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Attraktive Freizone am Kaspischen Meer lockt Investoren
Die Freie Wirtschaftszone Alat rund um den Seehafen Baku tritt in ihre aktive Phase und wirbt um Investoren. Sie könnte schon in naher Zukunft zur Handelsdrehscheibe avancieren.
21.09.2022
Von Uwe Strohbach | Baku
Die südkaukasische Republik Aserbaidschan will mehr ausländische Investoren gewinnen, um ihre Wirtschaft zu diversifizieren. Mit der Freien Wirtschaftszone Alat (AFEZ) wurde ein nationales Leuchtturmprojekt gestartet, mit welchem in- und ausländischer Unternehmen gezielt angesiedelt werden sollen.
Die Industrie- und Logistikzone AFEZ könnte sich dank ihrer strategischen Lage zu einem regionalen Transporthub sowohl auf der Ost-West- als auch der Nord-Süd-Achse entwickeln. Sie dürfte auch von der zu erwarteten Neuausrichtung internationaler Lieferketten als Folge aktueller globaler Konflikte profitieren. Das macht AFEZ zu einem aussichtsreichen Investitionsstandort.
Innovative und exportorientierte Unternehmen sind besonders erwünscht
Die Initiatoren der Freizone wollen insbesondere erfahrene Unternehmen anlocken, die exportorientierte Erzeugnisse mit einer hohen Wertschöpfung herstellen oder entsprechende Dienstleistungen gewähren. Willkommen sind außerdem Firmen, die innovative Technologien nutzen und solche, die internationalen Handel pflegen. Die Hauptzielgruppe kommt in den Genuss steuerlicher und anderer Präferenzen.
Erster Nutznießer der Vorzugsbedingungen ist die israelische Biopharmax Group LTD. Der Anbieter von schlüsselfertigen und kundenspezifischen Fertigungsanlagen, für pharmazeutische und biotechnologische Produkte sowie von Synthesewirkstoffen, hat sich in der Freizone ein drei Hektar großes Grundstück gesichert. Er will etwa 50 verschiedene Pharmaprodukte vorwiegend für den Export herstellen, heißt es in der am 13. September 2022 zwischen dem Investor und dem AFEZ-Management abgeschlossenen Vereinbarung.
Weitreichende Vorzugsbedingungen für Investoren
Die Investitionsanreize und -vorteile in der Zone umfassen unter anderem:
- Steuer- und Zollbefreiungen (Körperschaft- und Quellensteuer, Zölle und Mehrwertsteuer für Exporte und Importe von Waren und Dienstleistungen, Einkommensteuer/Sozialversicherungsbeträge für ausländisches Fachpersonal beziehungsweise freiwillige Zahlungen an die Sozialversicherung für ausländische Arbeitnehmer),
- Handelserleichterungen, wie vereinfachte Zollverfahren,
- keine Eigentumsbeschränkungen (Gründung und Betrieb von Unternehmen mit bis zu 100 Prozent Auslandskapital),
- einen umfassenden Schutz von technischen und nichttechnischen gewerblichen Schutzrechten,
- einen freien Gewinntransfer,
- einen One-Stop-Shop für den Umgang mit Behörden,
- die mögliche Inanspruchnahme einer unabhängigen Instanz für Streitbeilegungen (Schiedsgericht beziehungsweise Schlichtungsstelle),
- eine fortlaufende Investorenbetreuung.
Quelle: AFEZ 2022 |
Auch Zulieferer sind gefragt
Unternehmen, die Zulieferungen oder kommerzielle Dienstleistungen für die Hauptzielgruppe erbringen und deren Geschäftstätigkeit auf den lokalen Markt fokussiert ist, können sich auf dem Gelände der Freizone oder auf speziell ausgewiesenen Gewerbeflächen außerhalb der Zone niederlassen. Ihnen werden keine Vorzugsbedingungen gewährt. Sie können unter bestimmten Voraussetzungen die für Privatunternehmen im Land üblichen Förderinstrumente nutzen - beispielsweise Hilfen bei der Kreditfinanzierung.
Indikator | Anmerkung |
---|---|
Lage | Hauptstadt Baku, Siedlung Garadagh (Qaradağ); etwa 65 km südwestlich des Stadtzentrums |
Gesamtfläche | 858 ha |
Zone 1 (südwestlich des Hafens Baku, Autobahn- und Bahnanschluss) | Lagerkapazitäten, verarbeitende Industrie (ohne Schwerindustrie): 198 ha |
Zone 2 (nördlich des Hafens Baku, Autobahn- und Bahnanschluss) | Logistikkapazitäten, verarbeitende Industrie (ohne Schwerindustrie) : 441 ha |
Zone 3 (7 km vom Hafen entfernt, Anschluss an zwei Autobahnen) | Schwerindustrie: 211 ha |
Spezialzone (außerhalb der Freizone südwestlich der Zone 1) | Unterstützende Dienstleistungen: 8 ha |
Ausbauphase 1 | 2021 bis Mitte 2022; Juli 2022: offizielle Übergabe von 60 ha erschlossenen Gewerbeflächen an die Zonenverwaltung für die Firmenansiedlung |
Ausbauphase 2 | ab Mitte 2022 (84 ha) |
Synergieeffekte für den Ausbau Bakus als internationales Transportdrehkreuz
Der Auf- und Ausbau der Freizone geht einher mit der wachsenden Bedeutung Aserbaidschans als Drehkreuz im internationalen Transportgeschäft. Das Ballungsgebiet der Hauptstadt Baku liegt an fünf internationalen Bahntransportrouten:
- Ost-West I (China - Kasachstan - Aserbaidschan - Schwarzes Meer/Türkei),
- Ost-West II (China - Kirgisistan - Usbekistan - Turkmenistan - Aserbaidschan - Schwarzes Meer/Türkei),
- Nord-West (Russland - Aserbaidschan - Schwarzes Meer/Türkei),
- Nord-Süd (Russland – Aserbaidschan – Iran – Indien)
- Süd-West (Indien - Iran - Aserbaidschan – Russland und entweder Nordeuropa oder Schwarzes Meer/Türkei).
Auf allen Bahn- und ebenso Straßenkorridoren wird die Transportinfrastruktur rege ausgebaut. Unternehmen investieren auch in die Häfen der maritimen Seidenstraße in Aktau/Kuryk (Kasachstan) und Baku (Aserbaidschan), um dort die Kapazitäten zu erweitern. In alle diese Initiativen reiht sich ein geplantes Transport- und Logistikzentrum unmittelbar auf dem Gelände der Freien Wirtschaftszone Alat ein. Innerhalb der nächsten zwei Jahre, das heißt bis etwa Ende 2024, soll in dem Gewerbegebiet mit Unterstützung privater Investitionen eine moderne Bahn- und Straßeninfrastruktur entstehen.