Aserbaidschans Gewerbegebiete locken mit Präferenzen

Um seine Wirtschaft weiter zu diversifizieren, fördert Aserbaidschan Gewerbegebiete und ermutigt Engagements in- und ausländischer Investoren an diesen Standorten. In den Industrieparks und -zonen waren Ende 2021 rund 90 Wirtschaftssubjekte registriert. Davon haben 55 Unternehmen ihre Produktion aufgenommen.

Unternehmen haben in den Gewerbegebieten etwa 3,8 Milliarden US-Dollar (US$) investiert. Ausbauvorhaben für weitere 250 Millionen US$ sind geplant. Die Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze dürfte damit um circa 2.000 auf mehr als 11.500 steigen.

Alle Branchen sind willkommen

Industrieparks sind Gewerbegebiete, in denen primär Projekte von gesamtstaatlicher oder überregionaler Bedeutung realisiert werden sollen. In den ursprünglich auf einen Industriezweig beschränkten Clustern können sich heute Investoren aus unterschiedlichsten Branchen engagieren. Die Parks locken mit öffentlichen Investitionen in die Infrastruktur, steuerlichen Vorteilen sowie Zollpräferenzen.

Firmen zahlen ab dem Zeitpunkt der Registrierung für 10 Jahren keine Gewinn-, Grund- und Vermögensteuer. Importierte Maschinen und sonstige Ausrüstung (für den Eigenbedarf) sind außerdem von der Mehrwertsteuer und Importzöllen befreit. Die Zollpräferenz gilt für sieben Jahre nach der Firmenregistrierung. Einige Parks bieten darüber hinaus einen grünen Korridor für eine schnelle Zollabfertigung an.

Sumgait gilt als Vorzeigeprojekt

Vier Fünftel der Investitionen in Gewerbegebieten entfallen auf den Industriepark in Sumgait (Sumqayıt). Die Staatsbetriebe SOCAR Polymer (Produktion von Polypropylen und -ethylen) und SOCAR Carbamide Plant (Herstellung von Stickstoffdünger) investierten jeweils rund 800 Millionen US$ in ihre Projekte.

Über 700 Millionen US$ flossen zudem in 13 Fabriken des integrierten Technologieparks Sumgait (STP). Die heutige Unternehmensgruppe STP besteht aus drei Geschäftseinheiten (Kabel, Aluminium und Metallkonstruktionen) und drei Joint Ventures (Krane/mechanische Ausrüstungen, Sandwichpaneele und Metalle).

Neue Projekte im Industriepark Sumgait betreffen Produktsparten wie:

• Floatglas,
• Glasverpackungen,
• Sulfatsäure,
• Kalziumkarbonat,
• Recycling von Blei-Säure-Batterien.

Die im Oktober 2021 im Park registrierte Gesellschaft Azerbaijan Vanhong Ceramics Co. will 40 Millionen US$ in eine Fliesenfabrik investieren, deren jährliche Kapazität 15 Millionen Quadratmeter keramische Fliesen betragen soll. Investor ist die chinesische Gesellschaft Wenzhou Wanhong Trading Co.  

Industriepark Balakhani bietet Geschäftschancen in der Recyclingindustrie

Der Industriepark Balakhani in Baku setzt auf Investitionen in den Sektoren Recyclingwirtschaft, grüne Energie und energieeffiziente Baustoffe. Von den 23 registrierten Firmen (Stand: Ende 2021) haben 16 Betriebe ihre Produktion aufgenommen. Sie beschäftigen rund 800 Mitarbeiter. Die Unternehmen recyceln Kunststoffe, Papier und Verpackungen, Motoröle, Altspeiseöle und produzieren Schmiermittel, Möbel und Magnesit-Verbundplatten. Der jüngste Investor, die Gesellschaft Zəfər işığı (Triumphales Licht), will jährlich 5,4 Millionen LED-Lampen herstellen.

Industriezonen sollen Regionalentwicklung ankurbeln  

Neben Großprojekten unterstützt die Regierung auch Gewerbeansiedlungen kleiner und mittlerer Unternehmen in regionalen Industriezonen. Sie finanziert die infrastrukturelle Erschließung der Grundstücke und greift Investoren mit Fördermitteln für die Projektfinanzierung unter die Arme.

Die etwa 10 bis 60 Hektar großen Gewerbegebiete befinden sich in den Landkreisen Hadschigabul (Hacıqabul), Sabirabad, Massali, Neftschala (Neftçala) und Scharur (Şərur). Von den 40 registrierten Firmen in den Zonen (Stand: Ende 2021) ist knapp die Hälfte wirtschaftlich tätig. Die Unternehmen investierten fast 50 Millionen US$ und planen Ausbauprojekte für weitere 25 Millionen US$. In den Industriezonen werden unter anderen folgende Güter gefertigt:

• Fahrzeuge (vorrangig Pkw in kleiner Stückzahl),
• Metallkonstruktionen,
• Dachmaterialien,
• Bewässerungssysteme,
• Ausrüstungen für die Baustoffindustrie,
• Kunststofferzeugnisse,
• Möbel,
• Düngemittel,
• Schweißtechnik und Nahrungsgüter.

In den von Armenien zurückeroberten Landkreisen Agdam und Dschäbrajil (Cəbrayıl) befinden sich gegenwärtig zwei Industrieparks im Aufbau. Sie sollen einen wesentlichen Beitrag zur Wiederbelebung der Wirtschaft in den westaserbaidschanischen Landesteilen leisten.

Neue Agentur soll mehr Schwung in die Gewerbegebiete bringen

Das Interesse in- und ausländischer Firmen an Engagements in den Industrieparks nimmt zu. Dennoch bleiben die Ansiedlungsergebnisse noch weit hinter den Erwartungen zurück. Eine im Januar 2021 gegründete Agentur für die Entwicklung von Wirtschaftszonen (İqtisadi Zonaların İnkişafı Agentliyi) soll den Gewerbegebieten nun neue Impulse verleihen. Sie koordiniert den Ausbau der Industrieparks und ist auch für Agrarcluster zuständig. Die Agentur untersteht dem Ministerium für Wirtschaft und soll langfristig dazu beitragen, deutlich mehr ausländische Investoren zu gewinnen.

Lediglich der Industriepark für Recyclingwirtschaft Balakhani (Balaxanı) in Baku und die Industriezone Scharur (Şərur) verbleiben im Kompetenzbereich der Gesellschaft für Abfallmanagement Temiz Shahar (Təmiz Şəhər/Saubere Stadt) beziehungsweise des Ministerkabinetts der Autonomen Republik Nachitschwan (Naxçıvan).