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Branchen | Aserbaidschan | Landwirtschaftliche Bewässerung

Aserbaidschan investiert verstärkt in die Bewässerungswirtschaft

Ein neues Programm für eine verbesserte Bodenbewässerung bietet viele Möglichkeiten für eine Kooperation mit dem Ausland. Ressourcenschonende und effiziente Technik ist gefragt.

Von Uwe Strohbach | Baku

Der Ausbau der Bewässerungswirtschaft zählt zu den wirtschaftspolitischen Prioritäten der aserbaidschanischen Regierung. Die im Herbst 2024 verabschiedete "Nationalen Strategie für die effektive Nutzung von Wasserressourcen 2040" eröffnet zahlreiche Geschäftschancen.

Projektspektrum reicht von Speicherbecken bis zu Pumpstationen

Ein darin enthaltenes Aktionsprogramm sieht für den Zeitraum 2025 bis 2027 folgende Maßnahmen vor:

  • Projektierung und Bau von drei Speicherbecken zu Bewässerungszwecken (weitere sechs Objekte bis 2030 geplant); 
  • Bau und Sanierung von Hauptbewässerungs- und Zubringerkanälen (beispielsweise mittels wasserundurchlässiger Kanalabdichtungen, acht laufende und zwölf neue Projekte) sowie Bau neuer Kanäle;
  • Investitionen in Messstationen, Überwachungsnetzwerke und smarte Systeme für das Bewässerungsmanagement;
  • Einsatz ressourcenschonender Bewässerungsanlagen;
  • Investitionen in Pumpstationen, Zuleitungen und subartesische Brunnen.

 

Ehrgeizige Ziele zum wirtschaftlichen Umgang mit WasserIn Prozent
 

2025

2026

2027

2030 

Wasserverluste in den staatlichen Bewässerungssystemen 1)

46

44

42

30

Anteil der bewässerten Flächen unter Einsatz wassersparender Technologien 2)

7

8

10

15

1 Anteil der zugeführten Wassermenge; 2 Anteil der bewässerten Flächen.Quelle: "Nationale Strategie für die effektive Nutzung von Wasserressourcen 2040" 2024

Geschäftschancen eröffnen sich außerdem bei der Integration erneuerbarer Energien in wasserwirtschaftliche Objekte, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften sowie Erstellung von Machbarkeitsstudien. Bis auf wenige Ausnahmen, bei denen die Projekte bereits verfolgt werden, stehen konkrete Schritte zur Umsetzung der meisten Vorhaben noch aus. Hauptansprechpartner für alle geplanten Initiativen und Projekte im Wassersektor Aserbaidschans ist die staatliche Agentur für Wasserressourcen (Azərbaycan Dövlət Su Ehtiyatları Agentliyi; ADSEA). Für den Themenkomplex Bewässerung ist dort der Regionale Dienst für Wasserwirtschaft und Bewässerung als eine von fünf Unterbehörden zuständig.

Neue Behörde bündelt Zuständigkeiten im Wassersektor

Als staatliche Agentur ist die ADSEA seit 2024 für sämtliche Aktivitäten in der Wasser- und Bewässerungswirtschaft zuständig. Unter dem Dach der neuen Institution kümmern sich fünf Unterbehörden um die verschiedenen Zweige des Wassersektors. Die Neuordnung soll Verwaltungsabläufe optimieren.

Branchenkenner sehen die Konzentration in einer Behörde kritisch. Ihrer Einschätzung nach sollten vielmehr die Kommunen oder der Privatsektor die Themen Trink- und Abwasser verantworten, das Landwirtschaftsministerium die öffentliche Bewässerungswirtschaft.

Aus- und Neubau mehrerer Bewässerungskanal-Systeme

Die Landwirtschaft Aserbaidschans beansprucht fast vier Fünftel des jährlichen Frischwasserangebots. Gleichzeitig verursacht der größte Wassernutzer auch die Hauptverluste des nassen Elements. Die jährliche reale Wasserentnahme für den Bedarf des Agrarsektors beziffern ADSEA-Experten auf mindestens 10 Milliarden Kubikmeter. Davon werden mehr als 7 Milliarden Kubikmeter ineffizient genutzt – als Folge der häufig maroden und veralteten Ausrüstungen zur Bewässerung. Durchschnittlich verdunsten und versickern allein etwa 3 Milliarden Kubikmeter Wasser jährlich auf dem Weg zu den Feldern, so die offizielle Statistik.

Erdkanäle verursachen hohe Wasserverluste

Das Gros der rund 92.000 Kilometer langen Bewässerungs- und Drainagekanäle im Land bedarf einer Sanierung. In den Bewässerungskanälen verdunsten oder versickern etwa 40 bis 55 Prozent des Wassers. Rohrleitungen, betonverkleidete Kanäle und Kastenrinnen machen etwa 15.000 Kilometer des Kanalnetzes aus. Der Großteil der Haupt-und Sekundärwasserkanäle entfällt jedoch auf einfache, zumeist nur wenig befestigte Erdkanäle.

Mit dem Ausbau des Şirvan-Bewässerungskanals (Schirwan) verfolgt die ADSEA seit Mitte 2024 ein ambitioniertes Modernisierungsprojekt, um die bislang hohen Wasserverluste einzudämmen. Das Beratungsunternehmen Su Yapı aus der Türkei erwartet in der Machbarkeitsstudie für das Vorhaben, dass allein seine Umsetzung die Verluste um 346 Millionen Kubikmeter Wasser reduzieren wird. Dafür sorgen soll unter anderem der Einsatz eines Überwachungs- und Steuerungssystems für automatisierte technische Prozesse (SCADA) bei der Bewirtschaftung der Wasserressourcen. Zum Şirvan-Projekt gehört auch die Verlängerung des Kanals von 122 auf 200 Kilometer, um so die Option zur Bewässerung von Ackerland in seinem Einzugsgebiet auf annähernd 230.000 Hektar mehr als zu verdoppeln.

Für ein weiteres Großprojekt, die Sanierung des 172 Kilometer langen Qarabağ-Kanals (Karabach), hat die ADSEA mit den Vorarbeiten begonnen. Darüber hinaus wird ein 52 Kilometer langer Bewässerungskanal vom Qız-Qalası-Stausee (Giz Galasi) an der Grenze zum Iran zu Ackerflächen in der Wirtschaftsregion Karabach gebaut. Dazu zählen auch 252 Kilometer neue Rohrleitungen, um zukünftig die Bewässerung von 252.000 Hektar zu ermöglichen. Die Islamische Entwicklungsbank (IsDB) unterstützt das Projekt mit 97 Millionen US-Dollar (US$).

Staat fördert den Einsatz effizienter Pivot-Beregnungssysteme

Generell wird wassersparende Technik zur Bewässerung bisher nur selten eingesetzt. Ihr Anteil an allen im Land praktizierten Bewässerungsmethoden soll sich zwischen 2024 und 2030 auf 15 Prozent verdoppeln. Das Landwirtschaftsministerium setzt vor allem auf den verstärkten Einsatz moderner Pivot-Beregnungssysteme. Bis 2028 sollen diese Anlagen zur Kreis-/Karussellberegnung bereits auf 200.000 Hektar Ackerfläche genutzt werden.

 

Verbreitung moderner Bewässerungssysteme nimmt zu
 

2020

2021

2023

Gesamtfläche (in 1.000 ha)

74,3

91,5

104,2

Pivot-Beregnungssysteme

38,6

48,7

61,8

Tröpfchenbewässerung

25,6

38,7

27,9

Andere Systeme wie Sprinkleranlagen und Trommelberegnung 

10,1

4,1

14,5

Anteil an den bewässerten Böden insgesamt (in %) *)

5,0

6,1

7,1

* Hauptsächlich große Farmen und Agrarparks.Quelle: Ministerium für Landwirtschaft 2025

Der aserbaidschanische Staat unterstützt die Anschaffung ressourcensparender Bewässerungstechnik. Den Agrarbetrieben winkt ein Zuschuss in Höhe von 40 Prozent des Kaufpreises. Zudem können sie zinslose Kredite mit einer Laufzeit von fünf Jahren für weitere 40 Prozent der Kosten zur Anschaffung entsprechender Ausrüstungen aufnehmen.

Noch umfangreicher fällt die staatliche Förderung für den Weizenanbau aus. Landwirtschaftliche Betriebe, die dabei auf Pivot-Technologie setze, erhalten als Zuschuss umgerechnet 35 US$ pro Hektar. Außerdem werden ihre Kredite für den Erwerb der Technik zwischen 2025 und 2027 bis zu einer Höhe von umgerechnet insgesamt knapp 100 Millionen US-Dollar (US$) vom Staat garantiert.

Klimawandel und Investitionsstau treiben neue Projekte an

Der Klimawandel ist ein Faktor, weshalb auch in Aserbaidschan der Bodenbewässerung zunehmende Beachtung geschenkt werden muss. Dazu kommt großer Nachholbedarf, die technische Infrastruktur der Bewässerungsfeldwirtschaft zu sanieren und auszubauen. Der Klimawandel hat die Wasserversorgung aus dem Gleichgewicht gebracht. Die erneuerbaren Oberflächenwasserressourcen haben sich mit 14 Milliarden bis 18 Milliarden Kubikmetern pro Jahr gegenüber früheren Jahrzehnten nahezu halbiert. Dürrebedingte Ernteausfälle nehmen zu. Laut offiziellen Angaben gingen 2022 Kulturen auf einer Fläche von 101.000 Hektar durch Vertrocknung komplett verloren; ein Jahr später waren bereits 178.000 Hektar betroffen.

Im Land bedürfen 1,5 Millionen Hektar, das heißt 31 Prozent aller landwirtschaftlich genutzten Freilandflächen, künstlicher Wasserzufuhr. Tatsächlich bewässert werden bislang nur 1 Million Hektar. Unter den Bewässerungsverfahren dominiert mit einem Anteil von etwa 88 Prozent die Oberflächenbewässerung. Das übrige benötigte Wasser wird dem Grundwasser über subartesische Brunnen entnommen. 

Drei Regionen verbrauchen gut die Hälfte des gesamten Wassers für BewässerungszweckeIn Millionen Kubikmeter; 2023
Region

Wasserverbrauch für die Bewässerung

Landesweit, davon:

7.239

  Karabach

1.595

  Zentral-Aran

1.225

  Mil-Mugan

1.208

  Schirwan-Salyan

699

  Quazakh-Tovuz

629

  Ganja-Daschkesan

613

  Andere Regionen

1.270

Quelle: Staatliches Statistikkomitee 2025

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