Wirtschaftsumfeld | Schweiz | Arbeitsmarkt, Lohn- und Lohnnebenkosten
Löhne und Gehälter
In den Jahren 2025 und 2026 werden die Reallöhne in der Schweiz voraussichtlich moderat steigen. Das Lohnniveau im Land ist hoch. Die Sozialbeiträge bleiben stabil.
28.02.2025
Von Oliver Idem | Bonn
Die Löhne in der Schweiz steigen. Die Konjunkturforschungsstelle KOF geht davon aus, dass die Löhne 2025 um nominal 1,4 Prozent zulegen werden. Die erwartete Inflation liegt bei 1 Prozent. Unter dem Strich bliebe damit ein reales Plus von 0,4 Prozent, nach einem realen Zuwachs von 0,3 Prozent im Jahr 2024. Zuvor hatten die Schweizer wegen der höheren Inflation drei Jahre lang Reallohnverluste hinnehmen müssen.
Den Schweizer Arbeitsmarkt sieht die KOF in einer soliden Phase mit leicht steigender Beschäftigung und Arbeitslosigkeit. Dieser Trend wird 2026 voraussichtlich anhalten. Sowohl die Nachfrageschwäche in wichtigen europäischen Absatzmärkten als auch das Fehlen kräftiger Impulse aus dem Inland dürften eine positivere Entwicklung verhindern.
Hohe Löhne, aber auch hohe Lebenshaltungskosten
Gemäß der neuesten Erhebung des Bundesamts für Statistik aus dem Jahr 2022 gelten Vollzeitstellen mit einem monatlichen Bruttolohn von weniger als 4.525 Schweizer Franken (sfr, derzeit rund 4.800 Euro) als Tieflohnstellen. Das traf auf 11 Prozent aller Arbeitsstellen zu. Besonders häufig werden Niedriglöhne bei persönlichen Dienstleistungen (54 Prozent) sowie in der Hotellerie (48 Prozent) und Gastronomie (46 Prozent) gezahlt.
Branche | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 6.799 |
Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Fischerei | 4.445 |
Verarbeitendes Gewerbe | 7.623 |
Strom-, Gas-, Wärme- und Kälteversorgung | 8.218 |
Wasserversorgung, Abfallwirtschaft | 7.293 |
Baugewerbe | 6.412 |
Groß- und Einzelhandel, Reparatur von Kfz | 6.214 |
Transport und Lagerhaltung | 6.704 |
Gastgewerbe, Beherbergung und Gastronomie | 4.376 |
Informations- und Kommunikationsleistungen | 9.636 |
Finanz- und Versicherungswesen | 10.434 |
Für die Gehaltshöhe ist das Ausbildungsniveau der wichtigste Einflussfaktor. Innerhalb einer Personengruppe mit gleichem Bildungsstand unterscheiden sich die Einkommen vor allem nach dem Grad der Verantwortung im Unternehmen.
Position | Monatslohn |
---|---|
Durchschnittslohn | 6.799 |
Führungskraft | 12.150 |
Personal mit akademischer Ausbildung | 8.439 |
Techniker:in | 6.857 |
Unterstützende Bürokraft | 5.950 |
Dienstleistungs- und Verkaufskraft | 3.982 |
Fachkraft in der Land-, Forst- und Fischwirtschaft | 4.320 |
Handwerker:in | 5.636 |
Anlagen- und Maschinenbedienung, Montagekraft | 5.943 |
Hilfskraft | 3.748 |
Im Topmanagement existieren deutliche Vergütungsunterschiede je nach Branche sowie Größe und Marktposition des einzelnen Unternehmens. Banken und Versicherungen sowie Chemie- und Pharmaunternehmen zahlen ihren Führungskräften die höchsten Vergütungen im Land.
Allgemein wird in der Schweiz bei weniger Urlaub mit durchschnittlich 40 bis 44 Stunden pro Woche mehr gearbeitet als in anderen Ländern. Diese langen Arbeitszeiten gehen mit einem hohen Produktivitätsniveau und hohen Einkommen einher. Allerdings sind in den meisten Regionen die Lebenshaltungskosten etwa für Wohnen, Nahrungsmittel und Freizeitaktivitäten auch wesentlich höher als in Deutschland.
Deutsche Unternehmen siedeln sich oft in der Deutschschweiz an. Dort gestaltet sich zum Beispiel die Kommunikation mit Behörden und potenziellen Arbeitskräften einfacher. Weitere wesentliche Argumente für die Standortwahl sind die Nähe zu Kunden und Branchenclustern.
Regionale Lohnunterschiede fallen gering aus
Bei den Löhnen sind die Unterschiede zwischen der Hochlohnregion Nordwestschweiz und der Wirtschaftsmetropole Zürich eher gering. Auch gegenüber den anderen Regionen sind die Lohnabstände vergleichsweise schwach ausgeprägt. Eine Ausnahme bildet das Tessin. Hier liegen die Gehälter fast 20 Prozent unter dem Landesdurchschnitt. Als Faustregel für den Lohnunterschied zwischen Stadt und Umland gilt eine Differenz von etwa 15 Prozent.
2022 (in sfr) | Veränderung 2022/20 (in %) *) | 2022 (in Euro) | |
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Landesdurchschnitt | 6.510 | 2,3 | 6.497 |
Größte Stadt (Zürich) | 7.020 | 1,6 | 7.006 |
Hochlohnregion (Nordwestschweiz) | 6.752 | 2,7 | 6.739 |
Niedriglohnregion (Tessin) | 5.301 | 1,9 | 5.290 |
Als Gründe für regionale Unterschiede führt das Bundesamt für Statistik beispielsweise räumliche Schwerpunkte von Wirtschaftszweigen mit hoher Wertschöpfung sowie strukturelle Besonderheiten der lokalen Arbeitsmärkte an.
Im Großraum Zürich beispielsweise sind die Finanzdienstleistungen, die Informations- und Kommunikationsbranche (IKT) und die Life Sciences stark vertreten und treiben die Durchschnittseinkommen nach oben. In der Nordwestschweiz um Basel finden sich gut bezahlte Arbeitsplätze in der Pharma- und Medizintechnikindustrie sowie im IKT-Sektor.
Sozialbeiträge bleiben stabil
Die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung waren in der Schweiz in den vergangenen Jahren stabil. Auch auf kurze Sicht zeichnen sich keine deutlichen Veränderungen ab.
Rentenversicherung AHV (Arbeitgeberanteil) | 4,35 |
Krankenversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0,0 1) |
Invaliditäts- und Erwerbsersatzversicherung (Arbeitgeberanteil) | 0,95 |
Arbeitslosenversicherung ALV (Arbeitgeberanteil) | 1,1 2) |
Sonstige Versicherungen (Arbeitgeberanteil) | 3 bis 12 3) |
Zusatzleistungen und Boni
Eine verbreitete Zusatzleistung in der Schweiz ist die Zahlung eines 13. Monatslohns. Dieser wurde 2022 rund 76 Prozent der Beschäftigten gezahlt.
Etwa ein Drittel der Beschäftigten erhält Bonuszahlungen. Im Topmanagement sind Boni, Aktien, Aktienoptionen sowie Altersvorsorgeleistungen verbreitet. Führungskräfte erhalten variable Vergütungen, die bis zu einem Drittel der Gesamtvergütung ausmachen können. Dabei dominieren Barzahlungen und Kaderpläne (Beiträge zu freiwilligen Pensionskassen).
Weitere Zusatzleistungen sind Diensthandys und Dienstwagen, die jeweils auch privat genutzt werden dürfen. Manche Unternehmen rücken jedoch von der Dienstwagenpraxis ab und bezuschussen ein Generalabonnement (Jahreskarte) für den öffentlichen Nahverkehr.