Die strategische Lage des Landes und ein einfaches Gründungsverfahren locken Start-ups aus der ganzen Welt.
Einer Studie des Venture-Capital (VC)-Analysten Magnitt zufolge erreichten die VC-Investitionen in Start-ups im 1. Halbjahr 2021 in der Region Nahost und Nordafrika (Middle East & North Africa - MENA Region) einen Rekordwert von 1,2 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspricht einer Steigerung um 13 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode, und das trotz der Negativauswirkungen der Covid-19-Krise. Ein Großteil der Gesamtfinanzierung entfiel auf die drei wichtigsten Innovationszentren - die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Ägypten und Saudi-Arabien. Dabei erhielten die VAE den Löwenanteil der Gesamtfinanzierung von 62 Prozent und die höchste Anzahl an Deals.
Das meiste Geld erhielten Gründer in den folgenden Branchen: E-Commerce, Finanztechnologie (Fintech)- und Gesundheitssektor. Vor allem der Fintech-Bereich entwickelt sich sehr dynamisch. Ein Drittel der weltweiten Unternehmen aus diesem Sektor sind in der MENA-Region beheimatet und konnten sich in der Vergangenheit einen Großteil der Investitionen sichern.
Top Start-ups in den VAEName | Branche |
CAFU | Logistik |
Kitopi | Nahrungsmittel |
Pure Harvest | Landwirtschaft |
Inspire Integrated Services | Immobilien- und Facility-Management |
Pyypl | Finanztechnologie |
YAP | Finanztechnologie |
Sehteq | Gesundheitssektor |
Quelle: Recherche GTAI
Gründerhochburg ist Dubai
Das globale Forschungszentrum StartupBlink veröffentlicht in seinem jährlichen Start-up Ecosystem Ranking Index die beliebtesten Städte und Länder für Jungunternehmen. Im Jahr 2021 sind die VAE um 18 Plätze auf Rang 25 vorgerückt. Dabei ist das Engagement in den einzelnen Emiraten unterschiedlich. In Abu Dhabi konnte man in den letzten Jahren das Aufkommen einer Vielzahl von Initiativen sehen, die darauf abzielen, das Start-up-Ökosystem zu stärken.
Auch wenn die Hauptstadt interessanter wird, bleibt Dubai die unumstrittene Nummer eins. Start-ups mit Sitz in den VAE konnten sich im 1. Halbjahr 2021 Magnitt zufolge 744 Millionen US$ an Risikofinanzierungen sichern, wovon auf die Finanzmetropole mehr als die Hälfte entfallen. Dubai will sich als größter Start-up-Hub weltweit etablieren. Dafür wurden einige Initiativen entwickelt: Die neueste ist das Legacy-Programm der Expo 2020, Scale2Dubai, das die Entstehung eines neuen Innovationszentrums im District 2020 vorsieht. Auch die zahlreichen Freizonen locken mit vielen Vorteilen: 100 Prozent ausländisches Eigentum, Steuerbefreiungen und einfachere Gründungs- und Einstellungsverfahren. Sie beherbergen viele Acceleratoren und Inkubatoren.
Ausgewählte Freihandelszonen in Dubai
Finanzierung stellt Schwierigkeiten für Start-ups dar
Laut einer im Januar 2022 von Mastercard durchgeführten Umfrage zu den größten Herausforderungen für Start-ups sowie kleinen und mittelständischen Unternehmen in den VAE gaben 61 Prozent der Befragten an, dass die steigenden laufenden Geschäftskosten das größte Problem für sie darstellen. 38 Prozent sehen den Zugang zu Kapital und Finanzierung als das größte Hindernis an.
Für deutsche Start-ups könnte das fehlende Doppelbesteuerungsabkommen zwischen der Bundesrepublik und der Golfmonarchie eine Herausforderung darstellen, da der Geschäftssitz in den Emiraten nachgewiesen werden muss. Alle Geschäfte müssen von dem Wüstenstaat aus gesteuert werden. Entsprechend geht die Gründung eines Unternehmens auch mit einer Auswanderung einher. Der dabei entstehende bürokratische Aufwand sowie die Kosten sollten nicht unterschätzt werden, warnen Rechtsexperten.
Dubai will die meisten „Unicorns“ haben
Die in Dubai ansässige Emerging Markets Property Group (EMPG), ein führendes Immobilienportal, ist nach der Fusion mit dem niederländischen Onlinehändler OLX Group offiziell zum neuesten Unicorn in den VAE geworden. Der Zusammenschluss der Firmen beinhaltete eine Investition von 150 Millionen US$, die Berichten zufolge die Bewertung von EMPG auf über 1 Milliarde US$ getrieben hat. OLX ist jetzt der größte Einzelaktionär von EMPG und besitzt 39 Prozent des Unternehmens.
Die soziale Netzwerk- und Unterhaltungsplattform YALLA Group erreichte ebenfalls im Jahr 2020 ihre 1-Milliarde-US$-Bewertung und wurde damit das erste Technologie-Unicorn der VAE, das an der New York Stock Exchange (NYSE) gelistet ist. Das in Dubai ansässige Unternehmen Swvl, das transformative Nahverkehrs- und Shared-Mobility-Lösungen bietet, hat einen Wert von 1,5-Milliarden US$ erreicht und ist mittlerweile sogar an der Nasdaq notiert.
Diese Unternehmen folgen den Beispielen der bekanntesten Unicorns des Golfstaates: dem Taxiunternehmen Careem, das von Uber für 3,1 Milliarden US$ übernommen wurde sowie Souq.com, das von Amazon für 580 Millionen US$ gekauft wurde. Das Ziel der VAE ist es, 20 Start-ups mit einer Bewertung von über 1 Milliarde US$ bis zum Jahr 2031 zu beheimaten.
Ausgewählte Start-up-Veranstaltungen in den VAEVeranstaltung | Informationen |
AIM Startup | Start-up-Veranstaltung findet vom 29. bis 31.3.2022 in Dubai statt |
GITEX Technology Week | Start-up-Veranstaltung findet im Oktober 2022 in Dubai statt |
North Star | Start-up-Veranstaltung findet im Oktober 2022 in Dubai statt |
SME World Summit | Start-up-Veranstaltung, findet jährlich statt. Datum für 2022 wurde noch nicht bekannt gegeben. |
STEP | Start-up-Veranstaltung, findet jährlich statt. Das nächste Mal im Jahr 2023. |
Quelle: Recherche GTAI