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Branchen | Westafrika | Bergbau und Rohstoffe

Bauxitabbau in Westafrika entwickelt sich dynamisch

Eine zuverlässige Rohstoffversorgung ist für Industriestandorte zentral. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über den Bauxitabbau in Westafrika.

Von Fausi Najjar | Berlin

Im Bergbau der westafrikanischen Küstenländer werden vor allem Gold, Uran, Diamanten, Eisenerz, das Aluminiumerz Bauxit sowie Nickel, Phosphat, Mangan und Zink gefördert. In den letzten Jahren hat die Erschließung von Industriemetallen, einschließlich kritischer oder strategisch wichtiger Mineralien, zugenommen.

Guinea hat sich als globaler Player im Bauxitabbau etabliert und konnte seine Förderung verdoppeln. Gleichzeitig tritt Kamerun als neuer wichtiger Anbieter auf den Plan, nachdem in der Provinz Adamaoua vielversprechende Bauxitvorkommen entdeckt wurden. In Ghana hat die EU Anfang 2025 die Entwicklungsgesellschaft GIADEC (Ghana Integrated Aluminium Development Corporation) zu einem Leuchtturmprojekt der Global Gateway Initiative ausgelobt. Auch in Côte d'Ivoire wurde 2020 mit dem Bauxitabbau begonnen, wobei das Projekt trotz seiner geringen Größe Ausbaupotenzial bietet. In Sierra Leone hat sich ebenfalls ein relevanter Abbau etabliert. Bergbauunternehmen aus westlichen Industrieländern sind in allen der erwähnten Länder tätig.

Guinea hat die Bauxitförderung verdoppelt

Guinea ist knapp hinter Australien und vor China führender Produzent des Aluminiumerzes Bauxit, so die Produktionszahlen für 2023. Zudem verfügt das westafrikanische Land über die weltweit größten Bauxitreserven. Die Förderung ist in den letzten Jahren stark angestiegen: Während 2018 in Guinea 59,5 Millionen Tonnen Bauxit abgebaut wurden, lag die Förderrate 2023 bei 123 Millionen Tonnen. China ist mit mehr als 80 Prozent der Jahresproduktion Hauptabnehmer des westafrikanischen Landes. Dennoch ist der Bauxitabbau in Guinea durch eine breite internationale Beteiligung gekennzeichnet.

Die Militärregierung Guineas (seit September 2021) übt Druck auf die Minenbetreiber aus, das Bauxit zu Tonerde (Aluminiumoxid) - dem Vorprodukt für die Herstellung von Reinaluminium - weiterzuverarbeiten. Offenbar hat die guineische Regierung aus diesem Grund im Oktober 2024 einen Exportstopp für Bauxit erlassen. Daraufhin hat die chinesische State Power Investment Corp. (SPIC) angekündigt, noch 2025 mit dem Bau der größten Bauxitverarbeitungsanlage des Landes zu beginnen. 

Außerdem haben Guinea und die Guinea Alumina Corporation aus den Vereinigten Arabischen Emiraten im Juni 2024 eine Absichtserklärung zum Bau einer weiteren Aluminiumoxidanlage unterzeichnet. Die Vereinbarung sieht vor, dass die Tochter der Emirates Global Aluminium eine Raffinerie mit einer Anfangsproduktion von 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr errichtet. Mit der starken Entwicklung des Bergbaus in Guinea hat sich der Straßen- und Eisenbahnbau zu einem potenziell lukrativen Markt entwickelt. Die meisten großen Infrastrukturaufträge wurden jedoch in letzter Zeit an politisch gut vernetzte, überwiegend chinesische Bauunternehmen vergeben.

Bauxitabbau in Guinea: Wichtige Bergbauunternehmen und ihre Beteiligungen
Bergbauunternehmen bzw. -konsortium Beteiligung  Anmerkung  
Aluminium Corporation of China (Chalco) Chalco (85%), guineische Staat (15%). Chalco ist ein staatseigenes Unternehmen und eine Tochtergesellschaft der Chinalco (China Aluminum Corporation). Chinalco ist der größte Aluminiumproduzent in ChinaChalco betreibt die Boffa-Mine. Diese umfasst die Lagerstätten Boffa South und Boffa North. Die Bauxitmine liegt bei der Küstenstadt Boffa, etwa 200 Kilometer (km) nordwestlich von Conakry. Die geplante Produktionskapazität liegt bei jährlich 12 Millionen Tonnen
Compagnie des Bauxites de Guinée (CBG)Staat Guinea (49%), Halco Mining Inc (51%, USA und Vereinigtes Königreich). Halco setzt sich aus Alcoa, Rio Tinto und Dadco zusammenBetreibt die Sangarédi-Mine in der Region Boké im Nordwesten Guineas. Der Tagebau zählt zu den größten im Land. Das Aluminiumerz wird zum Hafen Kamsar transportiert. Geplant ist der Ausbau von Förderkapazitäten
Guinea Alumina Corporation (GAC)Emirates Global Aluminium (EGA) ist Hauptanteilseignerin. Guinea hält 15%Betreibt eine Tagebaumine zwischen der Provinzstadt Boké und der Ortschaft Sangarédi. Die Konzession umfasst eine Fläche von 690 Quadratkilometern. Exportbeginn war 2019
Société Minière de Boké (SMB)Hauptanteilseigner: Winning International Group (Singapur). Weitere Eigener: UMS International (Guinea), Shandong Weiqiao (China) und der guineische StaatBetreibt in der der Provinz Boké drei Minen (Dabiss, Malapouya und Santou). Fördert rund 39% des Exports
Compagnie des Bauxites de Dian-Dian (COBAD)COBAD ist eine Tochter des russischen Aluminiumunternehmens RUSALDer Tagebau Dian-Dian ist in unmittelbarer Nähe der Ortschaft Sangarédi. Bei Dian-Dian handelt es sich um eines der größten Bauxitfelder
RusalRusal (Russland) Umfasst den Aluminiumabbau und ein Aluminiumwerk Friguia (ca. 200 km östlich von Conarky; Provinz Kindia) 
Alufer MiningRegistriert auf der britischen Kanalinsel GuerneseyBetreibt zwei Tagebaue Labé (ca. 350 km nordöstlich von Conakry) und Bel-Air (Küstenstadt, ca.115 km nordwestlich von Conakry) 
Woula Mine Lindian Resources Ltd. (Australien), Generale d’Entretien & Construction (Guinea) und Lancinet Dabo (Guinea)Rund 50 km nördlich von Boké. Noch in der Entwicklung. Lindian prüft derzeit weitere Erschließungsmöglichkeiten von Bauxit in Guinea: Lelouma und Gaoual
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Kamerun als neuer Player

Die Bauxitvorkommen in der Provinz Adamaoua in Kamerun sind bedeutend und sollen in naher Zukunft erschlossen werden. Im September 2024 hat die kamerunische Regierung die Abbaurechte für die Minim-Martap Bauxitvorkommen 470 Kilometer nordöstlich der Wirtschaftsmetropole Duala an Camalco vergeben. Camalco ist eine Tochter des australischen Bergbaukonzerns Canyon Resources. 

Die für 20 Jahre gültige Lizenz verpflichtet Camalco, innerhalb von fünf Jahren Bauxit zu fördern und Aluminiumoxid herzustellen. Camalco plant, das Aluminiumoxid über bestehende Zugverbindungen zum Hafen von Douala oder Kribi zu transportieren, allerdings sind Investitionen in die Straßen- und Schieneninfrastruktur vorgesehen. Experten rechnen über einen Zeitraum von 20 Jahren mit einem Produktionsvolumen von 5 Millionen Tonnen hochwertigen Bauxits. Die Produktion könne auch signifikant höher liegen, so ein Sprecher von Canyon.  

Ghana: Bauxitvorhaben avanciert zum EU-Leuchtturmprojekt

Schon im nachkolonialen Ghana spielte der Abbau und die Weiterverarbeitung von Bauxit bis hin zur Aluminiumproduktion eine bedeutende, aber oft unerfüllte Rolle in der nationalen Industriepolitik. Seit einigen Jahren steht der Aufbau einer Aluminiumindustrie wieder auf der Agenda. 2018 gründete die ghanaische Regierung die Entwicklungsgesellschaft GIADEC (Ghana Integrated Aluminium Development Corporation). Konkret geht es dabei um die Steigerungen bei Abbau und Primärverarbeitung von Bauxit bis hin zum Ausbau der bislang nur kleinen Aluminiumverhüttung. Die Gesamtkosten schätzt GIADEC auf 6 Milliarden US-Dollar. 

Mit der Wahl des GIADEC-Projekts als Flagship-Projekt der Global Gateway Initiative erkennt die EU die strategische Bedeutung des Entwicklungsprogramms für den Aufbau sicherer Rohstofflieferketten für Europa an. Flagship-Projekte sind in den Bereichen Digitalisierung, Klima und Energie, Transport, Gesundheit, Bildung und Forschung angesiedelt. Sie sollen die Partnerschaften mit der EU im Rahmen der 2021 initiierten Global Gateway Strategie stärken und eine ökologisch nachhaltige und sozial ausgewogene Wirtschaftstransformation gewährleisten. Die Projekte genießen die technische und finanzielle Unterstützung der EU oder einzelner Mitgliedstaaten. 

GIADEC-Kernprojekte für die Bauxit- und Aluminiumproduktion in Ghana
 Beschreibung Kapazitäten
1.Erweiterung der Produktion und Veredelung der vorhandenen Mine Awaso (Ghana Bauxite Company)Steigerung von 1 Mio. Tonnen im Jahr (jato) auf 5 Mio. jato. Aufbau einer Aluminiumoxid-Produktion mit 1,6 Mio. jato
2. Entwicklung einer Mine im Nyinahin-Mpasaaso-LizenzgebietFörderrate 5 Mio. jato und Aluminiumoxid-Produktion
3. Entwicklung einer weiteren Mine im Nyinahin-Mpasaaso-Lizenzgebiet und einer Mine in KibiFörderrate 5 Mio. jato und Aluminiumoxid-Produktion
4. Modernisierung und Ausbau der Aluminiumschmelze VALCO. Ansiedlung einer AluminiumverarbeitungSteigerung der Aluminium-Kapazitäten von 40.000 auf 300.000 jato
Quelle: GIADEC 2025

Aluminiumbergbau auch in Côte d'Ivoire und Sierra Leone

In Côte d'Ivoire hat die Lagune Exploitation Bongouanou (LEB) 2020 mit der Förderung von Rohbauxit begonnen. Das in der Moronou-Region - 247 Kilometer nördlich von Abidjan - gelegene Projekt umfasst für die Herstellung von Aluminiumoxid eine Kalzinierungsanlage. Zu den Förderkapazitäten gibt es keine neueren Verlautbarungen von LEB. Diese lag 2021 bei 1,7 Millionen Tonnen Rohbauxit im Jahr. Laut LEB sind höhere Fördermengen möglich.  

In Sierra Leone betreibt die Sierra Mineral Holdings Limited (SMHL) im Moyamba District die größte Bauxitmine mit einem Lizenzgebiet von rund 322 Quadratkilometern. Ein weiteres Projekt ist der Abbau im Distrikt Port Loko. Betreiber der Mine ist die Sierramin Bauxite Limited.

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