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Wirtschaftsumfeld | Jordanien | Überblick

Jordanien – Monarchie auf Modernisierungskurs

Das in Vorderasien gelegene Jordanien gilt als Stabilitätsanker der Region. Geplante Reformen sollen die Wirtschaft stärken und den Staat modernisieren.

Von Kristina Droll (GIZ, Eschborn)

Das Haschemitische Königreich Jordanien ist ein Staat am nordwestlichen Rand der arabischen Halbinsel. Das Land erstreckt sich auf einer Fläche von rund 89.000 Quadratkilometern und grenzt im Westen an Israel und die palästinensischen Autonomiegebiete, im Norden an Syrien, im Nordosten an Irak und im Südosten und Süden an Saudi-Arabien.

Neben dem 26 Kilometer langen Küstenstreifen am Roten Meer im Süden des Landes besteht Jordanien zu 80 Prozent aus Wüste. Vor allem die östlichen und südlichen Landesteile sind vegetationsarm. Den Norden des Landes prägt das Gilead-Gebirge, in dem auch die Hauptstadt Amman liegt. Im Norden und Nordwesten herrscht Mittelmeerklima mit heißen, trockenen Sommern sowie feuchten, milden Wintern. Im Großteil des restlichen Landes überwiegt kontinentales Wüstenklima.

Historisch eng mit Europa verbunden

Die Entstehungsgeschichte Jordaniens ist historisch eng verknüpft mit dem europäischen Kolonialismus des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Haschemiten, die seit dem zehnten Jahrhundert über Mekka und Medina herrschten, verbündeten sich im Ersten Weltkrieg mit der britischen Krone und kämpften im Aufstand der Araber gegen die Osmanen (1916 bis 1918). Im Gegenzug wurde dem haschemitischen Herrscher in Mekka, Hussein Ibn Ali, von Großbritannien ein eigenes Königreich zugesichert.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand 1921 das Land Transjordanien; der Sohn von Hussein Ibn Ali, Abdullah I., wurde als Emir eingesetzt. Im Jahr 1923 erklärte Großbritannien Transjordanien zu einem selbständigen Emirat unter britischer Mandatsverwaltung. Am 25. Mai 1946 gewann Transjordanien schließlich seine Unabhängigkeit. Abdullah I. nahm den Königstitel an und sein Herrschaftsgebiet wurde zunächst in "Haschemitisches Königreich von Transjordanien" umbenannt, vier Jahre später in "Haschemitisches Königreich Jordanien".

Geprägt durch die Krisen der Region

Seit der Unabhängigkeit ist das Land stark von den Konflikten der Region geprägt. So ist der hohe Anteil palästinensischstämmiger Menschen in Jordanien auf mehrere Fluchtwellen zurückzuführen. Sowohl nach der Gründung des israelischen Staates als auch infolge des Sechs-Tage-Kriegs 1967 flohen viele Palästinenserinnen und Palästinenser nach Jordanien. Bis zur Besetzung durch Israel im selben Jahr standen der Gazastreifen und das Westjordanland unter jordanischer Verwaltung. Als Reaktion auf die erste palästinensische Intifada gab Jordanien seine Ansprüche auf beide Gebiete auf. Seit 1994 besteht zwischen Israel und Jordanien ein Friedensvertrag.

Enorme Auswirkungen auf das Land hat bis heute auch der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien: Rund 1 Million syrische Geflüchtete haben derzeit in Jordanien Schutz gefunden. Dies stellt einerseits eine soziale Herausforderung dar, die die jordanische Infrastruktur zusätzlich belastet. Andererseits führt die Situation auch zu einem Zufluss an wichtigen internationalen Hilfsgeldern.

König plant Reformen

Die seit 1952 bestehende Verfassung definiert Jordanien als konstitutionelle Monarchie. In der Praxis hat König Abdullah II. jedoch weitreichende Machtbefugnisse, die auch die formal existierende Gewaltenteilung außer Kraft setzen. Die letzten Parlamentswahlen fanden im Jahr 2020 statt. Regierungschef Bisher Al-Khasawneh ist als Premierminister seit 2020 im Amt.

Die Bevölkerung des Landes ist überwiegend muslimisch, zudem existiert eine christliche Minderheit. Der König, der sich auf seine Abstammung aus der Familie des Propheten Mohammeds beruft, wird nicht zuletzt dank dieser religiösen Legitimation von der Gesellschaft akzeptiert und hat im Land eine identitätsstiftende Funktion.

Ein Reformprogramm der Regierung soll das Wirtschaftswachstum ankurbeln: Es sieht etwa den Ausbau erneuerbarer Energien, eine Steuererhöhung und eine Kürzung der Subventionen vor. Mit seinem auf Modernisierung und internationale Öffnung bedachten politischen Kurs gilt Jordanien als Stabilitätsanker in der krisengebeutelten Region.

Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Integration

Die deutsch-jordanische Entwicklungszusammenarbeit (EZ) besteht seit 1959. Im Jahr 2022 wurden hierfür seitens der Bundesregierung rund 414 Millionen Euro zugesagt. Aktuelle Schwerpunkte der Zusammenarbeit sind Wasser und Abwasser, Abfall sowie berufliche Bildung und Beschäftigungsförderung. Seit 2012 liegt der Fokus der EZ-Maßnahmen auf der Unterstützung von Geflüchteten und aufnehmenden Gemeinden.

Großen Druck auf das Land übt der wüstenbedingte Ressourcenmangel aus. Besonders der Wassermangel wird durch die hohe Anzahl Geflüchteter noch verstärkt. Zudem kann die schwache jordanische Industrie der sehr jungen Bevölkerung derzeit keine ausreichenden beruflichen Perspektiven bieten – rund die Hälfte der Jordanierinnen und Jordanier sind im informellen Sektor beschäftigt. Offizielle Zahlen beziffern die Arbeitslosigkeit auf 23,1 Prozent, Schätzungen gehen sogar von 30 Prozent aus. Die Frauenerwerbsquote Jordaniens gehört zu den niedrigsten weltweit.

Ansprechpartner

Die Autorin ist im Programm Business Scouts for Development tätig, das die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) umsetzt.

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