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Deutsche Wettbewerbsposition | Algerien

Deutsche Produkte behaupten sich trotz Widrigkeiten in Algerien

Algerien gilt als zahlungskräftiger, aber schwieriger Absatzmarkt. Während China andere Wettbewerber verdrängt, können deutsche Exporteure ihren Marktanteil halten. 

Von Peter Schmitz | Tunis

Das Bruttoinlandsprodukt Algeriens beträgt etwas weniger als die Hälfte des ägyptischen, liegt auf dem afrikanischen Kontinent aber unter den ersten fünf. Im regionalen Vergleich bietet das Land einen großen, zahlungskräftigen Markt. Obwohl seit Jahren mehr Eigenproduktion abseits von Öl und Gas propagiert wird, ist der Importbedarf hoch.

Als Investitionsstandort spielt es, im Gegensatz zu anderen nordafrikanischen Ländern, bisher eine untergeordnete Rolle. Zu restriktiv und wechselhaft sind die Geschäfts- und Investitionsbedingungen. Immerhin können ausländische Unternehmen inzwischen in vielen Sektoren die Mehrheit der Anteile halten. In strategisch wichtigen Bereichen müssen Unternehmen weiterhin mehrheitlich in algerischer Hand liegen. Trotz der geografisch prädestinierten Lage konnte sich Algerien bisher nicht als Drehscheibe für den Handel mit Afrika etablieren. Hier hat vor allem Marokko in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen, auch Tunesien ist dafür besser aufgestellt.

Algerien bleibt mittelfristig kaum eine Alternative zur wirtschaftlichen Diversifizierung. Im Nahrungsmittel- und zuletzt auch im Energiebereich deutet sich das bereits an, verläuft jedoch schleppend. Deutsche Unternehmen könnten als Zulieferer auf der Gewinnerseite stehen.  

Algerien auf einen Blick

Algerien importierte 2017 laut UN Comtrade Waren im Wert von 46 Milliarden US-Dollar (US$), davon stammten 7 Prozent aus Deutschland. Destatis zufolge lag das Land auf Rang 49 der wichtigsten deutschen Absatzmärkte.

Algerien exportierte 2017 Waren im Wert von 35 Milliarden US$. 4 Prozent davon gingen nach Deutschland – Rang 62 der wichtigsten deutschen Bezugsmärkte.

Laut algerischem Handelsregister sind 68 deutsche Firmen 2022 in Algerien registriert. Die Auslandshandelskammer (AHK) Algier geht von 44 deutschen Unternehmen aus, die in Algerien ansässig sind. 

Chinesische Dominanz auf dem Prüfstand

China dominiert den Liefermarkt. Vor allem im Infrastrukturbereich, aber auch im Bergbau, können chinesische Unternehmen die Marktrisiken am ehesten tragen und oftmals noch die Finanzierung mitbringen. Aber es gibt Vorbehalte gegen diese Dominanz. Deutsche Unternehmen konnten ihren Marktanteil zuletzt wieder leicht, aber stetig steigern. Neben Kraftfahrzeugen sind Maschinenbauerzeugnisse aus Deutschland in strategischen Sektoren gefragt. Hier zählt die Qualität mehr als der Preis. Trotz schwieriger Marktbedingungen sind die Aussichten für deutsche Technik gut. Zumindest wenn Algerien Diversifizierung, Energiewende und Umweltschutz ernsthaft angeht – wofür es Anzeichen gibt.

Bergbau, Nahrungsmittelindustrie und erneuerbare Energien sind im Kommen

Preisschwankungen für Öl und Gas wirken sich direkt auf die Investitionstätigkeit des Landes aus. Kombiniert mit den politischen und sozialen Spannungen im Land und in der Region können sich dadurch Prioritäten ergeben, die nicht an den Bedürfnissen von Industrie und Wirtschaft orientiert sind. Der lebenswichtige Hydrokarbonbereich setzt stark auf Investitionen. Zudem wurde der Import beispielsweise von Pkw, aber auch von Investitionsgütern zwischenzeitlich erschwert. Bergbau, Nahrungsmittelindustrie und erneuerbare Energien dürften in den kommenden Jahren zulegen. Deutschland hat hier viel zu bieten.

Hauptlieferanten wichtiger Produkte (Anteil in Prozent) 1)

Rang

Produkt

2000

2010

2017 2)

Maschinen 3)

1

China

2,0

8,7

23,8

2

Italien

21,7

18,6

16,0

3

Deutschland

13,7

8,6

10,3

Kfz und -Teile 4)

1

Deutschland

7,3

6,5

23,8

2

Rumänien

0,0

3,5

14,3

3

Südkorea

17,7

12,8

10,8

Chemische Erzeugnisse 5)

1

Frankreich

40,9

21,9

16,0

2

Deutschland

4,5

10,4

11,4

3

Spanien

12,9

7,8

9,5

1) Anteile der größten Liefernationen bei den für Deutschland bedeutendsten Exportprodukten nach Algerien; 2) bei Redaktionsschluss letzte verfügbare Daten 3) SITC 71-74; 4) SITC 78; 5) SITC 51-59Quelle: UN Comtrade

Als Beschaffungsmarkt steht Algerien noch am Anfang

Bisher ist Algerien kein strategisch wichtiger Beschaffungsmarkt für deutsche Unternehmen. Öl, Gas und deren Derivate kommen hierzulande größtenteils aus anderen Regionen. Allerdings gelten etwa 60 Prozent des riesigen Territoriums – die Fläche entspricht der Summe der fünf größten Mitgliedsstaaten der Europäischen Union – als geologisch unerforscht. Der Bergbau trägt außerhalb von Öl und Gas weniger als ein Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das wird sich ändern, wenn auch nicht sicher ist, wann.

Derzeit werden in signifikanten Mengen Eisenerz und Phosphat abgebaut. Daneben besitzt Algerien substanzielle Vorkommen an Salz, Blei, Zink, Gold, Silber, Wolfram, Mangan, Strontium, Kieselgur und Feldspat. Am weitesten haben bisher China und Australien ihre Fühler danach ausgestreckt. Neben dem schwierigen Geschäftsumfeld hindert die fehlende Infrastruktur Investoren daran, diese Bodenschätze gewinnbringend abzubauen.

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