieht beispielsweise vor, das Verfahren zur Vergabe von Arbeitsvisa zu vereinfachen und neue Schulungsprogramme einzuführen. Die Entsendungen könnten schon in naher Zukunft mehrere Zehntausend Personen pro Jahr erreichen, nach noch deutlich unter 1.000 im Jahr 2023.

Aktuell sind bereits mehrere Initiativen auf deutscher Seite im Gange, um usbekische Fachkräfte anzuwerben. Dazu zählt etwa die ie DB E.C.O. Group, die Busfahrer in Usbekistan sucht und das Land bei der Entwicklung seines Berufsbildungssystems unterstützen will.

Ein weiteres Beispiel ist die deutsch-schweizerische Globogate Concept AG, die zunächst mit 800 Pflegekräften aus Usbekistan plant. Für die vorbereitende Weiterbildung hat das Unternehmen eine Akademie an einer medizinischen Fachschule in Taschkent gegründet.

Fachlich wird sie von der Universitätsklinik Aachen unterstützt, womit die Diplome der Akademie eine direkte Arbeitsaufnahme in Deutschland ermöglichen. Eine der größten praktischen Hürden für die Beschäftigung ausländischer Fachkräfte in Deutschland – die Anerkennung usbekischer Bildungsabschlüsse – fällt somit weg.

Deutsche Firmen bilden bereits Lehrlinge aus Usbekistan aus

Erste Erfolge bei der Ausbildung dürften weitere Unternehmen in Deutschland ermutigen, bei der Suche nach Auszubildenden auch Usbekistan in ihre Überlegungen einzubeziehen. So schlossen drei usbekische Lehrlinge im Rahmen des Projektes "Usbekische Azubis für Thüringen" ihre Ausbildung als Fachkraft für Metalltechnik im Sommer 2024 in der TKF Thüringer Kugellagerfabrik Zella-Mehlis ab. Sie verstärken mittlerweile dort die Belegschaft.

Projekte für die Gewinnung von Auszubildenden aus Usbekistan
ProjektZeitraum Beteiligte/Partner 
"Usbekische Azubis für Thüringen" (mindestens 60 Auszubildende für die Metall-, Elektro- und Kunststoffindustrie)2023 bis 2025 Ostthüringer Ausbildungsverbund e.V., Simson Private Akademie (SPA) gGmbH 
"Auszubildende aus Usbekistan für Hamburg" (Verarbeitendes Gewerbe und Logistik)2024 bis 2026 (Ausbildung im Schuljahr 2025/2026) Handelskammer Hamburg, Delegation der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien 
Dreijährige Berufsausbildung für den Bedarf des Baugewerbes (in Kooperation mit dem Institute of Engineering in Andischan)   langfristig angelegt; seit 2020 im GangGP Günter Papenburg AG
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

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