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Special | Vietnam | Rohstoffsicherung

Vietnam will Förderung und Aufbereitung von Rohstoffen ausbauen

Das Land möchte den Bergbau verstärken und könnte in der Rohstoffsicherung künftig eine wichtigere Rolle einnehmen. Noch sind die Investitionsbedingungen aber schwierig.

Von Peter Buerstedde | Hanoi

Vietnam ist für die Förderung kritischer Rohstoffe derzeit kein bedeutender Standort. Die Regierung versucht aber, die Erforschung voranzubringen und plant eine Novellierung des Bergbaugesetzes, um die Investitionsbedingungen zu verbessern. Deshalb könnte Vietnam mittelfristig eine wichtigere Rolle bei der globalen Rohstoffsicherung einnehmen, auch für deutsche Unternehmen.

Vorkommen: Nach China die größten Reserven an seltenen Erden

Vor allem durch die Ausläufer des Yunnan-Hochlandes verfügt Vietnam über Vorkommen an vielen kritischen Rohstoffen. Erst ein kleiner Teil der Reserven ist aber mit modernen Methoden erforscht worden. Daher fehlen gesicherte Kenntnisse über das tatsächliche Ausmaß der Rohstoffvorkommen im Land. 

Als wichtig im globalen Maßstab gelten die Reserven an seltenen Erden und Bauxit. Vietnam wird hier vom US-amerikanischen Geological Survey weltweit jeweils an 2. Stelle geführt. Das Land verfügt aber auch über teilweise erforschte Vorkommen an vielen anderen kritischen Rohstoffen wie Antimon, Baryt, Bismut, Kobalt, Kupfer, Flussspat, Mangan, Nickel, Phosphorit, Titan, Wolfram und Vanadium. Titansande finden sich in größeren Vorkommen entlang der zentralvietnamesischen Küste. Die wichtigen Wolframreserven liegen im Norden und Süden der Hauptstadt Hanoi. 

Die bisher erforschten Vorkommen an seltenen Erden befinden sich im Nordwesten in den Provinzen Lai Chau, Lao Cai and Yen Bai. Verschiedene Länder, darunter Deutschland, die USA und Südkorea, unterstützen Vietnam bei der Erforschung der Vorkommen von seltenen Erden.

Erschließung: Regierung will Förderung seltener Erden steigern

Im Bergbau dominiert der Abbau von Steinkohle und Bauxit. Darüber hinaus ist die Förderung sehr begrenzt. Für einige wenige kritische Rohstoffe gibt es wichtige Akteure mit integrierten Förder- und Verarbeitungsketten. Die wichtigsten inländischen Firmen sind das Staatsunternehmen Vinacomin sowie das Privatunternehmen Masan High-Tech Materials. Letzteres gehört zu einem der größten Konglomerate des Landes, Masan. Vinacomin dominiert die Bauxitförderung und -verarbeitung und ist auch aktiv in der Förderung von Kupfer und Titansanden. Masan High-Tech Materials fördert Wolfram, Bismut, Flussspat und Kupfer. 

Wenige ausländische Bergbauunternehmen sind in Vietnam aktiv. Blackstone Minerals hatte 2019 Ban Phuc Nickel Mines (BPNM) von AMR Nickel aus Kanada übernommen. BPNM baut Nickel, Kobalt und Kupfer ab. Blackstone plant eine neue Mine sowie die Ausweitung der Aufbereitung für 491 Millionen US-Dollar (US$), um Materialien für die Batteriefertigung herzustellen. Chinesische und malaysische Firmen sollen einige Joint Venture im Bergbau eingegangen sein, die Beteiligungsverhältnisse im Sektor sind aber nicht transparent.

Regierung setzt große Ziele

Nach dem Willen der Regierung sollen Förderung und Aufbereitung von Rohstoffen im Einklang mit der Entwicklung von Abnehmerindustrien im Inland erfolgen. Die Regierungsstrategie bis 2030 sieht eine starke Ausweitung der Förderung und Aufbereitung kritischer Mineralien vor. 

Ziele der vietnamesischen Regierung für Förderung von Mineralien im Vergleich zu 2019Förderung in 1.000 Tonnen pro Jahr
Rohstoff1)

2019

2021 bis 2030

2030 bis 2050

Bauxit

3.200,0

28.200 - 46.500

29.250 - 48.000

Mangan

113,0

70 - 77

29 - 39

seltene Erden2)

1,1

127 - 156

124 - 165

Titan (Ilmenit)

271,1

1.814 - 2.153

2.175 - 2.891

Wolfram

4,8

6,3 - 8,5

9,3 - 12,3

Flussspat

238,0

643 - 756

642 - 756

1 Konzentrate, wenn nicht anders angegeben; 2 in Tonnen seltene-Erden-Äquivalent.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023; Plan für Erforschung, Erschließung und Aufbereitung von Mineralien 2021 bis 2030 und 2050, Juli 2023

Die Regierung ging 2023 gegen den illegalen Abbau vor, der als weit verbreitet galt. So wurden beispielsweise seltene Erden trotz gesetzlicher Vorgaben abgebaut und unaufbereitet nach China ausgeführt. Die staatlich kontrollierte Presse berichtete von vielen Festnahmen, etwa im Bereich seltener Erden. Die Regierung sieht Chancen in den Bemühungen westlicher Länder zur Rohstoffsicherung und will mehr ausländische Investoren anlocken. Das Ansinnen steht aber noch im Gegensatz zu den schwierigen Rahmenbedingungen im Sektor. 

Neues Bergbaugesetz könnte Geschäftsbedingungen verbessern

Eine hohe Abgabenlast und die Verpflichtung zur Verarbeitung vor Ort lassen ausländische Investoren zurückschrecken. So gilt etwa eine Aufbereitung seltener Erden in Vietnam angesichts relativ günstiger Weltmarktpreise als wenig wirtschaftlich. Etliche Projekte mit ausländischer Beteiligung zur Förderung seltener Erden sind in den vergangenen Jahren gescheitert. Hinzu kommt, dass Staatsunternehmen hohe Vorkommen kontrollieren und Genehmigungen sehr lange brauchen. Eine noch für 2024 geplante Novellierung des Bergbaugesetzes könnte die Bedingungen verbessern.

Verarbeitung: Verpflichtung zu lokaler Aufbereitung bremst den Bergbau

Grundsätzlich müssen Bergbauunternehmen die Rohstoffe im Inland weiterverarbeiten. Dabei gelten strenge Vorgaben. So müssen seltene Erden etwa eine Konzentration von mindestens 95 Prozent aufweisen. Bei Kupfer und Bauxit haben Vinacomin und Masan High-Tech Materials integrierte Förder- und Aufbereitungsketten aufgebaut. Masan hat zudem 2020 für 80 Millionen Euro H.C. Starck aus Goslar übernommen und ist damit zu einem der führenden Akteur weltweit in der Aufbereitung und im Recycling von Wolfram geworden. Vinacomin baut derzeit für 7,3 Milliarden US$ die Bauxitförderung und Aluminiumproduktion in Zentralvietnam aus. 

Rohstoffverarbeitung in Vietnam ist ausbaufähigVerarbeitung pro Jahr in 1.000 Tonnen; Weltanteil in Prozent
Rohstoff

Verarbeitung

Weltanteil

Aluminium 

1.382,0

1,1

Kupfer

19,2

0,08

Alle Angaben Stand 2019.Quelle: DERA Rohstoffinformationssystem 2023

Auch die Verwendung der abgebauten Rohstoffe soll gemäß der Rohstoffpolitik Vietnams vorwiegend im eigenen Land passieren.

ESG: Korruption, illegaler Bergbau und Umweltschäden sind weiterhin Probleme 

Internationale Environmental, Social and Corporate Governance (ESG)-Standards werden vor allem von internationalen Firmen und zum Teil von großen inländischen Firmen respektiert. Sie werden auch in staatlichen Strategien gefordert. Dem Vernehmen nach können aber Umweltlizenzen und staatliche Zertifikate zum Arbeitsschutz immer noch durch informelle Zahlungen erlangt werden. Altlasten durch illegalen Bergbau oder Firmen, die ihren Verpflichtungen zur Sanierung nicht nachkommen, gelten als ein großes Problem.

ESG: Stärken und Schwächen
 StärkenSchwächen
ÖkologieNoch begrenztes Engagement internationaler Bergbauunternehmen.Umweltschutz nicht effektiv durchgesetzt; Altlasten.
Soziales Wachsendes Bewusstsein und Vorgehen gegen illegalen Bergbau.Schwacher Arbeitsschutz.
GovernanceRegierung nimmt Bergbau stärker ins Visier.Korruption.
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

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