Nigerias Wirtschaft wächst wieder. Für einen spürbaren Rückgang der Armut reicht das Wachstum jedoch nicht aus. (Stand: 10.03.2022)
Die konjunkturellen Aussichten für 2022 sind zwar wieder etwas besser als in den Vorjahren, insgesamt aber eher mäßig.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Laufe des Jahres 2021 seine Wachstumsprognose von zunächst 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) nach oben korrigiert und geht nun von einem realen Zuwachs von 2,7 Prozent aus. Etwas optimistischer ist die EIU (Economist Intelligence Unit), die für 2022 von einem realen Wachstum von 3,3 Prozent ausgeht und für das Folgejahr sogar einen Anstieg von 3,8 Prozent erwartet. Um eine spürbare Verbesserung der Lebensbedingungen für die über der Hälfte in Armut lebende Bevölkerung zu erreichen, ist das Wachstum allerdings zu gering.
Impffortschritt kommt langsam voran
Noch am Anfang befindet sich die Immunisierung der Bevölkerung. Vollständig geimpft sind erst 4 Prozent der Bevölkerung (8,5 Millionen Menschen), eine Erstimpfung haben bislang 9 Prozent erhalten (18,5 Millionen Menschen). Dies ist auf den schwierigen Zugang zu Impfstoffen zurückzuführen. Nigeria ist wie viele afrikanische Länder auf Impfstoff der Covid-19 Vaccines Global Access Initiative (COVAX) angewiesen. Darüber hinaus begünstigen Defizite in der Infrastruktur eine niedrige Impfquote. So wurde im Dezember 2021 bekannt, dass bis zu 1 Million Impfdosen wegen Überschreitung des Ablaufdatums vernichtet wurden.
Bessere Aussichten für viele Branchen
Die einzelnen Branchen wurden von den Auswirkungen der Pandemie unterschiedlich getroffen. Relativ unbeschadet durch die Krise kam der seit Jahren kontinuierlich wachsende Agrar- und Nahrungsmittelsektor. Dort konnte sogar im Krisenjahr 2020 Wachstum erzielt werden. Um die steigende Nachfrage bedienen zu können, sind jedoch Investitionen dringend erforderlich.
Staatliche Investitionen in die Transportinfrastruktur und den Wohnungsbau dürften für positive Impulse in der Bauwirtschaft und Zementindustrie sorgen. Der für Nigeria nach wie vor wichtige Öl- und Gassektor kann derzeit von hohen Ölpreisen von über 100 US-Dollar (US$) pro Barrel profitieren. Zudem erhofft sich die nigerianische Regierung durch Verabschiedung des lang ersehnten Petroleum Industry Act im August 2021 mit stabilen Rahmenbedingungen einen Investitionsschub.
Konsum leidet unter hoher Arbeitslosigkeit und Inflation
Die Haushalte und der Privatkonsum leiden unter hoher Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung. Nach Angaben des National Bureau of Statistics beträgt die Arbeitslosenquote mittlerweile 33 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt mit 42 Prozent sogar noch höher. Hinzu kommt eine hohe Inflation von 15,6 Prozent. Zudem wird im Vergleich zu den Vorjahren ein geringerer Lohnzuwachs erwartet. Aufgrund der hohen Inflationsraten ist deshalb für dieses Jahr und die nächsten Jahre mit sinkenden Reallöhnen zu rechnen, was sich ebenfalls auf den Konsum niederschlagen wird.
Sicherheitsproblem wird chronisch
Nigeria bekommt sein Sicherheitsproblem nicht in den Griff. Armut, Arbeitslosigkeit und fehlende Perspektiven nehmen vor allem bei der jüngeren Bevölkerung zu. Proteste, Plünderungen und allgemein steigende Kriminalität sind die Folge. Die Sicherheitslage im Norden und Nordwesten wird aufgrund der Zunahme von Aktivitäten krimineller Banden sowie islamistischer Gruppen immer prekärer. Überfälle, Morde und Entführungen nehmen zu.
Von Corinna Päffgen
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Accra