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Nickelsektor befindet sich auf Wachstumskurs
Nickel ist ein Schlüsselrohstoff für die Elektromobilität. In Australien sorgt die weltweit steigende Nachfrage für zahlreiche Projekte. Nachhaltigkeit spielt eine wichtige Rolle.
02.06.2022
Von Heiko Stumpf | Sydney
Entlang der australischen Wertschöpfungskette für Nickel und Kobalt befinden sich zehn Projekte mit einem Investitionsvolumen von über 5 Milliarden US-Dollar (US$) in der Planung.
Das vom Investitionsvolumen größte Vorhaben in Australien gehört dem Unternehmen Sunrise Energy Metals. Der rund 1,8 Milliarden US$ teure Sunrise Battery Metals Complex bei Dubbo soll ab 2025 rund 20.000 Tonnen Nickel und 5.000 Tonnen Kobalt pro Jahr produzieren. Die Mine soll dabei vollständig durch erneuerbare Energie versorgt werden.
Nickelprojekte konzentrieren sich auf die Weiterverarbeitung
Das Sunrise Projekt beinhaltet eine hydrometallurgische Weiterverarbeitung mit einem Ionentauscher. Dadurch sollen auf direktem Weg Vorprodukte für Kathodenmaterialien hergestellt werden. Der Bedarf an Kathoden mit einem hohen Nickelgehalt ist groß, da diese für den Bau von Lithium-Ionen Batterien mit einer hohen Energiedichte benötigt werden.
Speziell auf die Batterieindustrie zielt auch Pure Battery Technologies mit Sitz in Brisbane ab. In der Bergbaustadt Kalgoorlie plant das Unternehmen den Bau einer Raffinerie für Nickel, Kobalt und Mangan mit einer anfänglichen Kapazität für Vorläufer-Kathodenaktivmaterial (sogenanntes pCAM – pre-cursor Cathode Active Material) von 50.000 Tonnen pro Jahr. Die Kosten belaufen sich auf rund 340 Millionen US$, wobei die Inbetriebnahme für 2024 geplant ist. Bis 2026 könnte die jährliche Kapazität auf 100.000 Tonnen verdoppelt werden.
"Durch unser innovatives Verfahren zur Säureauslaugung kommen wir ohne energieintensive Pyrometallurgie aus, unser Emissionsabdruck ist dadurch um bis zu 80 Prozent geringer als bei anderen gängigen Verfahren zur Herstellung von Kathodenvormaterial", sagte der Geschäftsführer Björn Zikarsky im Gespräch mit GTAI.
Zu Pure Battery Technologies gehört auch die Königswarter Nickelraffinerie in Hagen. Am deutschen Standort ist zunächst eine Produktionskapazität von 10.000 Tonnen pro Jahr geplant, wobei die Anlage vor allem aus Recyclingmaterial gespeist wird. Zur Versorgung der Anlage in Australien gibt es hingegen eine Kooperation mit Poseidon Nickel. Diese plant bis 2023 die Wiederinbetriebnahme der stillliegenden Nickelminen Black Swan und Lake Johnston in Western Australia.
"Für Abnahmeverträge führen wir auch Gespräche mit deutschen Unternehmen", so Zikarsky. "Allerdings besteht eine hohe Konkurrenz, denn Unternehmen aus Japan, Südkorea oder China arbeiten in Australien schon sehr aktiv daran, ihren zukünftigen Rohstoffbedarf zu sichern."
Südkorea entdeckt Australien als Beschaffungsmarkt
Insbesondere südkoreanische Unternehmen kaufen das in Australien geförderte Nickel auf. Bereits seit 2021 ist der Kathodenhersteller Posco mit 30 Prozent an der Ravensthorpe-Nickelmine in Western Australia beteiligt. Dies beinhaltet einen Abnahmevertrag über 7.500 Tonnen für das Zwischenprodukt Nickel-Kobalt-Hydroxid, dessen Laufzeit 2024 beginnt.
Das Unternehmen Australian Mines verfügt für seine geplante Sconi-Nickelmine über einen langfristigen Abnahmevertrag mit dem Batteriehersteller LG Energy. Die Baukosten liegen bei rund 1 Milliarde US$, wobei der Produktionsstart für 2024 geplant ist. Derzeit laufen Machbarkeitsstudien für einen angeschlossenen Weiterverarbeitungskomplex.
Auch bei dem geplanten Townsville Energy Chemicals Hub (Queensland) haben sich südkoreanische Unternehmen einen Teil der Produktion gesichert. Verträge mit LG Energy und Posco sind nach Angaben des Betreibers Queensland Pacific Metals bereits unter Dach und Fach. Die Anlage soll 420 Millionen US$ kosten und jährlich 16.000 Tonnen Nickelsulfat produzieren, wobei Nickelkonzentrat aus Neukaledonien importiert wird.
Das Vorhaben wirbt damit, als erste Nickelraffinerie weltweit eine negative Klimabilanz aufzuweisen. Dafür soll durch eine Kooperation mit dem Unternehmen Altilium der innovative DNi-Prozess zum Einsatz kommen. Nach Angaben des Unternehmens benötigt dieses Verfahren deutlich niedrigere Temperaturen und eingesetzte Säuren können wiederverwendet werden. Für die Anlage wird zudem methanhaltiges Grubengas aus benachbarten Kohleminen genutzt, welches ansonsten in die Atmosphäre entlassen würde.
Auch BHP setzt auf die Nachfrage aus der Batterieindustrie
Der Bergbauriese BHP war mit seinem Nickel-West-Komplex im Bundesstaat Western Australia bislang auf die Produktion von Nickelpulver für die Stahlindustrie ausgerichtet. Derzeit arbeitet BHP aber an der vollständigen Inbetriebnahme einer Anlage zur Produktion des bei der Batterieherstellung benötigten Nickelsulfats. Abnahmeverträge mit Tesla und Toyota sind bereits unterzeichnet. Mittelfristig könnte die Kapazität von 100.000 Tonnen pro Jahr verdoppelt werden.
Zu Nickel-West gehören neben mehreren Minen wie Mount Keith und Leinster auch eine Nickelschmelze in Kalgoorlie sowie eine Raffinerie in Kwinana bei Perth. Aufgrund der steigenden Nachfrage aus der Elektromobilitätsbranche will BHP in den kommenden Jahren kräftig investieren.
Zur Versorgung mit Nickelkonzentrat arbeitet BHP an der Erschließung der Honeymoon Well Lagerstätte. Diese verfügt über Nickelvorkommen von etwa 173 Millionen Tonnen. Im Jahr 2025 steht auch eine Modernisierung der Nickelschmelze an, wobei eine Neuzustellung des Hochofens geplant ist.
Nachfrage nach Nickel steigt
Die Projektentwickler können auf einen konstant steigenden Bedarf vertrauen. Nach Prognosen des australischen Bergbauministeriums dürfte die weltweite Nickelnachfrage bis 2027 um durchschnittlich 3,7 Prozent pro Jahr wachsen und 3,4 Millionen Tonnen erreichen. Im Jahr 2021 lag der weltweite Nickelverbrauch noch bei etwa 2,8 Millionen Tonnen.
Die Elektromobilitätsbranche fürchtet bereits Lieferengpässe. Durch den Krieg in der Ukraine und den verhängten Sanktionen gegen Russland wird sich die Angebotslage verschlechtern. Russland ist nach Indonesien der weltweit zweitgrößte Nickelproduzent.