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Zollbericht WTO Künstliche Intelligenz

Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf den Welthandel

Kann Künstliche Intelligenz (KI) Handelskosten senken und Zollabfertigungsprozesse beschleunigen? Die WTO geht diesen Fragen nach und analysiert Chancen und Risiken.

Von Dr. Melanie Hoffmann | Bonn

Der Bericht der WTO Trading with Intelligence: How AI Shapes and is Shaped by International Trade analysiert die Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz auf den internationalen Handel und die Rolle der WTO bei dieser Entwicklung. Der Bericht ziele darauf ab, eine Diskussion darüber anzuregen, wie die WTO die Entwicklung und den Einsatz von KI fördern und dazu beitragen kann, die damit verbundenen Risiken und drohenden Bedenken hinsichtlich einer regulatorischen Fragmentierung zu mindern, so die Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala im Vorwort des Berichts.

Chancen durch KI

Im Bereich des Warenhandels hält der Bericht unter anderem fest, dass mithilfe von KI Handelskosten gesenkt und Zollabfertigungsprozessen sowie Grenzkontrollen automatisiert werden könnten. KI könnte zudem bei komplexen Handelsvorschriften, Compliance-Anforderungen und Risikobewertungen behilflich sein. 

  1. KI kann für die Echtzeitverfolgung sowie Überwachung von Sendungen eingesetzt werden und somit für Transparenz sorgen, Verspätungen verringern und die generelle Effizienz im Handel steigern. Beispielsweise kann durch KI die Ankunft von Schiffen relativ genau vorausgesagt werden, sodass entsprechendes Personal eingeplant und Fahrpläne in Echtzeit angepasst werden können.
  2. Im internationalen Warenhandel sind Unternehmen oft mit verschiedenen Sprachen konfrontiert. KI-gesteuerte Systeme können Übersetzungen übernehmen und somit die Kommunikation erleichtern. Dies fördert den Austausch wichtiger Informationen und spart entsprechende Ressourcen ein.
  3. Geografische Barrieren können durch KI-gesteuerte Tools, wie etwa Videokonferenzen mit Funktionen wie automatische Transkription und Übersetzung, überwunden werden. Dies verringert Handelskosten und den CO2-Fußabdruck.
  4. Potenzielle Handelspartner, Lieferanten und Vertriebskanäle können mithilfe von KI gefunden werden, indem KI-gestützte Algorithmen große Datenmengen durchforsten und das Matchmaking übernehmen.
  5. Mithilfe von Algorithmen und maschinellem Lernen können KI-Systeme auch große Mengen von Rechtstexten durchsuchen, komplexe juristische Formulierungen interpretieren und auf Aktualisierungen hinweisen.
  6. KI kann auch bei Zoll- und Grenzkontrollen unterstützen. Einige Zollverwaltungen arbeiten bereits mit KI-gestützten Systemen, um etwa Zollprozesse und Funktionen zu rationalisieren und zu verbessern, aber auch um explizit potenzielle betrügerische Zollanmeldungen zu erkennen.

All diese beispielhaft genannten Chancen durch KI können die Handelskosten senken und somit die Wettbewerbsbedingungen harmonisieren. Gleiche Wettbewerbsbedingungen erleichtern den Marktzugang und die Erschließung neuer internationaler Märkte. 

Risiken durch KI

Trotz dieser Chancen sollten die Risiken der zunehmenden KI nicht unterschätzt werden. Der Bericht warnt vor einer möglichen regulatorischen Fragmentierung in Bezug auf KI. Durch die zunehmende Zahl nationaler, regionaler und internationaler Initiativen wird eine heterogene Landschaft an Vorschriften geschaffen, die negative Folgen für international tätige Unternehmen mit sich bringt. Diese Fragmentierung umfasst aber nicht nur KI-spezifische Vorschriften. Die wirtschaftlichen Kosten, die durch diese Fragmentierung entstehen, machen deutlich, wie wichtig es ist, die Heterogenität der Rechtsvorschriften zu beseitigen. Darüber hinaus sollte ebenfalls die Pflege und Sicherung von Daten nicht unterschätzt werden.

Handelsabkommen zur Förderung und Regulierung von KI

Die Zahl der regionalen Handelsabkommen (RTA) mit Bestimmungen zum digitalen Handel wächst zunehmend. Bis Ende 2022 haben 116 RTAs solche Regelungen vorweisen können. Das sind 33 Prozent aller bestehenden RTAs. Unter Bestimmungen zum digitalen Handel fallen dabei etwa Zölle auf elektronische Übertragungen, Bestimmungen zum Datenverkehr und Schutz persönlicher Daten. Nichtsdestotrotz profitieren bei weitem nicht alle Länder von diesen Regelungen, da einerseits die Tiefe der Handelsbestimmungen in den RTA unterschiedlich ausfällt und andererseits nicht alle Länder Bestimmungen über den digitalen Handel ausgehandelt haben. Vor allem Entwicklungsländer und die am wenigsten entwickelten Länder haben bisher im überschaubaren Maße solche Regelungen ausgehandelt.

Zusätzlich zu den Bestimmungen über den digitalen Handel enthalten mittlerweile sechs RTAs Bestimmungen, die spezifisch für KI sind. Dies spiegelt die wachsende Bedeutung von KI wider.

Die WTO als Vermittlerin und Unterstützerin

Der multilaterale Ansatz der WTO könnte dazu beitragen, die Zusammenarbeit auf politischer Ebene zu fördern und die handelsbezogenen Aspekte der Steuerung von KI anzugehen. Die WTO kann als Forum für Verhandlungen, Diskussionen und Festlegung von Regelungen auftreten, um die Chancen weiter auszubauen und die Risiken zu minimieren.

Quellen und weitere Informationen:

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