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Entwicklungsbank fordert Finanzierungslösungen für Afrika
Afrika fehlt Geld, um seine Wirtschaft zu transformieren. Woher soll das Geld kommen? Die Afrikanische Entwicklungsbank präsentierte auf ihrer Jahrestagung Lösungsansätze.
26.06.2024
Von Laura Sundermann | Bonn
Afrikas Bruttoinlandsprodukt (BIP) wächst 2024 um 3,7 Prozent.
Die Zahlen klingen erst mal nicht schlecht: Die Afrikanische Entwicklungsbank AfDB (African Development Bank) erwartet, dass das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Afrikas 2024 um 3,7 Prozent wächst, 2025 gar um 4,3 Prozent.
Doch Afrika muss nicht nur seine wachsende Bevölkerung versorgen, sondern will zugleich seine Wirtschaft transformieren und einen Entwicklungssprung raus aus Armut und Verschuldung machen. Dafür braucht es ein höheres Wachstum.
"Wir schätzen, dass Afrika über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren ein konstantes Wachstum von 7 bis 10 Prozent benötigt, um den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen",
sagte Kevin Urama, Chefvolkswirt der AfDB, auf der Jahrestagung der Bank in Mai 2024. Dort stellte er auch den African Economic Outlook 2024 mit den neusten Wirtschaftszahlen vor.
Die AfDB versammelt einmal im Jahr ihre Anteilseigner, um über das vergangene Jahr zu berichten und Entscheidungen zur weiteren Entwicklung der Bank zu treffen. Die Anteilseigner sind die Mitgliedsländer der Bank, unter anderem Deutschland, die durch Gouverneure vertreten werden. Die AfDB-Jahrestagung 2024 fand in Kenias Hauptstadt Nairobi statt und stand unter dem Motto "Africa’s Transformation, the African Development Bank Group, and the Reform of the Global Financial Architecture".
AfDB steigert ihre Zusagen und bleibt ihren Schwerpunkten treu
Die AfDB ist aufgerufen, mehr in die Transformation des Kontinents zu investieren. Das tut sie: Sie sagte 10,8 Milliarden US$ im Jahr 2023 zu, 30 Prozent mehr als noch 2022.
Auf der Jahrestagung genehmigten die Anteilseigner der AfDB zudem eine Kapitalerhöhung in Höhe von 117 Milliarden US$, wodurch sich das Gesamtkapital der Bank auf 318 Milliarden US$ erhöhte. Das Ausleihvolumen der AfDB dürfte daher in den nächsten Jahren weiter steigen.
Die Bank stellte auf der Jahrestagung außerdem ihre neue 10-Jahres-Strategie 2024 bis 2033 vor. Die AfDB bleibt ihren "High 5" genannten Schwerpunkten treu und arbeitet weiterhin zu Energie, Ernährung, Industrialisierung, regionaler Integration und Lebensqualität. Die öffentlichen Kunden der Bank werden in diesen Sektoren weiterhin Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen ausschreiben.
Neben den eigenen Maßnahmen lieferte die Bank Vorschläge, wie Afrika die nötigen Investitionen finanzieren kann.
Die globale Finanzarchitektur muss überarbeitet werden
Das wichtigste Anliegen der AfDB dreht sich um Sonderziehungsrechte (SZR) beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Industriestaaten haben einen Teil ihrer Währungsreserven in Form von SZR beim IWF hinterlegt. Die AfDB wirbt gemeinsam mit der Interamerikanischen Entwicklungsbank (IDB) dafür, dass die Staaten diese SZR den Entwicklungsbanken zur Verfügung stellen, indem sie damit spezielle Anleihen der Entwicklungsbanken erwerben. Dies könnte den Entwicklungsbanken zusätzliches Kapital in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar (US$) verschaffen. Der IWF hatte dem Vorschlag im Mai 2024 bereits zugestimmt. Nun müssen sich Industrieländer finden, die diese Möglichkeit nutzen.
Zudem wirbt die AfDB dafür, eine afrikanische Kreditratingagentur zu gründen. Eine Analyse vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) zeigt, dass die großen Ratingagenturen das Kreditrisiko in vielen afrikanischen Ländern höher bewerten, als dies nach harten Kennzahlen angemessen wäre. Die afrikanischen Staaten zahlen somit übermäßig hohe Zinsen auf ihre Schulden.
Kenias Präsident William Ruto brachte auf der Jahrestagung ein Beispiel: "Wir sind als Kenia auf den Markt gegangen. Und dann gab es Probleme in Niger, und man sagte uns, dass wir deshalb zwei Prozentpunkte mehr zahlen müssten. Niger ist sehr weit von Kenia entfernt, aber in Washington oder an einem anderen Ort sitzt jemand und denkt, Niger sei in Nairobi." Er bat die AfDB: "Bitte arbeiten Sie an einer afrikanischen Kreditratingagentur, die sachliche Informationen in die Finanzarchitektur mit einbringt, damit dieses unnötige Risikoprofil verringert wird."
Eine weitere Stellschraube für mehr Finanzierung in Afrika sieht die AfDB in einer Reform der Klimafinanzierung. Afrika erhält nur etwa 3 Prozent der globalen Klimafinanzierung, leidet aber schon stark unter den Folgen des Klimawandels - den es nicht verursacht hat. Die deutsche Gouverneurin bei der AfDB, Bärbel Kofler, bekräftigte bei der Tagung, dass der Zugang zu Klimafinanzierung einfacher werden müsse.
Auf nationaler Ebene sind Wirtschaftsreformen nötig
Doch ohne makroökonomische Reformen in den afrikanischen Ländern selbst werden auch die internationalen Finanzreformen nicht ausreichend Mittel bereitstellen. Die AfDB ruft die Staaten daher zu Reformen auf, mit denen diese ihre Einnahmen steigern und Verluste reduzieren können:
- Schuldenmanagement verbessern
- Steuerbasis erweitern
- Korruption bekämpfen
- Informellen Sektor formalisieren
- Illegale Finanzströme bekämpfen
Bei diesen Aufgaben unterstützt die AfDB ihre Mitgliedsstaaten. Sie fördert unter anderem ein Projekt zur Verbesserung des Schuldenmanagements in 22 afrikanischen Ländern und ein Projekt zur Bekämpfung illegaler Finanzströme in Westafrika. Bei diesen Vorhaben werden regelmäßig Beratungsleistungen international ausgeschrieben. Deutsche Unternehmen können sich auf die Ausschreibungen bewerben und ihre Expertise einbringen.
Informationen über Projekte und Ausschreibungen
Bei der Umsetzung von geberfinanzierten Vorhaben schreiben die Staaten die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus.
GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über die vielfältigen Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit. Die kostenfreie Datenbank ist nach Land, Branche und Geber filterbar.
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Die Aufzeichnungen der Tagung können nachgehört werden. Die nächste AfDB-Jahrestagung findet vom 26. bis 30. Mai 2025 in Côte d'Ivoire statt.