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Wirtschaftsumfeld | Äthiopien | Überblick

Äthiopien – Wirtschaftswachstum im Fokus der Regierung

Das ostafrikanische Land blickt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurück und hat sich zu einer schnell wachsenden Volkswirtschaft entwickelt.

Von Helen Wiedemann (GIZ), Eschborn

Die Demokratische Bundesrepublik Äthiopien liegt am Horn von Afrika im Osten des Kontinents. Das Land grenzt im Norden an Sudan und Eritrea, im (Süd-)Westen an Südsudan und Kenia, im Südosten an Somalia und im Osten an Dschibuti. Mit 123,4 Millionen Menschen ist es das zweitbevölkerungsreichste und mit einer Fläche von rund 1,1 Millionen Quadratkilometern das zehntgrößte Land Afrikas.

Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und reicht von Hochplateaus bis zu tiefen Tälern und Flussebenen. Im Nordwesten liegt das Simien-Gebirge, das zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört und den Ras Dashen beherbergt, den mit 4.550 Metern höchsten Berg Äthiopiens. Im Osten erstreckt sich die Danakil-Senke, die als einer der heißesten Orte der Welt bekannt ist. Hier befindet sich auch der Vulkan Dallol, der aufgrund seiner außergewöhnlichen Landschaft und Geologie zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes zählt. Die Hauptstadt Addis Abeba liegt auf einer Höhe von 2.355 Metern am Fuße des Mount Entoto und ist damit die höchstgelegene Hauptstadt des Kontinents.

Schnell wachsende Wirtschaft bietet Chancen für Investitionen

Für das Leben der Bevölkerung spielen die Flüsse eine wichtige Rolle, darunter der Blaue Nil und der Omo, die beide in Äthiopien entspringen. Sie sind von hoher Bedeutung für die Landwirtschaft und den Lebensunterhalt der Menschen. Äthiopien ist außerdem reich an Bodenschätzen wie Gold, Platin, Kupfer und Erdgas. Wirtschaftliche und politische Herausforderungen stellen dagegen wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen in verschiedenen Landesteilen dar, sowie eine mangelhafte Infrastruktur, hohe Inflationsrate, schwerfällige Bürokratie, Devisenknappheit und steigende Weltmarktpreise für Treibstoff und Nahrungsmittel.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Vielvölkerstaat Äthiopien zu einem Land mit aufstrebenden Dienstleistungs- und Industriesektoren gewandelt. Es bietet vielfältige Möglichkeiten für Investitionen und wirtschaftliche Zusammenarbeit und zählt zu den Ländern mit dem höchsten Wirtschaftswachstum in Afrika. Dennoch leben noch immer etwa 30 Prozent der Bevölkerung in Armut. Verschärft wird dies durch fehlende Ausbildungschancen für junge Menschen. Die Bevölkerung im Hochland leidet seit Jahrzehnten unter einer zunehmenden Ernährungsunsicherheit. Das starke Bevölkerungswachstum, die ansteigende Entwaldung und unzureichende landwirtschaftliche Produktionsmethoden sind maßgebliche Faktoren, die zu dieser Situation beitragen.

Wechselvolle Geschichte mit politischen Umbrüchen

Äthiopien wurde im Laufe seiner weit zurückreichenden Geschichte von einer Vielzahl unterschiedlicher Kulturen geprägt. Aufgrund der günstigen geographischen Lage und der klimatischen Bedingungen konnten sich schon früh komplexe bäuerliche Kulturen bilden. Zudem ist Äthiopien Fundort der ältesten bekannten menschlichen Fossilien und wird daher oft als Wiege der Menschheit bezeichnet.

Trotz mehrerer politischer Umbrüche konnte das Land durchgehend unabhängig bleiben und sich erfolgreich gegen europäische Kolonialisierungsversuche wehren. Bis zum Jahr 1974 war Äthiopien ein Kaiserreich. Der letzte Kaiser, Haile Selassie, wurde nach studentischen Protestbewegungen gestürzt. Die nachfolgende Militärregierung wandelte das Land in eine sozialistische Volksrepublik um; die Regierungszeit war geprägt von einem Bürgerkrieg, der sich gegen die Unterdrückung durch die Regierung richtete. Das Regime hielt sich bis 1991. Im Jahr 1995 trat eine neue Verfassung in Kraft, gemäß der die Staatsform in eine föderative Republik mit Bundesstaaten überging.

Hoffnung auf Stabilisierung: Äthiopien kämpft mit Folgen des Tigray-Konflikts

Der seit 2018 amtierende Ministerpräsident Abiy Ahmed leitete einen vielversprechenden Reformprozess für mehr politische Inklusion und Demokratisierung ein. Außenpolitisch setzte sich Abiy für eine Neuausrichtung der Eritrea-Politik ein und beendete damit die jahrzehntelangen Spannungen zwischen den beiden Ländern. Seit November 2020 verursachte der militärische Konflikt in der nördlichen Region Tigray jedoch Unruhen im Land. Konfliktparteien waren die äthiopische Regierung und die Partei "Tigray People's Liberation Front", die bis 2018 die dominierende politische Kraft im Land war.

Der gewaltsame Konflikt forderte Tausende von Toten sowie Hunderttausende von Vertriebenen und hat gravierende Auswirkungen auf die humanitäre Lage in der Region und die gesamtwirtschaftliche Lage. Ende 2022 einigten sich die Parteien auf einen Waffenstillstand und die Einleitung eines Friedensprozesses. Derzeit sind infolge der bewaffneten Auseinandersetzung über 28 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Obwohl rund 2,6 Millionen Binnengeflüchtete in ihre Heimat zurückgekehrt sind, befinden sich noch mehr als 2,7 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Dazu kommen fast 900.000 Geflüchtete aus dem Südsudan, Somalia und Eritrea, die in Äthiopien registriert sind.

Entwicklungszusammenarbeit mit Äthiopien

Die äthiopische Regierung verfolgt neben dem Wiederaufbau einen ehrgeizigen Kurs, um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen und die Wirtschaftsleistung zu verdoppeln. Trotz Fortschritten gibt es in Äthiopien noch viele Herausforderungen, wie Armutsbekämpfung und Zugang zu sauberem Wasser und sanitärer Grundversorgung. Die Schwerpunkte der deutsch-äthiopischen Zusammenarbeit liegen deshalb auf nachhaltiger wirtschaftlicher Entwicklung, Ausbildung, Landwirtschaft und Ernährungssicherung, Frieden und gesellschaftlichem Zusammenhalt sowie Schutz und nachhaltiger Nutzung natürlicher Ressourcen.

Ansprechpartner

Die Autorin ist im Programm Business Scouts for Development tätig, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt.

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