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Branchen | Aserbaidschan | Informations- und Kommunikationstechnologie

Aserbaidschan 2030: Mit moderner IKT zu wirtschaftlicher Vielfalt

Aserbaidschan setzt auf moderne IKT, um die Wirtschaft zu diversifizieren und weg von Öl und Gas zu führen. Der IKT-Sektor soll bis 2027 jährlich um 11 Prozent wachsen.

Von Uwe Strohbach | Baku

Die Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ist zentral für die Strategie "Aserbaidschan 2030". Sie treibt die Transformation von einer öl- und gasbasierten zu einer diversifizierten Wirtschaft voran. Die Regierung prognostiziert für den IKT-Sektor in den Jahren 2025 bis 2027 ein durchschnittliches reales Wachstum von 11 Prozent. In den drei Vorjahren lag der Anstieg bei etwa 14 Prozent.

Rückenwind durch Branchenprogramme

Neue Initiativen im IKT-Bereich sollen eine flächendeckende, stabile Telekommunikationsversorgung und die Digitalisierung aller Wirtschaftssektoren sicherstellen. 

Die Strategie "Digitale Wirtschaft 2030", das Konzept zur Entwicklung der künstlichen Intelligenz (2025–2028) und der Aktionsplan für den Ausbau des digitalen Verwaltungsökosystems (2025–2027) umfassen zahlreiche Projekte in allen Sektoren der IKT-Industrie.

"Aserbaidschan legt viel Wert auf die Entwicklung eines robusten digitalen Ökosystems und einer entsprechenden Infrastruktur. Ausländische Direktinvestitionen in den digitalen Sektor spielen in unserer Digitalisierungsstrategie eine entscheidende Rolle, indem sie Kapital, Technologien, Fachwissen und internationale Praktiken einbringen",

so der Geschäftsführer des Zentrums für die 4. Industrierevolution (C4IR Azerbaijan), Fariz Jafarov,  auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos Ende Januar 2025.

Geplante IKT-Projekte  

Die Vorhaben konzentrieren sich auf folgende Kernfelder:

  • Azerbaijan Digital Hub: Umsetzung durch AzerTelecom mit Projekten wie Digitale Seidenstraße, Errichtung von Datenzentren und Modernisierung der Telekommunikationsinfrastruktur.
  • Digitale Technologien: Beschleunigte Entwicklung von Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) und Blockchain.
  • Öffentliche Verwaltung: Digitalisierung von über 500 staatlichen Diensten, Einführung eines Systems für digitale Identitätsnachweise und eines elektronischen Informationssystems für Verwaltungsgebühren.
  • Telekommunikationsnetze: Wiederaufbau und Ausbau der Netze in den von Armenien zurückeroberten Gebieten in Karabach.
  • Startup-Ökosystem: Forcierter Ausbau und Stärkung des Startup-Ökosystems.
  • Aus- und Weiterbildung: Verstärkte Investitionen in die Ausbildung von Fachkräften, auch in Kooperation mit deutschen Partnern wie der Constructor University, Bremen.

Weitreichende Präferenzen für in- und ausländische IT-Firmen 

Die Regierung unterstützt die Entwicklung des IKT-Sektors und die Gewinnung ausländischer Fachkräfte. Unternehmen, die sich in Technoparks registrieren, profitieren seit dem 1. Januar 2023 von Vorzugsbedingungen, darunter:

  • Befreiung von Gewinn-, Vermögens-, Grund- und Dividendensteuer sowie Mehrwertsteuer beim Import von IT-Ausrüstungen für zehn Jahre.
  • Ermäßigter Einkommensteuersatz von 5 Prozent für monatliche Einkommen über 8.000 Aserbaidschan-Manat (AZN/circa 4.700 US-Dollar) und Befreiung von der Einkommensteuer für Einkommen bis 8.000 AZN (gültig vom 1. Januar 2026 bis 31. Dezember 2033; übliche Steuersätze: 14 bis 25 Prozent).
  • Befreiung von Sozialabgaben für ausländische Fachkräfte im IT-Sektor für zehn Jahre (gilt auch für Sublieferanten von Technoparks registrierten Unternehmen).

Voraussetzung zur Nutzung der Präferenzen 

Unternehmen, die sich in Technoparks als steuerlich bevorzugte IT-Firmen registrieren möchten, müssen folgende Bedingungen erfüllen:

  • Gründung einer Niederlassung in Aserbaidschan. 
  • Keine Schulden gegenüber dem Finanzamt und der Sozialversicherung.
  • Mindestens einjährige praktische Erfahrung in der IT-Systemintegration oder Softwareentwicklung.
  • Anstellung qualifizierter IT-Fachkräfte.

Eine neu gegründete IT-Firma kann sofort nach ihrer Registrierung von den Vorzügen profitieren, wenn sie die fachlichen IT-Erfahrungen ihrer Muttergesellschaft im Gründungsdokument angibt.

Anfang 2025 umfasste die Liste der begünstigten IT-Firmen etwa 80 nationale und 15 ausländische Unternehmen, darunter Firmen aus der Türkei, den USA, den VAE, Pakistan und Israel.

Weitere Informationen zur Registrierung von IT-Firmen sind bei der Agentur für Innovation und digitale Entwicklung (İnnovasiya və Rəqəmsal İnkişaf Agentliyi; İRİA) erhältlich.

Bau der Transkaspischen Glasfaserleitung startet

Ein herausragendes internationales Projekt des Azerbaijan Digital Hub ist der Bau eines transkaspischen Glasfaserkabels auf dem Boden des Kaspischen Meers. Dieses Vorhaben der NEQSOL Holding ist Teil der Digitalen Seidenstraße, die Europa und die Türkei mit Zentral- und Südasien über Aserbaidschan und Georgien verbindet.

Das Projekt umfasst den Bau einer 380 Kilometer langen Glasfaserleitung von Sumgayit (Aserbaidschan) nach Aktau (Kasachstan) und ermöglicht eine Datenübertragungsgeschwindigkeit von bis zu 400 Terabit.

AzerTelecom (Teil der NEQSOL Holding) und Kazakhtelecom (Kasachstan) setzen das Projekt um. Der Bau beginnt im Frühjahr 2025 und soll bis Ende 2026 abgeschlossen sein.

Start-up-Szene holt kräftig auf

Die aserbaidschanische Gründerszene gewinnt zunehmend an Dynamik. In Sektoren wie Fintech, Agrotech, Healthtech, Ökotech und E-Commerce gibt es vielversprechende digitale Lösungen, die sich für Investitionen ausländischer Risikokapitalgeber oder Business Angels eignen.

Immer mehr Start-ups nutzen die Unterstützung von Acceleratoren, Inkubatoren und Innovationszentren. Das Ministerium für digitale Entwicklung und Transport strebt an, mittelfristig über 500 aktive innovative Start-up-Projekte zu haben. 

Im Jahr 2024 erhielten 65 Jungunternehmen von der Entwicklungsagentur für kleine und mittlere Unternehmen (KOBIA) ein Förderzertifikat, das sie von der Gewinn- und Einkommensteuer auf ihre Projekteinnahmen befreit. Seit 2019 profitierten 188 Unternehmen von diesem Programm. Zudem starteten der zweite nationale Wagniskapitalgeber (INMerge Ventures) und der dritte Business-Angels-Klub (Divida).

Ansprechpartner

 

Bedeutende Akteure in der IKT-Branche Aserbaidschans

Unternehmen (Firmengruppe)

Produkt

Ministerium für digitale Entwicklung und TransportZentrale Anlaufstelle für alle IKT-Projekte im Land

Agentur für Innovation und digitale Entwicklung (IDDA) 

 

Förderung neuer, innovativer Produkte und Geschäftsmodelle, Unterstützung innovationsgetriebener Forschungsprojekte

Neqsol Holding 

 

 

Eigentümer der aserbaidschanischen Gesellschaften Bakcell (Mobilfunk, mehr als 3 Mio. Abonnenten), Azerconnect (B2B-Telekommunikationstechnologien) und AzerTelecom (Internet-Provider) 

Azercell Telecom MMC

 

Mobilfunkbetreiber (Marktführer mit etwa 5 Millionen Abonnenten)

Azerfon (Nar Mobile) 

 

Mobilfunkbetreiber (circa 2,2 Millionen Abonnenten)
AzTelekom/Baktelecom*)

Gesellschaften des Ministeriums für digitale Entwicklung und Transport 

Festnetz-/IP-Telefonie, Internet-Service-Provider (Festnetz), IPTV, CDMA-Netz (Aserbaidschan ohne Baku/Hauptstadtregion Baku) 

 

Azstand 

 

Institut für Standardisierung Aserbaidschans/Komitee für die Standardisierung von Informations- und Kommunikationstechnologien (TK05) IKT-Branche

Bakutel, Baku 

 

Aserbaidschans Leitmesse für Telekommunikation, Innovation und Hochtechnologien; nächster Jahrgang: voraussichtlich Dezember 2025
* Die Regierung plant eine Fusion der beiden Internet-Service-Provider AzTelekom und Baktelecom. Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

 

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